Die AFC South befindet sich im Umbruch: Die Jacksonville Jaguars wagen einen umfassenden Neuanfang, die Colts gehen einmal mehr mit neuem Quarterback an den Start und in Tennessee könnte die Offense verändert daherkommen. Die Texans derweil knabbern nach wie vor an der Deshaun-Watson-Frage - und könnten auf Kurs Nummer-1-Pick sein.
Nach dem Rücktritt von Philip Rivers hält die Suche nach dem Andrew-Luck-Nachfolger in Indianapolis an. Jacoby Brissett, Philip Rivers, jetzt Carson Wentz - klar ist anhand dieser Liste auch, dass es sich um sehr ungewisse oder gezielt kurzfristige Optionen handelte, und die zögerliche Vorgehensweise in der generellen Kaderplanung spiegelt das ebenfalls wider.
In der diesjährigen Offseason muss man allerdings die Frage stellen: Wurden die Colts besser? Oder hat man "nur" die mit eigenen Abgängen entstandenen Löcher wieder gestopft, während man auf der Quarterback-Position auf eine Wildcard setzt?
Der Kader der Colts ist immer noch rundum solide, doch zumindest auf dem Papier bleibt die bereits im Vorjahr sichtbare Lücke zu den Topteams der Liga.
Indianapolis Colts: Starter-Projection Offense
Position | Spieler | Position | Spieler |
Quarterback: | Carson Wentz | Left Tackle: | Eric Fisher* |
Running Back: | Jonathan Taylor | Left Guard: | Quenton Nelson |
Wide Receiver: | T.Y. Hilton | Center: | Ryan Kelly |
Wide Receiver: | Michael Pittman | Right Guard: | Mark Glowinski |
Slot-Receiver: | Parris Campbell | Right Tackle: | Braden Smith |
Tight End: | Jack Doyle |
*Fisher wird den Start der Saison nach seinem Achillessehnenriss verpassen, soll aber zeitnah fit werden. Auf seiner Position dürfte Sam Tevi vorerst starten.
Indianapolis Colts: Starter-Projection Defense
Position | Spieler | Position | Spieler |
Edge: | Tyquan Lewis | Cornerback: | Rock Ya-Sin |
Defensive Tackle: | DeForest Buckner | Cornerback: | Xavier Rhodes |
Defensive Tackle: | Grover Stewart | Slot-Cornerback: | Kenny Moore II |
Edge: | Kwity Paye | Safety: | Julian Blackmon |
Linebacker: | Darius Leonard | Safety: | Khari Willis |
Linebacker: | Bobby Okereke |
Colts-Kader: Stärken, Schwächen und Beobachtungen
- Wie genau soll sie aussehen, die Offense, die Carson Wentz wieder stabilisiert und zumindest zu einem Quarterback im Liga-Mittelfeld macht? Ein starkes Argument ist fraglos die Offensive Line, die ganz klar in die ligaweite Top 10, eher noch Top 5 gehört. Hier wird nach dem Abgang von Anthony Castonzo die Left-Tackle-Position im Fokus stehen: Zunächst wenn - mutmaßlich - Sam Tevi startet, dann wäre das die glasklare Schwachstelle der Line. Wenn Eric Fisher dann zurückkommt, bleibt abzuwarten, wie schnell er nach seinem Achillessehnenriss sein gewohntes Level erreicht.
- Schematisch dürfte die Hilfestellung für Wentz einmal mehr in 2- und 3-Tight-End-Sets liegen, knapp 30 Prozent der Offense-Plays der Colts fanden letztes Jahr aus Formationen mit zwei oder drei Tight Ends statt. Hier fehlt im Vergleich zum Vorjahr Trey Burton, Mo Alie-Cox könnte die erste Option neben Jack Doyle darstellen. Vielleicht aber kann Rookie Kylen Granson in einer Receiving-Tight-End-Rolle auch als Nummer 2 überraschen.
- Gleichzeitig aber lagen die Colts schon letztes Jahr neun Prozentpunkte über dem Liga-Durchschnitt was die Nutzung von 11-Personnel (ein Back, ein Tight End, drei Wide Receiver) angeht - und das obwohl Parris Cambpell erneut den Großteil der Saison verletzt verpasste. Die Colts bauen ganz offensichtlich darauf, dass der einstige Zweitrunden-Pick fit bleibt - denn Investitionen in die Receiver-Gruppe sucht man vergeblich.
- Hilton, der letztes Jahr eine sehr inkonstante Saison hatte, wurde als Free Agent gehalten, ansonsten hielten sich die Colts hier auffallend zurück. Ist Michael Pittman bereit für den Schritt zum Nummer-1-Receiver? Zach Pascal steht als erste Alternative hinter den drei genannten Optionen bereit.
- Eine Matchup-Waffe, um Wentz klare Reads und Optionen im Passspiel zu geben, ist Nyheim Hines im Backfield. Seine 78 Targets (inklusive Playoffs) waren Team-intern der zweithöchste Wert, getoppt nur von Hilton. Indianapolis könnte Hines dabei noch flexibler einsetzen, "nur" 78 seiner 424 Offense-Snaps fanden letztes Jahr im Slot oder Outside statt. Hines' Rolle mit der von Jonathan Taylor als Runner zu kombinieren ist dabei ein wichtiger Balanceakt: Taylor spielte ab dem letzten Saison-Drittel groß auf und hatte einige dominante Spiele am Boden. Im Passspiel aber ist er quasi kein Faktor.
- Die Defense in Indianapolis ist klar auf Sicherheit bedacht. Das ist zunächst einmal nicht wertend zu verstehen, sondern rein schematisch: Während Defenses wie die Ravens oder die Steelers ganz weit oben im Aggressivität-Spektrum stehen, verfolgt Indianapolis einen entgegengesetzten Ansatz. Es wird kaum geblitzt, der 4-Men-Rush ist der Kern der Defense und soll es ermöglichen, dass dahinter sieben Spieler in Coverage den Ball vor sich halten und sicher tackeln.
- Genau so haben die Colts ihren Kader auch zusammengestellt. Mit defensiven Fixpunkten auf dem zweiten und dritten Level im Zentrum, Darius Leonard und Julian Blackmon wären hier herauszustellen. Die Cornerbacks sind groß und physisch. Und die größten Investments stecken in der Defensive Line, angefangen mit DeForest Buckner, so etwas wie das Rückgrat der Defense. Erstrunden-Pick Kwity Paye soll die Rolle von Justin Houston übernehmen - und idealerweise perspektivisch noch mehr als das.
- Hier steht allerdings auch eine kritische Frage im Raum: Sind die Colts individuell gut genug, um über den 4-Men-Rush Druck zu kreieren? Das war zu häufig letztes Jahr eine Ein-Mann-Show in Person von Buckner, mit Denico Autry (37 Quarterback-Pressures) und Houston (34) sind die Spieler auf den Plätzen 2 und 3 in puncto Pressures weg.
- Können Paye und Tyquan Lewis dann in einer prominenteren Rolle - Kemoko Turay und Rookie Dayo Odyeyingbo sind die weiteren Optionen in der Rotation - die beiden nicht nur ersetzen, sondern sogar Upgrades darstellen? Falls nicht, könnten der Pass-Rush der Colts qualitativ aus dem unteren Liga-Mittelfeld ins hinterste Viertel abrutschen - und dann wird es schwer, mit diesem defensiven Stil erfolgreich zu sein.
Der neue Texans-Coach David Culley steht vor einer unheimlich schwierigen Aufgabe. Der radikal veränderte Kader bietet wenig Anlass für sportliche Hoffnung, gleichzeitig schwebt die Situation um Quarterback Deshaun Watson über allem. Watson droht eine Sperre, und selbst falls die im Rahmen sein sollte - oder er gar gänzlich ohne Suspendierung bleibt - will Watson nach wie vor einen Trade.
Houston geht in der Folge nicht zufällig als Favorit auf den Nummer-1-Pick im kommenden Draft an die Startlinie der anstehenden Saison. Oder gelingt es dem zusammengestückelten Außenseiter doch, für einige Überraschungen zu sorgen?
Houston Texans: Starter-Projection Offense
Position | Spieler | Position | Spieler |
Quarterback: | Tyrod Taylor | Left Tackle: | Laremy Tunsil |
Running Back: | David Johnson | Left Guard: | Max Scharping |
Wide Receiver: | Brandin Cooks | Center: | Justin Britt |
Wide Receiver: | Nico Collins | Right Guard: | Marcus Cannon |
Slot-Receiver: | Randall Cobb | Right Tackle: | Tytus Howard |
Tight End: | Jordan Akins |
Houston Texans: Starter-Projection Defense
Position | Spieler | Position | Spieler |
Edge: | Shaq Lawson | Cornerback: | Vernon Hargreaves |
Defensive Tackle: | Ross Blacklock | Cornerback: | Bradley Roby |
Defensive Tackle: | Maliek Collins | Slot-Cornerback: | Desmond King |
Edge: | Whitney Mercilus | Safety: | Justin Reid |
Linebacker: | Zach Cunningham | Safety: | Lonnie Johnson |
Linebacker: | Kamu Grugier-Hill |
Texans-Kader: Stärken, Schwächen und Beobachtungen
- Im Moment ist es schwer vorstellbar, dass Deshaun Watson in Woche 1 für die Texans starten wird. Selbst falls er nochmal für Houston spielen möchte und ein Trade spätestens für 2022 nicht beschlossene Sache ist, muss man in Houston angesichts der im Raum stehenden Vorwürfe der sexuellen Belästigung und Übergriffe in mehreren Fällen von einer Suspendierung ausgehen. Tyrod Taylor wäre die Alternative, Rookie Davis Mills im Laufe der Saison in dem Szenario sicher auch eine Option.
- Abgesehen von der Quarterback-Thematik bietet sich mit Blick auf diesen Kader eine ganz andere Frage: Wo soll man hier nur anfangen? Absurde 33 Spieler haben die Texans in der Free Agency verpflichtet. Keiner dieser 33 Spieler unterschrieb für ein Gesamtvolumen von mehr als zehn Millionen Dollar und nur einer - Punter Cameron Johnston - unterschrieb für mehr als zwei Jahre. Und die Texans gehen mit dem höchsten Durchschnittsalter aller 32 Teams in die kommende Saison. Kurzum: Es ist die Fleisch geworden Übergangssaison.
- Und das ist durchaus nachvollziehbar, die Texans stehen nach wie vor mit dem massiven Watson-Fragezeichen da, Stars wie Will Fuller und J.J. Watt sind weg und alles deutet auf einen radikalen Umbruch hin, der über die nächsten Jahre stattfinden wird.
- Das allerdings macht zumindest in einigen Mannschaftsteilen auch die Starter-Prognose durchaus schwierig. Schon kurios tief ist das Backfield, wo neben David Johnson auch Mark Ingram, Phillip Lindsay und Rex Burkhead mit von der Partie sind. Bei den Wide Receivern könnte Rookie Nico Collins direkt starten, ein physischer Outside-Receiver mit Big-Play-Potenzial. Alternativen wären unter anderem Donte Moncrief, Andre Roberts und Keke Coutee. Mit Jordan Akins und Rookie Brevin Jordan hat Houston zudem Receiving-Talent bei den Tight Ends.
- Der beste Mannschaftsteil dieses Kaders dürfte die Offensive Line sein, wenngleich der Umbruch auch hier nicht spurlos vorüber ging: Center Nick Martin sowie die Guards Zach Fulton und Senio Kelemete sind weg. Marcus Cannon kommt aus New England, wo er jahrelang ein sehr solider Right Tackle war. Er könnte entweder Tytus Howard nach innen verdrängen, oder selbst den Right-Guard-Spot besetzen, sodass das Tackle-Duo bestehend aus Laremy Tunsil und Tytus Howard intakt bleibt. Britt, der nach durchschnittlichen Jahren in Seattle 2020 nicht spielte, dürfte in der Mitte starten.
- Die Defense derweil war bereits letztes Jahr eine der zwei, drei schwächsten Defense in der NFL. Football Outsiders listet die Texans defensiv nach DVOA auf Rang 30, nach zugelassenen Expected Points Added pro Play standen sie auf Platz 31. Einzig Detroit rangiert in beiden Kategorien noch hinter Houston, und der beste Spieler jener Texans-Defense - Franchise-Ikone J.J. Watt - ist mittlerweile in Arizona.
- Woher soll also die Hoffnung kommen? Vielleicht können Shaq Lawson und Whitney Mercilus ein halbwegs solides Pass-Rush-Duo bilden, Justin Reid und Lonnie Johnson sind kein schlechtes Safety-Duo. Desmond King im Slot könnte zudem das eine Upgrade verglichen mit dem letzten Jahr in dieser Defense darstellen.
Urban Meyer, Trevor Lawrence, Tim Tebow - die Jaguars sind die größte Unbekannte in dieser Division, weil sie mit großen Namen den radikalsten Neustart hinlegen. Eine spannende Frage dabei wird sein: Wie schnell schaffen Meyer und Lawrence den Sprung vom College in die NFL?
Und dann im nächsten Gedankengang: Wie genau soll diese Offense aussehen? Meyer wird selbst nicht der Play-Caller sein, gleichzeitig aber hat er auch betont, dass ein wichtiges Kriterium bei der Verpflichtung von Offensive Coordinator Darrell Bevell war, dass jener sich auf Meyers Philosophie einlassen und sich an dessen Idee der Offense anpassen kann.
Es dürfte also eine Offense mit vielen Shotgun-Spread-Elementen werden, doch dass sich Meyer mit Bevell und mit Brian Schottenheimer zwei in der NFL erfahrene Offensive Coordinators ins Boot geholt hat, war sicher kein Zufall. Sind das zu viele Köche am Brei? Oder legt es nahe, dass Meyer weiß, dass er beim Schritt in die NFL Unterstützung brauchen wird?
Jacksonville Jaguars: Starter-Projection Offense
Position | Spieler | Position | Spieler |
Quarterback: | Trevor Lawrence | Left Tackle: | Cam Robinson |
Running Back: | Travis Etienne | Left Guard: | Andrew Norwell |
Wide Receiver: | D.J. Chark | Center: | Brandon Lindner |
Wide Receiver: | Marvin Jones | Right Guard: | A.J. Cann |
Slot-Receiver: | Laviska Shenault | Right Tackle: | Jawaan Taylor |
Tight End: | Chris Manhertz |
Jacksonville Jaguars: Starter-Projection Defense
Position | Spieler | Position | Spieler |
Edge: | Josh Allen | Cornerback: | C.J. Henderson |
Defensive Tackle: | Taven Bryan | Cornerback: | Shaquill Griffin |
Defensive Tackle: | Malcom Brown | Slot-Cornerback: | Tyson Campbell |
Edge: | K'Lavon Chausson | Safety: | Jarrod Wilson |
Linebacker: | Joe Schobert | Safety: | Rayshawn Jenkins |
Linebacker: | Myles Jack |
Jaguars-Kader: Stärken, Schwächen und Beobachtungen
- Dass Nummer-1-Pick Trevor Lawrence starten wird, steht außer Frage. Doch was geschieht mit Gardner Minshew? Minshew ist noch für zwei Jahre extrem günstig, unter seinem Sechstrunden-Rookie-Vertrag, und er hat gezeigt, dass er Starter-Potenzial besitzt. Könnte Minshew noch vor Saisonstart ein Trade-Kandidat werden? Oder halten die Jaguars ihn als günstigen Backup?
- Das Backfield ist auffallend tief besetzt. James Robinson war die große Undrafted-Free-Agent-Überraschung der vergangenen Saison - seine 1.070 Rushing-Yards wurden lediglich von Aaron Jones, Jonathan Taylor, Dalvin Cook und Derrick Henry übertroffen.
- Umso überraschender war es, dass die Jaguars nicht nur Carlos Hyde in der Free Agency verpflichteten, sondern außerdem noch Travis Etienne in der ersten Runde des Drafts auswählten. Etienne wurde in den bisherigen Trainingseinheiten gezielt auch als Receiver eingesetzt, aber als reine Gadget-Waffe dürften die Jaguars ihn nicht so hoch gedraftet haben. Man muss hier von einer intensiven Backfield-Rotation ausgehen.
- Die Starting-Receiver sollten klar sein. D.J. Chark als prototypischer X-Receiver, Neuzugang Marvin Jones als klassische Nummer 2 und Laviska Shenault ist als Schweizer Taschenmesser überall einsetzbar. Außerdem priorisiert Jacksonville offenbar weiter den physischen, großen Receiver-Typ. Zusätzlich zu Collin Johnson - und Chark und Jones - wurde Josh Imatorbhebhe als Undrafted Free Agent verpflichtet, sowie Laquon Treadwell unter Vertrag genommen. Trevor Lawrence hat im College gezeigt, was für eine Show er abliefern kann, wenn er Outside Eins-gegen-Eins-Matchups mit großen Receivern bekommt. Jacksonville möchte das offenbar auf die NFL übertragen.
- Das könnte womöglich auch die Tight-End-Defizite ein wenig aufwiegen. Hier sind die Jaguars extrem dünn besetzt, neben Manhertz wären James O'Shaughnessy und Fünftrunden-Pick Luke Farrell durchaus realistische Start-Optionen. Folgerichtig ist auch nicht auszuschließen, dass Ex-Quarterback Tim Tebow tatsächlich den Sprung in den Kader schafft.
- Generell könnte ein Kernaspekt der Offense darin liegen, Matchups Underneath für Spieler wie Etienne und Shenault zu kreieren. Liest man zwischen den Zeilen der ersten Trainingseinheiten, ist diese Schlussfolgerung nicht allzu fern, und es würde auch zu Meyer passen, einen flexiblen Matchup-Part in die Offense zu übernehmen.
- Die Offensive Line ist solide, aber nicht mehr. Zumindest einen klaren Schwachpunkt gibt es nicht in der Line. Auffällig ist, dass sich die Jaguars zuletzt um potenzielle perspektivische Nachfolger bemüht haben. Ben Bartch wäre in absehbarer Zeit eine Option auf Guard, Walker Little eine Left-Tackle-Option.
- In der Defense fällt zuerst die Ungewissheit in der Defensive Line auf. Taven Bryan führte die Interior Line im Vorjahr klar in puncto Snaps an - qualitativ machte er sich dabei ebenso wenig unverzichtbar wie Davon Hamilton oder Doug Costin. Sie alle dürften auch in der kommenden Saison in der Rotation mit dabei sein, dazu kommt Viertrunden-Pick Jay Tufele. Denkbar, dass Neuzugang Malcom Brown eine durchaus tragende Rolle einnimmt.
- Dieses Ratespiel geht mit der Safety-Gruppe weiter. Jarrod Wilson könnte sich letztes Jahr für mehr Snaps empfohlen haben, der für unerwartet viel Geld verpflichtete Rayshawn Jenkins dürfte in der "Enforcer"-Rolle eine Heimat haben. Rookie Andre Cisco als Playmaking-Deep-Safety ist vielleicht die größte Wildcard, auch er könnte zeitnah für eine Starter-Rolle in Frage kommen.
- Die Cornerbacks bieten derweil enormes Boom-or-Bust-Potenzial, sowohl C.J. Henderson, als auch Shaquill Griffin kann man in diese Kategorie zählen. Rookie Tyson Campbell könnte zunächst im Slot spielen.
- Spannend ist auch der Mann, der all das zusammenführen soll: Joe Cullen wurde als Defensive Coordinator verpflichtet, eine Rolle, die er seit 2004 - damals bei Indiana im College - nicht mehr innehatte. Die letzten 15 Jahre hat er bei verschiedenen Teams auf dem College- und dem NFL-Level als Defensive-Line-Coach verbracht.
Die Titans sehen sich ganz offensichtlich noch im Titelfenster, das hat diese Offseason unterstrichen - doch musste das Team auch einige bittere Abgänge hinnehmen.
Dabei wiegt vermutlich keiner schwerer als der Verlust von Offensive Coordinator Arthur Smith, das Mastermind hinter der unheimlich effektiven Passing-Offense der letzten Jahre. Kann der intern beförderte Todd Downing im zweiten Anlauf - nachdem er 2017 bei den Raiders sehr schnell seinen Posten wieder los war - zeigen, dass in ihm doch ein guter Offensive Coordinator steckt?
Falls Downing sich nicht als Fehlgriff entpuppt, sollte Tennessee die beste Offense in der Division haben; das könnte reichen, um den Rest der Division hinter sich zu lassen. In der Defense, im Vorjahr eine klare Schwachstelle, wurde an mehreren Schrauben gedreht, doch letztlich wird die Reise für die Titans so weit gehen, wie es die eigene Offense zulässt.
Tennessee Titans: Starter-Projection Offense
Position | Spieler | Position | Spieler |
Quarterback: | Ryan Tannehill | Left Tackle: | Taylor Lewan |
Running Back: | Derrick Henry | Left Guard: | Rodger Saffold |
Wide Receiver: | A.J. Brown | Center: | Ben Jones |
Wide Receiver: | Julio Jones | Right Guard: | Nate Davis |
Wide Receiver: | Josh Reynolds | Right Tackle: | Kendall Lamm |
Tight End: | Anthony Firkser |
Tennessee Titans: Starter-Projection Defense
Position | Spieler | Position | Spieler |
Edge: | Harold Landry | Cornerback: | Janoris Jenkins |
Defensive Tackle: | Jeffery Simmons | Cornerback: | Caleb Farley |
Defensive Line: | Denico Autry | Slot-Cornerback: | Kristian Fulton |
Edge: | Bud Dupree | Safety: | Kevin Byard |
Linebacker: | Jayon Brown | Safety: | Amani Hooker |
Linebacker: | Rashaan Evans |
Titans-Kader: Stärken, Schwächen und Beobachtungen
- Letztes Jahr hatten die Titans die ligaweit höchste 12-Personnel-Quote (ein Running Back, zwei Tight Ends, zwei Wide Receiver) - man kann davon ausgehen, dass die Geschehnisse der Offseason das verändern werden. Jonnu Smith ist - neben Receiver Corey Davis - weg, damit fehlen auch 90 (Davis) beziehungsweise 63 (Smith) Targets aus der vergangenen Saison, Team-intern die Plätze 2 und 3. Die Tight-End-Gruppe kommt jetzt sehr dünn besetzt daher.
- Im Gegenzug wurde Julio Jones per Trade aus Atlanta geholt, Josh Reynolds als Free Agent verpflichtet und in der vierten Runde haben die Titans, per Uptrade, Dez Fitzpatrick gedraftet. Die Vermutung liegt also nahe, dass Tennessee deutlich mehr 11-Personnel spielen wird als in der vergangenen Saison, als die Titans nur 38 Prozent ihrer Offense-Snaps mit drei Wide Receivern und einem Tight End auf dem Feld bestritten. Eine der niedrigsten Quoten.
- Die spannende Frage ist dann, inwieweit das die offensive Grundstruktur verändern könnte. Geht der Fokus etwas stärker auf das Passing Game über? Letztes Jahr waren die Titans bei Early Down das Run-lastigste Team in der NFL, noch vor den Patriots und den Ravens. Nahezu alle Runs von Derrick Henry kamen bei First und Second Down. Ändert sich das unter Todd Downing?
- Die Folgefrage wäre: Kann die Offense ihre enorm hohe Effizienz im Passspiel beibehalten, wenn sich der Fokus der Offense verändert? Kann Ryan Tannehill auf dem hohen Level der letzten eineinhalb Jahren spielen, wenn er auch in puncto Volume mehr der Mittelpunkt der Offense wird?
- In der Line vor Tannehill gibt es eine Veränderung, Right Tackle Dennis Kelly ist nach einer soliden Saison weg, Neuzugang Kendall Lamm wird hier mit Rookie Dillon Radunz um den Startplatz streiten. Meine Vermutung ist, dass Radunz noch etwas Zeit braucht, im Laufe der Saison aber als Starter übernimmt. Taylor Lewan absolvierte 2020 verletzungsbedingt nur fünf Spiele, auch wenn er von Ty Sambrailo ordentlich vertreten wurde, sollte Lewans Rückkehr gerade dann helfen, falls die Titans etwas mehr aufs Passspiel setzen. Die Interior Line bleibt unverändert.
- Auch defensiv gibt es, analog zur Offense insgesamt, gravierende Veränderungen. Der Pass-Rush war letztes Jahr ein konstantes Problem, Jadeveon Clowney fiel lange aus, Harold Landry hat sich im Liga-Durchschnitt eingependelt. Jeffery Simmons ist hier der Fixpunkt, jetzt bekommt er Bud Dupree und von Division-Rivale Indianapolis Denico Autry mit dazu. Die beiden ersetzen im Prinzip Clowney und DaQuan Jones - hier darf die Frage allerdings zumindest im Raum stehen, ob Tennessee damit wirklich besser wurde.
- Auch in der Secondary gibt es ein größeres Stühlerücken. Kristian Fulton hat letztes Jahr insgesamt nur sechs Spiele bestritten, trat dort aber primär im Slot auf. Gut vorstellbar, dass er diese Rolle behält, mit den Neuzugängen Janoris Jenkins und Rookie Caleb Farley als neuen Outside-Optionen. Die beiden würden damit positionell Adoree' Jackson und Malcolm Butler ersetzen. Jackson kam letztes Jahr verletzungsbedingt kaum zum Einsatz (218 Snaps inklusive Playoffs).
- All diese Bausteine werden sich erst einmal zusammenfinden müssen - vielleicht findet Tennessee schematisch die Antwort in mehr Aggressivität? Letztes Jahr lagen die Titans in puncto Blitz-Quote im Liga-Mittelfeld, Third Down war häufig ein Problem. Die Defense wirkte dabei oftmals zu passiv, und wie ein roter Faden zog sich dabei durch die Saison, dass man schlicht nicht zum Quarterback kam. Die Titans hatten eine der niedrigsten Pressure-Quoten ligaweit, das muss sich ändern.