NFL - Free Agency Prognose 2021: Wohin zieht es die Topstars auf dem Markt?

Marcus Blumberg
15. März 202110:23
Kenny Golladay und Shaquil Barrett verkörpern die wohl besten Offense- und Defense-Free-Agents auf dem Markt.SPOX
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Am Mittwoch startet die Free Agency 2021 in der NFL offiziell, zahlreiche Topspieler sind zu haben. Bereits am Montag dürfen Teams Verhandlungen mit den Spielern aufnehmen. SPOX stellt die größten Namen vor und wagt Prognosen, wo es für sie hingeht.

Da sowohl in der Defense als auch der Offense sehr viel Qualität auf den Markt kommt, picken wir jeweils fünf Spieler auf beiden Seiten heraus, die zu den begehrtesten Namen auf dem Markt gehören. Los geht's mit der Defense:

NFL Free Agency: Die besten Verteidiger auf dem Markt

Shaquil Barrett (Edge Rusher, bisheriges Team: Tampa Bay Buccaneers)

Der Franchise Tag der Bucs ging an Wide Receiver Chris Godwin, zudem wurde mit Linebacker Lavonte David verlängert. Somit bleibt Barrett aus dem Top-Free-Agent-Trio in Tampa übrig. Und ausgerechnet er hatte wohl den größten Einfluss im Super Bowl gegen die Chiefs.

Der Edge Rusher kam zwar nicht an seine überragende Saison 2019 heran (19,5 Sacks, 51 Pressures), gehörte aber dennoch weiterhin zu den besseren Pass-Rushern der NFL (8 Sacks, 42 Pressures) und drehte schließlich in den Playoffs, vor allem im NFC Championship Game gegen die Packers und im Super Bowl, gehörig auf (4 Sacks, 8 QB-Hits).

Sein Wert ist unbestritten und er ist unzweifelhaft der beste Verteidiger auf dem Markt. Speziell als Edge Rusher ist er damit in Position für einen hochdotierten Vertrag.

Prognose: Einige Teams werden aggressiv sein, wenn es darum geht, Barretts Dienste zu sichern. Ein Vierjahresvertrag im Bereich von 70 bis 80 Millionen Dollar sollte damit mindestens drin sein. Die Bucs dürften mittendrin sein in diesen Verhandlungen und auch wenn ein paar andere Teams wohl ein wenig mehr bieten werden, spricht vieles dafür, dass Barrett nach zwei großartigen Jahren und dem Super-Bowl-Titel bei den Tampa Bay Buccaneers bleibt.

Anthony Harris (Safety, Minnesota Vikings)

Harris ist wohl der beste Safety auf dem Markt. Er ist herausragend gegen den Ball, beweist ein gutes Timing beim Zeitpunkt des Catches und wehrt damit naturgemäß viele Pässe ab. Generell gehört es zu seinen Fähigkeiten, gegnerische Offenses und die Augen des Quarterbacks exzellent zu lesen.

Zudem geht er weite Wege und covert so sehr viel Platz, was es einem Nebenmann ermöglicht, auch mal in die Box zu gehen oder zu blitzen.

Dass er 2020 nach einem sehr starken Jahr 2019 eher eine schwächere Saison hatte, ist kaum auf ihn allein zurückzuführen. Die Grundfeste der Vikings-Defense wackelten von Beginn an durch die Ausfälle und Abgänge im Pass-Rush. Das brachte die gesamte Statik zum Wanken.

Prognose: So gern ihn die Vikings halten würden, so wenig Cap Space steht ihnen zur Verfügung. Entsprechend wird sich Harris ein neues Team suchen. Und hier bieten sich vor allem die Dallas Cowboys an, die seit Jahren die Safety-Position ignoriert haben und - auch dafür - zuletzt die Quittung bekamen. Sie könnten letztlich Harris verpflichten und damit eine klaffende Lücke schließen. Was den Vertrag angeht, sollten keine Monster-Beträge erwartet werden, denn dazu ist der Safety-Markt zu tief besetzt. Rund zehn bis zwölf Millionen im Schnitt sollten aber für ihn drin sein.

William Jackson III (Cornerback, Cincinnati Bengals)

Jackson wird ein interessanter Fall. Er gehört zu den besten Cornerbacks auf dem Markt und zeigte in der Vergangenheit bereits, dass er zur Elite gehören kann. Allerdings liegt seine beste Saison (2017) schon ein wenig zurück.

Seine Stärken liegen vor allem in der Man Coverage, allerdings wurde er in Cincy zuletzt auch durch die mangelnde Unterstützung seiner Nebenleute zurückgeworfen. In der idealen Situation jedoch dürfte er einem Team mindestens als Nummer 2 weiterhelfen können.

Prognose: Die Bengals haben im Vorjahr erst großes Geld in Trae Waynes investiert (3 Jahre/42 Millionen Dollar). Einen ähnlichen Vertrag könnte Jackson in diesem Jahr auch bekommen, aber wahrscheinlich nicht in Cincinnati, da dort andere Baustellen größer sind. Daher könnten die Pittsburgh Steelers zuschlagen. Sie könnten Mike Hilton verlieren und haben bereits in der Vergangenheit gerne mal Spieler aus der eigenen Division verpflichtet - allerdings müsste das Team dafür erstmal weiteren Cap-Space freiräumen.

Richard Sherman (Cornerback, San Francisco 49ers)

Einer der besten Cornerbacks des vergangenen Jahrzehnts kommt wohl ein letztes Mal für einen größeren Vertrag auf den Markt. Sherman war wie viele seiner Teamkollegen in San Francisco über weite Teile der Vorsaison verletzt und machte letztlich nur fünf Spiele, sollte jedoch fit in die neue Spielzeit gehen.

Seine letzte volle Saison 2019 war dagegen eine seiner besseren, in der er Quarterbacks bei Pässen in seine Richtung bei einem Passer Rating von 63,0 hielt und nur 5,3 Yards pro Target zuließ. Kein Vergleich mehr zu seinen besten Zeiten, aber immer noch sehr gut.

Sherman steht vor allem für Erfahrung, Übersicht und Spielintelligenz, hat aber nicht den allerbesten Speed, weshalb sein nächstes Team möglichst Zone Coverage spielen sollte.

Prognose: Sherman hat einen Punkt in seiner Karriere erreicht, an dem vor allem als Mentor einen großen Wert haben dürfte. Ein junges Team mit Potenzial scheint daher genauso denkbar wie ein klarer Contender, um vielleicht noch einen zweiten Ring einzufahren. Am Ende ergeben vielleicht die New York Jets am meisten Sinn. Sie haben Lücken auf der Cornerback-Position und werden eine Defense spielen, die Sherman bereits kennt - sein bisheriger Defensive Coordinator Robert Saleh ist schließlich der neue Head Coach von Gang Green. Ein Zwei- bis Dreijahresvertrag ist sicherlich noch drin, mit etwas weniger als 15 Millionen pro Jahr.

John Johnson III (Safety, Los Angeles Rams)

Laut Pro Football Focus war John Johnson der drittbeste Safety der Saison 2020. Johnson ist vor allem herausragend in Sachen Coverage. Spielte zuletzt häufig sehr nah am Mann und ließ nach Catches kaum noch Yards zu, da er auch ein sicherer Tackler ist.

Blühte nach einer verletzungsbedingt verkorksten Saison 2019 zuletzt unter Brandon Staley als DC in angepasster Rolle so richtig auf und sollte auch weiterhin näher an der Line eingesetzt werden, um sein ganzes Potenzial zur Entfaltung kommen zu lassen.

Prognose: Die Rams haben nicht den Cap Space, um ihn zu halten, zudem ist Staley nun Head Coach der Chargers. Selbige benötigen aber keinen Safety, sodass andere Alternativen in den Fokus geraten. Die Cowboys werden sicherlich mitbieten, ebenso einige andere Teams. Die Verzweiflung dürfte aber gerade bei den Las Vegas Raiders am größten sein, da die Secondary dort nach einigen Fehlgriffen schlicht brachliegt. Johnson könnte hier enorm helfen und einen Vertrag erhalten, der ihm zwischen 40 und 50 Millionen insgesamt einbringt.

NFL Free Agency: Die besten Offensivspieler auf dem Markt

Kenny Golladay (Wide Receiver, Detroit Lions)

Nachdem sowohl Allen Robinson (Bears) als auch Chris Godwin (Buccaneers) den Franchise Tag bekamen, bleibt von den erwarteten Top-Receivern nur noch Golladay übrig. Und er dürfte damit äußert begehrt sein.

Er ist ein echter X-Receiver, der die Größe und den Speed mitbringt, um auch als Deep Threat herzuhalten. Er ist eine klare Nummer 1, die so ziemlich den kompletten Route Tree beherrscht und zudem über sehr gute Hände verfügt. Er ist immer für schwierige Catches gut und damit eine Attraktion für sich.

Golladay dürfte nach seiner Zeit in Detroit ein Team anvisieren, das ihm eine klare Perspektive und eine gute Situation auf der Quarterback-Position bieten kann.

Prognose: Die Frage ist eher, wer nicht an ihm dran sein wird. Er ist der ideale Receiver und derjenige, der eine Offense transformieren kann. Golladay wird einen Bieterwettbewerb entfachen. Teams, die besonders verzweifelt sind, sind etwa die Patriots oder Colts, die eine klare Nummer 1 im Receiving Corps bitter nötig haben. Aber letztlich ist bei beiden die QB-Situation zu unsicher. Und die Jaguars haben noch mehr Cap Space und sind äußerst motiviert, ihrem künftigen QB Trevor Lawrence ein formidables Waffenarsenal hinzustellen. Daher könnte es zu den Jacksonville Jaguars gehen, wo Golladay für mehr als 100 Millionen Dollar unterschreiben würde.

Trent Williams (Offensive Tackle, San Francisco 49ers)

Williams ist zweifelsohne der beste Offensive Tackle auf dem Markt. Keiner kommt auch nur in seine Nähe. In elf Jahren in der Liga stand er achtmal im Pro Bowl und hat seinen unsäglichen Abschied aus Washington offenbar sehr gut überstanden.

Nachdem er 2019 nach Querelen mit dem Football Team komplett aussetzte, blühte er in San Francisco wieder voll auf und spielte wieder auf seinem bekannt hohen Niveau. In 14 Spielen als Left Tackle kam er auf ein Overall Grade von 91,9 bei PFF. Der nächste Zahltag ist also nicht mehr fern.

Prognose: Auch für ihn werden Teams bis ans Limit gehen. Speziell die Jaguars dürften trotz ihres Franchise Tags für Cam Robinson in die Vollen gehen für Williams. Zudem werden auch die Colts aggressiv mitbieten, schließlich wäre er der ideale Nachfolger für den zurückgetretenen Anthony Castonzo. Doch Williams fühlt sich wohl in der Bay Area und bleibt letztendlich wohl doch bei den San Francisco 49ers - für mehr als 20 Millionen Dollar pro Jahr.

Kenny Golladay und Shaquil Barrett verkörpern die wohl besten Offense- und Defense-Free-Agents auf dem Markt.SPOX

Will Fuller V (Wide Receiver, Houston Texans)

Wohl der beste Deep Threat auf dem Markt. Fuller ist gerade bei den vertikalen Routes eine echte Waffe und hob selbst das Niveau von Deshaun Watson enorm, wenn er auf dem Platz stand. Verfügt über sehr sichere Hände und ist mit seinem Speed immer für Big Plays gut.

Sein Manko ist freilich seine Verletzungsanfälligkeit, die seinen Marktwert auf die Probe stellen wird. Er machte noch nie alle 16 Saisonspiele und stand seit 2016 in nur 53 von 86 Spielen auf dem Feld. In den vergangenen zwei Jahren waren es jeweils elf Einsätze, aufgrund einer Sperre wird er auch 2021 das erste Saisonspiel verpassen.

Prognose: Einige Teams werden an ihm wegen seines Big-Play-Potenzials interessiert sein, doch wird wohl niemand weit mehr als zwei oder drei Jahre bieten, was auch das Gesamtgehalt deckeln wird. Letztlich kommt es dann wohl auf die beste Situation an und hier könnten die Green Bay Packers am Ende als Sieger hervorgehen - die Packers haben Not im Receiving Corps und mit Aaron Rodgers einen QB, der seinen Speed voll ausnutzen könnte. Dort bekäme Fuller zwei Jahre und vielleicht 15 Millionen im Schnitt.

JuJu Smith-Schuster (Wide Receiver, Pittsburgh Steelers)

Ein interessanter Free Agent ist auch Smith-Schuster. Er ist gerade mal 24 Jahre alt und kommt erstmals auf den Markt. Seine beste Rolle scheint im Slot zu sein, wo er mit Spielintelligenz und guten Händen Gegner in Man und Zone Coverage schlagen kann.

JuJu verfügt über guten Speed und ist beweglich, kann also auch nach dem Catch für Gefahr sorgen. Sein Defizit ist dagegen das Route Running, wo er durchaus noch Nachholbedarf hat. Zudem zeigte er bislang zu wenig als Outside-Receiver, um als Nummer 1 infrage zu kommen.

Prognose: Die Steelers haben in den vergangenen Jahren genügend Kadertiefe aufgebaut, um Smith-Schuster zu ersetzen. Sie werden mitbieten, aber nicht sonderlich aggressiv. Ein Team, für das er ideale Fähigkeiten mitbringt, sind dagegen die Patriots. Sie brauchen eventuell schon 2021 einen Nachfolger für Julian Edelman und JuJu könnte dessen Rolle vorrangig im Slot übernehmen. Bei den New England Patriots könnte er einen für die Franchise ungewöhnlich hochdotierten Vertrag bekommen: vier bis fünf Jahre über rund 80 Millionen Dollar.

Corey Linsley (Center, Green Bay Packers)

Nach der Vertragsunterzeichnung von Aaron Jones stehen die Zeichen bei Linsley klar auf Abschied - ein herber Schlag für die Packers.

Linsley spielte eine hervorragende letzte Saison und war sowohl im Pass- als auch im Run-Blocking eine echte Bank. Der Center ließ nur einen Sack zu, zudem wurde in der gesamten Saison keine Strafe gegen ihn gepfiffen. Mit 29 Jahren dürfte er obendrein noch einige starke Saisons im Tank haben.

Prognose: Durch den Vertrag für Jones dürfte Linsley für die Packers kaum zu halten sein. Linsley ist der beste Center auf dem Markt und somit automatisch interessant für alle Teams mit einem jungen Quarterback, der Unterstützung in der Pass-Protection gut gebrauchen könnte - zum Beispiel die Jaguars, Jets und Chargers, die alle über viel Cap Space verfügen. Letztlich könnten die Los Angeles Chargers das Rennen machen. Dafür dürften jedoch drei Jahre Vertrag mit mehr als 30 Millionen Dollar Gesamtvolumen nötig sein.