Das Spiel begann suboptimal für die Hausherren, denn bereits wenige Minuten nach Spielbeginn trug Patriots-Safety Devin McCourty einen von Tight End Geg Olsen abgefälschten Pass über 43 Yards für einen Pick-Six in die Endzone.
Die Seahawks fingen sich jedoch schnell wieder und vollendeten den zweiten Drive des Spiels mit einem 4-Yard-Touchdown von Tyler Lockett. Jener Drive dauerte 8:15 Minuten (13 Plays), sodass die Patriots erst am Ende des Auftaktviertels beim Stand von 7:7 erstmals überhaupt an den Ball kamen.
Ihr erster Drive resultierte ebenfalls in einem Touchdown - Cam Newton (30/44, 397 YDS, TD, INT; 11 CAR, 47 YDS, 2 TD) lief selbst von der 1 in die Endzone. Zudem wurde in jenem Drive Seahawks-Safety Quandre Diggs aufgrund einer Targeting-Strafe an Wide Receiver N'Keal Harry des Feldes verwiesen. Wenig später verletzte sich dann auch noch dessen Vertreter Marquise Blair, sodass letztlich Ugochukwu Amadi übernehmen musste.
Knapp sieben Minuten später ließ Russell Wilson dann erstmals richtig aufhorchen und feuerte einen perfekten 54-Yard-Touchdown-Pass zu D.K. Metcalf für den erneuten Ausgleich. Beim 14:14 blieb es dann auch bis zur Pause, da Patriots-Kicker Nick Folk noch einen 51-Yard-Field-Goal-Versuch vergab.
Patriots werden zweimal in der Red Zone gestoppt
Nach dem Break marschierten die Patriots übers Feld, scheiterten jedoch in der Red Zone an einem sehenswerten Stop von Safety Jamal Adams gegen Newton. Folk traf dieses Mal aus 25 Yards zum 17:14. Anschließend legten die Seahawks noch zwei Touchdowns drauf - Wilson fand zunächst David Moore für einen 38-Yard-Touchdown, danach Freddie Swain für einen 21-Yard-TD. Dazwischen lag indes eine Interception von Quinton Dunbar gegen Newton.
Die Patriots verkürzten dann zum Beginn des vierten Viertels durch einen 1-Yard-Touchdown-Catch vom deutschen Fullback Jakob Johnson, der frei in der Endzone stand. In der Folge schaffte New England zwar einen defensiven Stopp, machte jedoch selbst nichts aus dem darauffolgenden Ballbesitz. Die Seahawks machten es besser und Wilson sorgte schließlich mit einem 18-Yard-Touchdown-Pass auf Chris Carson für die Vorentscheidung.
New England verkürzte nochmals durch einen weiteren Newton-Touchdown. Und Cam führte sein Team nochmal bis kurz vor die Endzone, doch dort wurde der QB selbst gestoppt.
Seattle Seahawks (2-0) - New England Patriots (1-1)
Ergebnis: 35:30 (7:7, 7:7, 14:3, 7:13) BOXSCORE
Seahawks vs. Patriots - die wichtigsten Statistiken
- Beim 54-Yard-Touchdown-Pass von Russell Wilson auf D.K. Metcalf stand Wilson unter Druck und Metcalf hatte nur 0,7 Yards an Separation von Cornerback Stephon Gilmore. Der Ball flog 55,2 Air Yards und hatte eine Completion-Wahrscheinlichkeit von nur 22,3 Prozent. (Quelle: Next Gen Stats)
- Der 38-Yard-Touchdown-Pass auf David Moore war sogar noch unwahrscheinlicher - 6,3 Prozent Completion-Wahrscheinlichkeit! Moore hatte beim Pass 0,8 Yards Separation von Cornerback Jason McCourty und war nur 0,4 Yards von der Seitenlinie entfernt und brachte dennoch beide Füße ins Feld.
- Es war der erste Touchdown für Jakob Johnson, der zugleich als erster Spieler überhaupt aus dem International Pathway Program einen Touchdown in der NFL erzielt hat. Zugleich ist er der erste Spieler, der einen Touchdown-Pass von Cam Newton in Diensten der Patriots gefangen hat.
- Nachdem er in der Vorwoche noch eingeschränkt zum Gameplan gehörte, war Julian Edelman heute wieder ein Top-Target im Spiel der Patriots. Er fing letztlich 8 Pässe und stellte mit 179 Yards ein neues Career High auf.
Der Star des Spiels: Russell Wilson (Seahawks)
Russell Wilson (21/28, 288 YDS, 5 TD, INT) war einfach zu gut für die New England Patriots. Er machte keine Fehler - der Pick-Six zu Beginn ging auf die Kappe von Olsen, der einen sehr guten Pass durch die Hände gleiten ließ - und fand einfach immer wieder Lösungen. Die drei Deep-Ball-Touchdowns waren schlicht nicht zu verteidigen und er bewahrte stets die Ruhe, selbst bei Blitzes, die allerdings in diesem Spiel auch zu selten kamen. Wilson machte den Unterschied aus in diesem Spiel.
Der Flop des Spiels: Patriots-Defense
Die Patriots ließen im Vorjahr 4 Touchdown-Pässe auf Wide Receiver im ganzen Jahr zu. In diesem Spiel waren es 5! Die Defense war schlicht überfordert gegen Wilson und das Laufspiel der Seahawks. Die Patriots hielten stets an in ihren Sub-Packages fest und hatten damit einfach nicht die Mittel, die physisch starken Läufe der Seahawks (30 CAR, 154 YDS) zu stoppen, genauso gelang es kaum, Druck auf Wilson auszuüben, selbst das Vorhaben, ihn in der Pocket zu halten, misslang zumeist. Bill Belichicks Defenses haben seit jeher Probleme mit mobilen Quarterbacks, aber nie sah sie so überfordert aus wie nun gegen Wilson.
Analyse: Seahawks vs. Patriots - die Taktiktafel
- Play-Calls bei vierten Versuchen waren in diesem Spiel nicht immer so, wie sie nach modernen, analytischen Standards hätten sein sollen. Besonders gravierend fiel auf, wie die Seahawks an der New-England-42 bei einem 4th-and-5 punteten, anstatt den Versuch auszuspielen. Auf der anderen Seite entsprach der Punt der Pattiots an der eigenen 18 bei 4th-and-1 durchaus gängigen Konventionen, doch wenn man bedenkt, wie effektiv die Patriots mit Newton in Short-Yardage-Situationen sind, hätte man auch hier selbst im zweiten Viertel den vierten Versuch ausspielen können.
- Stichwort: Short-Yardage-Situationen: Die Patriots setzten ihre Tendenz der Vorwoche fort, nahe der Goal Line mit 14-Personnel, also dem ganz schweren Personal, anzugreifen. Jede Menge TIght Ends und Tackles, die als Extra-Blocker dazu kommen. Die Idee dahinter war klar: Den Weg freiräumen für Newton, wie es etwa beim Touchdown früh im Spiel der Fall war. Und es war auch der Plan ganz am Ende, misslang jedoch. Ansonsten spielten die Patriots häufig 11- und 21-Personnel, hauptsächlich aus der Shotgun, aus der auch Running-Back-Draws gelaufen wurden.
- Die Seahawks wiederum setzten offensiv fast ausschließlich auf 11-Personnel. Allerdings machten sie daraus des Öfteren Empty-Formations mit dem Running Back als Wideout aufgestellt. Defensiv spielten sie mit ihrer Base-Defense, auch nach dem Platzverweis für Diggs und der Verletzung von Blair. Die Patriots dagegen setzten auf ihre schon aus dem Vorjahr bekannte Formation mit nur einem Down-Lineman und dahinter diversen Defensive Backs und nur höchstens zwei Linebackern. Das allerdings wurde zum Problem, weil diese Defensive Backs selten in der Lage waren, das physisch starke Spiel der Seahawks-Offense effektiv zu stoppen, zu häufig wurden Tackles schlicht durchbrochen.
- Bemerkenswert: Trotz der gelegentlichen Zones spielte Cornerback Stephon Gilmore hauptsächlich gegen Metcalf. Auch bei dessen Touchdown war die Coverage eng, der Pass von Wilson war aber schlicht zu gut platziert, als dass Gilmore da etwas hätte verhindern können. Auch bemerkenswert: Die Patriots stellten keinen Spy für Wilson ab, der somit meist alle Zeit der Welt zum Passen, Scrambeln oder selber laufen hatte.
- Die Patriots verschwendeten mehr als zehn Sekunden ganz am Ende in der Red Zone, weil sie ihre finale Timeout aufsparten. Statt 22 Sekunden nach ihrer vorletzten Completion zu haben, hatten sie somit nur noch 9, was ihre Möglichkeiten gehörig einschränkte.