NFL: Das sind die Rookie-Gewinner und -Verlierer der Saisonvorbereitung 2021

Jan Dafeld
07. September 202111:35
Mac Jones ist der neue Starting Quarterback der New England Patriots.getty
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Es ist soweit, in dieser Woche geht die NFL Regular Season endlich wieder los! Erstmals sehen wir dann auch die Rookies aus dem Draft 2021 in einem regulären Saisonspiel. Vorab geben wir den Überblick: Diese Rookies haben die letzten Wochen und Monate am besten für sich genutzt - und diese haben mit Problemen zu kämpfen.

Mac Jones (Quarterback, New England Patriots)

Mac Jones ist wohl DER Gewinner der Preseason 2021 - nicht nur unter den Rookies, sondern unter allen Spielern in der NFL. Jones setzte sich im Quarterback-Duell mit Cam Newton, der selbst allerdings auch tatkräftig mithalf, bei den Patriots so eindeutig durch, dass Newton nicht nur auf die Bank verbannt, sondern komplett entlassen wurde. Jones entschied somit ein Rennen für sich, das viele Beobachter vor Beginn der Preseason zunächst überhaupt nicht als echten Zweikampf wahrgenommen hatten.

Doch der 23-Jährige machte seinen Job tatsächlich so gut, dass er ihn besser kaum hätte erledigen können. Jones präsentierte sich von seinem ersten Snap an routiniert, ging durch seine Reads, manipulierte sogar Defender und machte keinen einzigen groben Fehler.

Der Patriots-QB spielte die vielleicht beste Preseason eines Rookie-Quarterbacks in der jüngeren Vergangenheit. Diese Leistungen sind zwar mit enormer Vorsicht zu genießen (auch Quarterbacks wie Blake Bortles oder Daniel Jones waren für ihre Preseason-Auftritte gefeiert worden), doch die ersten Schritte von Jones in der NFL waren mehr als vielversprechend.

Micah Parsons (Linebacker, Dallas Cowboys)

Jones mag eine der besten Preseasons eines Quarterbacks gespielt haben, für Parsons gilt das Gleiche unter den Linebackern. Der 22-Jährige galt bereits auf dem College als - rein sportlich - über jeden Zweifel erhaben. Diesem Ruf scheint er nun auch gleich in der NFL gerecht zu werden.

Im tief besetzten Linebacker Corps der Cowboys (Jaylon Smith, Leighton Vander Esch, Keanu Neal, Jabril Cox) hätte Parsons bei Anlaufschwierigkeiten trotz seiner hohen Draft-Platzierung zunächst eine kleinere Rolle gedroht. Nach diesen ersten Auftritten ist aber klar: Parsons wird sofort ein zentraler Bestandteil von Dallas' Defense sein - und er könnte, sofern er die Eindrücke der letzten Wochen bestätigen kann, so manchem Spiel seinen Stempel aufdrücken.

Kwity Paye (Edge, Indianapolis Colts)

Parsons oder Kwity Paye, welcher Rookie zeigte die beeindruckstendsten Leistungen in der Preseason 2021? Für welches der beiden Top-Talente man sich als Zuschauer auch entscheiden mag, falsch wird man nicht liegen. Wie Parsons dominierte auch Paye von seinem ersten Snap an und wirkte zahlreichen seiner Gegenspieler überlegen - selbst gegen potenzielle Starter.

Paye spielte zwar gerade mal 32 Snaps, sorgte in dieser Zeit aber bereits für mehrere Highlight-Reps, bei denen er seinen Blocker unmittelbar nach dem Snap und scheinbar ohne Probleme geschlagen hat. Ob Paye seine herausragenden athletischen Tools von Beginn an auf die NFL würde übertragen können, war zunächst fraglich. Payes erste Snaps deuten jedoch darauf hin, dass er schon früh eine Verstärkung für die Defensive Front der Colts sein wird.

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Creed Humphrey (Center, Kansas City Chiefs)

Nach dem Super-Bowl-Debakel gegen die Tampa Bay Buccaneers gehen die Kansas City Chiefs mit einer komplett neu zusammengestellten Offensive Line in die kommende Saison. In Creed Humphrey investierte die Franchise einen Zweitrundenpick, ob der Rookie sofort würde starten können, war jedoch fraglich. Als Super-Bowl-Contender mit einem unerfahrenen Center in die Saison zu gehen, ist durchaus ein Risiko.

Humphrey wischte sämtliche Zweifel jedoch beiseite. Der ehemalige Sooners-Center machte dort weiter, wo er auf dem College aufgehört hatte: In seiner College-Karriere hatte Humphrey keinen einzigen Sack zugelassen, in 44 Preseason-Snaps ließ er nun nicht einen Pressure zu - und das, obwohl er dabei sofort gegen NFL-Starter ran musste.

Terrace Marshall Jr. (Wide Receiver, Carolina Panthers)

Ja'Marr Chase, DeVonta Smith, Jaylen Waddle, Rashod Bateman, Elijah Moore - die Klasse der Wide Receiver galt als eine der stärksten unter allen Positionen im Draft 2021. Und: In den ersten Auftritten in der Preseason sah Marshall, der von den Panthers erst am Ende der 2. Runde ausgewählt worden war, besser aus als jeder seiner Konkurrenten.

Der 21-Jährige fing neun Pässe für 181 Yards, seine 3,93 Yards pro gelaufener Route waren der beste Wert aller Rookies. Bei LSU hatte Marshall 2020 die Rolle von Justin Jefferson übernommen. Eine ganz so dominante Rookie-Saison sollte man von Marshall nicht erwarten, eine Rolle als (mindestens) dritter Receiver in der Offense sollte er in Carolina aber schon früh einnehmen.

Zach Wilson (Quarterback, Jets)

Zu Beginn der Vorbereitung schien noch wahrscheinlicher, dass Zach Wilson in diesem Text bei den Verlierern als bei den Gewinnern landen würde. Die ersten Berichte aus dem Trainingscamp der Jets legten nahe, dass der 20-Jährige noch etwas Zeit benötigen würde. Wilson warf einige Interceptions und schluckte zu viele Sacks.

Was der zweite Pick des Drafts in der Preseason zeigte, hinterließ allerdings einen gänzlich anderen Eindruck. Wilson spielte ruhig, nahm die Würfe, die da waren, ohne große Fehler zu machen. Das Spiel wirkte nicht zu schnell für ihn, er präsentierte sich wohl als der zweitsicherste Rookie-Quarterback nach Mac Jones.

Natürlich, Wilson spielte weder gegen die Giants noch gegen den die Packers gegen Spieler mit NFL-Starterformat. Es bleibt daher abzuwarten, wie sich Wilson schlägt, sobald es tatsächlich gegen gute und sehr gute Defenses geht. Ähnlich wie bei Jones sind die ersten Eindrücke jedoch vielversprechend.

Patrick Surtain II (Cornerback, Broncos)

Die Entscheidung der Denver Broncos im Draft auf die Auswahl eines Quarterbacks zu verzichten, bleibt fragwürdig, erst recht nach der Ernennung von Teddy Bridgewater zum Starting Quarterback. Spielt Patrick Surtain II in seiner Karriere allerdings so, wie er es in seinen ersten Auftritten für Denver bereits andeutete, könnte der Pick des Cornerbacks am Ende trotz allem die richtige Wahl gewesen sein.

Surtain wurde in der Preseason nur viermal angeworfen, dabei ließ er nur einen einzigen Catch zu und trug einen der Pässe per Pick-Six zum Touchdown zurück. Der 21-Jährige galt als der sicherste, weil am weitesten entwickelte, Pick unter den Cornerbacks im Draft, ein Eindruck, den er in den letzten Wochen weiter bestätigte. Hält Surtain sein Niveau, wird er früh viel spielen - und Denvers Secondary würde noch besser werden als ohnehin schon gedacht aussehen.

Royce Newman (Guard, Packers)

Den Packers drohen zu Beginn der kommenden Saison Probleme in der Offensive Line. Corey Linsley hat das Team in Richtung Los Angeles verlassen, David Bakhtiari wird das erste Saisondrittel aufgrund seines in der vergangenen Saison erlittenen Kreuzbandrisses verpassen. Da trifft es sich gut, dass sich einer der voraussichtlichen Vertreter in der Preseason in starker Form präsentierte.

Royce Newman überzeugte in all seinen Einsätzen als Right Guard. Der 24-Jährige ließ keinen einzigen Pressure zu und benötigte keinerlei Eingewöhnungszeit, nachdem er für Ole Miss am College noch als Right Tackle eingesetzt worden war. Newman wird in Woche eins vermutlich sofort für die Packers starten dürfen.

Nate Hobbs (Cornerback, Raiders)

Auch bei den Raiders könnte ein Rookie dabei helfen, eine Problemzone des Teams in der kommenden Saison zu beheben. Hobbs spielte in der Preseason 57 Snaps für Las Vegas und hinterließ dabei einen bleibenden Eindruck. Insbesondere im Spiel gegen die Rams, in dem der 22-Jährige eine Interception verbuchte, wusste Hobbs zu überzeugen.

Natürlich: Als Fünftrundenpick wird Hobbs die Secondary der Raiders nicht über Nacht auf neues Level heben, mit seinen starken Leistungen in der Preseason dürfte er sich jedoch sofort eine Rolle innerhalb der Defense gesichert haben. Hobbs dürfte in Woche eins gegen die Ravens die Rolle des Slot-Cornerbacks inne haben.

Joe Tryon (Edge, Tampa Bay Buccaneers)

Hat der amtierende Champion eine Schwäche in seinem Kader? Bei keinem anderen Team schien eine Schwachstelle so schwer zu finden wie bei den Tampa Bay Buccaneers. Noch am ehesten ein Grund zur Sorge schien lange: Die Tiefe im Edge-Rush. Nach den ersten Auftritten von Joe Tryon sollte selbst das jedoch für keine schlaflosen Nächte mehr in Tampa Bay sorgen.

Der Erstrundenpick überzeugte in der Preseason mit herausstechender Explosivität, die er in seiner letzten College-Saison so nur selten an den Tag gelegt hatte und verbuchte starke sechs Pressures. Starten wird Tryon zunächst zwar vermutlich nicht, in Sub-Packages könnte der Pass-Rusher aber schon früh eine Rolle in der Defense von Todd Bowles haben.

Penei Sewell (Offensive Tackle, Lions)

Das beste Offensive-Tackle-Talent der jüngeren Vergangenheit. Der stärkste Nicht-Quarterback im Draft 2021. Der sicherste unter allen Rookies in der diesjährigen Saison. Penei Sewell war vor und nach dem diesjährigen Draft mit Lob nur so überhäuft worden. Die ersten Auftritte des 20-Jährigen waren allerdings besorgniserregend - und das nicht nur in Anbetracht seiner Vorschusslorbeeren.

Sewell wackelte in der Preseason gegen praktisch jeden Gegner, ein gutes Spiel war bislang nicht dabei. Pro Football Focus notierte die schlechteste Note eines Erstrunden-Tackles seit 2015 für ihn. Statt ihren prognostizierten Starter im letzten Preseason-Spiel zu schonen, ließen ihn die Lions besonders lange spielen, um ihn möglichst viel Erfahrung sammeln zu lassen.

Noch ist es nicht an der Zeit, um in Panik zu verfallen. Sewell hatte aufgrund seines Opt-Outs 20 Monate lang nicht mehr Football gespielt, die Lions versetzten ihn zudem von seiner angestammten linken auf die rechte Seite, womöglich benötigt der Rookie einfach noch mehr Zeit. Eine allzu dominante Rookie-Saison sollte man von Sewell nach diesen Auftritten allerdings eher nicht (mehr) erwarten.

Ja'Marr Chase (Wide Receiver, Bengals)

Auch Ja'Marr Chase zählte zu den größten Talenten im Draft 2021. Auch er galt als der vielleicht beste junge Spieler auf seiner Position. Doch wie bei Sewell liegt auch hinter Chase eine üble Preseason.

Chase fing gerade mal einen Pass (einen Screen-Pass), im zweiten Preseason-Spiel leistete er sich bei drei Targets drei Drops, im dritten Spiel ließ er den einzigen Pass in seine Richtung fallen. Chase lief in der Preseason nicht mal ein Dutzend Routes, diese hätten allerdings kaum schlechter laufen können.

Auch bei Chase ist Vorsicht geboten, denn auch der Star-Receiver setzte die komplette letzte Saison aus. Dass Chases Leistungen in der Preseason die wenig ermutigenden Berichte aus dem Trainingslager der Bengals weiter bestätigten, ist allerdings durchaus besorgniserregend. Es ist gut möglich, dass der Rookie zunächst eher eine Teilzeit-Rolle in der Offense einnehmen wird - anstatt gleich der Nummer-eins-Receiver zu sein.

Travis Etienne (Running Back, Jaguars)

Der Auswahl von Travis Etienne in der ersten Runde des Drafts war in vielen Kreisen mit der mittlerweile für Running Backs üblichen Skepsis begegnet worden. Ein Running Back in Runde eins? Noch dazu mit Vorjahres-Sensation James Robinson im Kader? Und doch blickten viele auch gespannt auf Etiennes erste Spiele in Jacksonville.

Etienne sollte bei den Jaguars als Allzweckwaffe genutzt werden und vermutlich auch im Passing Game eine große Rolle bekommen. Daraus wird nun allerdings nichts werden. Etienne musste sich einer Fußoperation unterziehen und wird daher seine gesamte Rookie-Saison verpassen. Noch vor dem Saisonstart wurde er auf die IR-Liste gesetzt. Äußerst bitter für ihn und die Jaguars.

Teven Jenkins (Offensive Tackle, Bears)

Anders als Etienne wird Jenkins nicht zwingend die gesamte kommende Saison verpassen. Der Offensive Tackle wurde zunächst in den 53-Mann-Kader der Bears aufgenommen, bevor er wegen einer Rücken-Operation auf die IR-Liste gesetzt wurde. Der 23-Jährige kann also theoretisch nach drei Spielen zurückkehren. Realistischer erscheint allerdings, dass Jenkins den Bears eher in der zweiten Saisonhälfte wieder zur Verfügung stehen wird.

Für Jenkins ist das eine enttäuschende Entwicklung. Der Zweitrundenpick wäre fit wohl als Starting Left Tackle für Chicago in die Saison gegangen. Ob und wann er diese Rolle nun einnehmen kann, ist offen. Für die Bears ist dies obendrein ein schwerer Schlag: Die Offensive Line in Chicago könnte in der kommenden Saison eine große Problemzone sein.

Rashod Bateman (Wide Receiver, Ravens)

Apropos Problemzone: Auch bei den Ravens könnte der Ausfall eines Rookies eine Schwäche im Team noch deutlicher zur Geltung bringen. Baltimore hatte in der Offseason in die eigene Receiver-Gruppe investiert, unter anderem mit Free Agent Sammy Watkins, aber auch mit Erstrundenpick Rashod Bateman. Bateman hätte vermutlich sofort starten sollen, musste sich in der Saisonvorbereitung jedoch einer Leistenoperation unterziehen.

Somit wird Bateman mindestens die ersten drei Spiele der kommenden Saison verpassen. Erschwerend hinzu kommt zudem: Bislang konnte der 21-Jährige nahezu überhaupt nicht gemeinsam mit Quarterback Lamar Jackson trainieren. Ob der Rookie und der ehemalige MVP so schnell Vertrauen zueinander aufbauen können, ist fraglich.