Sollten die Dolphins für Deshaun Watson traden? Welche Rookies konnten über die ersten beiden Spieltage überzeugen? Und welche Coaches sitzen auf dem Hot Seat?
SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet wie gewohnt eure Fragen zum Spieltag. Auch diese Woche gibt es wieder einige zusätzliche Antworten im Video-Mailbag.
Los geht's mit den Rookies, deren NFL-Karriere einen besonders vielversprechenden Start hatte.
NFL Mailbag: Diese Rookies haben bisher überzeugt
Nick Schuhmann: Wer sind die besten Rookies nach den ersten beiden Wochen?
Rondale Moore (Wide Receiver, Cardinals): Moore hat über die ersten zwei Wochen nichts anderes gemacht als sich für noch mehr Spielpraxis zu empfehlen. Moore eröffnete seine erste NFL-Saison mit 20 von 69 Snaps in Tennessee, gegen die Vikings spielte er 28 von 61 Snaps. In Woche 1 sah er fünf Targets, im zweiten Spiel führte er die Cardinals mit acht Targets an.
Moore war so ein logischer Fit für Arizonas Offense, weil er den Cardinals Quickness und Explosivität im Kurzpassspiel gibt, etwas, das dieser Offense deutlich sichtbar fehlte. Moore ist ein Grund dafür, dass Kyler Murray, nachdem die Cardinals im Vorjahr eines der ineffizientesten Screen Games in der NFL hatten, aktuell fast zehn Yards pro Screen-Pass auflegt.
Dieser Part war das, was man erwarten konnte. Auffällig ist aber, dass Moore mit Murray bereits häufig auf einer Wellenlänge zu sein scheint und etwa bei Scramble Drills auffallend konstant zum Quarterback zurück arbeitet. Murrays spektakulärer Pass gegen die Titans fand nur deshalb einen Abnehmer. Der Rookie aus Purdue ist direkt ein Faktor in dieser Offense, und das in signifikant größerem Ausmaß als man nach zwei Spielen erwarten konnte.
Micah Parsons (Linebacker, Cowboys): Es dauerte nicht lange, ehe die Cowboys aus der Not heraus Parsons' Ahletik und Flexibilität auf die Probe stellen mussten.
Weil DeMarcus Lawrence und Randy Gregory gegen die Chargers ausfielen, wurde der Linebacker kurzerhand als Edge-Rusher aufgeboten - und bereitete dem Backup-Right-Tackle der Chargers einen überaus unangenehmen Arbeitstag. Acht (!) Quarterback-Pressures verzeichnete Parsons am Sonntag.
Parsons ist ein Hammer gegen den Run, seine Athletik überträgt sich ohne große Probleme auf die NFL. In Coverage wurde er einige Male auf dem falschen Fuß erwischt, aber alles in allem hat Parsons einen sehr eindrucksvollen Start in seine NFL-Karriere hingelegt
Asante Samuel (Cornerback, Chargers): Vor dem Draft begleitete Samuel vor allem eine Frage: Kann er trotz seiner Größe in der NFL Outside Corner spielen? Chargers-Coach Brandon Staley gibt darauf bislang eine klare Antwort, von Samuels 107 Defense-Snaps bislang fanden 105 als Outside Cornerback statt.
Und das mit beachtlichem Erfolg, am Sonntag hielt er Amari Cooper bei den gemeinsamen Duellen der beiden bei einem Catch für fünf Yards. Samuels Antizipation und Explosivität passen exzellent in Staleys Defense, und in einer Rookie-Corner-Klasse, die insgesamt einen guten Start in die Saison hatte, sticht Samuel nochmal heraus.
Rashawn Slater (Offensive Tackle, Chargers): Die Pre-Draft-Diskussion um "Rashawn Slater vs. Penei Sewell" drehte sich vor allem um einen Punkt: Bevorzugt man Sewells Athletik und die enorme Upside? Oder Slaters bereits immens hohen Floor, getrieben durch dessen technische Reife?
Sewell fühlt sich merklich wohler, seit er wieder auf der linken Seite ran darf - Slaters Karrierestart war dennoch ungleich eindrucksvoller: 103 Pass-Blocking-Snaps hat er bisher absolviert, laut PFF hat er dabei keinen Sack, keinen Hit und nur vier Hurries zugelassen. Gemeinsam mit Green Bays Josh Myers ist er der eindrucksvollste Rookie-Lineman bisher.
Odafe Oweh (Edge-Verteidiger, Ravens): Mit dem Forced Fumble gegen die Chiefs hatte Oweh jetzt sein erstes Highlight-Play, aber deshalb steht er nicht auf dieser Liste - jedenfalls nicht nur deshalb.
Die Diskussionen darüber, ob Oweh aufgrund mangelnder Sacks im College wirklich ein Elite-Pass-Rush-Talent ist, waren immer absurd. Ja, natürlich muss die Production in Form von Sacks irgendwann auch kommen, aber Owehs athletisches Talent war überdeutlich - und er ist in der idealen Situation gelandet.
Bei den Ravens kann er seine Athletik voll ausspielen, und das sieht man: Oweh steht bei fünf Stops und sieben Pressures - darunter übrigens auch ein Sack -, und seine Explosivität macht sich auch in der Run-Defense bemerkbar. Er ist de facto ein Starter in Baltimores Defense und auf bestem Wege, als Rookie bereits ein Leistungsträger zu sein.
Jaylen Waddle (Wide Receiver, Dolphins): Teil des Arguments dafür, dass Waddle hier auftaucht, ist die Tatsache, dass die Dolphins einen klaren Plan für ihn haben. Waddle spielt gut 70 Prozent seiner Snaps aus dem Slot, er wird in Bewegung gesetzt, er dient als Ablenkung, um Räume für andere zu kreieren - und er ist gefährlich im Kurzpassspiel, wo er dann nach dem Catch kreieren kann.
Waddle steht über zwei Spiele bei 6,5 Yards nach dem Catch pro Reception, bei einer durchschnittlichen Target-Tiefe von 4,7 Yards. Ich würde gerne sehen, dass Miami Waddle im nächsten Schritt aus dem Slot häufiger noch vertikal attackieren lässt - bisher hat er ein Target jenseits der 20-Yard-Marke.
Ebenfalls erwähnenswert: Ja'Marr Chase (WR, Bengals), Jaycee Horn (CB, Panthers).
Sollte Miami für Watson traden? Der Video-Mailbag
Sollten die Miami Dolphins nach der Verletzung von Tua für Watson traden? Hat Kyler Murray das Zeug zum MVP?
Sind die Rookie-Quarterbacks doch noch nicht so weit? Woran hängt es noch bei der Patriots-Offense, und welches Saints-Spiel sagt uns mehr über das Team aus?
Die Antworten gibt's hier im neuen Video-Part des Mailbags!
Janek S04: Erst ein dominanter Sieg gegen die Jags, jetzt ein gutes Spiel gegen die Browns - ist Houston doch nicht der Trümmerhaufen, den fast alle erwartet haben?
Dass Houston nicht der "Trümmerhaufen" ist, den man vor Saisonstart befürchten musste, kann man, denke ich, schon jetzt sagen. Gegen Cleveland brach die Defensive Front irgendwann gegen das Run Game ein, und plötzlich waren überall Räume und offene Angriffspunkte für die Browns.
Vor allem aber verlor Houston natürlich Quarterback Tyrod Taylor zur Halbzeitpause verletzungsbedingt, und Davis Mills steckte viel mehr negative Plays ein. Der Sack von der rechten Seite, den er nie kommen sah, die Interception, dazu noch eine fallengelassene Interception - mit Taylor hat die Offense einen anderen Floor und ein anderes Ceiling, aber auch das dürfte niemanden überraschen.
Was ich über Houston sagen würde, ist, dass das Team sich nicht aufgibt, und dass die Texans zumindest mit Taylor auf Quarterback unangenehm sein können. Einzelne Big Plays, kombiniert mit RPOs, gut designten Screens und mit Option Runs für den Quarterbacks; Houston hat hier eine höhere Baseline als ich vor Saisonstart erwartet hatte, auch weil zusätzlich zu Taylor das offensive Coaching eine positive Überraschung ist.
Trotzdem würde ich nach zwei Spielen nicht überreagieren. Taylor hatte in Woche 1 gegen die Jaguars auch einige Male großes Glück mit seinen Shot-Plays, gegen Cleveland funktionierte das designte Kurzpassspiel dann exzellent. Teams werden sich darauf besser einstellen in den kommenden Wochen. Houston ist weiter ganz klar in der Top 5 des kommenden Drafts für mich, auch wenn sie nicht abgeschlagen im Ligavergleich sind, was durchaus zu befürchten stand.
Bitter für die Texans ist, dass es jetzt direkt am Donnerstag weitergeht - und das gegen einen Panthers-Pass-Rush, der brandheiß in die Saison gestartet ist. Das Spiel wird zu früh für Taylor kommen, sodass der Rookie startet. Und es würde mich nicht wundern, wenn wir dann im dritten Spiel erstmals wirklich einen desolaten Auftritt dieses Texans-Teams bekommen.
Michael Mertens: Welcher Coach muss nach den ersten beiden Spieltagen am meisten um seinen Stuhl bangen?
Ich habe mal versucht, die Kandidaten nach zwei Spielen zu ranken - danach, welcher in meinen Augen am meisten wackeln sollte:
- Zac Taylor, Cincinnati Bengals: Wenn ein Team einen hochtalentierten Quarterback mit dem Nummer-1-Pick draftet, diesen dann schrittweise mit einem guten Waffenarsenal umgibt und die eigene Defense sogar besser auftritt als zumindest ich erwartet hatte - dann muss viel mehr rauskommen als das, was die Bengals bisher zeigen. Passiert das nicht, muss der offensiv geprägte Head Coach unweigerlich angezählt werden. Ja, die Offensive Line war am Sonntag in Chicago nach einem bessern Auftakt gegen Minnesota dann doch wieder ein größeres Problem, aber Taylors Play-Calling gerade in der ersten Hälfte gegen die Bears warf einmal mehr Fragen auf. Wo sind die kreativen Ideen, um die Line zu entlasten? Wo die designten Shot Plays? Und woher kommt das Early-Down-Running plötzlich? Die Bengals haben sich offensiv nicht weiterentwickelt unter Taylor, dessen Record als Head Coach jetzt bei 7-26 steht. Kein Coach wackelt in meinen Augen stärker.
- Joe Judge, New York Giants: Judge hatte ich in meinen Montag-Takeaways bereits in diese Liste geschrieben, und je länger ich darüber nachdenke, desto höher klettert er für mich. Letztes Jahr war die Defense eine positive Überraschung, und die Giants schienen als Team bereit, vielleicht für ein paar Überraschungen zu sorgen, sofern man die offensichtlichen Baustellen halbwegs kaschieren kann. Doch mittlerweile hat sich der Wind hier gedreht: Die Line spielt besser als gedacht, Daniel Jones spielt bisweilen guten Football - aber die Giants verlieren. Weil die Defense nicht so gut ist wie erhofft, weil das Team nicht diszipliniert auftritt, und weil Judge mit seinen In-Game-Entscheidungen dem Team im Weg steht. An dem Punkt ist dann für mich die Frage: Inwieweit bringen Judge und sein Trainerstab das Team voran? Die Offense wird unter Jason Garrett nicht wirklich weiterentwickelt, und die Dinge, für die Judge stehen sollte, sind eher Schwachstellen über die ersten beiden Spiele. Judge gehört hier ganz klar in die Spitzengruppe für mich.
- Matt Nagy, Chicago Bears: Der Sieg gegen die Bengals wird Nagy etwas Zeit verschaffen, in doppelter Hinsicht: Hätten die Bears gegen ein am Sonntag schwaches Bengals-Team verloren, hätte es lichterloh gebrannt in Chicago. Und: Justin Fields hatte seine Big Plays, aber zeigte doch auch noch deutlich, dass er ein Rookie ist. Die Entscheidung, bislang an Dalton festzuhalten, wird ihm nach diesem Spiel zumindest mal nicht kritischer ausgelegt als davor. Auch wenn ich aus meiner Perspektive einwerfen würde, dass die Upside mit Fields selbst in diesem Spiel sichtbar war, sodass ich den Rookie spielen lassen würde.
Dahinter wird die Diskussion dann für mich deutlich breiter gefächert. Mike Zimmer sehe ich trotz des Fehlstarts noch nicht ganz auf dem heißen Stuhl, auch weil die Niederlagen in sich so bitter waren. Aber falls die Saison richtig in die Hose geht, könnte Minnesota irgendwann doch einen Cut und einen Neustart anpeilen.
Urban Meyer ist ein Name, der bereits kursiert, aber das hat für mich mehr mit seiner eigenen Vergangenheit und damit, dass sich hier leicht Geschichten konstruieren lassen, zu tun. Meyer mag nicht die langfristige Lösung in Jacksonville sein, dass er noch in seiner ersten Saison aufgibt, vermute ich dennoch nicht. Ob er in seine zweite Saison bei den Jaguars geht, das ist dann eine andere Diskussion.
NilleSB: Wie kann die Steelers-Offense kurzfristig gefixt werden?
Im Kern ist es doch so: Die Steelers haben klar benennbare Schwachstellen - die Offensive Line und mittlerweile auch das, was man von Ben Roethlisberger bekommt - und die Frage ist dann: Wie kann man das in einem Ausmaß reparieren, dass die Offense eine höhere Baseline bekommt?
Ich hatte letzte Woche schon ein wenig über die Steelers geschrieben, und darüber, dass Pittsburgh für mich trotz des Auftaktsiegs in Buffalo angesichts der eigenen Offense kein Titelkandidat ist. Die Meinung hat sich nach einem weiteren schwachen Auftritt der Offense gegen die Raiders nicht geändert, aber wo wären vielleicht ein paar Hebel, um anzusetzen?
Falls die Steelers wieder den Ball aus ihren Spread Formationen laufen - das Run Game ist bislang überhaupt kein Faktor - und vor allem den Ball schnell verteilen wollen, weil sie, zu Recht, um ihre Line fürchten, wird die Offense nirgendwo hingehen. Dann bekommen wir eine ähnliche Variante der Vorjahres-Offense, wobei Big Ben über zwei Spiele schlechter aussieht als letztes Jahr. Der Arm wirkt schwächer, die Pässe haben eine Streuung in puncto Accuracy, und wenn Pittsburgh von der Herangehensweise her so Offense spielen will, dann gibt es kaum Spielraum für Fehler.
Ein Option Run Game werden sie in Pittsburgh nicht plötzlich installieren können, aber noch über kreative Run Designs zu arbeiten und Defenses mit Jet Sweeps und dergleichen in die Breite zu ziehen, das mit mehr schnellen RPO-Pässen über die Mitte zu kombinieren. Designte Deep Shots aus Rollouts einbauen. Das wären einige Ansätze, um die Offense zumindest effizienter zu machen und ihr einen Floor zu geben. Pittsburgh muss Wege finden, den Quarterback aus schematischer Perspektive möglichst aus der Gleichung zu bekommen.
Die Offense wird das Team nicht tragen können, und was passiert, wenn die Defense mal wackelt - im Spiel am Sonntag konkret, weil T.J. Watt verletzt raus musste -, war eindrucksvoll zu sehen. Pittsburgh wird mehr von seiner Offense brauchen, um oben mitzuspielen, und aktuell habe ich ernsthafte Zweifel daran, dass das mit dem derzeitigen Personal und den Umständen realistisch ist.
Jakob Georg: Passen sich die Eagles jetzt dem an, was man vor der Saison erwartet hat?
Das würde ich so nicht sagen. Die Eagles waren im Spiel gegen die 49ers in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft, sie belohnten sich eben nicht - und dann entglitt ihnen das Spiel in der zweiten Hälfte, auch weil San Francisco sich deutlich steigerte. Und natürlich kann man jetzt antworten, dass sie sich eben nicht belohnt haben und dass das wiederum Skeptiker bestätigen könnte.
Aber das waren eher schlechte Play-Calls in der Red Zone, ein geblocktes Field Goal, kurzum: Dinge, die überschaubare Aussagekraft haben. Die Niners kontrollierten das Spiel mit ihrer Front in der zweiten Hälfte dann deutlich besser, aber das ändert nichts daran, dass Philadelphia gut und gerne mit einer 2-Possession-Führung in die Halbzeitpause hätte gehen können - statt eben zurück zu liegen.
Jalen Hurts hatte zweifellos mehr Wackler in seinem Spiel als Passer als beim Auftakt gegen die Falcons, aber das ist eine explosive Offense, die aus kurzen Pässen Big Plays machen kann, und deren Quarterback den Ball tief werfen kann. Und als Runner ist Hurts ohnehin ein fixer Faktor in der Offense, und auch das ist gut zu sehen.
Dallas ist und bleibt mein Favorit in der Division, aber die Eagles am Ende auf Platz 2? Vielleicht mit sieben, acht Siegen? Das halte ich absolut für denkbar.