NFL: Neuer Starter 2022? Diese zehn Quarterbacks drohen nach der kommenden Saison abgesägt zu werden

Jan Dafeld
02. Juni 202112:24
Tua Tagovailoa ist 2021 der Starter der Miami Dolphins.getty
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Die Quarterback-Position ist die wichtigste in der NFL. Teams sind stets auf der Suche nach einer Verbesserung. Auch 2021 gehen viele Starting Quarterbacks daher angezählt in die Saison. SPOX nimmt die zehn QBs, die in der kommenden Saison um ihre Zukunft als Starter spielen, genauer unter die Lupe.

Anmerkung: Dieser Text thematisiert lediglich die Quarterbacks, die als klarer Starter in die kommende Saison gehen sollen. Nicht enthalten sind daher Jimmy Garoppolo, Andy Dalton, Tyrod Taylor sowie Jameis Winston bzw. Tayson Hll und Drew Lock bzw. Teddy Bridgewater.

Sam Darnold (Carolina Panthers)

Dass Darnold in der kommenden Saison erneut eine Chance als unumstrittener Starter erhält, kommt durchaus etwas überraschend. In New York hatte der 23-Jährige - zugegebenermaßen unter denkbar schlechten Umständen - über die vergangenen Jahre jegliche positive Entwicklung vermissen lassen und sah keineswegs aus wie ein NFL-Starting-Quarterback.

Die Panthers glauben aber offensichtlich nach wie vor an Darnolds Potenzial, das ihn einst zum Nummer-drei-Pick im Draft gemacht hatte. Carolina schickte einen Zweit-, einen Viert- und einen Sechstrundenpick für Darnold zu den Jets und zog obendrein die Fifth-Year-Option. Das einstige Top-Talent ist also mindestens zwei weitere Jahre an die Franchise gebunden.

Nun muss Darnold liefern. Die Offensive Line könnte wackeln, das Receiving Corps der Panthers ist mit D.J. Moore, Robby Anderson, Christian McCaffrey und Rookie Terrace Marshall Jr. jedoch sicher das beste seiner NFL-Karriere. Bleibt Darnold auch im vierten Jahr hinter den Erwartungen zurück, dürfte er keine weitere Chance als Starter erhalten. Erst Recht, weil die Panthers in diesem Fall wohl einen hohen Pick im Draft 2022 ihr Eigen nennen würden.

Tua Tagovailoa (Miami Dolphins)

Keine zwei Jahre ist es her, da galt Tua Tagovailoa noch als eines der größten Quarterback-Talente der Welt. Es folgten eine schwere Hüftverletzung und eine Rookie-Saison, in der Tagovailoa zwar durchaus solide spielte, im Vergleich zu seinen Rookie-Kollegen Joe Burrow und Justin Herbert aber doch deutlich abfiel. 2021 steht der 23-Jährige nun bereits unter Druck, viel mehr Geduld wird jungen Quarterbacks in der NFL mittlerweile nicht mehr entgegengebracht.

Noch hält Tua allerdings alle Trümpfe in der Hand. Die Dolphins haben klargemacht, dass sie ihn nach wie vor als ihren Quarterback der Zukunft sehen. Im diesjährigen Draft zog das Team keinen Quarterback, stattdessen investierte es mit Will Fuller und Jaylen Waddle durchaus aggressiv in sein Receiving Corps, ein Schritt, der Tua helfen soll.

Als Rookie hatte Tagovailoa besonders Probleme damit, Bälle in enge oder sich schließende Fenster zu werfen. Der Sprung von der Alabama-Offense mit jeder Menge weit offener Receiver in die NFL fiel ihm verständlicherweise schwer. Fuller und Waddle sollten 2021 für mehr offene Würfe sorgen, gleichzeitig muss Tua hier besser werden. Noch ist der 23-Jährige nicht angezählt, gelingt ihm in der kommenden Saison kein Schritt nach vorne, dürfte die Quarterback-Diskussion in Florida jedoch so richtig an Fahrt aufnehmen.

SPOX

Jalen Hurts (Philadelphia Eagles)

Ist Hurts in Philadelphia eine "lame Duck", also ein Quarterback, der eigentlich nur noch ein Platzhalter ist bis sein Team eine bessere Alternative gefunden hat? So weit ist es wohl noch nicht, immerhin haben die Eagles erst im vergangenen Jahr einen Zweitrundenpick in den 22-Jährigen investiert. Doch Hurts muss 2021 beweisen, dass er Phillys Zukunft auf der QB-Position ist - ohne Wenn und Aber.

Im vergangenen Draft sammelte die Franchise bereits einen zusätzlichen Erstrundenpick ein, vieles deutet daraufhin, dass die Eagles sich in eine gute Position bringen wollen, um im kommenden Jahr einen Quarterback draften zu können, sofern dies nötig sein wird. 2020 hauchte Hurts der ohnmächtigen Eagles-Offense einen Hauch Leben ein, wirklich überzeugte er in seinen wenigen Auftritten jedoch auch nicht.

Wie so manch anderem in dieser Liste könnte auch Hurts in der kommenden Saison die Kausalkette aus Quarterback-Play und der Position im kommenden Draft zum Verhängnis werden: Je schlechter der Quarterback spielt, desto weniger Spiele gewinnt sein Team und desto einfacher kann dieses im Draft einen Nachfolger für jenen QB finden. Es ist durchaus vorstellbar, dass die Eagles 2021 nicht allzu viele Spiele gewinnen werden. Gut möglich, dass es am Ende zu wenige sein werden, um Hurts' Zukunft zu sichern.

Daniel Jones (New York Giants)

Als die Giants Jones im Draft 2019 auswählten, war das Gelächter groß. Jones, den die meisten Beobachter nicht mal als Erstrundenpick eingestuft hatten, ging als sechster Spieler vom Board. So manchem Kritiker dürfte das Lachen jedoch im Halse steckengeblieben sein: Jones spielte besser als von den meisten Experten vermutet. So richtig zufrieden können die Giants aber dennoch nicht sein, denn leider präsentierte er sich auch nicht so stark wie ein Franchise-Quarterback.

Das kommende Jahr könnte nun das entscheidende in der Karriere des 24-Jährigen werden. Die Giants haben in der Offseason teuer in ihr Receiving Corps investiert. Die Umstände sollten für Jones besser als in den Jahren zuvor sein, 2021 wird es keine Ausreden mehr für ihn geben.

In der diesjährigen Offseason saß Jones in New York noch fest im Sattel, ein neuer Quarterback galt im Draft nie ernsthaft als Kandidat. Eine leichte Leistungssteigerung sollte also bereits genügen, um seinen Job zumindest für eine weitere Saison zu sichern. Eine positive Entwicklung ist vonnöten. Bleibt diese allerdings das zweite Jahr in Serie aus, könnte ein neuer Quarterback im Big Apple ein echtes Thema werden.

Jared Goff (Detroit Lions)

Nur etwas mehr als zwei Jahre ist es her, da galt Goff noch als MVP-Kandidat und Top-10-Quarterback. Zwei durchwachsene Saisons später hat sich das Stimmungsbild gedreht. Goff wird nicht mehr als sehr guter Quarterback gesehen, für einige ist der einstige Nummer-eins-Pick nicht einmal mehr ein legitimer Starting Quarterback.

In der kommenden Saison wird Goff nun unter Beweis stellen müssen, dass an diesen neuen Narrativ nicht viel dran ist. Der 26-Jährige geht in seine erste Saison ohne Sean McVay in seinem Ohr. Wie Goff in weniger optimalen Umständen aussehen wird, ist noch unklar.

Dass Goff tatsächlich die langjährige Antwort auf der Quarterback-Position in Detroit sein soll oder sein wird, scheint wenig wahrscheinlich. Seine nahe Zukunft hält Goff allerdings - zumindest in Teilen - selbst in der Hand. Spielt er in der kommenden Saison gut und führt Detroit so zu fünf oder sechs Siegen, könnte er im Draft womöglich seinem eigenen Nachfolger aus dem Weg gehen.

Carson Wentz (Indianapolis Colts)

Hinter Wentz liegt eine ähnliche Entwicklung wie hinter Goff. Auch der zweite Top-2-Pick aus dem Draft 2016 spielte ein Jahr auf (Beinahe-)MVP-Niveau, stürzte jedoch steil ab und wurde nach einigen schwachen Vorstellungen für sein ursprüngliches Team schließlich getradet.

Anders als Goff, der in Detroit vom ersten Tag an nur wie ein Platzhalter wirkt, wird Wentz' Ankunft bei den Colts zumindest bei Teilen der Fans jedoch durchaus mit Hoffnung verknüpft. Hinter einer klar stärkeren O-Line soll Wentz in Indianapolis wieder zu alter Form finden. Nur: Was ist die alte Form von Wentz? Sind es Leistungen auf MVP-Niveau oder eher Auftritte wie ein durchschnittlicher Starting Quarterback? Wentz' Leistungskurve in der NFL glich bislang einer Achterbahnfahrt.

Spielt der 26-Jährige in der kommenden Saison zumindest besser als im schlicht katastrophalen Jahr 2020, dürfte ihm der Starterposten wohl ein weiteres Jahr sicher sein, immerhin bezahlten die Colts einen durchaus stattlichen Preis für seine Dienste. Ein weiteres Jahr als einer der schlechtesten Starting Quarterbacks der Liga wird sich Wentz allerdings nicht mehr leisten können.

Derek Carr (Las Vegas Raiders)

Carr nimmt in dieser Liste eine Sonderstellung ein, denn der 30-Jährige wird auch in der kommenden Saison mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Starting Quarterback in der NFL sein. Hinter Carr liegt die vielleicht beste Saison seiner Profikarriere, in dieser Form ist er ein mindestens durchschnittlicher NFL-QB. Die Frage ist allerdings: Liegt Carrs Zukunft in Las Vegas?

Die Raiders wirken zunehmend perspektivlos. Die ersten drei Saisons unter Head Coach Jon Gruden wurden alle nicht mit einer positiven Bilanz abgeschlossen. Dass sich dies im kommenden Jahr ändern wird, darf angesichts mehrerer Baustellen im Kader bezweifelt werden. Der Neuaufbau des Teams unter dem neuen Coach scheint gescheitert.

Sollte der Sprung in die Playoffs den Raiders auch in der kommenden Saison verwehrt bleiben, könnte Carrs Zeit bei der Franchise zu Ende gehen. Carr geht 2022 in sein letztes Vertragsjahr, bei einem Trade von ihm müsste Las Vegas keinerlei Dead Money schlucken. Die Raiders könnten Draft-Picks für den Rebuild sammeln und im Draft einen neuen, jungen Quarterback auswählen.

Cam Newton (New England Patriots)

Dass Newton nicht die langfristige Quarterback-Lösung in New England sein wird, kristallisierte sich im Laufe der diesjährigen Offseason mehr und mehr heraus. Zunächst unterzeichnete der 32-Jährige einen Vertrag mit nur 3,5 Millionen Dollar garantiertem Gehalt - nicht gerade das Salär eines Starting Quarterbacks. Anschließend wählten die Patriots in der ersten Draftrunde Mac Jones aus. Newtons Nachfolger.

Anders als beispielsweise Wentz in Indianapolis oder Tagovailoa in Miami droht Newton nicht nur im Falle einer (weiteren) schlechten Saison abgesägt zu werden. Der ehemalige MVP wird 2021 stark aufspielen und beweisen müssen, dass er nach wie vor ein guter Starting Quarterback sein kann, um sein Schicksal, die Ablösung durch Jones, noch abwenden zu können.

In der vergangenen Saison hatte Newton in New England merklich unter den schlechten Umständen zu leiden, die Patriots verfügten über das wohl schwächte Receiving Corps der Liga. Dass er in seinem zweiten Jahr in Foxborough einen Schritt nach vorne machen wird, ist also definitiv denkbar. Selbst in diesem Fall könnte Newtons Zeit in New England aber dennoch zu Ende gehen: Die Patriots investierten in der Offseason mehr als irgendein anderes Team, in den kommenden Jahren könnte die Franchise auf Jones und dessen günstiges Rookie-Gehalt angewiesen sein.

Ryan Fitzpatrick (Washington Football Team)

Fitzpatrick darf auf dieser Liste natürlich nicht fehlen, sein Platz sollte praktisch unabhängig von seinem Team und seinem Vertrag garantiert sein: Der 38-Jährige ist die Definition des so genannten Journeyman auf der Quarterback-Position. In seiner NFL-Karriere spielte Fitzpatrick für neun verschiedene Franchises, seit 2012 blieb er nirgendwo länger als zwei Saisons.

In Washington wird sich daran aller Voraussicht nach nichts ändern. Fitzpatrick wird während der kommenden Saison bereits 39 Jahre alt. Ein klares Zeichen, dass das Karriereende näher und näher rückt (solange man nicht auf den Namen Tom Brady hört). Dementsprechend ist der Veteran auch in der US-amerikanischen Hauptstadt nur als Übergangslösung und Platzhalter eingeplant. Anders als beispielsweise bei den Dolphins in der vergangenen Saison steht sein Nachfolger allerdings noch nicht bereit.

Fitzpatrick geht 2021 als klarer Starter für das Football Team in die Saison. Ob er bereits nach einem Jahr ersetzt werden wird oder doch noch zwei Jahre auflaufen darf, hat er wohl selbst in der Hand. Über die letzten drei, vier Jahre spielte Fitzpatrick durchaus wie ein solider NFL-Starter. Kann er dieses Niveau bei seinem neuen Team halten, könnte er seinen Platz auch über 2021 hinaus halten.

Ben Roethlisberger (Pittsburgh Steelers)

Gehört Roethlisberger in diese Liste? Big Bens Zeit als Quarterback in Pittsburgh neigt sich definitiv dem Ende zu. Dass der 39-Jährige um seinen Platz über die kommende Saison hinaus kämpfen müssen wird, erscheint jedoch unwahrscheinlich. Denn: Roethlisbergers Karriereende 2022 scheint bereits so gut wie in Stein gemeißelt.

Bereits in diesem Jahr stand eine Trennung der Steelers von ihrem langjährigen Quarterback im Raum. Letztlich waren es vor allem finanzielle Gründe, die für eine einjährige Fortsetzung der Zusammenarbeit sorgten. Roethlisbergers Vertrag wurde neu strukturiert.

In der Praxis läuft Roethlisbergers Vertrag somit im Anschluss an die kommende Saison aus. Eine Verlängerung des Arbeitspapiers wäre zwar theoretisch möglich, scheint praktisch jedoch ausgeschlossen. Big Ben plagte sich über die letzten Saisons mit Verletzungen herum, mehr als ein durchschnittlicher Quarterback ist er im Spätherbst seiner Karriere wohl nicht mehr. Im kommenden Frühjahr dürfte somit eine große NFL-Karriere zu Ende gehen und in Pittsburgh endgültig ein neues Kapitel beginnen.