Es war das passende Ende eines dramatischen Spiels: Zwei Minuten vor Spielende in der Overtime setzte Herbert (22/32, 314 YDS, 2 TD, 4 ATT, 14 YDS, TD) von der Ein-Yard-Linie zu einer Quarterback-Sneak an, verlor den Ball allerdings aus den Händen. Nur durch Glück landete das Leder in den Händen eines Chargers-Spielers. Herbert konnte im anschließenden Spielzug erneut zu einer Sneak ansetzen, erreichte die Endzone und erzielte damit den entscheidenden Touchdown zum Sieg der Gäste.
Zuvor waren die Raiders zum Auftakt der Overtime über 14 Plays bis an die Drei-Yard-Linie der Chargers marschiert, verpassten dort aber den spielentscheidenden Touchdown und mussten ein Field Goal schießen. Kurz darauf brachte Herbert einen 53-Yard-Pass auf Jalen Guyton (4 REC, 91 YDS, ATT, 4 YDS) an und führte Los Angeles in dem Krimi doch noch zum Sieg.
Bei den Gastgebern stand dabei für drei Viertel und die Overtime Marcus Mariota (17/28, 226 YDS, TD, INT, 9 ATT, 88 YDS, TD) als Quarterback auf dem Feld. Starter Derek Carr (3/5, 53 YDS) hatte sich bei einem Scramble im ersten Viertel am Oberschenkel verletzt. Wie lange der 29-Jährige ausfallen wird, ist aktuell noch nicht absehbar.
Angeführt von einem überragenden Herbert, der durch die Luft zunächst nicht zu stoppen war und seine ersten neun Pässe allesamt an den Mann brachte, gingen die Chargers bei ihrem ersten Drive durch einen Touchdown von Hunter Henry (5 REC, 65 YDS, TD) mit 7:0 in Führung. Nach einem Field Goal fand Mariota im zweiten Viertel allerdings Darren Waller (9 REC, 150 YDS, TD) mit einem 35-Yard-Pass an der linken Seitenlinie zur ersten Führung für Las Vegas. Die Chargers setzen lange mit wenig Erfolg auf ihr Laufspiel, erst eine Minute vor der Pause durfte Herbert die Zügel der Offense voll übernehmen und warf prompt einen 26-Yard-Touchdown-Pass auf Tyron Johnson (3 REC, 61 YDS, TD).
NFL: Chargers verschießen zwei Field Goals
Nach kurzen Touchdown-Runs bei langen Drives von Josh Jacobs (26 ATT, 76 YDS, TD, 3 REC, 38 YDS) und Kalen Ballage (8 ATT, 11 YDS, TD) sorgte Mariota sechs Minuten vor dem Ende mit einem Rushing Touchdown für den Ausgleich. Dann wurde es wild: Chargers-Kicker Michael Badgley (1/3 FG, 3/3 XP) verschoss zunächst ein Field Goal aus 47 Yards Entfernung, dann warf Mariota nahe der gegnerischen Red Zone eine böse Interception - nur damit Badgley im Anschluss auch noch ein Field Goal aus 51 Yards verschießen konnte.
Die Raiders versuchten anschließend noch ein 65-Yard-Field-Goal, konnten dabei allerdings den Snap nicht richtig kontrollieren. In der Overtime erhielt Las Vegas schließlich zuerst den Ball, konnte den Sack trotz eines langen Drives jedoch nicht zu machen. Herbert entschied das Spiel schließlich doch noch für Los Angeles.
Die Chargers treffen in der kommenden Woche auf die Denver Broncos und spielen zum Abschluss der Saison gegen den amtierenden Champion, die Kansas City Chiefs. Chancen auf die Playoffs hat L.A. nicht mehr. Die Raiders müssen in den verbleibenden Saisonspielen noch bei den Miami Dolphins und den Broncos ran, sind nach ihrer vierten Niederlage in den letzten fünf Spielen nun aber auf gehörig Schützenhilfe im Playoff-Rennen in der AFC angewiesen.
Las Vegas Raiders (7-7) - Los Angeles Chargers (5-9)
Ergebnis: 27:30 (3:7, 7:10, 7:7, 7:0, 3:6) BOXSCORE
Raiders vs. Chargers - die wichtigsten Statistiken
- Mit seinen zwei Touchdown-Pässen in der ersten Halbzeit hat Justin Herbert Baker Mayfields Rookie-Rekord für die meisten Touchdown-Pässe in einer Saison eingestellt. Herbert steht nun bei 27 Touchdown-Pässen, mit einem weiteren Pass in den letzten beiden Saisonspielen würde er somit zum alleinigen Rekordhalter aufsteigen.
- Der denkbar knappe Erfolg der Chargers markiert den ersten Sieg in der eigenen Division seit neun Spielen. In der laufenden Saison hatte Los Angeles alle drei Spiele in der AFC West verloren, im Vorjahr waren die Chargers zudem in allen sechs Spielen gegen die Chiefs, Raiders und Broncos sieglos geblieben.
- Herbert verbuchte in dem Spiel 23,7 EPA (Expected Point Added), so viele wie noch nie zuvor in der Karriere des Rookie-Quarterbacks. Herberts 11 EPA unter Druck waren zudem der beste Wert aller Quarterbacks in der laufenden Saison.
Der Star des Spiels: Justin Herbert (Quarterback, Los Angeles Chargers)
Herbert spielte eine nahezu perfekte erste Hälfte und brachte immer wieder lange Bälle durch die Luft an. Die Raiders fanden keinerlei Antwort auf den jungen Quarterback, der einzig durch das Playcalling seiner eigenen Coaches, die stur am wenig erfolgreichen Laufspiel festhielten, ausgebremst werden konnte. In der zweiten Halbzeit durfte Herbert dann noch weniger werfen, führte sein Team mit einem 53-Yard-Pass auf Jalen Guyton und einer Quarterback-Sneak zum entscheidenden Touchdown in der Overtime aber dennoch zum Sieg.
Der Flop des Spiels: Trayvon Mullen (Cornerback, Las Vegas Raiders)
Ganz übler Auftritt des Raiders-Cornerbacks. Mullen wirkte nie wirklich auf der Höhe, die Chargers konnten ihn beständig und erfolgreich attackieren. Der 23-Jährige ließ zu Beginn des Spiels schnell drei Catches zu, verteidigte im Cover 2 vor der Pause bei zwei Plays in Folge nicht tief genug und beging ganze vier Strafen, darunter unter anderem eine Pass Interference in der eigenen Endzone, sodass Los Angeles einen Touchdown von der Ein-Yard-Linie erzielen konnte, sowie eine weitere Pass Interference beim spielentscheidenden Overtime-Drive der Chargers.
Analyse: Raiders vs. Chargers - die Taktiktafel
- Die Chargers hatten zu Beginn des Spiels deutlich mehr Erfolg im Pass- als im Laufspiel, hielten aber dennoch entschieden an ihren Runs fest. Trotz eines praktisch fehlerfreien Herberts erzielten die Gäste bei ihren ersten drei Drives daher nur zehn Punkte. Im vierten Viertel warf der Quarterback zudem gerade mal einen einzigen Pass.
- Die Raiders wiederum bauten nach dem Ausfall von Carr sehr schnell Option-Elemente in ihre Offense ein und nutzten Mariota immer wieder auch als Runner - mit Erfolg. Gegen die Chargers, die sich in ihrem Gameplan nicht auf einen Running Quarterback eingestellt hatten, verbuchte Mariota bei neun Rushes ganze 88 Yards.
- Nach der Entlassung von Paul Guenther hatte Rod Marinelli bei den Raiders kurzfristig die Aufgaben als defensiver Playcaller übernommen. Das Spiel gegen die Chargers zeigte allerdings: Die Probleme in Las Vegas' Defense gehen tiefer. Eine Minute vor der Pause spielten die Raiders bei zwei Pass-Plays der Gäste Cover 2, beide Male spielte der Safety zu tief und der Cornerback nicht tief genug, beide Male brachte Herbert einen 26-Yard-Pass auf eine Corner-Route in den offen gelassenen Raum an.
- Während Anthony Lynn sich auf Seiten der Chargers einmal mehr sehr konservativ (und teilweise überfordert) präsentierte und unter anderem bei einem Fourth-and-Five an der gegnerischen 42-Yard-Linie puntete (für 16 Yards) sowie bei einem Fourth-and-Two an der gegnerischen 28-Yard-Linie ein Field Goal schießen ließ (verschossen), gab sich Jon Gruden deutlich aggressiver: Der Coach der Raiders ließ ganze vier Fourth Downs ausspielen, war jedes Mal erfolgreich und hielt das Spiel so überhaupt erst eng.