Big Board: Das sind die 75 besten Spieler im Draft 2021

Von Adrian Franke
26. April 202108:37
SPOX-Redakteur Adrian Franke stellt euch die größten Talente im diesjährigen Draft vor.getty
Werbung

Es ist soweit: Die Draft-Woche ist endlich da! Bald schon wird es Antworten geben, wo bislang Fragezeichen stehen: Wen draften die 49ers mit dem dritten Pick? Wann geht der erste Running Back? Wie schätzt die NFL die Receiver-Klasse ein? SPOX-Redakteur Adrian Franke hat die Klasse auf eine Top 75 reduziert - Euer Guide für die ersten beiden Draft-Tage!

Den kompletten NFL Draft 2021 mit allen sieben Runden seht Ihr ab Freitag (2 Uhr) an drei Tagen live auf DAZN. Holt Euch jetzt einen Gratismonat!

Knapp 150 Spieler habe ich über die letzten drei Monate analysiert, dieses Big Board ist das Resultat. Dabei spielt der Wert der Positionen eine Rolle, grundsätzlich aber ist das Board im Vakuum entstanden, nicht auf einzelne Needs oder Maßstäbe von bestimmten Teams ausgerichtet.

Das macht ein Ranking innerhalb der Positionsgruppen und erst recht mit allen Positionen nebeneinander umso schwieriger, und so ist das Big Board in erster Linie als generelle Übersicht zu verstehen. Eine Art Guideline dafür, wo der Draft qualitativ stark besetzt ist, wo es Schwachstellen gibt, wie sich der Draft über die ersten drei Runden im Gesamtbild präsentieren könnte.

Dieser übergreifende Blickwinkel auf den Draft ist auch das, was bei mir über die letzten drei Monate entstanden ist. Die Wide Receiver etwa sind einmal mehr sehr gut besetzt, Spieler wie Tylan Wallace, Amon-Ra St. Brown, Nico Collins oder Josh Palmer haben es nicht in meine Top 75 geschafft, alle könnten aber echte Impact-Spieler werden.

Auch die Cornerback-Gruppe mag ich in der Breite, wenngleich hier der Elite-Kandidat fehlt. Ähnlich ist es mit den Edge-Rushern. Ganz anders ist das Bild bei den Defensive Tackles und den Tight Ends; hier gibt es kaum Tiefe.

Und damit Vorhang auf: Das SPOX Big Board zum NFL Draft 2021!

NFL Draft 2021 Big Board

Big Board: Die Plätze 75 bis 60

75. Brevin Jordan, TE, Miami

Mehr großer Wide Receiver als echter Tight End. Vergleichsweise klein und das macht sich auf Tape bemerkbar: Kein übermäßig großer Catch-Radius, kein Jump-Ball-Monster, man sieht eher die Tendenz zu Body-Catches. Als Blocker ist er zumindest motiviert, aber gerade In-Line wird er in der NFL nicht viel ausrichten. Jordans Qualitäten liegen in der Dynamik: Hat einen hohen Grund-Speed, stark nach dem Catch, gewinnt bei Crossern und kreiert mit subtilen Bewegungen in der Route bei hoher Geschwindigkeit Separation. Eher ein Nummer-2-Receiving-TE auf dem NFL-Level, ein wenig vergleichbar vielleicht mit Jonnu Smith.

74. Walker Little, OT, Stanford

Vielleicht die größte Wildcard im Draft: Little hat seit Dezember 2018 ein Spiel gespielt. Dann setzte ihn eine Knieverletzung für den Rest der 2019er Saison außer Gefecht, ehe er 2020 den Opt-Out wählte. Er ist groß, bewegt sich aber exzellent im Raum. Sehr aktive Füße, hat Quickness, kann jede Bewegung des Rushers mitspielen. Guter Anker gegen Bull-Rusher, aber überschaubare Power im Run Game. Ließ Rusher teilweise zu schnell wieder loskommen, manchmal hatte ich den Eindruck, dass er das Gefühl für die Pocket oder die Balance verliert. Hier schlummert aber das Potenzial für einen echten Top-Pass-Blocker - doch wer zockt darauf? Und wann?

73. Kenneth Gainwell, RB, Memphis

Ein spannender Back, weil er tatsächlich Slot-Receiver in der NFL spielen könnte. Die große Frage wird sein, wie genau man ihn einsetzen will, denn: Als Runner ist Gainwell noch ein gutes Stück hintendran. Seine Vision und seine Reads haben mir häufig nicht gefallen, da trifft er regelmäßig falsche Entscheidungen und läuft sich unnötig fest. Dafür als Receiving-Back spektakulär: Fängt den Ball problemlos weg vom Körper, variiert seinen Release, regelmäßig aus dem Slot eingesetzt und gefährlich nach dem Catch, weil er wahnsinnig agil und explosiv auf engem Raum ist. Ein Long-Speedster ist er aber nicht, was ihn rein als Runner weiter limitiert.

72. Joe Tryon, Edge, Washington

Ein Bull-Rusher, wie er im Buche steht. Gewinnt mit brachialer Power, gewinnt mit Effort - aber für meinen Geschmack war sein Tape zu eindimensional. Ich habe nur selten von ihm gesehen, dass er einen Tackle außen geschlagen hat, er hatte enorme Probleme damit, eng um den Tackle herum zu kommen. Mir hat zu häufig der Plan B gefehlt, wenn er nicht mit Power gewinnen konnte. Hat nicht die Flexibilität oder die Quickness, um in der NFL Tackles konstant außen zu schlagen. Die Physis ist überdeutlich, aber wenn er sich nicht deutlich weiterentwickelt, sehe ich Tryon fast eher Inside.

71. Alim McNeill, DT, North Carolina State

Ein Elite-Run-Defender. Schiebt Center ins Backfield, verlangt Double-Teams. McNeil ist zudem ein explosiver Spieler, kommt sehr gut vom Snap weg und baut schnell Power auf. Jede Menge Punch in den Händen, ein echter Bully auf Nose Tackle. Die große Frage lautet, ob er sich als Pass-Rusher noch weiterentwickeln kann. Da hat er einige gute Ansätze gezeigt, aber er ist noch relativ eindimensional. Wenn es ihm gelingt, noch ein, zwei Schritte in seiner Entwicklung zu machen, könnte er auch mit Blick auf die moderne NFL ein wertvoller Spieler werden: Ein Nose Tackle, der Räume gegen den Run kreiert, aber auch selbst zum Quarterback kommt.

70. Rashad Weaver, Edge, Pitt

Groß, lange Arme. Weaver ist ein exzellenter Run-Defender, weil er Plays gut liest, schnell reagiert und dann die Reichweite hat, um den Runner zu stoppen. Relativ quick auf engem Raum, spielt nicht überhastet, aber auch nicht zu langsam. Löst sich mit den langen Armen vom Block, initiiert Kontakt und kommt dann wieder los. Arbeitet bei Stunts gut nach innen. Allerdings hat Weaver bislang so gar keine Power in seinem Spiel. Er punktet mit Technik, mit Übersicht und mit seiner Reichweite - aber er geht nicht durch Blocks durch, kommt nicht mit Speed und Power außen um den Tackle herum und mit Blick auf seine Testergebnisse beim Pro Day hat er vermutlich schlicht auch ein klares athletisches Ceiling. Wird zudem schon 24 während seiner Rookie-Saison.

69. Javonte Williams, RB, North Carolina

Kontakt-Bulldozer. Enorme Power, Füße sind immer in Bewegung. Rauscht durch Kontakt mit seiner Physis und seiner Contact Balance. PFF listet ihn bei 75 Forced Missed Tackles (Platz 1 unter College-Backs 2020) und 831 Yards nach Kontakt (Platz 4). Kommt so auch zu Big Plays. Sieht und nutzt offene Gaps, zeigt zudem als Route-Runner überraschend schnelle Füße. Manchmal ist mir sein Stil fast zu physisch, dann sucht er den Kontakt zu sehr. Agilität und Quickness sind nicht unbedingt sein Spiel und als Receiver hatte er quasi keine Rolle - sowie drei Drops bei 27 fangbaren Pässen. Vielleicht ist hier noch Luft nach oben, aber unter dem Strich ist Williams für mich bei allen unbestreitbaren Qualitäten als Runner zu eindimensional.

68. Aaron Robinson, CB, UCF

Bewegt sich fließend, trotz seiner Größe (6'1", 193 Pfund). Öffnet die Hüften und nimmt Tempo auf, Beschleunigung ist klar sichtbar. Verfolgt Drag-Routes über die Mitte und kommt zurück an den Mann. Physisch gegen Screens und am Catch Point, wo er eine gute Sprungkraft hat. Könnte vielleicht auch Box-Safety spielen oder je nach Matchup einen Tight End übernehmen. Ist fast etwas kurios dahingehend, dass er trotz seiner Größe bei UCF nahezu ausschließlich im Slot gespielt hat. Haben die Coaches Outside Defizite gesehen? Könnte er in der NFL den Sprung vom Slot nach außen machen? Teilweise fiel auf, dass er zu lange zögert und dass er dann erst wieder ins Play zurückkommen muss, aber Robinson ist vor allem eine ungewöhnliche Projection.

67. Jabril Cox, LB, LSU

Eigentlich sind Linebacker, die covern können, genau das, wo die NFL hingeht - und das ist Cox' Kernkompetenz. Bewegt sich unheimlich agil, sehr sicher im Raum, hält die Augen auf dem Quarterback, ohne dass er die Übersicht über die Routes verliert. Hat in der Folge jede Menge Plays gemacht. Gute Balance, gute Reichweite. Das Problem bei Cox ist, dass er fast zu sehr in die "Cover-Linebacker"-Richtung tendiert. Hat echte Defizite gegen den Run, wenig Power in seinem Spiel. Kommt von Blocks teilweise überhaupt nicht mehr los und gegen den Run ist er auch längst nicht so sicher in seinen Reads. Cox beherrscht den wichtigeren Part für Linebacker in der modernen NFL, aber er ist noch zu eindimensional.

66. Ifeatu Melifonwu, CB, Syracuse

Ein Monster von einem Cornerback mit 6'3" und über 210 Pfund. Dazu schnell und explosiv, das hat er beim Pro Day bestätigt. Toller Closing-Speed, kann saftige Hits abliefern. Melifonwu, dessen Bruder Obi 2017 ein Zweitrunden-Pick der Raiders war, hat physische Tools, die wenige Cornerbacks haben - jetzt müsste er die nur noch besser einsetzen. Die Physis ist als Tackler und auch gegen den Run da, in der Route verschwindet sie häufiger. Verpasst auch Tackles und die Agilität ist unterdurchschnittlich, was man angesichts seiner Statur erwarten muss. Das aber ist gerade bei Cornerbacks nicht zu unterschätzen. Braucht hier und da einen Schritt mehr, um die Richtung zu wechseln oder um zu stoppen. Melifonwu fällt schon noch in die Projekt-Kategorie, aber Cornerbacks mit diesen Tools gibt es nicht aller Tage.

65. Ar'Darius Washington, S, TCU

Ich bin sehr gespannt, wie die NFL Washington sieht. Er ist sehr klein (5'8", 178 Pfund - etwa Cole-Beasley-Maße) und natürlich limitiert ihn das. Die Reichweite ist überschaubar, er wird in der Box Probleme gegen den Run bekommen und er kann am Catch Point chancenlos sein. Überschaubarer Long-Speed. Trotzdem würde ich ihn in Runde 3 draften: Bewegt sich super, ist wahnsinnig agil, macht so auch mühelos Plays im offenen Feld gegen Runs oder Screens. Kann eng covern und die Instinkte sind überdeutlich: Erkennt Plays und explodiert dann auf den ersten Schritten, springt teilweise noch vor das anvisierte Target. Spielt physischer als seine Statur vermuten lassen würde. Washington macht jede Menge Spaß, er ist einfach permanent in der Nähe des Balls. Ein Playmaker.

64. Najee Harris, RB, Alabama

Harris' Value liegt darin, dass er ein echter 3-Down-Back ist. Fängt den Ball weg vom Körper, läuft gute Routes, ist gut am Catch Point, gewinnt Jump Balls. Enormer Catch-Radius für einen Running Back. Aber rein als Runner fand ich ihn eher enttäuschend. Er hat wenig Speed, die Agilität ist in Ordnung, aber nicht konstant, die Beschleunigung ist durchschnittlich, auch in Protection inkonstant. Ich sehe in Harris einen Back, der sehr von gutem Blocking abhängig ist. Er hat die Highlights mit den Hurdles, aber auf einer Run-für-Run-Basis ist er kein Back, der mich restlos überzeugt hat.

63. Dyami Brown, WR, North Carolina

Ein spannender Receiver, weil er konstant tief gewinnt - das ist seine beste Qualität - ohne dass er ein Speedster wäre. Hat häufig mit kleinen Körpertäuschungen gewonnen und dann mit seinen langen Schritten Separation kreiert. Selbst wenn der Corner wieder ran kam, war Brown dann stark am Catch Point. Brown ist ein Receiver, den ich bevorzugt als Nummer-2-Outside-Receiver aufstellen und primär vertikal Eins-gegen-Eins attackieren lassen würde. Sah auch bei Crossing-Routes gut aus. Trotzdem für mich eher ein Kandidat Richtung Runde 3, weil ich mir nicht sicher bin, in wie weit sich die Art und Weise, wie er gewinnt, auf die NFL überträgt. Er hat keinen Top-Speed, seine Cuts sind nicht übermäßig scharf, er hatte ein paar Drops und Body Catches auf Tape und der Release ist inkonstant. Ich sehe einen Receiver, der eine gute bis sehr gute Nummer 2 und eine Big-Play-Waffe werden kann - das ist aber auch das Ceiling.

62. D'Wayne Eskridge, WR, Western Michigan

Der Speed ist offensichtlich. Eskridge fliegt übers Feld, spielt aber auch mit Short-Area-Explosivität. Das sieht man in seinen Routes, er hatte zwar einen relativ eindimensionalen Route-Tree, aber die Cuts waren scharf, er kreiert Separation, er hat schnelle Füße. Hat so gut wie jeden Gegenspieler in Man Coverage alt aussehen lassen und auch der Release ist gut. Das hat sich bei Eskridge auf den Senior Bowl übertragen, weshalb ich optimistisch hinsichtlich seiner Projection auf die NFL bin. Bei Western Michigan konnte er gewinnen, weil er einfach schneller als jeder Gegenspieler war. 14,4 Yards nach dem Catch pro Reception (!), PFF hat keinen anderen College-Receiver in der vergangenen Saison auf diesem Level. Neben dem Gegner-Level ist mein größter Kritikpunkt sein Verhalten am Catch Point: Eskridge hatte zu viele Drops und hatte die Tendenz, den Ball eher nah am Körper zu fangen. Generell inkonstant am Catch Point.

61. Jaelon Darden, SWR, North Texas

Einer der größten "Fun to Watch"-Spieler in dieser Klasse. Unfassbar explosiv nach dem Catch, laut PFF hatte kein Receiver mehr "Forced Missed Tackles" in der vergangenen Saison als Darden (23). Sehr agil, sehr quick, beschleunigt beeindruckend schnell mit dem Ball in der Hand und das überträgt sich auf seine Routes. Kreiert Separation an der Spitze der Route, zeigt auch hier sehr gute Cuts, und löst sich vom Gegenspieler. Zeigt gute Hände auch unter Bedrängnis. Er ist relativ klein und hat dementsprechend physische Limitierungen, wurde schon bei North Texas fast nur im Slot eingesetzt. Hat viele "offene" Targets im Raum erhalten. Und: Dardens Tape ist spektakulär, fand aber auch gegen unterklassige Konkurrenz statt.

60. Joseph Ossai, Edge, Texas

Die Explosivität springt einen geradezu an. Explodiert teilweise vom Snap weg, super Get-Off, hat das Tape beim Pro Day (99. Perzentile im Hoch- und im Weitsprung) bestätigt. Ossai bringt zudem Bender-Qualitäten mit, kommt also eng um den Tackle herum, und zeigt seinen Speed im Pass-Rush. Kombiniert die Explosivität auch schon mit Pass-Rush-Moves. High-Motor-Spieler. Dennoch gehört Ossai für mich eher noch in die "Projekt"-Kategorie: Er hat spannende athletische Tools, aber ist noch relativ jung auf der Position, hat zuvor Off-Ball-Linebacker gespielt. Wurde von Oklahoma-State-Tackle Tevin Jenkins, der dieses Jahr vermutlich in Runde 1 gehen wird, auseinandergenommen. Die Upside bei Ossai aber ist unbestreitbar.

59. Cornell Powell, WR, Clemson

Ein Nummer-2-Receiver-Prospect. Was bei Powell sofort auffällt ist die Physis: Spielt mit viel Power, in der Route, aber auch nach dem Catch. Einige Plays, bei denen er mich an A.J. Brown erinnert hat. Zudem eine gute Beschleunigung, setzt Cornerbacks schnell unter Druck. Exzellente Körperkontrolle am Catch Point, aber auch in der Route. Powell läuft keine spektakulären, aber durchdachte Routes mit kleinen Fakes und mit Präzision. Er ist kein Elite-Athlet, er hat nicht die explosivsten oder schärfsten Cuts und sein Ceiling ist in der Summe überschaubar. Wird in der NFL vermutlich nicht so dominant mit seiner Physis gewinnen und Powell wird 24 Jahre alt während seiner Rookie-Saison.

58. Quinn Meinerz, C, Wisconsin-Whitewater

Meinerz ist eine gigantische Wundertüte. Kam aus dem Nichts und war dann eine Sensation beim Senior Bowl, wo er mehr als nur mithielt gegen die deutlich stärkere Konkurrenz. Bestätigte die Explosivität und Power, die er dort zeigte, mit einer herausragenden Pro-Day-Vorstellung. Meinerz ist letztlich eine athletische Projection mit vielen Fragezeichen, beginnend damit, warum er bei Wisconsin-Whitewater nicht noch deutlich mehr dominiert hat. Aber die Tools sind da, um mit entsprechend ausgereifter Technik ein echter Volltreffer auf dem nächsten Level zu werden, auf Guard oder Center.

57. Tyson Campbell, CB, Georgia

Groß, lange Arme, kann pressen, hat Top-Speed. Die physischen Tools für einen Top-Corner sind da, Campbell zeigt auch Richtungswechsel mit Tempo und kommt etwa bei Screens um Blocker "herum". Geht (angetäuschte) Cuts des Receivers mit, kann schnell Raum überbrücken. Bei Campbell machen die Top-Plays Lust auf mehr - und dann aber fragt man sich, warum er das nicht immer abruft. Das ist die Projection bei Campbell und für die NFL-Teams, können sie das Potenzial auch konstant aufs Feld bringen? Denn im College wurde er noch zu häufig von vermeintlich "schlechteren" Athleten geschlagen, er ist ein inkonstanter Spieler. Man muss bei Campbell Geduld mitbringen, doch die könnte sich auszahlen.

56. Milton Williams, DT, Louisiana Tech

Athletischer Upside-Spieler: 97. Perzentile im Shuttle Run, 97. im Weitsprung, 99. im Hochsprung, 99. über 40 Yards, 100. im 3-Cone und 91. auf der Bench - absurd! Er ist super explosiv und vor allem quick, manchmal bekommen gerade Guards überhaupt keinen Zugriff auf ihn. Bewegt sich gut, hat aber auch Push in den Armen beim ersten Kontakt. Kann auf Edge rücken und von dort Tackles Probleme bereiten. Aber Williams ist extrem schmal für die Position, er wird in der NFL Muskelmasse draufpacken müssen. Zu häufig wurde er gegen den Run "weggeschoben", zu häufig hat er nach erstem Kontakt quasi keine Power mehr aufgebaut und zu häufig läuft er sich dadurch fest. Kein Anker gegen den Run. Wie viel seiner Quickness büßt er ein, wenn er schwerer wird? Das Potenzial für einen High-End-Interior-Pass-Rusher ist da.

55. Jevon Holland, S, Oregon

Ein Safety, der über Play-Recognition und Antizipation kommt. Hat athletisch keine Elite-Tools, aber trotzdem ist er permanent in der Nähe des Balls. Elf abgewehrte Pässe und fünf Picks 2018, 8/4 dann 2019. Liest und verarbeitet das Play und reagiert schnell, was ihm eine gute Reichweite gibt. Holland hat zudem lange Arme, die er am Catch Point nutzt und ich habe auch einige Snaps in enger Man Coverage von ihm gesehen. Hat zudem Returner gespielt. Holland ist etwas größer und hat vor allem lange Beine, wodurch er sich nicht ganz so smooth oder quick auf engem Raum bewegt. Kein Speedster, wodurch sein auf Antizipation ausgelegtes Spiel auch gefährlich werden kann, weil er einen Fehltritt häufig nicht mehr korrigieren kann.

54. Carlos Basham Jr., Edge, Wake Forest

Basham ist nicht leicht zu greifen. Auf den ersten Blick sieht er massiv aus mit 6'4" und 285 Pfund, man erwartet einen Bull-Rusher. Aber Quickness ist viel mehr sein Spiel. Er ist jedoch kein dynamischer Spieler, nicht sonderlich agil im Raum. Wird zu häufig aus Run-Plays geschoben. Basham braucht, sofern er nicht schnell nach innen attackieren kann, häufig Zeit für sein Spiel. Gleichzeitig aber gibt es wenige Spieler mit seinem Frame, die sich eben für diese Größe so bewegen können, und das wiederum gibt ihm Upside. Vereinzelt zeigt er nämlich die Power, die er aufbauen kann, als Pocket-Pusher und zeigt, dass er mit seinen langen Armen gewinnen kann. Wenn er das noch verbessert und dabei seine Agilität beibehält, könnte er ein veritabler Nummer-2-Rusher werden.

53. Jamin Davis, LB, Kentucky

Wenige Linebacker in dieser Klasse haben eine derartige Upside. Bewegt sich sehr gut auch im Raum, kann sich problemlos in tiefere Coverage-Zonen zurückfallen lassen. Für seine Größe (6'3", 234 Pfund) überraschend agil, liest das Play geduldig und reagiert dann mit guter Beschleunigung. Davis spielt noch zu aufrecht und hat in der Folge gegen den Run häufig gewackelt, in Blocks geht er teilweise zu kopflos rein. Wirkt noch roh teilweise, aber die Tools sind unbestreitbar da und Davis hat auf dem Platz mehr als nur angedeutet, dass er diese Tools auch anwenden kann.

52. Eric Stokes, CB, Georgia

Speedster mit Sprinter-Background. Verfügt über Explosivität, vor allem aber hat er die Möglichkeit, mit seiner Geschwindigkeit in ein Play zurück zu kommen. Schließt Passfenster, die er vermeintlich schon verloren hat. Bringt den Hit als Blitzer, hat neben dem Speed eine gute Körperkontrolle. Jede Menge Press-Coverage-Erfahrung, hat eine große Sample Size über die letzten drei Jahre angesammelt. Stokes hält die Augen auf dem Ball und antizipiert den Catch-Point häufig gut. Ich hätte mir noch etwas mehr Nuancen in seinem Spiel gewünscht: Teilweise sucht er den Kontakt zu sehr und wird dann grabby, teilweise muss er in Man Coverage den Kontakt nutzen, weil er nicht die High-End-Agilität hat. Ich denke, dass Stokes ein guter Nummer-2-Corner werden kann.

51. Kelvin Joseph, CB, Kentucky

Gute Größe, lange Arme, und dafür bewegt sich Joseph sehr gut. Öffnet schnell die Hüften, nicht schlacksig. Kombiniert diese kontrollierten Bewegungen mit guter Beschleunigung, kann aus dem Backpadel nach vorne explodieren. Gute Ball-Skills, versteht es, sich am Catch Point gut zu positionieren. Joseph könnte als Mid-Day-2-Pick am Ende ein Steal werden - noch aber ist er roh. Fällt auf Double Moves herein, generell scheint das Lesen von Plays noch nicht seine Stärke zu sein. Hat wenig Erfahrung, nach gut 200 Snaps bei LSU 2020 wählte er infolge einer Suspendierung den Transfer, spielte dann 2019 nicht und vor dem letzten Saisonspiel 2020 entschied er sich - angeblich auf Anraten der Coaches, weil die Motivation nicht mehr ganz dagewesen sein soll - für den Opt-Out. Dementsprechend begleiten ihn ein Character-Fragen.

50. Alex Leatherwood, OT/OG, Alabama

Wenn Leatherwood mal seine Base hat, dann ist er schwer von seinem Spot zu bringen. Hat dann enorme Power in den Armen, kann aber auch den Arc mit dem Edge-Rusher mitgehen und um die Pocket herumarbeiten. Hat Power im Run Game, kann da auch ein Mauler sein. Guter Power-Blocker. Seine Beinarbeit braucht noch Feinschliff, er hat häufig eine weite Base und ist dadurch weniger agil, in der Folge auch (noch?) anfällig in Pass-Protection. Kein High-End-Athlet. Sollte eine Chance auf Tackle bekommen, alternativ ein High-Floor-Guard-Prospect.

49. Liam Eichenberg, OT, Notre Dame

Eichenberg mag nie ein Elite-Tackle werden, dafür fehlt ihm die Reichweite, aber auch die Athletik. Aber: Hat über die letzten beiden Jahre laut PFF keinen Sack zugelassen, super konstant in seiner Beinarbeit, setzt die Füße permanent neu und ist sehr quick in seinen Bewegungen mit den Händen. Guter Run-Blocker, aber hat keine sonderlich starke Power. Versucht manchmal, für Länge zu kompensieren und dann kann er aus der Balance geraten. Hand Placement ist inkonstant und vielleicht auch der Sorge um die Länge geschuldet. Das könnte in der NFL ein ernsthaftes Problem in Protection werden.

48. Osa Odighizuwa, DT, UCLA

Odighizuwa ist klein für die Position, und das sieht man teilweise. Inkonstant gegen den Run, kann im Play verloren gehen, wird in der NFL noch mehr über die Technik gewinnen müssen. Umgekehrt aber ist er wahnsinnig explosiv und agil, Guards bekommen häufig die Hände gar nicht richtig an ihn. Der Get-Off ist sehr gut und er baut dann auch Power im Laufe des Plays aus den Beinen auf. Spielt mit schnellen Händen, überzeugte beim Senior Bowl. Vielleicht aber Richtung NFL eher ein Interior-Pass-Rusher als ein echter 3-Down-Lineman.

47. Dillon Radunz, OT, North Dakota State

Vielleicht der leichtfüßigste Tackle der Klasse. Mühelos gegen Speed-Rusher, bewegt sich exzellent im Raum und ist auch explosiv mit seinem Get-Off. Kann so Verteidiger im Run Game fast überraschen und ist mehr Mauler als man angesichts der Statur denken würde. In einer Screen-lastigen Offense bestens aufgehoben. Aber gerade in Protection ist er mit seiner Power nicht ansatzweise auf NFL-Level. Zu leicht, zu anfällig, würde Stand heute mit Bull-Rushern in der NFL Probleme bekommen. Hat auch nicht die ideale Armlänge, bringt sich teilweise aus der Balance, weil er den Point of Attack diktieren will, um nicht per Power geschlagen zu werden. Braucht noch Zeit, aber könnte einer der besseren Pass-Blocker dieser Klasse werden.

46. Pat Freiermuth, TE, Penn State

Es ist einmal mehr keine gute Tight-End-Klasse. Freiermuth als klare Nummer 2 ist kein spektakuläres Prospect, aber vergleichsweise komplett: Hat einen guten Anker wenn er In-Line blockt, findet da auch seine Balance wieder, auch ein guter Blocker aus der Bewegung. Dazu stark am Catch Point, hat etwas Speed, hat auch mal Outside gewonnen. Er ist kein sonderlich dynamischer Spieler, mehr der "klassische" Tight End. Kein übermäßig agiler oder kreativer Route-Runner, keiner, der viele offene Wurffenster für seinen Quarterback kreiert. In gewisser Weise ein "T.J. Hockenson Light".

45. Jamar Johnson, S, Indiana

Wer einen tiefen Safety sucht, der sich super smooth bewegt, der agil ist, der Reichweite hat, der kaum einmal die Balance verliert und der Quarterbacks "hereinlegen" kann - der ist bei Johnson richtig. Ein Ballhawk mit sieben Picks über 406 Cover-Snaps im College. Als tiefer Safety - Single High oder Split - das, was viele in der modernen NFL haben wollen. Aber: Er ist kein verlässlicher Tackler und er ist generell kein Safety, den ich übermäßig oft in die Box ziehen würde.

44. Travis Etienne, RB, Clemson

Für mich der eindeutig beste Running Back dieser Klasse. Es wäre eine andere Diskussion gewesen, hätte Etienne die vergangene Saison nicht gespielt, denn dann hätte man ernsthafte Fragen bezüglich seiner Receiving-Fähigkeiten. Doch dem ist nicht so: Etienne hat 2020 seine mit Abstand beste Saison als Receiver gespielt, auch weil er vertikal eingesetzt wurde. 2,26 Yards pro gelaufener Route bedeuteten laut PFF Platz 9 unter Running Backs 2020, er hat gezeigt, dass er Separation kreieren und den Ball weg vom Körper fangen kann. Das in Kombination mit der Explosivität, der Beschleunigung, den Cuts und dem Speed, den er als Runner mitbringt, macht ihn für mich zum komplettesten Back dieser Klasse. Er ist der beste Big-Play-Runner im Draft, auch wenn seine Reads etwas inkonstant sind, auch wenn er nicht viel über Power rausholt.

43. Mac Jones, QB, Alabama

Der Hype um Mac Jones ist mit dem Uptrade der 49ers außer Kontrolle geraten. Auf meinem Board war er immer ein solides Zweitrunden-QB-Prospect, dessen beste Qualität tatsächlich das Spielverständnis sein dürfte. Weiß genau, wo er mit dem Ball hingehen muss und hat die Antizipation, das Timing, das Ball-Placement, um den Ball dorthin zu bekommen. Gerade in der Art und Weise, wie er vertikal attackiert, hat er mich teilweise an Joe Burrow im Vorjahr erinnert. Jones ist ein akkurater Passer, der sich effizient in der Pocket bewegt und schnell durch seine Reads geht. Aber er ist eben physisch klar limitiert. Hat keinerlei Mobilität, kann kaum außerhalb der Struktur kreieren. Ist nicht das, wo der Trend der NFL hingeht. Braucht konstant perfekte Mechanics, um den Ball gut zu werfen, er darf nicht spät sein mit seinen Reads, er braucht eine saubere Pocket und er musste bei Alabama - hinter einer sehr guten Offensive Line - kaum enge Fenster anspielen. Kein Quarterback, der eine NFL-Offense trägt.

42. Kyle Trask, QB, Florida

Ich sehe in Trask im besten Fall eine Art "Andy Dalton": Ein Quarterback, der eine Offense gut umsetzen kann, der die Mitte des Feldes gut bedient, der Touch in seinen Pässen hat, auch im vertikalen Passspiel. 1.269 Deep-Passing-Yards und 16 Deep-Passing-TDs in der vergangenen Saison waren kein Zufall. Trask arbeitet gut durch die Pocket, behält die Augen dabei Downfield und zeigt Antizipation als Passer. Er ist athletisch limitiert, das steht außer Frage: Kein sonderlich guter Arm, kann es sich nicht leisten, zu spät mit seinen Würfen zu sein. Auch Trask wird nicht wahnsinnig viel außerhalb der Struktur kreieren und die Accuracy im Kurzpassspiel muss noch konstanter werden. Auch noch einige Wackler in seinen Reads, da ist Mac Jones weiter. Aber auch Trask könnte in der idealen Situation ein Game Manager werden.

41. Gregory Rousseau, Edge, Miami

Rousseau ist ein Riese mit unfassbar langen Armen. Hat in der High School Safety und Wide Receiver gespielt, und das durchaus erfolgreich. Kann Tackles mit seinen langen Armen kontrollieren und sich dann mit einem Push lösen. Am besten gefiel er mir, wenn er von außen nach innen attackieren konnte, da schlägt er Guards mit seiner Reichweite und der überraschenden Leichtfüßigkeit. Gleichzeitig frage ich mich, wie genau seine Rolle in der NFL aussehen wird. Er hat sehr wenig Explosivität, das hat der Pro Day untermauert (14. Perzentile im Hochsprung, 36. im Short Shuttle, 16. im Three Cone). Get-Off ist durchwachsen, spielt nicht explosiv. Um mehr innen zu spielen - wo er als Pass-Rusher deutlich eher eine Zukunft hat als außen - wird er mehr Power und einen besseren Anker gegen den Run entwickeln müssen.

40. Payton Turner, Edge, Houston

Sehr groß (6'6", 270 Pfund), und dafür bewegt er sich mit einer beachtlichen Explosivität und Agilität. Der Get-Off springt einen förmlich an, Turner kommt aber auch eng um den Tackle herum und kann mit Quickness nach innen gewinnen. Spielt mit Übersicht, nimmt die Arme hoch gegen den Pass, wenn er nicht durchkommt und liest Fakes gegen den Run. Dazu eine sehr gute Reichweite mit seiner Explosivität und den langen Armen. Turner braucht noch Feinschliff, er kann im Pass-Rush hängen bleiben, er hat teilweise Probleme damit, Power aufzubauen, auch weil er so groß ist. Dazu kommt die Tatsache, dass er was sein Breakout-Jahr angeht eine kleine Sample Size (4 Spiele) mitbringt und da gegen eher schwache Tackles gespielt hat.

39. Creed Humphrey, C, Oklahoma

Gewinnt mit Quickness und Power in den Händen. Macht dadurch häufig den ersten Move und kann dann eine echte Mauer sein, weil er mit seiner Beweglichkeit immer wieder neue Winkel findet und sich Gegenspieler von seinen Händen häufig nicht lösen können. Enorme Athletik, welche ihm gerade als Blocker Reichweite gibt, hat da echten Spielraum. Gleichzeitig überträgt sich die Athletik nicht komplett aufs Feld, im Raum nicht so präsent wie erhofft. Im Run Game durchwachsen. Hat aber gute Power im Oberkörper, hat bei Oklahoma Calls und Protections angesagt und sollte athletisch noch Upside haben.

38. Elijah Molden, SCB, Washington

Ein spektakulärer Playmaker. Molden ist konstant in der Nähe des Balls, sein Tape macht richtig viel Spaß. Antizipiert und springt in Pass-Lanes, hat Washington 2019 in Tackles, abgewehrten Pässen und Interceptions angeführt. Sprinter-Background, sieht man auch teilweise, wenn er Downhill attackiert. Molden ist kleiner (5'10", 190 Pfund), aber spielt nicht so. Bewegt sich super, auch vertikal, kann jeden Schritt des Receivers mitmachen. Vermutlich ein reiner Slot-Corner in der NFL und sicher kein Elite-Run-Defender. Aber Slot-Corner sind längst wichtige Starter auf dem nächsten Level und Molden könnte zumindest als Box-Safety noch eine zusätzliche Dimension mitbringen.

37. Richie Grant, S, UCF

Es gibt kein athletisches Freak-Prospect in der Spitze dieser Safety-Klasse - aber es gibt mehrere rundum solide Safeties, die langjährige Starter werden könnten. Grant ist da ein Musterbeispiel: Hat keinen High-End-Speed, ist nicht sonderlich explosiv, ist nicht der härteste Hitter und er ist bereits 23 Jahre alt. Aber er bewegt sich kontrolliert, hat eine gute Reichweite weil er mit viel Antizipation spielt und den Quarterback sehr gut liest. Macht dadurch auch Plays im Backfield etwa bei Screens. Hat bei UCF tief und in Box-Nähe gespielt, Grant ist ein Spieler, der vermutlich nie zur absoluten Elite auf seiner Position gehören wird, aber der sofort starten kann, der wenige gravierende Fehler macht und der mit seiner Spielintelligenz Plays machen wird.

36. Levi Onwuzurike, DT, Washington

Bildet mit Barmore die gemeinsame Spitze dieser DT-Gruppe, und bei Onwuzurike sehe ich mehr Pass-Rusher-Upside. Super quick, bewegt sich schnell und sicher. Kontrolliert den Lineman mit seinen langen Armen und schiebt ihn zur Seite, um an ihm vorbei zu explodieren. Guter Get-Off, gewinnt häufig früh im Play, oftmals der erste Spieler, der sich bewegt. Onwuzurike ist kein Defensive Lineman, der einen Anker gegen den Run setzt - auch weil sein Pad-Level eher inkonstant ist - und in der Folge war es auch überraschend zu sehen, wie häufig er Nose Tackle bei Washington gespielt hat. Ich sehe ihn eher als 3-Tech auf dem nächsten Level, Onwuzurike ist ein Defensive Tackle, der aggressiv attackieren sollte.

35. Landon Dickerson, C, Alabama

Ohne die Verletzungen (Kreuzbandriss rechts 2016, Knöchel-OP 2017, Knöchelverletzung 2018, Kreuzbandriss links 2020) wäre Dickerson ein klares First-Round-Prospect. So müssen Teams das abwägen, genau wie die Tatsache, dass Dickersons dominanteste Saison in seinem fünften College-Jahr kam. Aber rein vom 2020er Tape her ein tolles Center-Prospect: Bewegt sich gut, überraschend quick. Spielt aber auch nasty. Hat Power aus seinem enormen Frame, aber spielt auch mit Agilität und ist sicher bei Reach-Blocks oder auf dem Second Level. Kam als 4-Star-Tackle-Recruit aus der High School. Dominanter Run-Blocker, hohes Maß an Awareness in Protection. Bleibt er fit, könnte er in einigen Jahren der beste Center der Liga sein.

34. Kadarius Toney, SWR, Florida

Absurde Explosivität. Beschleunigt blitzartig von 0 auf 100, brutal agil und shifty. Kreiert Separation allein durch seine Agilität und Explosivität. Monster nach dem Catch, gewinnt vertikal, keine Angst vor Kontakt. Sollte als Rookie direkt Returner-Value mitbringen, bei Gadget-Plays eine Rolle spielen und aus dem Slot heraus Druck ausüben können. Aber Toney ist als Receiver noch roh: Hat Quarterback in der High School gespielt, und das sieht man in seiner Entwicklung auf der Position. Seine Routes sehen häufig eher improvisiert als koordiniert aus, er verliert sich teilweise im Play ein bisschen. Dass er trotzdem derart häufig gewinnt, unterstreicht, wie physisch talentiert er ist. Aber bei Toney muss man einen klaren Plan für seine Rolle und für seine Entwicklung haben, an diesem Punkt ist er für mich eher noch eine "Waffe" als ein "Receiver".

33. Teven Jenkins, OT, Oklahoma State

Ein absoluter Mauler. Jenkins ist groß und massiv gebaut, bringt enorme Power und Physis mit. Spielt aggressiv, ein Bully im Run Game, auch die Pass-Block-Snaps sind häufig "Dogfights". Baut Power aus den Händen und aus dem ganzen Körper auf, schiebt Rusher teilweise aus der Bahn. Spielt kompakt. Er ist nicht sonderlich agil, das fällt auch in Protection teilweise auf, ist sicherer im Run-Blocking, wenn er attackieren kann. Überschaubare Quickness. Ich könnte mir gut vorstellen, dass er ultimativ in der NFL eher auf Guard wechselt.

32. Zaven Collins, LB, Tulsa

Mit knapp 6'5" und 260 Pfund physisch ein Outlier auf der Position - derart massive Spieler sieht man eher auf Edge, interessanterweise kann Collins auch da punkten. Wenn er mal wie ein Edge-Rusher eingesetzt wurde, hat er Bender-Qualitäten gezeigt und kommt auch schnell zum Quarterback. Zudem physisch schlicht zu viel für Running Backs in Pass-Protection. Collins müsste aber eigentlich noch mehr Power aufbauen können, er müsste noch besser tackeln können, er müsste sich noch besser von Blocks lösen können - dann würden wir von einem sicheren Erstrunden-Prospect sprechen. Denn die Agilität für seine Größe ist selten, Collins ist fantastisch in Zone Coverage und hat da auch enorme Reichweite. Er ist noch nicht da, aber es würde mich nicht schocken, wenn Collins in zwei Jahren der beste Linebacker dieser Klasse ist.

31. Ronnie Perkins, Edge, Oklahoma

Die Sample Size ist klein - 262 Snaps 2020, die einzige Saison, in der er wirklich dominant war - und in der Folge ist er eine vergleichsweise große Projection. Hat zudem nicht so gut getestet wie ich es erwartet hatte, was ihn auf einigen Team-Boards runterziehen wird. Aber das, was Perkins dieses Jahr auf Tape gezeigt hat, hat zumindest mich begeistert: Toller Get-Off, kommt ganz schnell vom Ball weg und baut dann Power auf. Hat dazu einen guten Bend, kommt schnell und eng um den Tackle. Die Mischung aus Power, Explosivität und Bend prägen sein Spiel. Arbeitet aber auch gut nach innen und Guards haben dann keine Chance, Florida im Cotton Bowl hat überhaupt keinen Zugriff auf ihn bekommen. Er ist noch roh, aber ab Runde 2 wäre Perkins auf meinem Board weit oben.

30. Christian Barmore, DT, Alabama

Es ist eine wirklich schwache Defensive-Tackle-Klasse, und selbst Barmore habe ich von der Grade her nur mit einer frühen 2. Runde. Er hat einen guten Get-Off, er hat schnelle Füße, vor allem schnelle und sehr aktive Hände. Arbeitet durch Plays und löst sich vom Blocker. Quick wenn er nach innen arbeitet. Barmore kann Spiele komplett dominieren - aber ich hatte mir noch mehr Power, noch mehr konstante Dominanz erhofft. Im Run Game wurde er einige Male von seinem Spot bewegt, kein Spieler, der viel gegen Double Teams macht. Blieb mir letztlich noch zu häufig hängen, was vielleicht auch mit einem noch inkonstanten Pad-Level zusammenhängt. Barmore ist der Defensive Tackle, den ich als erstes draften würde - aber ein Pick in der Top 20 wäre für mich nur dadurch zu erklären, wie schwach die Positionsgruppe ist.

29. Terrace Marshall Jr., WR, LSU

Es würde mich nicht wundern, wenn Marshall sich als Rookie-Überraschung dieser Receiver-Gruppe entpuppt. Ist groß, hat lange Arme und ist dadurch über die Mitte auch schnell anspielbar. Einige fantastische Catches weg vom Körper, auch Downfield. Bewegt sich zudem leichtfüßiger als man angesichts seiner Größe vermuten würde. Marshall hat einen guten ersten Schritt und auch etwas Agilität nach dem Catch. Hatte 13 Touchdowns 2019 hinter Ja'Marr Chase und Justin Jefferson, letztes Jahr in dem gerupften LSU-Team immerhin noch 731 Yards und zehn TDs. Noch zu viele Drops, er ist kein Speedster, kein High-End-Athlet. Aber er scheint ein gutes Gefühl für Routes und für Gegner zu haben und ich sehe noch einiges an Potenzial bei ihm.

28. Samuel Cosmi, OT, Texas

Ein sehr erfahrener Pass-Blocker, der vor allem mit Athletik punktet. Bewegt sich sehr gut, die athletischen Tests haben das auch eindrucksvoll untermauert. Sehr smooth wenn er aufs Second Level kommt oder nach innen blocken muss, kann sich neu ausrichten und auch auf Blitzer reagieren. Füße sind immer in Bewegung, aber hat keineswegs nur Finesse; im Run Game auch durchaus nasty. Selten in Pass-Protection geschlagen. Balance ist noch nicht ganz auf dem besten Level, gegen Speed-Rusher spielt er teilweise zu aufrecht. Hat relativ kurze Arme, ähnlich wie Sewell und Slater.

27. Jayson Oweh, Edge, Penn State

Athletischer Freak. Hat absurd getestet (96. Perzentile beim Three-Cone, 100. über 40 Yards, 95. beim Shuttle Run, 96. beim Hochsprung, 100. beim Weitsprung), allein deshalb dürfte er in Runde 1 gehen. Teilweise überträgt sich das aufs Feld, gerade beim Get-Off. Oweh ist athletisch genug, dass er eine Option im ersten Moment falsch lesen kann und dann trotzdem noch das Play macht. Hat Power gegen den Run. Das Problem ist, dass diese Plays eher Flashes als konstante Production sind. Mal sieht man den spektakulären Get-Off, mal sieht man, wie er blitzartig um den Tackle herumkommt. Aber gerade als Pass-Rusher noch auffallend roh, bei Stunts etwa arbeitet er nicht so fließend und explosiv nach innen wie Phillips oder Paye. Hat nicht die Bender-Qualitäten gezeigt, die Phillips hat. Noch mehr Projekt als die Spitze der Klasse.

26. Alijah Vera-Tucker, OG, USC

Unfassbar sicher in jeder Bewegung, Vera-Tucker wird kaum einmal aus der Balance gebracht oder von einer Situation überrascht. Sehr souverän, spielt mit konstanter Übersicht. Gute Balance, bewegt sich gut, baut im Run mit gutem Pad-Level Game Power auf. Vera-Tucker hat einen enorm hohen Floor und ist ein klarer Day-1-Starter, der die meisten Interior Offensive Lines in der NFL sofort besser machen wird. Er hat zu wenig Reichweite, um konstant Tackle in der NFL zu spielen. Aber allein, dass er bei USC Right Guard, Left Guard und Left Tackle gespielt hat, gibt ihm noch zusätzlichen Value.

25. Elijah Moore, WR, Ole Miss

Ein toller Slot-Receiver. Wahnsinnig smooth, guter Ball-Tracker. Bewegungen sind sehr effizient. Hat exzellente Hände, einige wirklich schwierige Catches mit dabei, die Moore einfach aussehen lässt. Hat auch vereinzelt außen gespielt und dort gewonnen, vertikale Waffe. Gut nach dem Catch, hat ohne jeden Zweifel Toughness über die Mitte. Zudem kein One-Hit-Wonder, hatte schon 2019 67 Catches für 850 Yards und sechs Touchdowns, 2020 dann 86/1.193/8. Ich könnte mir bei Moore vorstellen, dass er in der NFL ausschließlich im Slot effektiv ist und seine Rolle im College war insofern "vereinfacht", dass er viele Screens, viele Jet Sweeps und dergleichen bekommen hat. Und er hat nicht die Explosivität, die beispielsweise Toney hat. Aber dafür ist er in seiner Entwicklung als Receiver deutlich weiter. Sehr hoher Floor.

24. Rashod Bateman, WR, Minnesota

Bateman ist eine schwierige Evaluation. Rein von seinem 2020er Tape her hätte ich ihn nicht in der Nähe der ersten Runde, allerdings war er über den Sommer vor der Saison an Corona erkrankt und hatte dann zunächst den Opt-Out gewählt, ehe er doch zurückkam. Bateman spielte dann mit weniger Gewicht und war nicht ansatzweise so dominant wie im Vorjahr. Sein 2019er Tape nämlich bringt ihn näher an die Top-3-Receiver-Gruppe als an die zweite Runde: Da war er dominant auch Outside, da zeigte er bisweilen fantastisches Route-Running, kreierte konstant Separation, variierte seinen Release und gewann außen wie im Slot. Wenige Receiver in diesem Draft haben derart viele Highlight-Catches produziert. Bateman ist kein Elite-Athlet und für meinen Geschmack waren ein paar Drops zu viel mit dabei, aber letztlich müssen sich Teams in erster Linie die Frage stellen, ob sie 2019 drastisch höher gewichten als 2020. Dann ist er ein klares First-Round-Talent.

23. Rondale Moore, WR, Purdue

Irre Dynamik. Nimmt blitzartig Tempo auf, extrem agil, lässt Verteidiger reihenweise aussteigen. Moore ist brandgefährlich auch bei Jet Sweeps und Screens, und könnte Returner spielen. Spielt einfach schnell, der Release ist explosiv, setzt scharfe Cuts und gewinnt vertikal. In der NFL vermutlich ein reiner Slot-Receiver, der dazu Gadget-Aufgaben erhält. Ich vermute trotz allem, dass Moore eher nicht in der ersten Runde geht, weil die Fragezeichen absolut legitim sind: Ist extrem klein - eher die Kategorie "Tarik Cohen" als die Kategorie "Tyreek Hill" - und die Verletzungshistorie gerade mit Oberschenkelproblemen begleitet ihn. Hatte letztlich auch nur eine Elite-Saison, und die war 2018. 2019 nur vier Spiele gespielt, 2020 nur drei. Moore hat definitiv einen Boom-or-Bust-Faktor und muss in der exakt richtigen Offense landen. Dann aber könnte er auch auf dem nächsten Level ein elektrisierender Playmaker werden.

22. Jeremiah Owusu-Koramoah, LB, Notre Dame

Ein spektakulärer Linebacker. Irre explosiv und agil, bewegt sich auf einem komplett anderen Level als Micah Parsons in puncto Flexibilität. Kann in Man Coverage mit Slot-Receivern mithalten, mit seiner Agilität und seinem hohen Grundtempo kann er Plays lesen und reagieren. Identifiziert Runs auch aus tieferer Position und hat dann eine eindrucksvolle Beschleunigung. Als Pass-Rusher fast Speed-Rusher-Dimension. JOK verkörpert viele der Dinge, die ich von einem modernen Linebacker in der NFL haben will - und trotzdem muss man die Frage stellen: Wo genau wird er in der NFL spielen? Er ist sehr leicht für die Position und diese Overhang-Rolle, die er bei Notre Dame hatte, gibt es so nicht in der NFL; PFF listet ihn in der vergangenen Saison bei nur 200 von 647 Snaps zwischen den Tackles. Wird stark davon abhängig sein, wo er landet und was sein neuer Defensive Coordinator mit ihm plant. Vielleicht eher eine Art Safety-Hybrid-Rolle?

21. Christian Darrisaw, OT, Virginia Tech

Tackle mit enormer Power. Darrisaw spielt mit toller Physis und unheimlicher Kraft in den Händen, was auch zu Highlight-Blocks führt. Kann Gegenspieler mehrere Yards nach hinten bewegen, spielt "nasty". Gute Balance, gute Größe und Länge, war im College sehr stabil in Pass-Protection und ist stark als Second-Level-Run-Blocker. Darrisaw ist eine Mischung aus Mauler und verlässlichem Pass-Blocker, ich hätte mir ein noch etwas aktiveres Verhalten in Protection gewünscht. Da wirkt er manchmal fast etwas lethargisch und richtet sich nicht mit letzter Konsequenz neu aus, kann von Quickness manchmal überrumpelt werden.

20. Greg Newsome, CB, Northwestern

Fantastisch smoother Outside-Corner. Quick, sehr fließende Bewegungen, agile Hüften, gute Balance - Newsomes Tape macht viel Spaß. Kann schnell die Richtung wechseln ohne Tempoverlust, hat wahnsinnig schnelle Füße und bietet in der Folge extrem enge Coverage, ohne dass er dabei den Kontakt zu sehr sucht. Viele Plays, bei denen er mit idealem Timing den Catch verhindert, super sicher in Zone Coverage. Newsome ist ein Day-1-Outside-Starter mit einem sehr hohen Floor. Es gibt relativ wenige Fragezeichen in einem Spiel, aber dafür eines, das für die Position nicht leichtfertig zu betrachten ist: Speed und Beschleunigung - auch wenn er da besser getestet hat - sind auf Tape wacklig. Wenn er einen Receiver quer über das Feld verfolgen muss, wenn er "ungeplant" beschleunigen muss, da ist Newsome verwundbar. Ansonsten hat er nicht die größte Power, aber ich sehe Newsomes Floor für die NFL als High-End-Nummer-2-Corner.

19. Micah Parsons, LB, Penn State

Ein Freak von einem Linebacker. Unfassbar explosiv, absolute Rakete wenn er Downhill attackiert - insbesondere als Blitzer, wo er zu quick für Guards ist und viel zu viel Power für Running Backs hat. Das Memphis-Tape ist absurd. Parsons hat auch Pass-Rush-Moves, mit denen er gewinnen kann; hat durchaus mal einen Tackle per Spin-Move geschlagen. Bewegt sich gut durch Kontakt, arbeitet durch Traffic und die Größe in Kombination mit der Explosivität geben ihm Reichweite. Was mir bei Parsons Sorgen macht, ist seine Rolle in Coverage in der NFL. Hat nicht die Top-Agilität, häufig braucht er ein, zwei zusätzliche Schritte, um die Richtung zu wechseln. Könnte sich in der NFL nicht nur in Zone, sondern auch in Man Coverage gegen Running Backs bemerkbar machen. Parsons ist ein unheimlich physischer Linebacker, der auch Pass-Rush-Snaps bekommen kann, in die Richtung eines Kyle Van Noy. Aber für ein Elite-Prospect fehlte mir ein bisschen was in Coverage zusätzlich zu der Tatsache, dass er sich gelegentlich selbst aus einem Play schießt.

18. Asante Samuel Jr., CB, Florida State

Er ist leicht und klein, wodurch er vermutlich in der NFL nur im Slot spielen wird - wobei ich nicht ausschließen würde, dass er mit ein wenig mehr Muskelmasse eine ähnliche Rolle wie sie Chris Harris jahrelang hatte, einnehmen kann, in welcher er zwischen außen und innen wechseln kann. Er ist extrem agil und explosiv, und seine Athletik in Kombination mit seinem offensichtlichen Spielverständnis macht seinen Spielstil umso aggressiver: Kann Routes jumpen und ist eine permanente Interception-Gefahr in der Mitte des Feldes, weil er Plays sehr gut liest und dann die Athletik hat, um das auch in Zählbares zu verwandeln. Spielt am Catch Point teilweise größer als er ist, mit gutem Timing und Sprungkraft. Ob er in der NFL außen spielen kann, ist eine faire Frage, noch deutlich fairer sind Bedenken hinsichtlich seiner Physis gerade auch gegen den Run und gegen Screens. Da wurde er zu häufig komplett aus dem Weg geräumt.

17. Caleb Farley, CB, Virginia Tech

Farley ist in der gleichen Größe- und Gewichtskategorie wie Surtain und Horn - bewegt sich aber deutlich smoother. Öffnet die Hüfte, nimmt Tempo auf, bleibt auch ohne Kontakt zum Gegner im Play und hat den Speed, um notfalls zurückzukommen. Die Agilität, mit der er sich bewegt und das Tempo beim Richtungswechsel sind beeindruckend. Aber Farley, ein Dual-Threat-Quarterback auf der High School, ist relativ jung auf der Position, und das sieht man: Fällt häufiger mal auf Fakes rein, sein Tackling ist Hit-or-Miss, hat teilweise Probleme, sich von Blocks im Run Game zu lösen und er bringt wenig Erfahrung in Press Man mit. Er sollte sich in all diesen Bereichen verbessern können, aber das macht ihn zu einer größeren Projection. Das offensichtliche Thema bei Farley liegt jedoch abseits des Platzes: Hatte eine Rücken-OP im Frühjahr und die Frage ist, wie Teams das einschätzen - Bandscheibenprobleme sind häufig nicht nach einer OP komplett aus der Welt. Hatte zudem einen Kreuzbandriss 2017 und der Rücken machte ihm 2019 bereits Probleme.

16. Trevon Moehrig, S, TCU

Ein sehr kompletter Safety. Groß, lange Arme, guter Hitter und Tackler. Antizipiert Plays gut, hatte in der TCU-Defense als Split-Safety viele Eins-gegen-Eins-Situationen über dem Slot und wurde kaum einmal geschlagen. Zudem ein Ballhawk mit 26 abgewehrten Pässen und sechs Interceptions in 22 Spielen über die letzten beiden Jahre. Ein flexibler Safety-Allrounder, den ich am liebsten in einer Split-Rolle sehen will. Moehrig hat keinen Top-Speed und vereinzelt nimmt er sich selbst aus dem Play, weil er auf hohem Grund-Speed nicht die beste Balance hat. Kommt nach einem Fehltritt nur schwer ins Play zurück. Keiner, den ich häufiger in einer Single-High-Rolle sehen will, aber davon geht die NFL sowieso zunehmend weg.

15. Trey Lance, QB, North Dakota State

Fantastisches physisches Potenzial. Der Ball fliegt teilweise wie an der Schnur aufgezogen, auch bei tiefen Out-Routes. Die Wurfbewegung sieht schon gut aus, obwohl Lance bislang relativ wenig Mechanics-Coaching hatte. Physischer Runner im Stile von Cam Newton, kann von jeder Plattform den Ball auf das ganze Feld feuern. Platziert Pässe teilweise perfekt zwischen Verteidiger, vereinzelt blitzte auch exzellente Pocket-Arbeit auf und Lance hatte in der Offense von North Dakota State ein hohes Maß an Pre-Snap-Verantwortung was Protection-Calls und alternative Spielzüge angeht. Gleichzeitig ist er die größte Projection aus der QB-Spitzengruppe: Accuracy ist inkonstant, Beinarbeit muss deutlich besser werden. Häufig setzt er die Füße nicht sauber und muss sich erst wieder neu ausrichten. Auch der Dropback ist noch nicht ausgereift. Lance ist noch roher als die anderen Top-QB-Prospects dieser Klasse und die Sample Size ist minimal. Nicht nur, weil er 2020 nicht spielen konnte und wir somit nur ein Jahr von ihm als Starter gesehen haben, sondern auch, weil er sehr viel über Rollouts arbeiten und kaum einmal aus der Pocket einen Rückstand aufholen musste. Der größte High-Risk-High-Reward-Kandidat dieser QB-Klasse.

14. Azeez Ojulari, Edge, Georgia

Bei Ojulari gibt es weniger Projection, wir wissen, was er ist und was er auf dem nächsten Level sein wird - ein brandgefährlicher Speed-Rusher. Super explosiv, ein toller Get-Off, mit dem er Tackles teilweise düpiert hat. Extrem quick und explosiv, kommt teilweise super schnell um den Tackle und setzt die Protection blitzartig unter Druck. Bewegt sich auch gut im Raum, hat die Athletik, um sich mal in Coverage zurückfallen zu lassen. Gleichzeitig ist er eben auch auf der kleinen und leichten Seite der Position, Power ist absolut nicht sein Spiel, gegen den Run wurde er immer wieder mal aus dem Play geschoben und teilweise hatte er auch Probleme im Pass-Rush, wenn er eben nicht über Speed und Agilität gewann. Dann bleibt er gelegentlich hängen.

13. Kwity Paye, Edge, Michigan

Der Draft hat dieses Jahr kein klares Elite-Edge-Prospect der Marke Bosa/Young/Garrett zu bieten. Insofern wird es spannend sein zu sehen, wann die Edge-Rusher vom Board gehen - und welcher der Erste ist. Paye hat ein starkes Gesamtpaket aus Floor Stand heute und Ceiling über die nächsten zwei bis drei Jahre: Ein athletischer Freak, hat Power, aber auch Explosivität und Agilität. Er kommt eng um den Tackle und kann dann mit seiner Power scharf nach innen zum Quarterback ziehen, er schlägt Tackles nach innen und ist da zu explosiv. Sein Spiel ist noch inkonstant, etwa was sein Pad-Level und seine Pass-Rush-Moves angeht, diese Dinge sollten aber mit entsprechendem Coaching zu lösen sein.

12. Jaycee Horn, CB, South Carolina

Das beste Press-Man-Prospect dieser Klasse. Spielt irre physisch, die Mentalität fließt förmlich aus dem Bildschirm. Sehr explosiv, hat für seine Größe beachtlich schnelle Füße, sodass er auch im Slot standhalten konnte. Sicherer Backpedal und eine Quickness, die er dann mit seiner Physis kombiniert. Sehr hartnäckig in Coverage, kann ein Play schon an der Line of Scrimmage gewinnen und ist dominant am Catch Point. Für mich hat kein Cornerback dieser Klasse ein höheres Ceiling. Eine Projection ist er aber noch in den Bereichen fernab von Press-Coverage. Wenn er mehr im Raum arbeiten muss, wenn er sich ohne direkten Körperkontakt bewegen muss. Da ist er noch nicht so sicher wie etwa Surtain. Manchmal ist seine Aggressivität auch zu viel, könnte früh in seiner NFL-Karriere einiges an Flaggen kassieren. Aber kein Cornerback-Tape hat mir dieses Jahr mehr Spaß gemacht.

11. Patrick Surtain, CB, Alabama

Spektakulär unspektakulär - und das ist absolut als Kompliment zu verstehen. Er hat nicht die höchste Upside der Klasse, er ist auch nicht der größte athletische Freak. Aber er ist so sicher, er wird kaum geschlagen, und das ist bei Cornerbacks und bei Offensive Linemen besonders wertvoll. Surtain ist groß mit sehr langen Armen, wodurch er auch am Catch Point in ein Play zurückkommen kann. Super sicher darin, Plays zu lesen und zu diagnostizieren, erkennt Route-Kombinationen und weiß, wo der Ball hingehen soll. Kein Zufall, dass er unter Nick Saban seit seiner True-Freshman-Saison spielt. Keine Panik in seinem Spiel, sehr kontrolliert, hohes Maß an Antizipation. Er wird athletisch in der NFL nochmal an andere Grenzen stoßen und vielleicht wird er eher ein High-End-Nummer-2-Corner am Ende des Tages. Aber kein Cornerback in diesem Draft hat einen höheren Floor.

10. Rashawn Slater, OT/OG, Northwestern

Gut möglich, dass NFL-Teams Slater aufgrund seiner Größe und der kurzen Armlänge eher auf Guard sehen - man sollte ihm aber zumindest eine Chance auf der wertvolleren Tackle-Position geben. Slater hat super schnelle Füße, richtet sich permanent neu aus und hat dadurch eine beachtliche Agilität. Kann so auch auf Blitzer oder Stunts reagieren und sieht fast aus wie ein Tight End, wenn er schnell aufs Second Level arbeitet. Findet seine Balance wieder, wenn er beim ersten Push verliert und bearbeitet Pass-Rusher konstant durch das Play weg. Lässt so kaum einen Winkel zu, super aktiv mit seinen Händen. Das fiel auch bei seinem berüchtigten 2019er Tape gegen Chase Young auf, als er Young abmeldete. Hat Left Tackle und Right Tackle gespielt.

9. Jaelan Phillips, Edge, Miami

Fantastischer Edge-Bender, trotz seiner Maße. Phillips ist noch etwas größer und schwerer als beispielsweise Von Miller, trotzdem kommt er spektakulär eng um den Tackle herum. Ist zudem weit was seine Pass-Rush-Moves angeht, setzt seine Hände super ein, hat Konter-Moves, legt sich Tackles zurecht. Sehr agil und quick, und das bei seiner Größe. Tolle Athletik. Wenn er per Stunt nach innen arbeitet, sind Guards überfordert. Phillips wäre für mich das eine Elite-Defense-Prospect dieser Klasse - wenn wir rein sportlich denken. Aber man muss die Verletzungshistorie berücksichtigen: Hatte drei dokumentierte Gehirnerschütterungen bei UCLA, wo er schließlich auf Anraten der Teamärzte seine Karriere beendete. Kam nach mehr als einem Jahr zurück und spielte die vergangene Saison für Miami. Sportlich habe ich bei Phillips keinen Zweifel, aber Teams werden das Risiko abwägen müssen.

8. Ja'Marr Chase, WR, LSU

Das Nummer-1-X-Receiver-Prospect der Klasse. Spielt wahnsinnig physisch, ein Bully mit Speed nach dem Catch. Dominant am Catch Point, kann Press Coverage mit seiner Physis zerstören und verschafft sich vertikal gut Räume. Cornerbacks, die ihn pressen wollen, finden sich nicht selten auf dem Hosenboden wieder. Kein High-End-Route-Runner, aber funktional, gewinnt viel auch mit Hand Placement und Armeinsatz. In-Breaking-Routes mit etwas Tiefe sowie Comeback-Routes waren fast No-Brainer bei Chase. Teilweise verlässt er sich zu sehr auf seine Physis, und dann kann er sich in der Route festlaufen; manchmal wirkt es, als würde er den Kontakt fast suchen. Keiner, der konstant Separation kreieren wird und er ist - für einen X-Receiver - eher klein.

7. Jaylen Waddle, WR, Alabama

Fantastischer Speed. Bewegt sich auf einem anderen Tempo-Level, auch gegen SEC-Konkurrenz. Vor allem aber hat Waddle zusätzlich die Explosivität: Er beschleunigt blitzartig von 0 auf 100 - dadurch ist er auch ein gefährlicher Returner - und diese Explosivität überträgt sich auf sein Route-Running. Das setzt ihn von Henry Ruggs ab, der mehr ein "eindimensionaler" Speedster ist. Waddle ist eher tatsächlich ein ähnlicher Spielertyp wie Tyreek Hill, der mit scharfen Cuts, mit explosivem Release und auch mit Physis in der Route und am Catch Point spielt, zusätzlich zu dem Top-Speed den er hat. Die Sample Size bei Waddle ist klein, nachdem er den Großteil der Vorsaison verletzt verpasst hat. Ich sehe hier trotzdem den potenziell gefährlichsten Playmaker dieses Drafts außerhalb von Kyle Pitts.

6. Justin Fields, QB, Ohio State

Unheimlich akkurater Passer, der die Mitte des Feldes sehr gut bedient. Fields spielt innerhalb der Play-Struktur, kann aber notfalls auch improvisieren. Als Runner hat er mir sogar besser gefallen als Lance, weil er effizienter und smoother läuft. Fields hat einen sehr guten Arm, kann tolle tiefe Pässe aber auch Strikes über die Mitte raus feuern und bewegt sich schon mit subtilen, kleinen Schritten gut in der Pocket. Und er will das Big Play: Ohio State arbeitet viel mit tiefen Option Routes, Fields wollte häufig unbedingt den Cut des Receivers 15, manchmal 20 Yards tief "abwarten", um dann das Big Play anzubringen, sodass man seine Aggressivität teilweise mit langsamem Processing verwechseln könnte. Gleichzeitig gibt es aber durchaus Bereiche seines Spiels, in denen er schneller werden muss. Muss lernen, vom ersten Read weg zu kommen, aber er hat mir auch noch zu häufig offene Receiver übersehen oder Blitzer nicht registriert. Antizipation und Pre-Snap-Reads müssen besser werden, aber das Potenzial für einen Top-5-Quarterback ist da.

5. DeVonta Smith, WR, Alabama

Es wird spannend sein zu sehen, wie die NFL Smith sieht - er ist ein Outlier-Prospect mit seinen rund 170 Pfund Spielgewicht. Es gibt wenige Receiver, die mit diesem Gewicht in der NFL Erfolg hatten und das könnte dazu führen, dass Smith in die Mitte der ersten Runde abrutscht. Aber sein Gewicht hat auf Tape in der SEC nicht zu Problemen geführt. Nur selten wird er beim Release physisch dominiert oder aus der Route gepusht, im Gegenteil, er ist ein richtig guter Contested-Catch-Receiver, mit seinen langen Armen und mit der Körperkontrolle. Spielt physischer als man vermuten würde, gleichzeitig hat er aber auch Agilität und Explosivität in der Route. Smith ist ein guter Route-Runner, der konstant Separation kreiert und er hat exzellente Hände. Er hat keinen Elite-Speed und das Gewicht wird intern bei den Teams sicher kontrovers diskutiert, aber als Z-Receiver idealerweise neben einer starken Nummer 1 bin ich davon überzeugt, dass er einschlagen wird.

4. Penei Sewell, OT, Oregon

Hat nach dem Opt-Out 2020 nicht gespielt, aber was er davor schon - als 19-Jähriger (!) - gezeigt hat, lässt bei Sewell wenige Fragen offen. Irre athletisch für seine Größe und sein Gewicht, bewegt sich wahnsinnig leichtfüßig, im Raum eigentlich nie verloren. Explodiert vom Snap weg im Run Game, kann sich dann auch mühelos parallel zur Line stellen um Gaps zu öffnen. Kann jede Bewegung eines Blitzers - selbst wenn es ein Defensive Back ist - mitgehen. Hat Power in den Armen und zeigt enormes Spielverständnis, wenn es darum geht, Blitzer und Stunts zu identifizieren oder sich Arbeit zu "suchen". Er hat nicht die ideale Länge für die Position, und vereinzelt führt das dazu, dass er Rusher zu nah an sich rankommen lässt oder im zweiten Schritt nach innen geschlagen wird. Aber Sewell hat 2018 und 2019 über 706 Pass-Blocking-Snaps laut PFF nur einen Sack zugelassen.

3. Zach Wilson, QB, BYU

Ich verstehe die Kritik bei Wilson: Er hatte relativ wenige Herausforderungen in seiner spektakulären 2020er Saison, weil er gegen schwächere Gegner hinter einer exzellenten Line spielte. Er musste wenig mit Pressure umgehen und er wird noch deutlich schneller und präziser die Mitte des Feldes lesen müssen. Doch gleichzeitig ist Wilsons Spiel auch komplett im Trend dessen, wo sich die NFL hin entwickelt: Er kann Plays außerhalb der Struktur kreieren, er kann den Ball von jeder Plattform und aus der Bewegung werfen, er trifft enge Fenster Downfield. Absurde Highlight-Würfe im vertikalen Passspiel. Wilson kann improvisieren und sollte in einer Offense, die ihn per Design viel außerhalb der Pocket arbeiten lässt, schnell in der NFL funktionieren.

2. Kyle Pitts, TE, Florida

In einem Board ohne Positional Value wäre Pitts meine Nummer 1, dass er es so immer noch vor alle Quarterbacks außer Lawrence schafft, unterstreicht, wie hoch ich ihn einschätze. Der Ausdruck "Generational Talent" wird zu inflationär verwendet - Pitts ist der eine Spieler in dieser Klasse, dem ich dieses Label ohne Bedenken geben würde . Wenn ich ihn nur als Receiver graden würde, wäre er auch da in meiner Receiver-Top-3: Ein enormer Catch-Radius mit seinen langen Armen, super Timing am Catch Point, guter Ball-Tracker, wahnsinnig dynamisch nach dem Catch. Verzeichnete 3,26 Yards pro gelaufener Route. Variiert seinen Release, spielt mit seinem Tempo, die Beschleunigung kommt sehr smooth und "überraschend". Zeigt scharfe Cuts. Hat in der vergangenen Saison Jaycee Horn, Kelvin Joseph und Patrick Surtain geschlagen. Führte alle Tight Ends 2020 laut PFF in Deep Catches (10) und Deep Yards (331) an. Und gleichzeitig wehre ich mich dagegen, dass Pitts "nur ein großer Wide Receiver" sei: Er ist kein Monster-Blocker, aber es steht außer Frage, dass er sich hier gesteigert hat. Hat mich als In-Line-Blocker positiv überrascht, ist da mindestens funktional. Pitts ist die größte (Matchup-)Waffe im diesjährigen Draft und sollte der erste Non-Quarterback sein, der vom Board geht.

1. Trevor Lawrence, QB, Clemson

Lawrence ist das kompletteste Quarterback-Prospect nicht nur dieser Klasse, sondern seit mehreren Jahren. Ein fantastischer Arm, öffnet das ganze Feld, wirft Laser Downfield. Arbeitet ruhig und sicher durch die Pocket, hat auch die Athletik, um sich aus brenzligen Situationen zu befreien. Liefert den Ball häufig ideal zwischen Cover-Zonen oder in den Lauf. Lawrence, der mehr oder weniger als Nummer-1-Pick gehandelt wurde, seitdem er in seiner Freshman-Saison den College-Football auseinandernahm, ist schon weit in seiner Entwicklung und hat zusätzlich ein beachtliches Ceiling. Seine Accuracy ist nicht auf absolutem Top-Level, als Runner muss er smarter werden und er profitierte sehr von einer simplen RPO- und Screen-Offense bei Clemson, welche ihn vergleichsweise selten dazu zwang, die Mitte des Feldes zu lesen. Das könnte in der NFL zu einigen hässlichen Interceptions in dem Bereich des Feldes führen. Nichtsdestotrotz ist er das klare Nummer-1-Prospect dieser Klasse. Hier geht es zur ausführlichen Lawrence-Analyse .