NFL: Buccaneers, Rams und Co.: Die zehn besten Defenses 2021

Marcus Blumberg
10. Juni 202110:00
Chase Young könnte 2021 nochmal einen Sprung nach vorn machen.getty
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Draft und Free Agency liegen in der NFL hinter uns und bis zum Start der Regular Season sind es noch gut drei Monate. Zeit für ein Zwischenfazit und einen ersten Ausblick auf die kommende Spielzeit: SPOX blickt auf die Defenses, die in dieser Saison dominieren könnten.

Defensive Prognosen sind schwieriger als für die Offense. Das liegt in erster Linie daran, dass Defenses per se auf das reagieren müssen, was die Offenses letztlich machen. Sie bestimmen also nicht selbst das Spiel, wodurch es naturgemäß nicht leicht ist, Erfolg für diesen Teil einer Mannschaft vorherzusagen.

Doch wo gibt es Grund für Optimismus? Wer hat richtig investiert? Welche Defenses sollten 2020 zur Liga-Spitze gehören?

NFL: Die zehn besten Defenses 2021

10. New York Giants

Die Offseason der Giants erfuhr zuletzt viel Lob. Und das auch völlig zu Recht, denn was General Manager Dave Gettleman in diesem Frühjahr gemacht hat, hatte definitiv Hand und Fuß.

Bezogen auf die Defense gab es klare Baustellen, die gut behandelt wurden. Zunächst mal wurde Defensive Lineman Leonard Williams - wenn auch teuer - gehalten, was so etwas wie die Grundlage war für künftigen Erfolg dieses Mannschaftsteils. Zudem wurde die Line weiter verstärkt durch die Verpflichtung von Defensive Tackle Danny Shelton, der in erster Linie mit seiner Masse überzeugt.

Dann wurde der Pass-Rush angegangen. Hervorzuheben sind die Verpflichtung von Edge Rusher Ifeadi Odenigbo sowie Rookie Azeez Ojulari, der richtig eingesetzt schon früh als situativer Speed-Rusher Akzente setzen könnte.

Darüber hinaus brauchte es noch Upgrades auf der Cornerback-Position. Hier fehlte eine Nummer 2 gegenüber von James Bradberry. Die Titans entließen Adoree' Jackson aus Cap-Gründen und die Giants griffen zu. Zudem kam mit Aaron Robinson ein vielversprechender Rookie, der zunächst mit Darnay Holmes um den Posten als Slot-Cornerback konkurrieren wird, während Safety Xavier McKinney im zweiten Jahr und wieder bei 100 Prozent durchstarten könnte. All dies könnte die Giants in die Top 10 der Liga hieven.

9. Pittsburgh Steelers

Die beste Defense des Vorjahres stellten laut Football Outsiders die Pittsburgh Steelers (-20,2 Prozent DVOA), was nicht zuletzt am imposanten Pass-Rush sowie der äußerst opportunistischen Secondary lag.

Nun hat das Team zwar seinen zweitbesten Pass-Rusher Bud Dupree verloren, doch der letztjährige Rookie Alex Highsmith sollte diese Lücke gegenüber von T.J. Watt schließen können. Ansonsten ist die Front intakt geblieben und bekommt einen gehörigen Boost durch die Rückkehr von Linebacker Devin Bush, der weite Teile der Vorsaison mit einem Kreuzbandriss verpasst hatte.

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Hinzu kommt, dass General Manager Kevin Colbert im Draft womöglich ein Steal gelang: Edge Rusher Quincy Roche fiel ihm in Runde 6 in den Schoß. Und jener flog im Vorfeld des Drafts etwas unter dem Radar hinter Miamis großen Namen Jaelen Phillips und Gregory Rousseau auf dieser Position. Er könnte schnell in die Rotation kommen und Highsmith entlasten.

Und daher steht immer noch die Playmaking-Secondary um Allzweckwaffe Minkah Fitzpatrick und Cornerback Joe Haden. Es ist naturgemäß schwer, defensiv über mehrere Jahre ein absolut hohes Niveau zu halten, doch ein allzu großer Leistungsabfall droht der Steelers-Defense eher nicht.

8. New England Patriots

Die Patriots stellten 2019 noch die wohl beste Defense der NFL, machten dann jedoch 2020 einen gehörigen Schritt zurück, was nicht zuletzt an den zahlreichen Corona-Opt-Outs und Verletzungsproblemen lag. In der Offseason wurde nun jedoch gewaltig investiert, um die Defizite auch in der Defense zu beheben.

Wichtig dürfte vor allem die Rückkehr von Linebacker Dont'a Hightower sein, der im Vorjahr merklich fehlte. Ebenso zurück ist der variabel verwendbare Kyle Van Noy, den Miami nach nur einem Jahr wieder entlassen hatte. Er dürfte wie früher eine Hybrid-Rolle spielen und sowohl im Pass-Rush als auch in Coverage viele Snaps sehen.

Die größte Baustelle des Vorjahres war auch in Foxboro die Laufverteidigung. Entsprechend wurde die Front verstärkt. Aus der AFC East kamen Nose Tackle Davon Godchaux (Dolphins) und D-Liner Henry Anderson (Jets), zudem wurde im Draft mit Christian Barmore der wohl beste Defensive Tackle der Klasse gezogen.

Das wohl namhafteste Upgrade ist jedoch Edge Rusher Matt Judon, der mit seiner individuellen Klasse allein schon im Pass Rush ganz neue Möglichkeiten eröffnen wird.

Spannend wird noch zu sehen, wer letztlich den Safety-Spot des zurückgetretenen Patrick Chung übernehmen wird - Adrian Phillips, Kyle Dugger oder doch Neuzugang Jalen Mills, der Safety und Cornerback spielen kann.

Shutdown-Corner Stephon Gilmore ist immer noch da und der vielversprechende Rookie-Linebacker Josh Uche könnte in seinem zweiten Jahr einen größeren Schritt machen. Alles in allem führt das wohl zu einer mächtigen Steigerung der Defense, die wieder näher ans Niveau von 2019 heranrücken könnte.

7. Miami Dolphins

Bereits im Vorjahr gelang es Head Coach Brian Flores nach zahlreichen Neuzugängen im Laufe des Jahres annähernd eine Top-10-Defense auf die Beine zu stellen. Und auch in dieser Offseason folgten wieder ein paar Ergänzungen, die das Gesamtniveau nochmals verbessern dürften.

Die wohl größte Schwachstelle dieser Unit war die Laufverteidigung. Um diese zu beheben, wurde in erster Linie Linebacker Benardrick McKinney aus Houston geholt. Und für den Pass Rush, der nach wie vor keine Stärke war, wurde in Runde 1 University of Miamis Jaelen Phillips geholt. Er war sicherlich der mit Abstand reifste Pass-Rusher der Draftklasse - einzig seine zahlreichen Verletzungsprobleme der Vergangenheit inklusive mehrerer Gehirnerschütterungen ließ seinen Draft-Stock fallen. Bleibt er gesund, wird er den Pass-Rush merklich beleben.

Darüber hinaus wurde erneut gezielt in die Secondary investiert. In der zweiten Draftrunde kam mit Jevon Holland ein neuer Free Safety, zudem - und das könnte ein Schlüssel sein - wurde mit Justin Coleman einer der besseren Slot-Cornerbacks der Liga verpflichtet. Dies war im Vorjahr eine klare Schwachstelle.

Für mehr Erfahrung wurde zudem Jason McCourty als zusätzliche Alternative auf Cornerback verpflichtet, sodass die Dolphins auf dieser Position mit Byron Jones, Xavien Howard und McCourty exzellent besetzt sind. Eine starke Secondary in Kombination mit Upside im Pass-Rush könnte abermals eine Erfolgsformel für Flores' aggressive Defense sein.

6. Denver Broncos

Denvers Defense war zuletzt solide (-0,2 Prozent DVOA, Platz 13), aber nicht unbedingt der Rede wert. Das allerdings hatte gewisse Gründe. Vordergründig fehlte dem Team der Superstar - Von Miller, der sich bereits im Camp schwer verletzte und nicht zurückkam.

Miller ist nun wieder da und wird damit an der Front naturgemäß die Aufmerksamkeit der Gegner auf sich ziehen - und damit einhergehend sein Gegenüber Bradley Chubb entlasten, der letztes Jahr eigentlich der einzige elitäre Edge-Rusher der Broncos war und entsprechend im Fokus der Blocker stand.

Damit aber nicht genug, denn mit Kyle Fuller holten die Broncos einen Top-Cornerback aus Chicago, der seinerzeit unter dem Defensive Coordinator Vic Fangio richtig aufblühte. Nun bekommt Head Coach Fangio diesen Leistungsträger zurück. Auf der anderen Seite der Secondary gab es zudem mit Erstrundenpick Patrick Surtain II ein klares Upgrade zur Vorsaison, sodass der ebenfalls neue Ronald Darby womöglich "nur" im Slot agieren wird. Und auf Safety wurde erwartungsgemäß Superstar und Defense-Säule Justin Simmons gehalten.

Für zusätzliche Hoffnungen sorgt derweil auch Rookie-Linebacker Baron Browning, der im Laufe des Jahres mehr als nur ein Backup werden könnte.

Alles in allem könnte diese Defense imposant daherkommen, zumal Fangio nun wohl erstmals im dritten Jahr in Denver defensiv das Personal zusammen hat, dass er für sein Scheme benötigt. Angesichts der Investitionen auf dieser Seite des Balls und der "Vorgeschichte" des eigenen Head Coachs wäre alles andere als eine dominante Broncos-Defense schon so etwas wie eine Enttäuschung.

5. Baltimore Ravens

Sicherlich hatten die Ravens einen gewissen Aderlass zu verkraften. Sie ließen allen voran Edge-Rusher Matt Judon - neben weiteren Edge-Verteidigern - ziehen und haben Safety Earl Thomas nach dessen Querelen und der Entlassung nicht wirklich ersetzt. Aber das heißt nicht, dass sie schwächer geworden sind.

Vielmehr wurde der harte Kern zusammengehalten, Tyus Bowser rückt in der Depth Chart auf und ansonsten bleibt - auch, da Edge-Kollege Pernell McPhee gehalten wurde - die imposante Front Seven erhalten. Mehr noch: Mit Odafe Oweh wurde zudem noch potenziell hochwertige Verstärkung akquiriert. Jener galt als einer der besten Athleten im Draft, ist aber insgesamt noch etwas roh. Doch gerade Defensive Coordinator Don Martindale sollte in der Lage sein, diesen Rohdiamanten zu schleifen und schon früh gewinnbringend einzusetzen.

Später im Draft wurde mit Shaun Wade auch noch einer der besten Slot-Cornerbacks seiner Klasse gefunden. Darüber hinaus könnte auch UDFA Ar'Darius Washington ein echter Steal werden. Aufgrund seiner geringen Größe fiel er durchs Sieb, hat jedoch durchaus gute Playmaker-Qualitäten. Auf ihn wird speziell im Training Camp zu achten sein.

Was diese Defense vor allem auszeichnet, ist der extrem tiefe Kader. Fast jede Position hat nicht nur einen sehr guten Starter, sondern auch eine beachtliche zweite Reihe. Hier steckt großes Potenzial drin.

4. Cleveland Browns

Im Vorjahr war die Defense der Browns insgesamt nicht der Rede wert. Gemäß DVOA belegte sie Rang 25 der NFL (7,4 Prozent). Doch seither ist einiges passiert. An der Front etwa ist Edge-Rusher Myles Garrett nun nicht mehr auf sich allein gestellt. Vielmehr wurden mit Jadeveon Clowney und Takk McKinley zwei weitere Edge-Spezialisten geholt. Beide rissen zuletzt zwar keine Bäume aus, doch musste gerade Clowney als Nummer-1-Rusher ins Rennen gehen, was nicht unbedingt seinen Fähigkeiten entspricht. Im Schatten von Garrett hingegen dürfte das deutlich effektiver aussehen.

Hinzu kommt, dass für die Mitte der Line mit Malik Jackson und Rookie Tommy Togiai zwei imposante Alternativen zu Jordan Elliott und Andrew Billings geholt worden, sodass die Run Defense allein schon dadurch gestärkt werden dürfte.

Der Schlüssel zu dieser Defense dürfte jedoch Neuzugang Safety John Johnson III, womöglich als Herzstück einer 3-Safety-Defense, seit. Er ist extrem variabel und kann sowohl Center Field spielen, als auch als 2-High-Safety agieren, ist zudem gut in Coverage und hat gute Ballskills. Und neben ihm kommt der lange verletzte, aber verheißungsvolle, Grant Delpit zurück, der ebenfalls sehr variabel einsetzbar ist. Weitere signifikante Verstärkungen erhielt die Secondary durch Rookie-Cornerback Greg Newsome sowie Troy Hill, der hauptsächlich im Slot agieren wird.

Und darüber hinaus könnte den Browns in der zweiten Draftrunde mit Jeremiah Owusu-Koramoah ein echter Steal gelungen sein. Der etatmäßige Linebacker kann auch Safety spielen und ist gewissermaßen die Wildcard dieser Defense, die indes mit Anthony Walker auch noch einen umtriebigen und sehr zuverlässigen Middle Linebacker bekam, der zusätzlich zur Stabilisierung der gesamten Unit beitragen dürfte. Ja, diese Browns-Defense könnte für Furore sorgen, wenn alle Zahnräder ineinandergreifen.

3. Los Angeles Rams

Football Outsiders hatte die Rams-Defense im Vorjahr auf Rang 4 (-17 Prozent DVOA) und ein Großteil der Starter wurde gehalten, was dazu führen sollte, dass das insgesamt hohe Niveau gehalten werden kann.

Die größte Frage für die Rams in diesem Bereich wird freilich sein, wie diese Unit unter dem neuen Defensive Coordinator Raheem Morris agieren wird. Speziell die Rolle von Cornerback Jalen Ramsey rückt hier in den Fokus. Wird er auch im kommenden Jahr die von Brandon Staley eingeführte Star-Position bekleiden, also gewissermaßen als Super-Nickelback spielen, der sowohl als klassischer Slot-Verteidiger agiert, sei es gegen den Man oder in der Zone, aber auch im Run Game mithilft und somit quasi zum zusätzlichen Linebacker werden kann?

Oder bekommt Ramsey wieder eine herkömmliche Rolle, die seinen Impact zumindest mal schmälern wird?

Abgesehen davon jedoch wird Aaron Donald weiterhin an der Front dominieren und Unterstützung von klassischen Edge-Spielern wie Leonard Floyd erhalten.

In der Secondary gilt es, Safety John Johnson und Cornerback Troy Hill zu ersetzen. Doch dazu sollten Juju Hughes und Darious Williams nach starken Vorsaisons durchaus in der Lage sein, sodass auch 2021 wieder eine dominante Unit auf dem Platz stehen wird.

2. Washington Football Team

Das Herzstück dieser Defense, die im Vorjahr Rang 3 mit -18,3 DVOA belegte, ist und bleibt die Defensive Line. In der Front Four finden sich wie schon im Vorjahr ausschließlich Erstrundenpicks, darunter der amtierende Defensive Rookie of the Year, Chase Young.

Und jener war im Vorjahr nicht mal der effektivste Pass-Rusher seines Teams (6 Sacks, 40 Pressures). Vielmehr waren Montez Sweat (9 Sacks, 47 Pressures) und Defensive Tackle Jonathan Allen (9 Sacks, 47 Pressures) sogar noch gefährlicher.

Alle sind noch da, zudem natürlich mit Defensive Tackle Daron Payne ein weiterer imposanter früherer Erstrundenpick, der allerdings eher für das Run-Stopping zuständig ist. Die größte Leistungssteigerung ist freilich von Young zu erwarten, der sich im zweiten Jahr sicherlich noch besserer zurechtfinden wird in der NFL. Einen großen Boost jedoch dürfte auch die Rückkehr von Defensive Tackle Matthew Ioannidis bringen, der seinerseits ein sehr guter Inside-Rusher ist und verletzungsbedingt im Vorjahr nur drei Spiele machte.

Ebenfalls Grund zum Optimismus gibt Rookie-Linebacker Jamin Davis, der ordentlich Power und vor allem Speed mitbringt, was sowohl gegen den Run als auch in Pass Coverage enorm helfen könnte. Zudem dürfte Neuzugang Cornerback William Jackson III als Starter gegenüber von Kendall Fuller eine größere Lücke schließen und sollte zumindest den Darby-Abgang kompensieren.

Chase Young könnte 2021 nochmal einen Sprung nach vorn machen.getty

1. Tampa Bay Buccaneers

Die Buccaneers haben bekanntlich das Kunststück vollbracht, alle 22 Starter des Vorjahres zu halten. Das gibt ihnen schon mal eine sehr solide Baseline. Die Bucs-Defense war laut Football Outsiders 2020 die fünfteffizienteste der gesamten Liga (-14,6 Prozent DVOA). Besonders gegen den Run (-31,4 Prozent DVOA) ließ sie im Grunde überhaupt nichts zu.

Und nun sind nicht nur alle Starter zurück - sie bekommen vor allem Nose Tackle Vita Vea komplett zurück, nachdem er in der Vorsaison lange verletzt ausgefallen war -, sie schafften es darüber hinaus auch noch, das Team nicht nur perspektivisch zu verstärken. Edge Rusher Joe Tryon wurde in der ersten Runde des Drafts gezogen und dürfte als Rotationsspieler hinter Jason Pierre-Paul und Shaquil Barrett den Pass-Rush insgesamt noch explosiver machen.

Was dem Team unter dem ebenfalls gebliebenen Defensive Coordinator Todd Bowles aber wohl den größten Schub geben dürfte, ist die gesammelte Erfahrung der insgesamt noch sehr jungen Secondary. Speziell Safety Antoine Winfield Jr. zahlte mitunter Lehrgeld, steigerte sich aber merklich gegen Ende des Jahres und in den Playoffs. Ihm ist ein größerer Leistungssprung zuzutrauen in der kommenden Saison.

Letztlich bleibt es dabei: Dieses Team hat auf dem Papier eigentlich keine Lücken, insofern sollte die Defense angeführt von ihrer bärenstarken Front, in der selbst Linebacker Lavonte David als Herz des Ganzen gehalten wurde, gute Chancen haben, die beste der neuen Spielzeit zu werden.