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NFL Mailbag: GM Belichick wird zum Problem bei den Patriots

SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen zu Woche 5 in der NFL.
© getty

Müsste der "GM Bill Belichick" in New England stärker in der Kritik stehen? Ist die Quarterback-Draft-Klasse nicht so stark wie prophezeit? Und wie sieht das aktuelle Wide-Receiver-Ranking in der NFL aus? Der Mailbag nach Woche 5.

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SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet wie gewohnt Eure Fragen zum Spieltag. Auch diese Woche gibt es wieder einige zusätzliche Antworten im Video-Mailbag.

Los geht's nach dem Beinahe-Debakel - und manche Patriots-Fans würden sagen, dass es trotz des späten Siegs in Houston ein Debakel war - mit den Patriots. New England war nach einem emotionalen Spiel gegen die Bucs auf bestem Wege, Davis Mills wie den nächsten MVP aussehen zu lassen.

Aber die grundsätzlichen Probleme rund um die Pats gehen selbstredend tiefer als ein Letdown-Spiel in Houston.

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Zugegeben: Die meisten Head Coaches wären nach einem solchen Auftritt wie dem in Houston in Kombination mit der Vorsaison und dem bisherigen Saisonstart im Rückspiegel zumindest mal schärfer in der Kritik. Aber die meisten Head Coaches sind eben auch nicht Bill Belichick, und deshalb ist es hier auch nur sinnvoll, die Probleme in New England aus einer anderen Perspektive anzugehen.

Diese Perspektive ist Bill Belichick der GM. Und hier sehe ich ein Problem bei den Patriots.

Das Thema, das einem hier als erstes in den Kopf kommt, ist natürlich Brady. Und selbstredend kennen wir nicht alle Details, aber ich denke es ist fair zu sagen, dass man die gesamte Tom-Brady-Situation anders hätte lösen können. Ohne hier zu sehr ins Detail zu gehen, und ich denke durchaus, dass Brady die Idee einer anderen Herausforderung reizvoll fand. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass eine andere Herangehensweise vonseiten der Patriots die Situation nicht von vorneherein in andere Bahnen hätte lenken können.

Wenn wir von der Brady-Thematik mal weg gehen: Die Patriots sind seit Jahren nicht in der Lage, eine schlagkräftige Wide-Receiver-Gruppe aufzubauen. Draft-Picks gingen daneben, in der Free Agency ignorierte man die Position entweder sträflich, oder ließ sich zu Dingen wie dem kuriosen Deal für Nelson Agholor hinreißen. Ein Vertrag, und das war ziemlich schnell über die ersten Tage der Free Agency klar, der ein Panikschuss war. Qualitativ zumindest gleichwertige Receiver und auch andere Speedster gingen später für deutlich gemäßigtere Verträge über die Ladentheke.

Und auch die generelle Strategie dieser Offseason war zumindest mal diskutabel: Die Patriots investierten enorm viel Geld in der Free Agency, mit Cam Newton und der Aussicht auf den vierten oder fünften Quarterback im Draft. Jetzt sieht Mac Jones bisher nicht schlecht aus, aber wie lange dauert es, bis man mit Jones ernsthaft ein Titelfenster aufstößt? Und wie sieht dann die Cap-Struktur innerhalb dieses Kaders aus? Wie passt der Umgang mit Stephon Gilmore mit dieser aggressiven Strategie zusammen?

Wenn ich sage, dass die meisten Head Coaches nach den letzten rund zwei Patriots-Saisons in der Kritik stehen würden, dann gilt das noch mehr für den GM Bill Belichick. Da waren viele fragwürdige Drafts mit dabei, und wenn ich aktuell auf das Team schaue, dann sehe ich zunehmend deutlich einen Kader, der absolut nach Liga-Mittelmaß aussieht. Das wiederum würde bedeuten, dass der Umbruch in Foxboro noch länger dauern wird und über gute GM-Entscheidungen im Draft und in der Free Agency passieren muss. Ihr seht das Problem.

Mir fehlt ein wenig die klare Handschrift bei der Zusammenstellung dieses Teams, von einzelnen Experimenten wie Antonio Brown, über augenscheinliche Überreaktionen bis hin zur Selbsteinschätzung des Kaders und damit einhergehend der Ressourcenverteilung. Hier halte ich die Kritik an Belichick für durchaus gerechtfertigt, was dann selbstredend auch Auswirkungen auf die Leistungen auf dem Platz sowie die Perspektive des Teams hat.

Was McDaniels angeht, ja, ich gebe ihm definitiv eine ordentliche Portion Teilschuld daran, wie die Offense aussieht. Aber nach einem Spiel, in dem vier von fünf Startern in der Offensive Line fehlten, mit einem ohnehin notorisch konservativen Rookie-Quarterback, hält sich meine Kritik dann auch wiederum in Grenzen.

Ich bleibe dabei, dass McDaniels die Offense mehr öffnen muss und Receiver via Scheme freibekommen muss, denn Separation ist Mangelware. Aber ich bleibe auch dabei, dass Mac Jones' Spielweise maßgeblich dazu beiträgt, dass die Explosivität in der Offense einfach fehlt.

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Die Antworten gibt's im Video-Teil des Mailbags!

Pätt: Ist die Draft-Klasse doch nicht so stark wie prophezeit? Und ist Mac Jones dann der beste Quarterback dieser Klasse?

Ich sehe die bisherigen Auftritte der diesjährigen Rookie-Quarterbacks eher als eine Erinnerung daran, wie unfassbar schwierig es für Quarterbacks ist, wenn sie frisch in die NFL kommen. Natürlich schlagen generell nur relativ wenige Quarterbacks auch tatsächlich in der NFL ein, selbst die in der ersten Runde ausgewählten Quarterbacks werden nur selten wirklich Top-10-Quarterbacks.

Insofern wird es auch aus dem diesjährigen Quintett einige Kandidaten geben, die es letztlich eben nicht schaffen, ob deutlicher oder weniger deutlich. Aber dass diese Gruppe ihre Startschwierigkeiten haben würde, davon musste man denke ich immer ausgehen. Trevor Lawrence ist in Jacksonville in eine allem Anschein nach insgesamt desolate Situation gekommen, und seine aggressive Spielweise in Kombination mit den kleineren Passfenstern und dem kritischeren Timing in der NFL sorgen eben auch für mehr Turnover. Zach Wilsons Armtalent war nur sehr vereinzelt bisher zu sehen, auffällig ist eher, dass er eben nicht mehr die BYU-Line vor sich hat.

Justin Fields spielt von all diesen Rookie-QBs vermutlich hinter der schwächsten Line und man sieht einfach, dass sein gesamter Process noch viel, viel schneller werden muss. Das war aber vor dem Draft klar, und das Horror-Debüt gegen Cleveland ist sicher nicht repräsentativ. Und ja, Mac Jones schlägt sich bisher am besten. Aber auch hier sind die Limitierungen, die wir Pre-Draft erwartet hatten, klar zu sehen.

Wenn ich einen Quarterback dieser Klasse auswählen müsste, dann wäre es nach wie vor Lawrence. Wenn ich einen nennen müsste, bei dem ich tatsächlich skeptischer über diese ersten fünf Spiele geworden bin, dann ist es Wilson. Aber im Prinzip sind die bisherigen Schwächen mehr oder weniger genau die Schwachstellen, die man erwarten musste, auch wenn einige gute Preseason-Auftritte vielleicht schon falsche Erwartungen geschürt haben.

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