NFL: Zac Taylor, Matt Nagy, Kliff Kingsbury - Bei diesen Head Coaches wackelt 2021 der Stuhl

SPOX
28. Mai 202110:21
Kliff Kingsbury steht bei den Arizona Cardinals unter Druck.getty
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Ganze sieben Head Coaches mussten nach der vergangenen Saison ihren Hut nehmen. Doch auch die verbliebenen Coaches sitzen längst nicht alle fest im Sattel. Wir geben einen Überblick darüber, wer in der anstehenden Saison auf dem Hot Seat sitzen wird.

NFL: Bei diesen Head Coaches wackelt 2021 der Stuhl

Zac Taylor (Cincinnati Bengals)

6. 25. 1. Drei Zahlen genügen, um zu belegen, wieso Taylors Sitz als Head Coach der Bengals vor der Saison 2021 der wahrscheinlich heißeste in der NFL ist. Gerade mal sechs Spiele gewann Taylor über seine ersten beiden Saisons, 25 Spiele verlor er, einmal gab es ein Unentschieden. Nur sechs Head Coaches in der Geschichte der NFL waren noch schlechter.

Natürlich ist das enttäuschende Abschneiden der Bengals in den vergangenen beiden Jahren nicht alleine auf Taylor zurückzuführen. Zweifellos gehörte seine Aufgabe in diesem Zeitraum zu den undankbarsten in der NFL. 2019 verfügte der Kader der Bengals wohl ligaweit über das wenigste Talent, 2020 litt das Team unter enormem Verletzungspech, insbesondere natürlich durch die schwere Verletzung von Quarterback Joe Burrow.

Doch selbst unter Berücksichtigung dieser Umstände ist Taylors Abschneiden in Cincinnati bislang enttäuschend. Auch vor Burrows Verletzung hatten die Bengals gerade mal zwei von neun Saisonspielen gewonnen. Eine echte Handschrift von Taylor war sowohl in den Play-Designs als auch im Gameplan der Bengals viel zu selten zu erkennen.

In der kommenden Saison muss nun eine deutliche Steigerung her. Mit Rückkehrer Burrow, einem hochtalentierten Receiving Corps sowie einer verbesserten Offensive Line hat Taylor, von dem sich bei dessen Verpflichtung eine ähnliche Entwicklung wie unter Sean McVay in Los Angeles versprochen worden war, nun keine Ausreden mehr. Dass die Bengals in der umkämpften AFC North bereits um die Playoffs mitspielen können werden, darf bezweifelt werden, zumindest in die Nähe einer ausgeglichenen Bilanz sollte das Team 2021 allerdings kommen - ansonsten könnte Taylor bereits während der Saison vor die Tür gesetzt werden.

Matt Nagy (Chicago Bears)

Nagy hat die beste persönliche Bilanz aller Trainer in dieser Liste. 28 seiner 48 Regular-Season-Spiele gewann der 43-Jährige seit seiner Übernahme als Head Coach der Chicago Bears. Das Problem: Die Entwicklung des Teams geht nicht in die richtige Richtung. Nach einer überzeugenden Debütsaison mit zwölf Siegen und dem Divison-Sieg in der NFC North beendeten die Bears die letzten zwei Spielzeiten mit einer ausgeglichenen Bilanz im Liga-Mittelmaß.

Dementsprechend kritisch wird Nagy in Chicago mittlerweile beäugt. Bereits während der vergangenen Saison war über eine Entlassung spekuliert worden, die knappe Playoff-Teilnahme rettete Nagy letztlich wohl den Job. Doch die Bears befinden sich mittlerweile klar im Mittelmaß der Liga - keine wünschenswerte Situation.

Für Nagys Verbleib in der Windy City können vermutlich nur zwei Szenarien sorgen. Szenario eins: Die Bears sind als Team klar verbessert und kehren zumindest in den Kreis der erweiterten Contender zurück. Szenario zwei: Justin Fields glückt der Schritt in die NFL hervorragend und blüht in Nagys Offensiv-System auf.

Vor allem das erste der beiden Szenarien erscheint allerdings wenig wahrscheinlich. In seiner einzigen Saison mit einer positiven Bilanz profitierte Nagy sehr von der herausragenden Defense von Defensive Coordinator Vic Fangio. Ob Nagy seinem einstigen Ruf als Offensiv-Genie doch nochmal gerecht werden und Fields zum Erfolg führen kann, bleibt abzuwarten. Vorerst bleibt wohl ohnehin Andy Dalton der Starter in Chicago.

Mike McCarthy (Dallas Cowboys)

McCarthy geht bereits mächtig angezählt in sein zweites Jahr. Der 57-Jährige folgte auf Jason Garrett, der in seinen letzten vier Saisons keine einzige mit einer negativen Bilanz beendet hatte, und gewann 2020 gerade mal sechs Spiele.

Natürlich, die Cowboys hatten in der vergangenen Spielzeit mit enormem Verletzungspech zu kämpfen, vor allem das Saisonaus von Quarterback Dak Prescott traf das Team hart. Dennoch dürften die meisten Auftritte des Teams kaum dem Selbstverständnis der Cowboys entsprochen haben. Eine weitere Saison ohne positive Bilanz darf sich McCarthy mit Sicherheit nicht erlauben.

Die Ansprüche bei "America's Team" sind klar: Dallas soll zu den besten Teams in der NFC gehören, am besten sogar um den Super Bowl mitspielen. Viele Voraussetzungen dafür sind vorhanden, insbesondere in der Offense mit Prescott als Top-10-Quarterback sowie einem starken Receiving Corps.

Ob McCarthy diese Ansprüche in Dallas erfüllen kann, ist fraglich. Bereits in Green Bay wurde stets gemutmaßt, welchen Anteil Quarterback Aaron Rodgers am Erfolg der Packers hatte - und welchen McCarthy. Vor allem die Defense der Cowboys wird sich 2021 deutlich steigern müssen, andernfalls wäre das Kapitel McCarthy wohl nach weniger als zwei Jahren schon wieder beendet.

Kliff Kingsbury (Arizona Cardinals)

Die nackte Erfolgsbilanz von Kingsbury in seinen ersten zwei Saisons als Head Coach wirkt eigentlich nicht wie die eines Coaches, der um seinen Job bangen muss. Der 41-Jährige übernahm die Cardinals als schlechtestes Team der Liga, verbesserte die Teambilanz in seinem ersten Jahr deutlich - zudem wurde Kyler Murray zum Offensive Rookie of the Year gewählt - und verpasste die Playoffs in seiner zweiten Saison mit acht Siegen nur haarscharf.

So weit, so gut. Bei einem genaueren Blick wirkt Kingsburys Bilanz allerdings nicht mehr ganz so rosig. Zum einen hatten sich einige Beobachter im Jahr 2020 einen noch größeren Sprung von den Cardinals erhofft. Nach dem Trade für DeAndre Hopkins und einem Saisonstart mit fünf Siegen aus den ersten sieben Spielen war die 8-8-Bilanz am Saisonende doch eher enttäuschend.

Zum anderen ist die Entwicklung der Offense unter Kingsbury, dessen Spread-Offense in der NFL mit Spannung erwartet worden war, enttäuschend. Laut DVOA stellte Arizona in der Vorsaison gerade mal die 19.-beste Offense der NFL, Kyler Murrays Yards pro Passversuch belegten ligaweit Rang 22. Wirklich überzeugen konnten die Cardinals offensiv nur selten.

Vor der Saison 2021 ist die Erwartungshaltung in Glendale nun noch einmal größer geworden. Die Verpflichtungen von Spielern wie J.J. Watt, Rodney Hudson und A.J. Green haben unterstrichen, dass die Cardinals sich im Win-Now-Modus sehen. Das Erreichen der Playoffs ist in der kommenden Saison wohl das Mindestziel. Sollte dieses verpasst werden, dürfte Kingsburys Zeit bei den Cardinals zu Ende gehen.

Jon Gruden (Las Vegas Raiders)

Gruden geht 2021 erst in das vierte Jahr seines Zehnjahresvertrags über 100 Millionen Dollar. Dementsprechend sicher sollte Grudens Job in Las Vegas sein - eigentlich. Denn der Erfolg, den sich das Team von einem solchen Vertrag erhofft haben dürfte, hat sich bislang noch nicht mal annähernd eingestellt.

In drei Jahren schlossen Grudens Raiders bislang keine einzige Saison mit einer positiven Bilanz ab und das obwohl das Team unter Jack del Rio 2016 noch zwölf Spiele gewonnen hatte. Erschwerend hinzu kommt, dass die Entwicklung junger Spieler unter Gruden bisher nur selten wirklich gelang: Die sechs Erstrundenpicks aus den Jahren 2018 bis 2020 heißen Kolton Miller, Clelin Ferrell, Josh Jacobs, Jonathan Abrams, Henry Ruggs und Damon Arnette. Ein zukünftiger Star befindet sich wohl eher nicht darunter.

Immerhin: Bislang steigerte Gruden seine eigene Bilanz gegenüber der Vorsaison in jedem Jahr. Dass dies in der kommenden Spielzeit erneut gelingt, darf allerdings bezweifelt werden. Machen die Raiders 2021 einen Schritt zurück, könnte in Las Vegas ein Neuaufbau anstehen. Ein Rebuild mit einem neuen Quarterback - und auch einem neuen Coach?

Aktuell wirkt diese Entwicklung noch eher unwahrscheinlich. Zu groß war der Vertrauensvorschuss der Organisation gegenüber Gruden. Lange ausbleibender Erfolg wird in der NFL jedoch keinem Coach verziehen - selbst einem Coach mit einem Zehnjahresvertrag nicht.

Vic Fangio (Denver Broncos)

Angesichts der Bilanzen der Broncos in den beiden Jahren unter Fangio könnte manch einer annehmen, dass der Sitz des Head Coaches bereits jetzt brennend heiß ist. Gerade mal zwölf Spiele gewann Fangio in den letzten beiden Saisons und damit nur eines mehr als Vance Joseph, der 2018 nach zwei Jahren in Denver entlassen worden war.

Doch es gibt durchaus Faktoren, die zu Fangios Verteidigung angeführt werden können: Denver war in der Vorsaison von enormem Verletzungspech verfolgt worden, Fangios Quarterbacks waren über die letzten zwei Jahre wohl die schwächsten der Liga, zudem präsentierte sich die Defense - Fangios Fachgebiet - trotz vieler Ausfälle 2021 durchaus respektabel.

In der kommenden Saison wird der 62-Jährige nun allerdings liefern müssen - und zwar in Form von Siegen. Denvers Secondary wirkt auf dem Papier wie die vielleicht beste der Liga, mit Von Miller und Courtland Sutton erhält das Team zudem echte Leistungsträger zurück. Eine weitere Saison mit einer negativen Bilanz darf sich Fangio unter diesen Umständen wohl kaum erlauben.

Das Problem: Die größte Baustelle des Kaders - die auf der Quarterback-Position - besteht nach wie vor. Mit Teddy Bridgewater wurde zwar ein neuer QB verpflichtet, mehr als ein schwacher Starter und eine Übergangslösung ist dieser aber wohl kaum. Kommt es nicht zu einem Blockbuster-Trade für Aaron Rodgers, könnten die Broncos 2021 einmal mehr hinter den Erwartungen zurückbleiben. In diesem Fall müsste Fangio sehr wahrscheinlich seinen Hut nehmen.

Mike Zimmer (Minnesota Vikings)

Zimmer ist der große Außenseiter auf dieser Liste. Zum einen ist der 64-Jährige bereits seit sieben Jahren - und damit als einziger Coach mehr als drei Saisons - Head Coach in Minnesota, zum anderen weist er mit 64 Siegen, 47 Niederlagen und einem Unentschieden in diesem Zeitraum eine durchaus respektable Bilanz auf.

Das stärkste Argument für Zimmer ist, dass der Defensivspezialist bislang noch keine richtig schwache Saison hinnehmen musste, immer gewannen seine Vikings mindestens sieben Spiele. Auf eine eher schwache Saison ohne Playoff-Teilnahme folgte zudem jedes Jahr eine stärkere Spielzeit mit einem Platz in der Postseason.

Sollte Zimmer diesen Trend 2021 fortsetzen und somit erneut die Playoffs erreichen können, dürfte ihm kein Ungemach drohen. Sein Vertrag wurde erst im vergangenen Jahr verlängert und ist noch bis 2023 gültig. Bleibt der Aufschwung in diesem Jahr allerdings aus, könnte ein Umdenken in Minneapolis stattfinden.

Die Vikings wirken aktuell wie ein Team im grauen Mittelmaß, Kirk Cousins wird 2022 womöglich seine letzte Saison für die Franchise spielen. Bleibt Minnesota in der kommenden Saison hinter den Erwartungen zurück, könnte die Franchise daher einen neuen Weg einschlagen: einen Rebuild. Und dieser würde sehr wahrscheinlich von einem neuen Coach gestaltet werden ...

NFL: Diese Teams haben 2021 einen neuen Head Coach

TeamCoachvorheriger ArbeitgeberRolle
New York JetsRobert SalehSan Francisco 49ersDefensive Coordinator
Jacksonville JaguarsUrban MeyerFox SportsAnalyst
Philadelphia EaglesNick SirianniIndianapolis ColtsOffensive Coordinator
Houston TexansDavid CulleyBaltimore RavensAssistant Head Coach
Detroit LionsDan CampbellNew Orleans SaintsAssistant Head Coach
Los Angeles ChargersBrandon StaleyLos Angeles RamsDefensive Coordinator
Atlanta FalconsArthur SmithAtlanta FalconsOffensive Coordinator