Außerdem: Ist Josh Allen ein One-Year-Wonder? Und welche Teams haben dieses Jahr den höchsten Floor in der Offense?
SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen zum Spieltag - auch diese Woche wieder mit einigen zusätzlichen Fragen im Video-Mailbag.
Mailbag: Welcher Nicht-Quarterback könnte MVP werden?
Sven, Snackbite: Inkonstante Teams und damit auch inkonstante QB-Leistungen. Ist diese Saison die Chance auf einen Nicht-QB MVP so hoch wie seit langem nicht mehr? Wer sind da dann deine Favoriten?
Nur um zunächst eine Sache in dieser Diskussion klarzustellen: Wenn wir nach der wörtlichen Definition gehen - also den "wertvollsten" Spieler dieser NFL-Saison suchen - dann führt in meinen Augen trotz aller Inkonstanz dieser Saison kein Weg an den Quarterbacks vorbei.
Und das ist weniger ein Urteil über sportliche Leistungen der Spieler, ob jetzt Quarterbacks oder eben die anderen Positionen, sondern mehr eine Aussage über die sportliche Realität in der NFL. Selbst wenn kein Quarterback eine durchweg dominante Saison spielt, wie wir es letztes Jahr von Rodgers oder 2019 von Lamar Jackson hatten, sind die Quarterbacks trotzdem so klar die wertvollsten Spieler, dass ich vermutlich am Saisonende in einem MVP-Ranking immer noch mehrere Quarterbacks auf den Spitzenplätzen hätte.
Wenn ich heute einen Favoriten nennen müsste, dann wäre das Kyler Murray. Ja, er hat jetzt drei Spiele verpasst, aber was ist in diesen drei Spielen passiert? Brady hatte mehrere schlechte Spiele, Prescott hatte seine beiden schlechtesten Saisonspiele, genau wie Matt Stafford, Josh Allen sollte sich aus dem MVP-Rennen verabschiedet haben, Lamar Jackson hatte eine üble Halbzeit gegen Minnesota und verpasste dann selbst ein Spiel. Es gibt ein Spiel mehr, und falls Murray nach der Bye Week zurückkommt und sechs dominante Spiele abliefert, wird er den MVP-Titel gewinnen, zumal Arizona dann vermutlich den Nummer-1-Seed und die beste Bilanz in der NFL hätte.
Dennoch bietet sich die Frage natürlich als Gedankenspiel angesichts dessen, was in den vergangenen drei Wochen passiert ist, an. Ich bin ehrlich, ich denke, Derrick Henry hätte eine echte Chance auf sehr viele Stimmen gehabt, hätte er eine weitere 2.000-Rushing-Yard-Saison abgerissen. Vielleicht gehen die Stimmen, die Henry erhalten hätte, jetzt auf Jonathan Taylor über, auch wenn ich mir gut vorstellen könnte, dass Taylor (noch?) nicht das Standing bei den Votern hat, das Henry mittlerweile teilweise hat.
Aber hier kommen wir eben in den zweiten Teil der Problematik. Selbst wenn man sich für den Gedanken öffnet, dass dieses Jahr kein Quarterback den MVP-Titel gewinnt, dann tue ich mich ehrlich schwer damit, eine vernünftige Alternative zu finden, selbst wenn ich nur in diesem Gedankenspiel darüber nachdenke, wer theoretisch Stimmen bekommen könnte. Taylor wäre ein Kandidat, Cooper Kupp vielleicht? Deebo Samuel?
Und damit ist man auch direkt beim Kern der Debatte. Jeder dieser drei Spieler wäre ein legitimer Kandidat für den "Offensive Player of the Year"-Award, aber gleichzeitig sind diese Spieler eben auch - nicht nur! - das Produkt ihres Schemes und der jeweiligen Umstände. Selbst wenn wir kurz ausklammern, dass das Passspiel im Big Picture betrachtet einfach wesentlich wichtiger ist als das Run Game, profitiert Taylor natürlich merklich davon, dass die Colts-Line mittlerweile in Bestbesetzung ist und in Topform spielt. Kupp bekommt Eins-gegen-Eins-Matchups gegen Safeties von Sean McVay und Samuel darf regelmäßig mit jeder Menge Raum arbeiten.
Das heißt nicht, dass Kupp nicht Man Coverage schlägt, oder dass Samuel aktuell nicht gerade im Prinzip das Run Game der Niners ist, oder dass Taylor auch einiges selbst kreiert. Aber sie profitieren dennoch mehr von den Umständen als es bei den Quarterbacks der Fall ist, was eben in die Definition der MVP-Frage wieder rein spielt.
Die drei wären denkbare Alternativen, wenn wir von den Quarterbacks weg gehen. Wenn man dann noch über Defense-Spieler sprechen will, Aaron Donald wäre hier sicher einmal mehr ein Kandidat, Myles Garrett und Kevin Byard gehören ebenfalls in diese Kategorie, und wenn ich die Steelers-Defense ohne und mit T.J. Watt vergleiche, ist auch Watt hier eine Option, über die man sprechen könnte.
Aber die Realität für mich ist, dass selbst in einer Saison ohne den einen dominanten Quarterback ein Quarterback am Ende der wertvollste Spieler sein wird.
Ist Josh Allen ein One-Year-Wonder? Der Video-Mailbag
War Josh Allens vergangene Saison ein One-Year-Wonder? Sollten die Texans im kommenden Draft einen Quarterback nehmen? Ist Taylor Heinicke die Antwort in Washington?
Könnte der schnelle Erfolg von Joe Burrow und Mac Jones in der NFL die Art und Weise, wie Teams Quarterbacks im Draft evaluieren, verändern? Und was ist mit dem Mut von Lions-Coach Dan Campbell passiert?
Die Antworten gibt es im Video-Teil des Mailbags!
Eric Lange: Gibt es noch ein Top-Tier in der NFL?
Doch, das würde ich schon sagen. In der AFC aktuell vielleicht nicht, beziehungsweise hier ist nochmal entschieden mehr Fluktuation zwischen vermeintlicher Spitzengruppe und dem Verfolgerfeld, oder dem oberen Mittelfeld dahinter, wie auch immer man dieses nächste Tier bezeichnen möchte.
Die NFC lässt sich in meinen Augen doch klarer abgrenzen, auch wenn hier ebenfalls jedes dieser Teams mittlerweile seine ein, zwei schwachen Spiele hatte. Dallas, Green Bay, Tampa, Arizona und die Rams, das ist für mich das Top-Tier in der NFC und wenn ich heute tippen müsste, wie die Divisional Playoffs in der NFC aussehen werden, würde ich die in irgendeiner Zusammensetzung aus diesen fünf Teams basteln.
In der AFC kann ich das so absolut nicht sagen. Bills, Titans, Ravens, Chiefs, Chargers, Patriots - Bengals? Colts? Ehrlich, ich weiß nicht, wo ich hier eine Grenze ziehen würde. Beziehungsweise, ich weiß es jede Woche wieder neu! Das ist die prägende Storyline in der AFC dieses Jahr, und aktuell gibt es wenig Grund zu der Annahme, dass sich das zeitnah ändert.
Insofern, ein Top-Tier, ja - aber eben in erster Linie bestehend aus Teams aus der NFC. Zur AFC gleich noch mehr.