Anmerkung: Bei der Cap-Space-Berechnung gehen wir von einem Salary Cap von 180,5 Millionen Dollar aus.
Baltimore Ravens
- Vorjahresbilanz: 11-5
- Größte Needs: Edge, Wide Receiver, Interior O-Line, Safety
- Wichtigste Free Agents: Edge Matthew Judon, Edge Yannick Ngakoue, Edge Tyus Bowser, DT Derek Wolfe, WR Willie Snead, Edge Pernell McPhee, C Matt Skura
- Cap Space: 18 Mio. Dollar
Das Mantra der Ravens schien nach dem Playoff-Aus gegen die Bills eigentlich klar zu sein: Die zu diesem Zeitpunkt günstigste Offense der Liga würde im Sommer verstärkt werden müssen. Die Interior Offensive Line war zu anfällig, zudem mangelte es dem Team an Playmakern, insbesondere die Wide Receiver brachten zu wenig Qualität mit.
Das Geld für eine hochkarätige Verpflichtung auf der Receiver-Position wäre da, mit Matt Judon, Yannick Ngakoue, Tyus Bowser und Pernell McPhee werden allerdings die vier besten Edge Defender der Ravens allesamt Free Agents. Baltimore wird sich vermutlich zwischen Offense und Defense entscheiden müssen.
Doch ohnehin wirkt es zunehmend unwahrscheinlich, dass die Ravens tatsächlich eine der absoluten Top-Lösungen wie Allen Robinson oder Kenny Golladay auf der Receiver-Position im Auge haben. Die Franchise sieht sich mit Quarterback Lamar Jackson wohl nach wie vor als Run-First-Team, eine außerordentlich teure Investition in einen Receiver würde nicht ganz in dieses Bild passen.
Dazu kommt, dass mit Judon und Ngakoue zwei eigene Free Agents auf dem offenen Markt hochdotierte Verträge abstauben könnten. Für die Ravens, die die Compensatory Picks der NFL in der Vergangenheit stärker wertgeschätzt haben als irgendein anderes Team, könnte das bedeuten, sich mit den ganz großen Verpflichtungen selbst zurückzuhalten. Sollten die Ravens in der Free Agency einen Receiver verpflichten, scheint eine B-Lösung wie Marvin Jones oder Tyrell Williams (hat als entlassener Spieler keinen Einfluss auf die Vergabe der Compensatory Picks) daher wahrscheinlicher.
Eine Verpflichtung von Corey Linsley als Lösung für die herben Center-Probleme in der vergangenen Saison dürfte in den Augen vieler Fans einen Traumszenario gleichkommen. Aufgrund der oben genannten Gründe scheint auch hier jedoch eine günstigere Alternative wie beispielsweise Alex Mack realistischer.
Defensiv werden die Ravens angesichts ihrer zahlreichen auslaufenden Verträge im Pass-Rush einige schwere Entscheidungen treffen müssen. Sofern ihr Markt nicht unerwartet klein ausfällt, dürften Judon und Ngakoue (der vermutlich ohnehin keine Zukunft in Baltimore hat) zu teuer für ihr bisheriges Team werden.
In diesem Fall könnte Baltimore versuchen, Pernell McPhee und Tyus Boswer als günstigere Optionen zu halten, womöglich mit Einjahresverträgen. Olivier Vernon und womöglich auch Justin Houston könnten auf dem freien Markt zudem günstige Edge-Optionen für ein Jahr sein.
In der Mitte der Defensive Line könnte Derek Wolfe gehalten werden, mit Justin Madubuike steht ein potenzieller Nachfolger allerdings bereit. Ein Safety mit Playmaker-Fähigkeiten steht eventuell ebenfalls auf dem Zettel der Ravens. Sofern ein Spieler wie Malik Hooker nicht zum Schnäppchenpreis verfügbar sein wird, könnte dieser Need allerdings eher im Draft behandelt werden.
Cincinnati Bengals
- Vorjahresbilanz: 4-11-1
- Größte Needs: Right Tackle, Interior O-Line, Edge, Cornerback
- Wichtigste Free Agents: CB William Jackson, Edge Carl Lawson, WR A.J. Green, CB Mackensie Alexander, CB LeShaun Sims, LG Quinton Spain, LB Josh Bynes
- Cap Space: 37,7 Mio. Dollar
Die Bengals gehen mit einer Menge Baustellen in die Offseason: Die Offensive Line ist auf vier von fünf Positionen eine Problemzone, defensiv kann die Front Seven auf fast jeder Position Verstärkungen gebrauchen, zudem werden die Cornerbacks beinahe geschlossen Free Agents. Cincinnati wird Prioritäten setzen müssen.
Die gute Nachricht: Mit fast 38 Millionen Dollar Cap Space verfügt das Team über mehr Gehaltsspielraum als die meisten Konkurrenten, durch Entlassungen von Geno Atkins (9,5 Millionen Dollar Einsparungen) und Bobby Hart (5,9 Mio.) könnte die Summe auf mehr als 50 Millionen Dollar anwachsen. Genug Geld, um sich auf mehreren Positionen namhaft zu verstärken - erst recht in einem Jahr mit sinkendem Salary Cap.
Das Hauptaugenmerk der Bengals dürfte in den kommenden Wochen auf der Offensive Line liegen, immerhin ist diese Baustelle direkt mit dem Erfolg und der Gesundheit von Quarterback Joe Burrow verbunden. Jonah Williams litt in seinen ersten zwei NFL-Saisons zwar unter schwerem Verletzungspech, soll aber ein Eckpfeiler für die Zukunft sein. Alle anderen Positionen in der O-Line könnten ein Upgrade gut vertragen.
Immerhin: Optionen gibt es in der Free Agency genug. Taylor Moton wäre eine Premiumlösung als Burrows neuem Right Tackle, auch Daryl Williams könnte hier eine Option sein. In der Interior O-Line wären Corey Linsley, Brandon Scherff und Joe Thuney allesamt herausragende Neuzugänge, alle drei dürften jedoch zu den Bestverdienern auf ihren Positionen aufsteigen. Ist Cincy bereit, einen solchen Preis zu zahlen? David Andrews oder Austin Reiter, beide Center, wären wohl etwas günstigere Optionen.
Gänzlich ignorieren sollte das Team auch die Receiver-Position nicht. Tee Higgins ist ein Top-Talent, Tyler Boyd ein guter Slot-Receiver, Auden Tate wäre als Nummer drei aber keine optimale Lösung. Zudem präsentierte sich Burrow in seiner Rookie-Saison mit vier Wide Receivern auf dem Feld am stärksten. Ein guter, aber nicht übermäßig teurer Receiver wie Marvin Jones, Sammy Watkins oder Nelson Agholor könnten Burrow das Leben auf dem Feld deutlich erleichtern.
Noch gravierender sind die Baustellen des Teams in der Defense. Diese zählte über die vergangenen Saisons stets zu den schwächsten Units der Liga. Weder in der Front noch in der Secondary zählten die Bengals - trotz Star-Safety Jessie Bates - auch nur zum Liga-Durchschnitt. Mit William Jackson und Carl Lawson werden zwei der wenigen fähigen Defender nun auch noch Free Agents.
Cincinnati belegte 2020 in der Adjusted Sack Rate bereits den ligaweit letzten Platz, das Team kann es sich also eigentlich nicht erlauben, Lawson ziehen zu lassen. Innen kehrt D.J. Reader, ein kostspieliger Neuzugang in der letzten Free Agency, zwar zurück, alleine wird er dieses Problem allerdings auch nicht beheben können.
Die gute Nachricht: Auf der Edge-Position gibt es in diesem Jahr jede Menge Optionen, von Superstars wie Shaq Barrett über Spieler wie Yannick Ngakoue bis hin zu möglichen Schnäppchen wie Olivier Vernon. Innen ist die Auswahl kleiner. Shelby Harris könnte eine gute und dennoch günstige Option sein.
In der Secondary werden die Cornerbacks William Jackson, Mackensie Alexander und LeShaun Sims allesamt Free Agents, somit verbliebe lediglich Darius Phillips aus der Cornerback-Rotation des Vorjahres, Trae Waynes soll nach einjähriger Verletzungspause endlich sein Debüt für Cincy feiern.
Die Bengals sollten versuchen, Jackson zu halten. Slot-Corner wie Alexander sind in der Free Agency für gewöhnlich günstig zu haben. Cincinnati spielte in der vergangenen Saison hauptsächlich Cover-1, also Man Coverage mit nur einem tiefen Safety als Hilfe. Ohne gute Cornerbacks dürfte eine solche defensive Philosophie zum Scheitern verurteilt sein.