Die Free Agency und der Draft liegen hinter uns, dennoch brodelt die Gerüchteküche in der NFL weiter. Julio Jones wurde zu den Tennessee Titans getradet, welche Stars könnten als nächstes an der Reihe sein? Wir schauen uns die heißesten Kandidaten an und wagen eine Prognose.
NFL: Diese Stars könnten vor dem Saisonstart noch das Team wechseln
Aaron Rodgers (Quarterback, Green Bay Packers)
Rodgers ist unzufrieden bei den Packers, daraus macht der amtierende MVP keinen Hehl. Gründe für den Unmut des 37-Jährigen gibt es genug: Von den Entlassungen von Spielern wie Jordy Nelson und Jake Kumerow, ohne Rodgers zu informieren, über mangelnde Draft-Picks für die Offense bis hin zur Auswahl von Jordan Love im Draft 2020 - erneut ohne Rodgers vorher in Kenntnis zu setzen.
Der Superstar wünscht sich mehr Wertschätzung durch die Organisation, auch in finanzieller Hinsicht in Form von höheren Garantien in den kommenden Jahren. Ob und wie die Packers auf ihren Quarterback zugehen werden, bleibt abzuwarten. CEO Mark Murphy goss kürzlich erneut Öl ins Feuer, als er Rodgers öffentlich als "komplizierten Typen" bezeichnete.
Klar ist, dass es in der NFL mehr als genug Interessenten für einen Quarterback mit Rodgers' Fähigkeiten gibt. Gleichzeitig halten die Packers alle Trümpfe in der Hand. Rodgers steht in Green Bay noch drei Jahre unter Vertrag. Sofern die Organisation ihn nicht traden will, muss er für die Packers spielen - oder seine Karriere beenden und somit auf viel Geld verzichten. Wie sich die Posse rund um Rodgers in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln wird, darf mit Spannung erwartet werden.
Prognose: Das Tischtuch zwischen Rodgers und den Packers scheint (noch) nicht zerschnitten, es scheint unwahrscheinlich, dass der 37-Jährige der Organisation tatsächlich die Pistole auf die Brust setzt, indem er sich weigert zu spielen. Zumindest eine Saison wird Rodgers wohl noch für Green Bay auflaufen.
Zach Ertz (Tight End, Philadelphia Eagles)
Über Jahre zählte Ertz zu den besten Tight Ends der NFL. Zwischen 2017 und 2019 fing er Pässe für fast 3000 Yards sowie 24 Touchdowns. Als Ertz im vergangenen Sommer eine vorzeitige Verlängerung seines 2022 auslaufenden Vertrags forderte, konnten er und die Eagles sich allerdings nicht auf ein neues Arbeitspapier einigen. Seitdem scheint ein Trade des Veteranen unausweichlich.
Das Problem: Ertz' vergangene Saison war enttäuschend, der 30-Jährige kam nur auf 335 Receiving Yards, so wenige wie noch nie zuvor in seiner Karriere. Das dürfte die Tradeverhandlungen erschweren, zumal Ertz in der kommenden Saison mit fast 13 Millionen Dollar Gehalt in den Büchern steht.
Interessenten für den sicheren Pass-Catcher gibt es dennoch einige. Laut ESPN sind die Panthers, Titans und Colts mögliche Abnehmer für Ertz, auch die Bills werden immer wieder mit ihm in Verbindung gebracht. Mehr als einen späten Draft-Pick werden die Eagles für Ertz vermutlich nicht mehr einstreichen können - bislang offenbar zu wenig für Eagles-GM Howie Roseman.
Prognose: Ertz wird die Eagles noch verlassen, er passt nicht mehr zum eingeleiteten Rebuild in Philadelphia. Ein Sechstrundenpick könnte am Ende ein fairer Preis für alle Beteiligten sein. Die Bills als Abnehmer ergeben Sinn.
Jamison Crowder (Wide Receiver, New York Jets)
Mit mehr als 1500 Receiving Yards und zwölf Touchdowns in 28 Spielen war Crowder seit seinem Wechsel nach New York eine durchaus positive Überraschung und einer der wenigen Lichtblicke bei den Jets. Dennoch ist seine Zukunft bei Gang Green alles andere als gesichert.
Die Jets haben in der Offseason ordentlich in ihr Receiving Corps investiert: Corey Davis und Keelan Cole kamen in der Free Agency, in der zweiten Draft-Runde wurde zudem Elijah Moore, der im Minicamp für Furore sorgte, ausgewählt. New York würde Crowder gerne halten, allerdings nicht für sein aktuelles Gehalt. 2021 soll der 28-Jährige knapp 5 Millionen Dollar verdienen, nachdem er einer Halbierung seines Gehalts zugestimmt hatte.
Prognose: Durch die Gehaltsreduzierung in seinem finalen Vertragsjahr kann man nun davon ausgehen, dass Crowder auch 2021 für die Jets spielt.
Gardner Minshew (Quarterback, Jacksonville Jaguars)
Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich Minshew von einem Sechstrundenpick zu einem starken Backup oder womöglich sogar einem Low-End-Starter. Und dennoch hat der 25-Jährige in Jacksonville wohl keine Zukunft mehr. Trevor Lawrence ist der klare Quarterback der Zukunft, dazu kommen C.J. Beathard, der in der Offseason einen Zweijahresvertrag bei den Jaguars unterzeichnete, sowie Vorjahres-Rookie Jake Luton.
Jacksonville sollte somit definitiv bereit sein, Minshew ziehen zu lassen. Durch sein mickriges Gehalt von nur zwei Millionen Dollar über die kommenden zwei Jahre sollte Minshew ein begehrtes Tradeziel sein. Gut möglich allerdings, dass die Jaguars vorerst noch abwarten wollen, wie sich der Markt entwickelt.
Stand heute wäre Minshew ligaweit wohl nur ein Backup. Sollte sich ein Starting Quarterback in der Saisonvorbereitung noch verletzen, könnte Minshews Wert in die Höhe schießen. Teams wie die Titans, Cowboys oder Cardinals haben keinen Backup mit Starterniveau im Team. Im Falle einer schwereren Verletzung ihres Quarterbacks müssten sie wohl nochmal aktiv werden, sofern sie ihre Saison nicht abschreiben wollen, bevor diese überhaupt begonnen hat.
Prognose: Minshew wird noch vor dem Saisonstart getradet werden. Sein Wert für die Jaguars steht wohl in keiner Relation zu dem, was Minshew per Trade einbringen würde. Wie hoch dieser Gegenwert letztendlich ausfällt, dürfte auch davon abhängen, ob ein Team in den kommenden Monaten verzweifelt auf QB-Suche gehen müssen wird oder nicht.
Stephon Gilmore (Cornerback, New England Patriots)
In Foxborough könnte in diesem Sommer der nächste Holdout eines Star-Cornerbacks anstehen. Gilmores Vertrag bei den Patriots läuft nur noch ein Jahr, sein Base Salary von sieben Millionen Dollar ist zudem relativ gering. Dass er im Alter von 30 Jahren nach einer Saison mit einigen Verletzungen eine langfristige Verlängerung in New England erhält, scheint ausgeschlossen.
Auf die freiwilligen OTAs verzichtete Gilmore in diesem Sommer bereits, auch am Minicamp der Patriots nahm der Defensive Player of the Year von 2020 nicht teil - obwohl er dadurch eventuell Strafen in Höhe von insgesamt 94.000 Dollar schlucken musste.
Die Frage ist, welchen Tradewert Gilmore in seinem Alter und mit seiner Vertragssituation noch mitbringt. Für alles andere als einen hohen Draft-Pick wird Bill Belichick seinen besten Pass-Verteidiger nicht ziehen lassen. Welches Team diesen Preis zahlen soll, erscheint aktuell fraglich.
Prognose: Es erscheint unwahrscheinlich, dass in der weit fortgeschrittenen Offseason noch ein wirklich attraktives Angebot für Gilmore hereinflattert. Letztendlich sitzen die Patriots in den Verhandlungen am längeren Hebel. Gilmore wird wohl auch 2021 für New England spielen und hoffen müssen, sich dabei für einen gut dotierten Vertrag in der kommenden Offseason empfehlen zu können.
gettyMelvin Gordon (Running Back, Denver Broncos)
Philip Lindsay ist weg, vom Status eines echten Nummer-eins-Backs dürfte Gordon in diesem Jahr allerdings noch weiter entfernt sein als in der vergangenen Saison. Im Draft wählten die Broncos in der zweiten Runde Javonte Williams aus, zudem kam Mike Boone in der Free Agency.
Im Falle eines Trades könnten die Broncos fast sieben Millionen Dollar Gehalt einsparen. Eine überaus stattliche Summe für einen Running Back, dessen Verlust verschmerzbar erscheint. An den OTAs nahm Gordon nicht teil, Williams konnte sich somit bereits in Szene setzen.
Dass ein Team bereit ist, Gordons durchaus stattlichen Vertrag aufzunehmen und dafür auch noch Draft-Kapital abzugeben, erscheint durchaus fraglich. Doch auch in diesem Fall gilt: Viele Teams sind nur eine Verletzung von einem echten Need auf der Running-Back-Position entfernt. In diesem Fall könnte ein Trade von Gordon schnell ein Thema werden.
Prognose: Allzu rosig wirkt Gordons Situation in Denver aktuell nicht. So spät in der Offseason dürfte es allerdings wenige Interessenten für den Running Back geben. Verletzt sich kein klarer Starter in der NFL, wird Gordon vermutlich noch ein weiteres Jahr in der Mile High City bleiben.
Jordan Hicks (Linebacker, Arizona Cardinals)
Vor zwei Jahren nahmen die Cardinals Hicks unter Vertrag und sicherten dem Linebacker dabei eine stattliche Summe zu. 8,5 Millionen Dollar jährlich erhält Hicks in Arizona im Schnitt. Angesichts seiner Leistungen in den vergangenen beiden Saisons zu viel.
Hicks kam zwar in zwei Jahren auf rund 200 Tackles, zudem verzeichnete er vier Interceptions, die erhoffte Verstärkung für das Linebacker Corps war er jedoch nie. Nun soll eine neue Ära in der Defense der Cardinals anbrechen: In den vergangenen beiden Drafts wählte das Team in der ersten Draft-Runde jeweils einen Linebacker aus, 2020 Isaiah Simmons, 2021 Zaven Collins. Hicks rutscht somit in eine Backup-Rolle.
Es ist eine Situation, die angesichts von Hicks' Gehalt weder für das Team noch für den Spieler besonders angenehm ist. Die Franchise gab dem Spieler daher die Erlaubnis, selbst nach einem Tradepartner für die Cardinals zu suchen. Eine allzu hohe Kompensation wäre wohl nicht erforderlich.
Prognose: Bei einem Trade müsste ein Team nur einen Teil des Gehalts aufnehmen, ein Deal ist daher durchaus denkbar. Teams wie die Packers, Rams oder Browns, die ein Upgrade auf der Linebacker-Position gut gebrauchen könnten, könnten einen Siebtrundenpick als Entschädigung verschmerzen.