Mock Draft 4.0: Der finale Mock - Quarterback für die Patriots, Mac Jones fällt

Von Adrian Franke
27. April 202107:49
SPOX-Redakteur Adrian Franke präsentiert seinen vierten und letzten Mock Draft für 2021.getty/imago
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Die Draft-Woche ist da! Bevor es endlich losgeht, präsentiert SPOX-Redakteur Adrian Franke seine finale Prediction: Der Mock Draft 4.0 für den NFL Draft 2021!

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Auch im finalen Mock sind alle 32 Teams vertreten, denn auch die Seattle Seahawks, die Los Angeles Rams und die Houston Texans - alle drei Franchises gehen ohne Erstrunden-Pick in den Draft - haben dieses Mal eine Stimme bekommen. Gleiches gilt für die Kansas City Chiefs, die seit dem Trade für Orlando Brown nicht mehr in Runde 1 vertreten sind.

Um halbwegs zu prognostizieren, welche Spieler verfügbar sein könnten, wenn das jeweilige Team zum ersten Mal an der Reihe ist, habe ich das Board von Grinding the Mocks genutzt, welches anhand der Auswertung hunderter Mocks einen durchschnittlichen Wert ermittelt. Für die Picks habe ich nur Spieler berücksichtigt, die anhand dieser Liste an dem jeweiligen Spot noch verfügbar gewesen wären.

Abschließend noch der wichtige Hinweis: Dieser Mock beschreibt nicht, was ich machen würde oder was die ideale Lösung für die Teams in meinen Augen darstellt. Ich versuche mit meinen Mocks zu prognostizieren, was die Teams machen wollen, nicht was sie vielleicht machen sollten.

NFL Mock Draft 2021 - Version 4.0

1.: JACKSONVILLE JAGUARS - TREVOR LAWRENCE, QB, CLEMSON

Ist Trevor Lawrence ein perfektes Prospect? Nein, auch er hat seine Schwächen und zumindest in Teilen fand ich den Hype sogar etwas übertrieben, nachdem ich mit seiner Analyse fertig war. Das ändert aber nichts daran, dass er das beste Quarterback-Prospect seit Jahren ist. Die Jaguars werden sich diese Entscheidung nicht unnötig schwer machen, und nach allem was man hört, ist diese Entscheidung auch längst gefallen und alle Beteiligten arbeiten bereits mit der Gewissheit, dass Lawrence der neue Jaguars-Quarterback wird.

2.: NEW YORK JETS - ZACH WILSON, QB, BYU

Man wird kein 2020er Quarterback-Tape mit mehr Highlight-Würfen finden. Was Wilson gerade außerhalb der Pocket im vertikalen Passspiel und von jeder Plattform machen kann, wird Teams begeistern und die Jets, die eine Shanahan-ähnliche Offense spielen werden, könnten damit schnell eine Big-Play-Offense werden. Für die Down-für-Down-Konstanz muss Wilson noch besser in der Mitte des Feldes werden, aber rein in der Prognose scheint hier kein Zweifel mehr zu bestehen, dass Wilson die Wahl der Jets sein wird.

Spätestens seit seinem Pro Day scheint diese Entscheidung in Stein gemeißelt. Das ist insofern erwähnenswert, da Wilsons Pro Day eines der wenigen Events war, bei dem man dieses Jahr etwas Interaktion zwischen Verantwortlichen und Medien hatte - dieser Nährboden für Gerüchte fehlte dieses Jahr vergleichsweise ohne die Combine und ohne einen normalen Draft-Prozess. Dass die Wilson-Jets-Gerüchte nach seinem Pro Day derart stark aufkamen, lässt wenig Zweifel bei diesem Pick übrig.

3.: SAN FRANCISCO 49ers (via MIA, via HOU) - TREY LANCE, QB, NORTH DAKOTA STATE

Ein wenig scheint sich hier das Blatt in der Gerüchteküche zu wenden. Nach dem Trade der 49ers an Position 3 überschlugen sich die Berichte geradezu, dass Mac Jones das Ziel von Kyle Shanahan und Co. sein soll. Über mehrere Wochen hat man kaum einen Mock Draft gesehen, der den Bama-Quarterback nicht an Position 3 hatte und gerade die großen Draft-Reporter sprangen allesamt auf diesen Zug auf.

Die Theorie war mehr oder weniger unisono, dass Shanahan einen Pocket-Passer mit schnellem Spielverständnis haben will, der seine Offense exakt und präzise umsetzt - wie er es mit Matt Ryan hatte, wie er es bei Kirk Cousins so geschätzt hat. Das ist auch am ehesten die Stärke von Jimmy Garoppolo.

Ich selbst bin auf dieser Welle nie mitgegangen und werde jetzt nicht damit anfangen. Ich denke, dass einzelne Insider die Mac-Jones-Berichte in die Welt getragen haben, und sich das seitdem wie ein Lauffeuer verbreitet hat. Doch gerade San Francisco war zuletzt vor dem Draft meist schwer zu lesen, warum sollte das jetzt anders sein? Die Draft-Bubble explodierte, als Shanahan bei Jones' Pro Day war infolge des Trades, mittlerweile haben die Niners aber auch die anderen Pro Days besucht.

Ich denke, dass das alles sich selbst fütternde Gerüchte waren und dass San Francisco den Premium-Preis, den sie für diesen Pick unter dem Strich bezahlen - die Niners werden in diesen Spieler unter dem Strich drei Erst- und einen Drittrunden-Pick investieren - nur für einen Quarterback mit Top-5-Upside bezahlen. Das ist Jones nicht. Fields oder Trey Lance wird hier der Pick sein, davon bin ich überzeugt, und wenn man die Gerüchteküche zum Start in die Draft-Woche liest, dann geht die Tendenz unter den beiden in Richtung Lance.

4. ATLANTA FALCONS - KYLE PITTS, TE, FLORIDA

Ich hatte die Falcons hier lange als primären Downtrade-Kandidat, und das würde ich auch weiterhin absolut nicht ausschließen. Die Falcons, mit neuem Regime, können hier in viele Richtungen gehen, aber der neue Head Coach Arthur Smith und Quarterback Matt Ryan sollten schematisch gut zueinanderpassen, ich könnte mir schon gut vorstellen, dass Atlanta mit Ryan nochmals ein Fenster für drei bis vier Jahre sieht. Deshalb ist meine Vermutung, dass die Falcons keinen Quarterback nehmen, falls sie hier bleiben.

Und warum doch kein Downtrade mehr? Das liegt vor allem an den Teams, die danach kommen. Cincinnati ist eher konservativer einzustufen und die Dolphins sind im Zuge ihres Downtrades extra teuer wieder hoch gegangen, sodass man vermuten muss, dass Miami eine konkrete Spielergruppe im Sinn hat, aus der man unbedingt einen Kandidaten haben möchte. Will sagen: Wer den vierten Quarterback haben will, muss vielleicht nicht teuer an 4 gehen - ein Trade an 7 könnte dafür sehr gut ausreichen.

In dem Szenario wäre Pitts dann der logische Pick. Er ist der einzigartigste Spieler dieser Klasse und ein Tight-End-Prospect, wie es vielleicht alle zehn Jahre mal kommt. Und das in einer Offense, die den Ball viel aus Play Action werfen und aus Run-Formationen Mismatches kreieren will. Ein ideales Match.

5. CINCINNATI BENGALS - PENEI SEWELL, OT, OREGON

Dass hier Chase, Pitts oder Sewell geht, dürfte außer Frage stehen - und je nachdem was mit dem vierten Pick passiert, sehe ich auch eine ungefähr gleichgroße Wahrscheinlichkeit für jeden der drei Kandidaten. Ich habe am Ende Sewell genommen, weil ich die Bengals weiter eher auf der konservativen Seite sehe und mir vorstellen könnte, dass Cincinnati zunächst eine Top-Line aufbauen will, bevor man weiter in die Playmaker investiert.

Chase wäre hier ebenfalls ein exzellenter Pick, und das natürlich mit der Idee im Hinterkopf, dass der Ex-LSU-Receiver bereits eine ausgeprägte Chemie mit Joe Burrow hat. Meine Tendenz ist hier aber ganz leicht in die Richtung, dass die Bengals Burrow zuerst beschützen wollen.

6. MIAMI DOLPHINS - JA'MARR CHASE, WR, LSU

Sollte das Board davor anders fallen - etwa mit einem vierten Quarterback -, wäre es interessant zu sehen, wen Miami ins Auge gefasst hat, als man den Up- im Zuge des Downtrades durchführte. Klar ist, dass die Dolphins sehr sicher dahingehend sein müssen, dass sie einen der Top-3-Non-QBs haben wollen - andernfalls wäre ein Uptrade zurück in die Top-10-Pick notfalls am Draft-Tag selbst die deutlich bessere Wahl gewesen.

Meine Vermutung ist, dass Miami diesen Trade im Gesamtpaket - und so muss man ihn denke ich sehen - mit Pitts, Sewell und Chase im Hinterkopf durchgeführt hat, und in diesem Szenario hier dann Chase nehmen würde. Das wäre nicht meine Vorgehensweise, ich sehe Chase nicht als diese Elite-Nummer-1 in der Receiver-Klasse, und ich halte ihn auch nicht für den idealen Fit mit Quarterback Tua Tagovailoa. Aber hier soll es ja um die Prognose, nicht um die eigene Idee gehen.

+++TRADE! Patriots traden mit den Lions und kommen von Pick 15 hoch+++

7. NEW ENGLAND PATRIOTS (via DET) - JUSTIN FIELDS, QB, OHIO STATE

New England war von Anfang an mein Top-Kandidat, um von außen in die Top 10 zu traden und dort einen Quarterback zu nehmen, mit Atlanta, Detroit und Carolina als mögliche Trade-Partner. Drei Quarterbacks, dann die drei Top-Non-QBs des Konsens - und dann könnte die Stunde für Bill Belichick schlagen.

Ein solcher Uptrade wäre in gewisser Weise nur die logische Fortsetzung einer sehr aggressiven Patriots-Offseason. New England war sehr aggressiv auf dem Free-Agency-Markt, um einen im Vorjahr doch deutlich lückenhaften Kader möglichst schnell wieder konkurrenzfähig zu machen. Dieser Kader aber wird 2022 teuer, und dann wäre es gut, eine günstige QB-Lösung vorweisen zu können.

Trey Lance wäre für mich hier der ideale Fit. Lance ist Cam Newton stilistisch ähnlich und würde perfekt hinter die Power-Blocking-Line der Patriots und in die neue 2-Tight-End-Offense passen - und er müsste nicht sofort starten. Falls das Board also anders fällt, wäre er meine Wahl hier. Stattdessen nehmen die Pats Fields, der ebenfalls ein Faktor als Runner sein kann, als Passer aber bereits weiter ist.

8. CAROLINA PANTHERS - RASHAWN SLATER, OT/OG, NORTHWESTERN

Die Panthers sind nach dem Darnold-Trade ein klarer Downtrade-Kandidat - hier könnte etwa auch der fünfte Quarterback per Uptrade vom Board gehen. In meinem Fall aber bleiben die lukrativen Angebote aus, zumal auch Pitts, Chase und Sewell bereits vom Board sind.

Carolina selbst derweil hat noch deutliche Baustellen in der Offensive Line, Slater könnte eine Chance auf Left Tackle erhalten und notfalls auch Guard spielen. Ein technisch ausgereifter Tackle, der mit Quickness, schnellen Füßen und gutem Spielverständnis gewinnt. Wenn das Ziel der Panthers ist, schnell bestmögliche Umstände um Sam Darnold aufzubauen, wäre Slater ein unspektakulärer aber trotzdem effektiver Schritt auf dem Weg zu diesem Ziel.

+++TRADE! Die Cardinals traden mit Denver und kommen von Pick 16 hoch+++

9. ARIZONA CARDINALS (via DEN) - JAYLEN WADDLE, WR, ALABAMA

Hier häufen sich die Gerüchte in zweierlei Richtungen: Arizona will Kyler Murray im dritten Jahr alle Möglichkeiten geben, um den nächsten Schritt zu machen - und GM Steve Keim könnte dafür auch einen Uptrade wählen, um sich einen sofortigen Impact-Spieler zu sichern.

Taktisch wäre es klüger, an 16 zu bleiben und etwa auf einen Drop von DeVonta Smith zu hoffen, den manche Teams aufgrund seiner Statur und seines Gewichts zu sehr als Outlier sehen könnten - aber Keim braucht jetzt Erfolg, Arizona hat in der Free Agency eine gewisse "Win-Now"-Mentalität gezeigt und deshalb lässt Keim es nicht darauf ankommen, an 16 notfalls einen Linebacker oder Cornerback zu draften, der 2021 einen überschaubaren Impact hätte.

Mit Waddle müsste man sich dahingehend eher weniger Sorgen machen. Er ist nicht nur ein brandgefährlicher Speedster, Waddle spielt auch mit einer Explosivität und mit einer Physis, die an Tyreek Hill erinnern. Und genau diese Rolle könnte er in der Cardinals-Offense im Schatten von DeAndre Hopkins, A.J. Green und Christian Kirk übernehmen - und so auch den gefährlichen Deep Ball von Kyler Murray noch prominenter in Szene setzen.

10. DALLAS COWBOYS - PATRICK SURTAIN, CB, ALABAMA

Hier hat sich für mich im gesamten Draft-Prozess wenig geändert; die einzige Frage, die ich mir bei Dallas stelle, lautet: Nehmen sie Patrick Surtain, oder doch lieber Jaycee Horn? Cornerback ist so ein logischer Fit hier, mit dem Need der Cowboys auf der Position und der Tatsache, dass Dallas vermutlich den ersten Corner - womöglich sogar den ersten Defense-Spieler überhaupt - auswählen kann. Surtain wäre die High-Floor-Wahl, Horn der Upside-Pick, der einer der besten Press-Man-Corner der Liga werden könnte. Die Cowboys, die primär Zone spielen werden, wählen einen der sichersten Spieler dieser Klasse.

11. NEW YORK GIANTS - KWITY PAYE, EDGE, MICHIGAN

Hier kann der Draft spannend werden. Die Giants haben sich mit Kenny Golladay und Adoree' Jackson nicht nur prominent verstärkt, sie haben auch Baustellen adressiert, die sonst vielleicht ein logischer Ansatzpunkt mit dem Nummer-11-Pick gewesen wären. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Dave Gettleman hier nochmal in einen Receiver oder einen Cornerback investiert; Offensive Line, Linebacker oder Edge, das ist meine Vermutung.

Azeez Ojulari oder Kwity Paye, das war letztlich meine Überlegung hier. Und es war knapp, nicht nur weil ich beide relativ nah beieinander sehe, sondern auch weil die Giants großes Interesse an Leonard Floyd gezeigt hatten, und sie vielleicht einen agilen Speed-Rusher wie Ojulari hier bevorzugen könnten. Paye ist letztlich der komplettere Spieler, der physische Freak, der Spieler mit dem höheren und dominanteren Ceiling, während Ojulari etwas eindimensionaler und gerade gegen den Run anfälliger ist. Ich könnte mir vorstellen, dass Gettleman das Komplettpaket, das Paye mitbringt, unter dem Strich bevorzugt.

12. PHILADELPHIA EAGLES (via SF) - JAYCEE HORN, CB, SOUTH CAROLINA

Der Pick hat sich im Vergleich zu meinem dritten Mock Draft nicht geändert. Ein Receiver ist hier natürlich auch denkbar, gerade falls DeVonta Smith noch zu haben ist. Aber nehmen die Eagles nach dem Reagor-Pick wirklich einen derartigen Outlier gleich mit dem nächsten Erstrunden-Pick? Auch Alijah Vera-Tucker würde mich hier nicht überraschen.

Letztlich bin ich bei Horn geblieben, der immenses Potenzial mitbringt und durchaus der beste Corner der Klasse werden könnte. Würde in Philly gegenüber von Darius Slay erstmal herangeführt und würde zudem von der Verpflichtung von Safety Anthony Harris profitieren. Die Eagles könnten so auch aggressiver in ihren Coverages sein, und ein Spieler wie Horn als perspektivischer Leader innerhalb der eigenen Defense würde jedes Team bereichern.

13. LOS ANGELES CHARGERS - CHRISTIAN DARRISAW, OT, VIRGINIA TECH

Falls die Chargers die Wahl zwischen Horn und Darrisaw haben, könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass Brandon Staley in Horn seinen neuen Jalen Ramsey sieht; und Cornerback wäre durchaus ein Need. Aber ich denke auch, dass die Chargers die Offensive Line weiter priorisieren - und hier gibt es vermutlich früh in Runde 2 dann einen klaren Drop-Off, während die Cornerback-Gruppe für Tag 2 des Drafts einigermaßen tief ist. Der physische Darrisaw wäre der Day-1-Starter auf Left Tackle und das nächste Puzzleteil in einer kernsanierten Offensive Line.

14. MINNESOTA VIKINGS - ALIJAH VERA-TUCKER, OG, USC

Die Vikings hätten an diesem Spot sicher gerne Darrisaw gehabt. Ich würde außerdem nicht ausschließen, dass Mike Zimmer Safety Trevon Moehrig an diesem Spot ebenfalls ernsthaft in Erwägung zieht. Aber auch Vera-Tucker, mit seinem immens hohen Floor, dürfte auf dem Vikings-Board einigermaßen hoch platziert sein - nicht zuletzt, weil er die seit Jahren schwache Interior Line sofort besser machen würde. Und vielleicht gibt Minnesota ihm ja trotz der geringen Länge die Chance, sich auf Left Tackle zu zeigen.

15. DETROIT LIONS (via NE) - MICAH PARSONS, LB, PENN STATE

Parsons galt im Januar scheinbar als sicherer Top-10-Pick, mein Eindruck ist, dass sich das - trotz guter Tests im Pre-Draft-Prozess - ein wenig relativiert hat. Das mag mit einigen Fragezeichen abseits des Platzes zusammenhängen, aber auch Parsons' Tape weist einige Schwachstellen auf, insbesondere in Coverage. Die Mitte der ersten Runde sehe ich mittlerweile als realistische Prognose für ihn an - und ein Team wie die Lions, das eine Vielzahl an Baustellen hat und das tougher und explosiver werden will, könnte gerade in einem Downtrade-Szenario ein sehr wahrscheinlicher Landing Spot für Parsons werden.

16. DENVER BRONCOS (via ARI) - MAC JONES, QB, ALABAMA

Die spannende Frage bei Jones ist doch: Falls die 49ers ihn nicht nehmen - wer nimmt ihn dann? Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem Jones ein sicherer Top-10-Pick zu sein scheint, aber das ist nahezu ausschließlich mit San Francisco verknüpft. Gehen die Niners in eine andere Richtung, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass Jones aus der Top 10 und vielleicht sogar ein bisschen weiter fällt.

Für Denver wäre es dann hier ein guter Value-Pick. Man hätte eine Alternative zu Drew Lock in der Hinterhand, und mehr noch: Jones könnte schnell starten, sein Spiel sollte sich relativ gut auf die NFL übertragen - und bei den Broncos hätte er ein vergleichbar stark besetztes Waffenarsenal und eine solide Offensive Line vor sich. Jones in Denver unter Pat Shurmur könnte funktionieren.

17. LAS VEGAS RAIDERS - TEVEN JENKINS, OT, OKLAHOMA STATE

Athletik und "Nastyness" wird in der Raiders-O-Line großgeschrieben - Jenkins würde hinter diese Anforderungen einen ziemlich großen Haken setzen. Hat bei Oklahoma State ohnehin Right Tackle gespielt, und könnte dort auch für Las Vegas starten, alternativ könnte er nach innen rücken und Guard spielen. Und an Baustellen mangelt es ja nicht in der Raiders-Line.

18. MIAMI DOLPHINS - ZAVEN COLLINS, LB, TULSA

Running Back, Center oder Linebacker - das ist meine Vermutung für diesen Spot. Einer der Top-Center wird vermutlich auch noch zu haben sein, wenn Miami zu Beginn der zweiten Runde pickt, das dürfte auch für die Running Backs gelten. Collins aber ist vielleicht ein Spieler, der in der NFL nochmal höher eingeschätzt wird als in Analystenkreisen. Es gibt Insider-Gerüchte, wonach Arizona an 16 bereits Collins nehmen könnte, spannend ist vor allem seine Projection: Er ist extrem groß und schwer für die Position, trotzdem herausragend in Zone Coverage. Könnte aber durchaus auch Edge-Snaps erhalten. Bei Miami, das seine Linebacker flexibel einsetzen will, könnte das perfekt ins Wunschprofil passen.

19. WASHINGTON FOOTBALL TEAM - DEVONTA SMITH, WR, ALABAMA

Washington bleibt entspannt an seinem Spot und greift - ähnlich wie Division-Rivale Dallas letztes Jahr mit CeeDee Lamb - potenziell gigantischen Receiver-Value in der Mitte der ersten Runde ab. Smith ist mit seinem sehr schmalen Frame und dem geringen Gewicht zweifellos ein Outlier auf der Receiver-Position, und auch wenn er für mich der Nummer-1-Receiver dieser Klasse ist und bleibt - gerade in der ersten Hälfte der ersten Runde kann ich mir zunehmend vorstellen, dass mehrere NFL-GMs nicht darauf zocken wollen, dass Smith die große Ausnahme sein wird.

In diesem Szenario hätte Washington mit Smith und mit Terry McLaurin auf einen Schlag eines der spannendsten Receiver-Duos der Liga, mit Neuzugang Curtis Samuel zusätzlich im Slot.

20. CHICAGO BEARS - KADARIUS TONEY, WR, FLORIDA

Meine Vermutung ist, dass der fünfte Quarterback nach Chicago oder Denver geht. Ein Uptrade der Bears, um sich mit einem jungen Quarterback auch neue Hoffnung zu "erkaufen", würde mich absolut nicht wundern.

Hier geht Chicago einen anderen Weg, die Bears wollen bestmögliche Umstände schaffen, um mit Andy Dalton 2021 und dann mit einem noch unbekannten Quarterback darüber hinaus erfolgreich zu sein. Ein dynamischer, hochexplosiver Playmaker wie Kadarius Toney könnte aus schnellen, kurzen Dalton-Pässen Big Plays machen.

+++TRADE! Die Packers traden mit Indianapolis und kommen von Pick 29 hoch+++

21. GREEN BAY PACKERS (via IND) - ELIJAH MOORE, WR, OLE MISS

Der Receiver-Run ist an diesem Punkt offiziell eröffnet, und die Packers wollen nicht am Ende der ersten Runde mit langen Gesichtern dastehen. Green Bay ging 2020 für Jordan Love hoch, 2019 für Darnell Savage, 2018 für Jaire Alexander (nachdem sie zunächst runter gegangen waren) - ein gewisses Muster könnte man also durchaus hier rein interpretieren.

Mein Bauchgefühl sagt mir seit einigen Wochen, dass die Packers in diesem Jahr einen der Top-Playmaker holen wollen, und falls die zweite Wide-Receiver-Welle rund um Position 20 beginnt, besteht eine sehr reelle Gefahr, dass die Packers am Ende der ersten Runde mit der dritten Receiver-Kategorie Vorlieb nehmen müssen. Dieser Move stellt sicher, dass sich das Spiel aus dem Vorjahr nicht wiederholt, als das Board offenbar so fiel, dass Green Bay jeweils keinen Receiver-Value auf dem Board sah, wenn man selbst an der Reihe war.

Moore - oder auch Kadarius Toney - wäre dabei die ideale Ergänzung zu Davante Adams. Ein Slot-Receiver mit Speed, der Toughness über die Mitte mitbringt, der extrem schwierige Catches leicht aussehen lassen kann. Moore kann vertikal gewinnen, er würde Green Bay aber auch eine weitere konstante Waffe nach dem Catch geben und sollte in Matt LaFleurs Offense bestens aufgehoben sein.

22. TENNESSEE TITANS - GREG NEWSOME, CB, NORTHWESTERN

Die Titans schauen nach drei Receivern in Folge in die Röhre und wählen einen Audible. Oder anders gesagt: Ich habe keine Ahnung, was Tennessee in der ersten Runde machen könnte. Receiver und Corner dürften aber in der Prio-Liste relativ weit oben stehen, hier schnappt sich Tennessee einen sehr flexiblen, vielseitigen Outside-Corner in Greg Newsome, der sofort als Nummer 2 starten kann. Und den Receiver gibt's dann an Tag 2.

23. NEW YORK JETS - CALEB FARLEY, CB, VIRGINIA TECH

Farleys Potenzial ist unbestreitbar, ich denke trotzdem, dass er erst in der zweiten Hälfte der ersten Runde geht. Zu groß sind die Fragezeichen infolge seiner Rücken-OP was die langfristige Perspektive angeht, und Farley ist rein sportlich auch noch roher als Horn und Surtain. Pick 20 bis 25 halte ich für eine realistische Range, und die Jets mit all ihrem Draftkapital und einem nach wie vor gigantischen Cornerback-Need schlagen hier letztlich zu. Farley unter Robert Saleh mit einem starken Pass-Rush vor sich könnte eine echte Erfolgsstory werden - sofern er fit bleibt.

24. PITTSBURGH STEELERS - NAJEE HARRIS, RB, ALABAMA

Hätte Bama-Center Landon Dickerson nicht diese ausgeprägte Krankenakte, dann wäre er hier mein Pick. So könnten die Steelers vielleicht darauf spekulieren, dass sie Dickerson oder Oklahomas Creed Humphrey mit ihrem Zweitrunden-Pick noch bekommen können - während die letzten Jahre gezeigt haben, dass in der zweiten Runde ein kleiner Running-Back-Run nicht selten ist.

Dem kommen die Steelers hier zuvor. Pittsburgh hatte bereits letztes Jahr eines der schwächsten Backfields der Liga, James Conner ist mittlerweile auch offiziell weg und Verbesserungen sucht man vergeblich. Harris ist ein kompletter 3-Down-Back und Pittsburgh ist, nicht nur mit Blick auf die Gerüchteküche, mittlerweile mein heißester Kandidat für einen Running-Back-Pick in Runde 1.

25. JACKSONVILLE JAGUARS (via LAR) - CHRISTIAN BARMORE, DT, ALABAMA

Der neue Jaguars-Coach Urban Meyer hat klargemacht, dass er sein Team über die Offensive und die Defensive Line aufbauen will. Defensiv hat Jacksonville dabei insbesondere in der Interior Line noch jede Menge Luft nach oben, und Barmore ist in einer insgesamt schwach besetzten Klasse auf der Position für viele die klare Nummer 1. Gut möglich, dass die Jaguars in diesem Draft an Tag 2 jede Menge Möglichkeiten sehen, um noch etwas für das offensive Waffenarsenal oder die Secondary zu machen, aber den Drop-Off bei den Defensive Tackles schlicht als zu drastisch einstufen.

26. CLEVELAND BROWNS - JAELAN PHILLIPS, EDGE, MIAMI

Die Browns haben wenige klare Baustellen, für Cleveland geht es darum, weiter Value einzusammeln und den Kader perspektivisch aufzustellen, aber gleichzeitig auch kurzfristig das aktuelle Fenster weiter aufzustoßen. Und in dem Gedankengang springt mich die Edge-Position - selbst mit Clowney, der ja ohnehin nur eine kurzfristige Lösung ist und vielleicht auch verstärkt Inside aufgestellt werden wird - noch immer am stärksten an.

Phillips ist rein vom Talent her für mich der beste Edge-Rusher dieser Klasse. Bei ihm sind es eher medizinische Bedenken, die im Vordergrund stehen: Phillips hatte seine Karriere im College zwischenzeitlich infolge mehrerer Gehirnerschütterungen schon beendet, bevor er zurückkam und die vergangene Saison für Miami spielte. Damit ist er ein Risiko-Pick, den vermutlich nicht viele GMs in Runde 1 tätigen werden; doch Clevelands Kader erlaubt mittlerweile diese Art Pick.

27. BALTIMORE RAVENS - JAYSON OWEH, EDGE, PENN STATE

Mit dem Orlando-Brown-Trade haben sich die Ravens zusätzliche Flexibilität im Draft erkauft und ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass sie mit einem der beiden Erstrunden-Picks letztlich nach unten traden, um mehr Kapital für den zweiten Tag des Drafts anzusammeln. Es erlaubt aber natürlich auch den Spielraum, um vielleicht auf einen athletischen Spieler zu zocken, der noch eine gewisse Projection ist, aber enormes Potenzial mitbringt.

Ein solcher ist Jayson Oweh. Die Ravens haben jede Menge Edge-Qualität in der Free Agency verloren, und Oweh mit seiner enormen Athletik könnte der nächste Ravens-Edge-Verteidiger werden, der sich im Laufe seines Rookie-Deals immer weiter ins Rampenlicht spielt, und dann nach vier (oder fünf) Jahren per Trade oder zumindest mit einem stattlichen Compensatory Pick als Abschiedsgeschenk wieder geht. Er müsste in Baltimore nicht den Pass-Rush alleine tragen, sondern hätte Hilfe Inside und durch das Scheme.

28. NEW ORLEANS SAINTS - JEREMIAH OWUSU-KORAMOAH, LB, NOTRE DAME

Ich bin sehr gespannt, wo Owusu-Koramoah im Endeffekt geht und welches Team einen Plan für ihn hat. Er ist unfassbar explosiv, er kann im Slot sogar Receiver übernehmen, hat eine immense Reichweite in Coverage. Aber er ist eben sehr schmal für die Position, er hat bei Notre Dame die "Overhang"-Rolle gespielt, die es so nicht in der NFL gibt. Plant ihn eine NFL-Defense eher als Safety ein? Oder als eine Art Hybrid? Die Saints mit ihrer flexiblen Defense unter Dennis Allen könnten einer der spannendsten Landing Spots für JOK sein.

29. INDIANAPOLIS COLTS (via GB) - SAMUEL COSMI, OT, TEXAS

In diesem Fall entwickelt sich der Draft ideal für die Colts, die den Spieler, den sie vielleicht auch an 21 schon genommen hätten, trotz Downtrade immer noch bekommen. Left Tackle ist nach wie vor eine große Baustelle, Sam Tevi sollte hier maximal die Backup-Lösung sein - gerade mit Carson Wentz jetzt als neuem Quarterback. Cosmi ist ein sehr athletisches Tackle-Prospect, der mit jeder Menge Erfahrung in die NFL kommt und ein exzellenter Pass-Blocker werden könnte.

30. BUFFALO BILLS - AZEEZ OJULARI, EDGE, GEORGIA

Cornerback ist hier denkbar und auch die Gerüchte reißen nicht ab, dass Buffalo einen Running Back früh nehmen könnte. Im Endeffekt vermute ich, dass die Bills aber echten Value abgreifen können und das auch machen: Ojulari ist der beste Speed-Rusher dieser Klasse und eine exzellente Ergänzung zu Jerry Hughes. Eines der größten und konstantesten negativen Themen der vergangenen Bills-Saison war die Tatsache, dass Buffalo nicht mit dem 4-Men-Rush zum Quarterback kommen konnte. Ojulari könnte ein signifikanter Schritt dahingehend sein, das zu ändern.

31. BALTIMORE RAVENS (via KC) - RASHOD BATEMAN, WR, MINNESOTA

Falls die Ravens ihre beiden Erstrunden-Picks tatsächlich auch selbst nutzen und nicht raustraden, könnte ich mir die Kombination Edge plus Wide Receiver sehr gut vorstellen. Bateman ist eine spannende Evaluierung, weil er 2020 deutlich weniger dominant war als 2019, allerdings die 2020er Saison auch infolge einer Corona-Erkrankung im Sommer und zunächst dem Opt-Out gefolgt vom Comeback vielleicht eher weniger gewichtet werden sollte.

An dem Spot würde ich ihn nicht nur als Value, sondern auch als idealen Fit für die Ravens sehen, die mehr Outside-Präsenz brauchen. Dyami Brown, den mancher Insider als First-Round-Überraschung prognostiziert, könnte ich mir hier ebenfalls vorstellen, genau wie LSU-Receiver Terrace Marshall.

32. TAMPA BAY BUCCANEERS - TREVON MOEHRIG, S, TCU

Bei Tampa Bay habe ich komplett das Gefühl für das verloren, was die Bucs machen wollen. Der zweite Defensive Tackle, ein Edge-Rusher, ein Running Back - ich denke, hier ist einiges möglich. Eine hohe Priorität für Tampa Bay dürfte es sein, einen Spieler zu draften, der einerseits sofort im aktuellen Fenster mit Brady helfen kann - deswegen glaube ich hier auch nicht an den zuletzt von einigen Experten prognostizierten Quarterback -, aber auch perspektivisch ein mittel- und langfristiger Starter ist. Moehrig würde in dieses Profil passen, die flexible, aggressive Defense von Todd Bowles würde mit dem sehr kompletten Moehrig noch eine zusätzliche Dimension bekommen.

Draft Tag 2: Was machen Seahawks, Rams und Texans?

Seattle Seahawks (Pick #56, 2. Runde)

Pick: Tyson Campbell, CB, Georgia (Pick #60 bei GTM)

Seattle hat genau einen Pick in der Top 100 - diesen hier an 56 - und insgesamt zwei Picks in der 250. Das ist sehr überschaubar, und bei drei Picks insgesamt im Draft vermute ich stark, dass Seattle versuchen wird, runter zu traden. So oder so, Cornerback und Center dürften auf der internen Prio-Liste weit oben liegen und Campbell mit seinem Speed und mit seiner Reichweite passt in Seattles Beuteschema. Falls Seattle hier keinen Corner nimmt, wäre Minnesotas Benjamin St. Juste ein logischer Kandidat für einen etwas späteren Pick.

Los Angeles Rams (Pick #57, 2. Runde)

Pick: Brevin Jordan, TE, Miami (Pick #75 bei GTM)

Offensive Line könnte ich mir vorstellen, Linebacker ebenfalls, gerade mit dem neuen Defensive Coordinator Raheem Morris, der die Linebacker-Position vielleicht wieder stärker in den Fokus rückt. Jordan ist von den Maßen her sehr ähnlich wie Gerald Everett, welchen die Rams in der Free Agency an die Seahawks verloren haben. Jordan könnte mit seiner Dynamik und seinem Speed schnell die Nummer-2-Option neben Tyler Higbee darstellen, und Sean McVay spielt mittlerweile deutlich mehr 12-Personnel. Jordan wäre damit früh ein Quasi-Starter.

Kansas City Chiefs (Pick #58, 2. Runde, via BAL)

Pick: Joe Tryon, Edge, Washington (Pick #64 bei GTM)

Kansas City hat keinen Erstrunden-Pick mehr, dafür aber die Left-Tackle-Baustelle mit Orlando Brown geschlossen und hat jetzt zwei Picks am Ende der zweiten Runde. Edge, vielleicht ein Corner und auch Wide Receiver, ich denke, etwas aus diesen Positionen geht KC hier an. Tryon ist ein Mauler, ein Power-Rusher, der Upside mitbringt und im Sub-Package auch nach innen rücken könnte.

Houston Texans (Pick #67, 3. Runde)

Pick: Kelvin Joseph, CB, Kentucky (Pick #74 bei GTM)

Houston hat eine Vielzahl an Baustellen und keinen Pick in der Top 65, um diese Baustellen zu adressieren. Umso wichtiger ist es, in dem Bereich des Drafts Upside und auch Positional Value mitzunehmen, und den sehe ich durchaus mit Kelvin Joseph. Könnte sehr schnell Houstons bester Cornerback werden und mit seiner Größe und seiner Explosivität potenziell sogar ein Steal sein.