NFL - Rookie-Ranking nach dem Saisonende: Der Rookie des Jahres verpasst Platz eins

Jan Dafeld
16. Februar 202110:12
SPOXgetty
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Die Saison 2020 liegt hinter uns! Zeit, einen finalen Blick auf die Leistungen der Rookies zu werfen: Gleich mehrere Youngster spielten in der vergangenen Spielzeit eine herausragende Saison. Beim Champion stechen zwei Spieler heraus, der Rookie des Jahres wird übertrumpft.

NFL Rookie Ranking 2020: Knapp die Liste verpasst

Joe Burrow (Quarterback, Cincinnati Bengals)

Burrow ging als Nummer-eins-Pick und Favorit auf den Titel des Rookie of the Year in die Saison und wusste dabei über weite Strecken auch zu überzeugen. Hinter einer wackligen Offensive Line warf Burrow 13 Touchdowns bei 5 Interceptions und kam auf immerhin 6,7 Yards pro Passversuch. Mit ein, zwei absolvierten Spielen mehr hätte sich Burrow einen Platz in den Top 10 verdient gehabt, durch seine Verletzung gegen das Washington Football Team verpasst er eine Platzierung in diesem Ranking jedoch haarscharf. Burrows Armstärke bietet Grund zur Sorge, seine Accuracy und sein Spielverständnis könnten dennoch für eine große Zukunft sorgen.

Jeremy Chinn (Safety, Carolina Panthers)

117 Tackles. 30 Defensive Stops. Zwei Touchdowns. Eine Interception. Chinn spielte eine unglaubliche aktive Rookie-Saison und landete aufgrund dieser Statistiken auch auf dem zweiten Rang bei der Wahl zum Defensive Rookie of the Year. Aber: Aktivität alleine macht noch keinen guten NFL-Defender aus. Chinn hatte 2020 große Probleme in der Run-Defense und ließ laut Pro Football Focus obendrein ganze sechs Touchdowns in Coverage zu. Chinns Potenzial lässt auf Großes hoffen, für eine Platzierung in den Top 10 fanden sich in dieser Saison, auch unter Berücksichtigung der Vielseitigkeit mit der er eingesetzt wurde, zwischen vielen Hochs allerdings auch noch zu viele Tiefs.

Brandon Aiyuk (Wide Receiver, San Francisco 49ers)

Aiyuk deutete bereits in seiner Rookie-Saison an, dass er der Nummer-eins-Receiver in Kyle Shanahans Offense sein kann. Zwischen Woche 7 und Woche 15 verbuchte der 22-Jährige in sechs Spielen 568 Receiving Yards und 4 Touchdowns, seine Kombination aus Route-Running und Explosivität kann Aiyuk für fast jeden Gegenspieler zu einem Mismatch machen. Der 25. Pick des Drafts 2020 verpasste in der vergangenen Spielzeit verletzungsbedingt vier Spiele, mit einer vollen Saison hätte er es wohl in unsere Top 10 geschafft.

Mekhi Becton (Offensive Tackle, New York Jets)

Becton kam als Talent, das zwar nahezu grenzenloses Potenzial besaß, dessen Spiel aber auch noch sehr roh war, in die NFL. Umso überraschender war es, wie gut sich der 21-Jährige von Beginn an auf dem Profi-Level präsentierte. Becton überzeugte sowohl als Run- als auch als Pass-Blocker und dürfte einer der Schlüsselspieler im Rebuild der Jets werden. Auch Becton machten 2020 allerdings Verletzungen zu schaffen: Der Hüne konnte in nur acht Spielen verletzungsfrei durchspielen.

CeeDee Lamb (Wide Receiver, Dallas Cowboys)

Als 17. Pick galt Lamb im vergangenen Draft als einer der großen Steals der ersten Runde und dem 21-Jährige gelang es durchaus mehrfach unter Beweis zu stellen, warum. Lamb verpasste die 1000-Yard-Marke nur knapp, sorgte immer wieder für Yards nach dem Catch und überzeugte vor allem gegen Zone Coverage. Seine neun Drops waren jedoch deutlich zu viele, mit der Rückkehr von Dak Prescott dürfte er 2021 aber nur noch besser werden.

Patrick Queen (Linebacker, Baltimore Ravens)

Queen sorgte in der vergangenen Saison für ähnlich beeindruckende Statistiken wie Chinn. Der 21-Jährige kam auf 106 Tackles, neun Tackles for Loss, drei Sacks, eine Interception und einen Touchdown. Auch Queens Potenzial als athletischer und explosiver Linebacker blitzte immer wieder auf. Der Youngster offenbarte allerdings sowohl in der Run- als auch in der Pass-Defense immer wieder Schwächen, das erhöhte Tempo in der NFL bereitete ihm merklich Probleme: Kein Spieler verpasste 2020 mehr Tackles als Queen (22).

James Robinson (Running Back, Jacksonville Jaguars)

Mit mehr als 1000 Rushing Yards und zusätzlich über 300 Receiving Yards machte Robinson Leonard Fournette in seiner Rookie-Saison gleich vergessen. Auch wenn seine Statistiken in erster Linie durch Volume zustande kamen: Der Undrafted Rookie überzeugte als Runner und zeigte, dass er auch Fähigkeiten als Receiver mitbringt. Letztlich geht der Running-Back-Platz in den Top 10 ganz knapp an Jonathan Taylor.

NFL Rookie Ranking 2020: Die Top 10

10. Jonathan Taylor (Running Back, Indianapolis Colts)

1169 Rushing Yards. Elf Touchdowns. Taylors reine Rushing-Zahlen aus der abgelaufenen Saison sehen wie die eines Superstar-Backs und absoluten Draft-Steals aus. Tatsächlich lieferte der 22-Jährige einige richtig starke Auftritte ab: Taylor sorgte regelmäßiger für lange Runs (10+ Yards) als irgendein anderer Running Back, auch in puncto Broken Tackles zählte er zu den besten Backs der Liga.

Vor allem in der zweiten Saisonhälfte drehte Taylor nach einem relativ durchwachsenen Saisonstart auf. Der Rookie lief alleine in den letzten sieben Regular Season spielen für 819 Yards. Seine 253 Yards gegen die Jacksonville Jaguars sorgten für einen neuen Rekord in der Geschichte der Colts.

Dennoch sind Taylors Zahlen durchaus mit Vorsicht zu genießen. In Indianapolis lief er hinter reiner der besten Offensive Lines der Liga und profitierte häufig vom starken Blocking vor ihm. In Woche neun war er mit seinem Fumble zudem für die Niederlage gegen die Baltimore Ravens mitverantwortlich und beim Playoff-Aus gegen die Buffalo Bills enttäuschte er obendrein auf ganzer Linie: Taylor lief für nur 3,7 Yards pro Run und leistete sich zwei böse Drops. Der 22-Jährige wird konstanter und als Receiver besser werden müssen, um ein echter Three-Down-Back für die Colts werden zu können.

9. Chase Claypool (Wide Receiver, Pittsburgh Steelers)

Die personifizierte Big-Play-Gefahr! Vor dem Draft noch als eine Art Tight-End-Receiver-Hybrid gehandelt, wurde Claypool bei den Steelers vor allem als Deep Threat außen in der Formation eingesetzt und überzeugte in dieser Rolle über weite Strecken.

Trotz beachtlicher Konkurrenz im Receiving Corps - Claypool spielte nur 63 Prozent aller offensiven Snaps - beendete der Rookie die Saison mit 873 Receiving Yards und 9 Touchdowns, beim Playoff-Aus gegen die Cleveland Browns kamen weitere 59 Yards und 2 Touchdowns hinzu. Zudem zog Claypool ganze sieben tiefe Pass-Interference-Strafen - mehr als irgendein anderer Spieler in der NFL.

Nach einem beeindruckenden Start in die Saison tauchte Claypool in der Saisonmitte mit zehn Spielen mit weniger als 70 Receiving Yards in Serie etwas ab, zum Saisonausstand meldete sich der 22-Jährige jedoch wieder zurück und spielte auch mit Mason Rudolph als Quarterback groß auf. Ob Claypool jemals ein kompletter Wide Receiver wird, ist fraglich. Als Deep Threat und Red-Zone-Waffe könnte er für die Steelers aber auch schon sehr wertvoll werden.

8. Tee Higgins (Wide Receiver, Cincinnati Bengals)

Higgins eröffnete und beendete die Saison jeweils mit Spielen, in denen er (in Woche 17 verletzungsbedingt) nur wenig spielte und keinen Catch verzeichnete. In den 14 Spielen dazwischen zählte Higgins aber zweifelsohne zu den beeindruckendsten jungen Receivern in der NFL.

Higgins schloss die Saison letztlich mit 908 Receing Yards und sechs Touchdowns ab. Hätte er alle 16 Saisonspiele voll durchgespielt, wäre er sehr wahrscheinlich der dritte Bengals-Rookie nach Cris Collinsworth und A.J. Green mit mehr als 1000 Receiving Yards in seiner ersten Saison geworden - nicht die schlechteste Gesellschaft.

Mit einem fitten Joe Burrow wäre womöglich sogar eine noch stärkere Saison für den 22-Jährigen möglich gewesen: In den Wochen zwei bis zehn (in Woche elf verletzte sich Burrow schwer) verzeichnete Higgins in acht Spielen 603 Receiving Yards und vier Touchdowns. Man darf gespannt sein, was Higgins, der jetzt dann womöglich auch nominell A.J. Green beerbt, und Burrow in den kommenden Jahren zusammen vollbringen können.

7. L'Jarius Sneed (Cornerback, Kansas City Chiefs)

Der größte defensive Draft-Steal der vergangenen Saison trug das Trikot der Kansas City Chiefs. Erst am Ende der vierten Runde ausgewählt, begann Sneed die Spielzeit (auch aufgrund von Verletzungsproblemen und einer Sperre in Kansas Citys Secondary) als defensiver Starter und verzeichnete in seinen ersten beiden Spielen bei den Profis gleich zwei Interceptions.

Sneed spielte für die Chiefs sowohl außen als auch im Slot und meisterte beide Aufgaben hervorragend. Der 24-Jährige war 2020 der beste Cornerback für den AFC-Champion und obendrein auch der klar beste Cornerback unter allen Rookies. Mit zwei Sacks und drei Tackles for Loss stellte Sneed seine Variabilität als Slot-Spieler auch in den Playoffs unter Beweis.

Wahrscheinlich wäre der Cornerback in dieser Liste noch höher gelandet, hätte er in der vergangenen Saison mehr Spiele bestreiten können. Durch einen Schlüsselbeinbruch fiel Sneed in der Regular Season ganze sieben Wochen aus. Kann er seine Qualität in der kommenden Saison bestätigen, dürfen sich die Chiefs allerdings über einen der besten jungen Cornerbacks der NFL freuen.

6. Antoine Winfield Jr. (Safety, Tampa Bay Buccaneers)

Der Draft 2020 der Tampa Bay Buccaneers hat das Potenzial, zu einer der besten Draft-Klassen in den vergangenen Jahren aufzusteigen. Einer der Hauptgründe dafür ist Winfield, der bereits am Draft-Day als Steal gehandelt wurde und von seinem ersten NFL-Spiel an eine feste Größe in der Bucs-Defense war: Bei seinem Debüt gegen die Saints spielte Winfield gleich jeden einzelnen Defensiv-Snap.

Seine größten Stärken hatte Winfield 2020 eindeutig an der Line of Scrimmage. Der Safety zählte zu den besten Pass-Rushern unter allen Safeties und verzeichnete in seiner Rookie-Saison zwei Strip Sacks. Darüber hinaus ragte der 22-Jährige auch als Run-Defender heraus, alleine im Playoff-Sieg über das Washington Football Team kam er auf zwei Tackles for Loss.

Steigern müssen wird sich Winfield in den kommenden Jahren als Coverage-Spieler. Auch hier sorgte der Youngster zwar für so manches Highlight-Play und pickte Patrick Mahomes im Super Bowl, ließ allerdings auch noch zu viele Big Plays zu. PFF notiert sieben explosive Plays (15+ Yards) gegen Winfield, die meisten aller Safeties in der NFL.

5. Michael Onwenu (Offensive Tackle, New England Patriots)

Sneed mag der größte Defensiv-Steal in dieser Liste sein, der größte Steal im Draft 2020 gelang Stand heute allerdings den New England Patriots. Onwenu startete jedes Spiel für das Team von Bill Belichick, in den letzten 14 Saisonspielen verpasste er keinen einzigen Offensiv-Snap.

Der Sechstrundenpick wurde auf beiden Guard-Positionen sowie als Right Tackle eingesetzt und überzeugte in jeder dieser Rollen. Besonders Onwenus Leistungen als Tackle, wo er die meisten seiner Snaps spielte, waren beeindruckend, schließlich hatte der 23-Jährige auf dem College noch ausschließlich Guard gespielt.

Onwenu zählte in seiner Rookie-Saison gleich zu den ligaweit besseren Spielern auf seiner Position und war damit einer der wenigen Lichtblicke in einer insgesamt enttäuschenden Patriots-Offense. Nun gilt es, das starke Niveau auch in seiner zweiten Saison bei den Profis zu bestätigen.

4. Chase Young (Edge Defender, Washington Football Team)

Young eilte bereits im vergangenen Jahr der Ruf voraus, der beste und kompletteste Spieler im Draft 2020 zu sein. Der Pass-Rusher hatte bei Ohio State Woche für Woche dominiert. Dass er im Draft nicht an erster Stelle ausgewählt wurde, lag fast ausschließlich am höheren Positionswert von Quarterbacks gegenüber Defensive Linemen.

Der 21-Jährige ging also als klarer Favorit auf den Titel des Defensive Rookie of the Year in sein erstes NFL-Jahr und er enttäuschte nicht. Young verzeichnete in seinen ersten zwei Spielen 2,5 Sacks, nach einer etwas ruhigeren Phase in der Saisonmitte drehte er im letzten Drittel der Spielzeit dann nochmal richtig auf.

Den Titel des besten Defensiv-Rookies gewann Young letztlich klar und verdient. Der ehemalige Buckeyes-Star sah zeitweise bereits wie einer der besten Pass-Rusher der NFL aus. 2021 könnte bereits das Jahr sein, in dem ihm der Schritt zu einem konstanten Elite-Defender gelingt.

3. Tristan Wirfs (Offensive Tackle, Tampa Bay Buccaneers)

Wirfs ist der zweite Spieler der herausragenden Bucs-Draft-Klasse in dieser Liste und er war tatsächlich ein wichtiger Faktor auf Tampa Bays Weg zum Super-Bowl-Titel. Nach dem Abgang von Demar Dotson klaffte bei den Bucs ein Loch auf der Right-Tackle-Position, Wirfs musste dieses als Rookie stopfen - und überzeugte auf ganzer Linie.

Der 22-Jährige spielte von der ersten Woche bis zum Sieg im Super Bowl jeden einzelnen Snap der Bucs-Offense und präsentierte sich dabei mehr als nur solide. Wirfs zählte 2020 zu den besten Right Tackles überhaupt und stach in einer herausragenden Offensive-Tackle-Klasse nochmal klar heraus.

Im Aufeinandertreffen mit Khalil Mack musste Wirfs in Woche fünf einiges an Lehrgeld zahlen, ansonsten überzeugte der Right Tackle aber nahezu ausnahmslos und das trotz Spielen gegen Cameron Jordan, Joey Bosa und Za'Darius Smith. Wirfs wird seine herausragenden Leistungen in der kommenden Saison bestätigen müssen, aktuell sieht es aber so aus, als müssten sich die Bucs um ihre Right-Tackle-Position auf Jahre hinweg keine Gedanken mehr machen.

2. Justin Herbert (Quarterback, Los Angeles Chargers)

Es ist weniger als ein Jahr her, da galt Herbert noch als große Wundertüte, als ein Talent mit klaren Makeln und vielen Fragezeichen. Tua Tagovailoa war im Frühjahr 2020 für viele Beobachter das klar bessere Quarterback-Prospect. Ein Jahr, 4336 Passing Yards und 31 Passing Touchdowns später sieht die Welt ganz anders aus.

Herbert überzeugte praktisch seit er in Woche zwei erstmals (und obendrein völlig unvorbereitet) als Starter den Rasen betreten hatte. Hinter einer wackligen Offensive Line lieferte der 22-Jährige unter Druck ab, sorgte für zahlreiche Big Plays und stellte einen neuen Rookie-Rekord für Passing Touchdowns auf. Am Saisonende wurde er wenig überraschend zum Rookie des Jahres gewählt.

Mit Herbert scheinen die Chargers ihren Quarterback der Zukunft gefunden zu haben. Von seinen neuen Coaches könnte er in einem kreativeren und Quarterback-freundlicheren Scheme 2021 obendrein mehr Hilfe bekommen.

Ein wenig Vorsicht ist auf dem Herbert-Hype-Train allerdings noch geboten: In der vergangenen Saison überzeugte er vor allem dank herausragender Leistungen unter Druck, aus einer sauberen Pocket spielte Herbert nur durchschnittlich. Beeindruckend zweifelsohne, für gewöhnlich sind die Leistungen aus einer sauberen Pocket allerdings konstanter, das Spiel unter Druck von Saison zu Saison deutlich volatiler.

1. Justin Jefferson (Wide Receiver, Minnesota Vikings)

Herbert mag den Titel des offensiven Rookie of the Year gewonnen haben - aufgrund des enormen Werts der Quarterback-Position auch nicht zwingend zu Unrecht -, der im Vergleich mit anderen Spielern auf seiner Position beste Rookie war in der abgelaufenen Saison jedoch Jefferson.

Gleich in seiner ersten Saison schaffte es der 21-Jährige in den Pro Bowl, und das völlig zurecht. Jefferson bewies früh, dass er deutlich mehr sein kann als den reinen Slot-Receiver aus seinen LSU-Tagen zu geben. Mit 1400 Receiving Yards stellte er einen neuen Rekord für Rookie-Wide-Receiver auf.

Noch beeindruckender wirken Jeffersons Zahlen allerdings wenn man berücksichtigt, dass er in den ersten Wochen der vergangenen Saison noch gar nicht starten durfte und er obendrein in einer eher lauflastigen Offense (Platz 27 in Passquote bei Early Downs) spielte. Jefferson verbuchte ligaweit die zweitmeisten Yards pro gelaufender Route (2,66) und im Eins-gegen-eins die meisten Yards pro Target (13,2).

2020 spielte er schlicht herausragend - und das nicht nur nach Rookie-Maßstäben.