8. GREEN BAY PACKERS (3-1)
Rang vor Saisonstart: 3.
Komplett zurück auf MVP-Level ist Rodgers noch nicht, aber die Auftritte nach dem Woche-1-Debakel gehen auf jeden Fall in die richtige Richtung. Was auffällt, ist, dass Teams ihn effektiver unter Druck setzen können, und dass Green Bay deutlich größere Probleme mit dem Blitz hat als letztes Jahr. Das kann durchaus auch daran liegen, dass man mit Josh Myers einen Rookie-Center hat, wenngleich sich der ansonsten bisher sehr ordentlich präsentiert. Generell ist die Line aber ein Thema, das man bei Green Bay im Blick haben sollte: All-Pro-Left-Tackle David Bakhtiari wird in einigen Wochen zurückkommen, dessen Ersatzmann und O-Line-Schweizer-Taschenmesser Elgton Jenkins fehlte zuletzt auch. Wenn die Line in Bestbesetzung spielt, wird Green Bay offensiv auch nochmal eine Stufe stabiler auftreten. Die Defense kann ich noch nicht so ganz greifen, auch hier fehlt mit Za'Darius Smith eine tragende Säule, und das noch für eine ganze Weile - und jetzt womöglich auch Jaire Alexander, LaFleur wollte am Montag nicht ausschließen, dass für den Nummer-1-Corner die Saison verletzungsbedingt beendet sein könnte. Das wäre ein sehr bitterer Rückschlag. Zumindest hat sich Green Bay gegen den Run etwas stabilisiert und Rookie-Corner Eric Stokes konnte sich zuletzt in den Vordergrund spielen. Fällt Alexander jetzt aber aus, würde auch Kevin King wieder eine tragende Rolle übernehmen.
7. LOS ANGELES CHARGERS (3-1)
Rang vor Saisonstart: 12.
Wirklich überzeugt bin ich von der neuen Chargers-Offense aus schematischer Perspektive noch nicht. Es erinnert teilweise doch noch mehr an die Saints-Offense, aus welcher Lombardi nach L.A. kam, mit vielen designten Pässen kurz, zu den Running Backs, in die Flats - und für meinen Geschmack noch zu wenige explosive Plays, gerade in der Mid-Range, um den Arm von Justin Herbert besser zu nutzen. Der spielt für sich betrachtet hinter der stabilisierten Offensive Line eine sehr gute Saison und das gibt den Chargers noch deutliche Upside über den weiteren Saisonverlauf. Auffällig ist außerdem, wie gut Mike Williams in die Offense eingebunden ist und was für eine tragende Rolle Austin Ekeler spielt. In der Defense ist es schematisch die erwartete Staley-Defense: Viele 2-High-Strukturen, viele leichte Boxes - im Unterschied zu seiner Rams-Defense letztes Jahr ist die Defensive Line der Chargers bisher aber hier noch deutlich überfordert, was bereits mehrfach zu einer wackligen Run-Defense führte. Im Pass-Rush allerdings kann L.A. mit Bosa immer ein Big Play auflegen.
6. TAMPA BAY BUCCANEERS (3-1)
Rang vor Saisonstart: 1.
Über die Offense kann man denke ich kontroverser diskutieren, aber eine Sache rund um die Bucs ist klar: Die Pass-Defense ist längst nicht auf dem Level der vergangenen Saison, und das liegt in erster Linie an der Secondary. Eine Secondary, die individuell bisher einfach nicht so gut spielt wie letztes Jahr, aber die natürlich auch von Verletzungen heftig getroffen wurde. Die Run-Defense ist nach wie vor herausragend und sucht in der Liga ihresgleichen, aber die Bucs sind durch die Luft verwundbar, mehr als letztes Jahr. Und offensiv stockt der Motor einfach noch, das war jetzt gegen die Patriots zu sehen, es war gegen die Rams zu sehen. Es ist nicht so, dass die Offense nicht gut wäre, aber sie ist inkonstanter. Brady spielt alles in allem gut, auch wenn er gegen die Patriots - vielleicht aufgrund des Regens, vielleicht waren doch ein paar Nerven da, vielleicht beides ein bisschen - einige Würfe ungenau kamen. Die Bucs haben, wenn alle fit sind, immer noch das beste Waffenarsenal in der NFL, eine gute Offensive Line, und einen Top-5-Quarterback. Aber ähnlich wie letztes Jahr will ich wieder konstanter sehen, dass sie diese PS auch auf die Straße bekommen.
5. LOS ANGELES RAMS (3-1)
Rang vor Saisonstart: 9.
Nach dem Sieg gegen die Bucs grüßten die Rams in den allermeisten Power Rankings von der Spitze - nach einem offensiv wie defensiv enttäuschenden Auftritt gegen Arizona hat sich dieses Bild schnell wieder gewandelt. Das ist so früh in der Saison die Problematik mit der geringen Sample Size. Was gegen Arizona offensiv besonders auffiel, war, wie viele Bälle Matt Stafford auch aus sauberer Pocket verfehlte. Stafford hatte bislang einige Inkonstanz in seinem Spiel; das ist keine neue Stafford-Erkenntnis, über die ersten drei Wochen überwogen aber noch die positiven Plays. Gegen Arizona war das anders. Dennoch hält sich meine Besorgnis rund um die Rams vergleichsweise in Grenzen: Dafür hat die Offense eine zu hohe Baseline, und dass die Defense dominant auftreten kann, haben wir auch schon gesehen in dieser Saison. L.A. gehört für mich nach wie vor in die unerwartet breite Gruppe der Top-Teams.
4. BUFFALO BILLS (3-1)
Rang vor Saisonstart: 4.
Der Saisonstart der hochgelobten Offense war unbestreitbar holprig: Gegen Pittsburgh fand man überhaupt keine Antworten auf den dominanten 4-Men-Rush mit sieben Spielern in Coverage, gegen Miami war das Endergebnis wesentlich deutlicher als der Auftritt der Bills-Offense für sich betrachtet vermuten lassen würde. Aber: Das Spiel gegen Washington war vielleicht eine Art Wendepunkt, Josh Allen machte wieder deutlich mehr Plays selbst und traf verlässlicher die Würfe innerhalb der Struktur der Offense. Sofern die Offense jetzt wieder Fahrt aufgenommen hat, könnten die Bills wieder ein richtig gefährliches Team sein, denn die Defense auf der anderen Seite präsentiert sich bislang deutlich stärker als noch im Vorjahr. Die Bills haben in der Offseason in ihre Edge-Rotation investiert, und dieser Plan geht bislang auf. Buffalos Defensive Line bekommt einen deutlich besseren Zugriff auf gegnerische Offenses, dahinter spielt auch die Secondary besser als letztes Jahr. Ein klein wenig will ich bei der Offense noch abwarten, auch weil es in den letzten Spielen Matchup-bedingt nicht ganz einfach war, größere Takeaways zu Buffalo mitzunehmen. Aber die Bills könnten sich als nochmal eine ganze Stufe kompletter erweisen, verglichen mit der bereits sehr starken Vorjahres-Variante.
3. ARIZONA CARDINALS (4-0)
Rang vor Saisonstart: 11.
Der Sieg gegen die Rams war ein echtes Ausrufezeichen, nachdem man sich gegen Jacksonville zwischenzeitlich schwerer tat als gedacht, und gegen Minnesota - so viel Ehrlichkeit muss sein - das Spiel eigentlich hätte verlieren müssen. Und es ist auch nicht so, als wäre Arizona jetzt plötzlich ein glasklarer Titelkandidat, dafür sind die Baustellen insbesondere in der Defensive Front nach wie vor zu groß, die Cornerback-Gruppe ist sehr dünn und der Pass-Rush war nach dem ultra-dominanten Auftakt in Tennessee bisher auch nicht auf dem Level, das man sich in der Wüste erhofft. Die Defense lebt bisher von Big Plays, und in Kombination mit der eigenen Offense ist das genug: Keine Offense ist über die ersten vier Spiele so explosiv wie Arizonas, Kyler Murray hat nochmal einen deutlichen Sprung im Vergleich zum letzten Jahr gemacht und man merkt Woche für Woche, wie schwer es ist, diese Offense mit der Vielzahl an Playmakern zu verteidigen Murray kann deutlich mehr Matchups attackieren, die Offense läuft nicht mehr quasi ausschließlich über DeAndre Hopkins. Dazu kommt eine Offensive Line, die vom Center-Upgrade in Person von Rodney Hudson spürbar profitiert, die Kommunikation und das Verhalten gegen den Blitz ist deutlich besser als in der Vergangenheit. So wie Arizonas Offense aktuell spielt, können die Cardinals jedes Team in der NFL schlagen, nach EPA pro Play sind lediglich die Chiefs noch besser als Arizona.
2. DALLAS COWBOYS (3-1)
Rang vor Saisonstart: 10.
Dak Prescott macht wahnsinnig viel Spaß. Er ist vielleicht der beste Pocket-Passer dieser noch jungen Saison, so ruhig unter Druck, so präzise und sicher darin, wie er den Ball verteilt, wie er sich bewegt, er kontrolliert die Offense komplett. Und natürlich hilft es, dass die Offensive Line deutlich besser spielt als letztes Jahr, das Run Game funktioniert besser, Dalton Schultz hilft ebenfalls. Die Cowboys haben eine Top-5-Offense und einen Top-5-Quarterback, und das obwohl Michael Gallup sich im ersten Spiel verletzte und seitdem ausfällt. In puncto Success Rate (Plays mit positiven EPA) ist Dallas insgesamt und bei Early Down die Nummer 1, und die Cowboys hatten mit den Bucs, Chargers, Eagles und Panthers durchaus einige Tests auf dem Schedule. Aber noch viel überraschender ist das, was die Defense unter Dan Quinn spielt. Selbst ohne DeMarcus Lawrence spielt die Defense schnell und aggressiv, Trevon Diggs ist ein Ballmagnet und generell die Secondary überrascht bislang, aber auch Spieler wie Randy Gregory oder die Rookies Osa Odighizuwa und Micah Parsons übernehmen größere Rollen als man vor vier Wochen erwarten konnte.
1. KANSAS CITY CHIEFS (2-2)
Rang vor Saisonstart: 2.
Ich kann mich nicht erinnern, wann der Pool an Teams für den Platz an der Sonne zuletzt so groß war. Dallas wäre hier absolut auch zu vertreten, Arizona hat sich mit dem Auftritt in L.A. zumindest in die Konversation dafür gebracht und Buffalo ist gerade offensiv noch etwas schwer zu greifen angesichts der jüngsten Gegner. Es steht außer Frage, dass das berüchtigte "offene Scheunentor" vor allem in den ersten beiden Spielen noch zu gnädig mit der Chiefs-Defense gewesen wäre. Aber zwei Gedanken dazu: Kansas City hatte es da gegen Cleveland und Baltimore auch mit den vielleicht beiden besten Rushing-Offenses in der NFL zu tun, und bereits in Woche 3 präsentierte sich die Defense zumindest ein wenig verbessert. Außerdem haben wir von den Chiefs diesen Film mehrfach schon gesehen, die Defense stabilisiert sich im Laufe der Saison und ist dann "gut genug", um der eigenen Offense das Leben nicht zu schwer zu machen und mit einigen Big Plays ihren Beitrag zu leisten. Das halte ich mit Blick auf die individuelle Qualität nach wie vor für absolut für denkbar, und die Offense spielt derweil auf einem absurden Level. Kansas City steht bei 0.27 Expected Points Added pro Play, ansonsten ist nur Arizona (0.19) jenseits der Marke von 0.17. Mahomes hatte einige Fehler in seinem Spiel, wenn er zu viel machen wollte, aber die Leichtigkeit, mit der diese Offense Big Plays kreiert, ist teilweise absurd. Auch die neue Offensive Line sieht zunehmend besser aus, gerade das Run-Blocking funktioniert bereits gut. Und so haben die Chiefs mal wieder die beste Offense in der NFL, und in einer bis dato sehr unterhaltsamen Saison mit einer breiten Spitzengruppe reicht das vorerst für Platz 1.