Die Baltimore Ravens haben Platz 1 der AFC durch einen 16:10-Heimsieg über die Cleveland Browns übernommen. Dabei konnten sie von Glück reden, dass die vier Interceptions von Quarterback Lamar Jackson am Ende kein unüberwindbares Problem darstellten.
Die insgesamt chaotische erste Hälfte begann mit einem vielversprechenden Drive der Browns, der aber mit einem verschossenen Field Goal aus 46 Yards durch Chase McLaughlin endete.
Anschließend verloren die Browns ihren Right Tackle Jack Conklin mit einer Knieverletzung. Beim folgenden Drive der Ravens versuchten diese einen Fake-Punt. der aber zurückgepfiffen wurde, weil der Ball nicht freigegeben war. Danach hatten die Browns zwölf Spieler bei 4th Down auf dem Platz, woraufhin Head Coach eine Timeout nahm. Anschließend kamen die Browns erneut mit zwölf Spielern auf dem Feld aus der Timeout und schenkten den Ravens so ein neues First Down.
Letztlich hielt jedoch die Browns-Defense, sodass Justin Tucker ein 52-Yard-Field-Goal zur Führung erzielte. Im zweiten Viertel standen die Ravens dann kurz vor der Endzone, ein False Start bei 4th Down verhinderte dann aber das Ausspielen des Versuchs. Tucker traf danach aus 25 Yards zum 6:0. Was folgte, war komplettes Chaos bis zur Pause.
Die Browns marschierten in die gegnerische Hälfte und versuchten es dann mit einem Wildcat-Snap zu Wide Receiver Jarvis Landry. Der verlor schließlich einen Fumble nach Tackle von Odafe Oweh. Direkt im Gegenzug jedoch fing Denzel Ward einen abgefälschten Pass von Lamar Jackson. Daraus machten die Browns immerhin ein 46-Yard-Field-Goal.
Ravens vs. Browns: Turnover-Parade vor der Pause
Im folgenden Drive warf Jackson eine Interception zu Grant Delpit, im Gegenzug verlor Baker Mayfield einen Fumble, weil ihm der Ball aus der Hand rutschte in einer Situation, in der ein Screen unter heftigem Druck wohl zu einem sicheren Big Play geführt hätte. Doch auch darauf folgte eine Interception von Jackson, dieses Mal zu Ronnie Harrison. Punkte gelangen den Gästen dann aber keine mehr. Pausenstand: 6:3 Baltimore.
Nach dem Break ging es dann schnell übers Feld für die Ravens. Als sie in der gegnerischen Hälfte angekommen waren, gelang es Jackson gleich zweimal im Rückwärtslaufen einen jeweils offenen Mark Andrews zu finden - einmal für 39 Yards, das andere Mal für 13 Yards in der Endzone zum ersten Touchdown der Partie.
Nach Stopps auf beiden Seiten ging es für die Gäste dann in die Red Zone. Nach Play Action fand Mayfield Tight End David Njoku für einen 20-Yard-Touchdown-Pass, der Cleveland ins Spiel zurückbrachte. Im Gegenzug versuchte Jackson zu Beginn des vierten Viertels erneut einen Deep Shot Richtung Andrews auf einer Deep Crossing Route, doch Safety John Johnson war besser positioniert und schnappte sich Jacksons vierte Interception des Spiels an der eigenen 13-Yard-Linie.
Die Gäste machten aus diesem Geschenk jedoch nichts und hatten Glück, dass Mayfields überworfener Deep Shot zu Beginn der Serie von den Ravens nicht abgefangen wurde.
Nach ein paar weiteren brotlosen Angriffen gelang es den Ravens, weite Teile der Uhr herunterzuspielen. Mit 1:10 Minuten zu spielen erhöhte Tucker die Führung nochmal durch ein Field Goal auf 16:10. Dabei sollte es bleiben, sodass die Ravens die Führung in der AFC North behaupteten und durch die Niederlage der Titans früher am Tag den ersten Platz in der AFC übernahmen.
Baltimore Ravens (8-3) - Cleveland Browns (6-6)
Ergebnis: 16:10 (3:0, 3:3, 7:7, 3:0) BOXSCORE
Ravens vs. Browns - die wichtigsten Statistiken
- Mit seinem Sack in der ersten Hälfte hat Myles Garrett nun 14 in dieser Saison. Das ist ein neues Career-High für den Edge-Rusher der Browns.
- Oweh erzwang zwei Turnovers durch Pressure im Spiel, womit er nun auf fünf in dieser Saison kommt. Das sind die meisten überhaupt für einen Rookie seit 2016, also seit Next Gen Stats diese Daten erfasst. Er führt damit auch die Liga zusammen mit Trey Hendrickson und Markus Golden an.
- Nick Chubb kam in der ersten Hälfte auf nur vier Carries. Das waren die wenigsten für ihn vor der Pause seit Woche 14 2019 gegen die Bengals.
Der Star des Spiels: Defensive Front der Ravens
Es gelang der Front immer wieder, das sonst so dominante Run Game der Browns fast gänzlich zu neutralisieren. Die Gaps wurden immer gut gefüllt, dazu sorgten gut getimte Run-Blitzes für einige Stuffs im Backfield. Zudem gelang es immer wieder, Mayfield unter Druck zu setzen und so das Passspiel immer wieder massiv zu stören. Herausragend waren in diesem Bereich Edge Rusher Odafe Oweh (4 Pressures, Sack, Forced Fumble, Fumble Recovery) und Linebacker Patrick Queen, der alles wegräumte, was doch mal durchbrach (8 Tackles, 3 TFL).
Der Flop des Spiels: Baker Mayfield (Quarterback, Browns)
Mayfield war sicherlich nicht allein dafür verantwortlich, dass die Offense der Browns so gar nicht funktionierte, aber er war oft zu unentschlossen und hielt den Ball zu lange, was zu Sacks und Pressures führte. Natürlich litt er auch darunter, dass seine Receiver zu selten offen waren, doch ein guter QB muss dann eben dennoch früher den Ball loswerden. Ebenfalls schwach war, dass den Browns keine Antwort auf die Front der Ravens im Run Game einfiel.
gettyAnalyse: Ravens vs. Browns - die Taktiktafel
Obwohl die Browns sehr häufig gerade bei 1st Down auf 13-Personnel setzten, gelang es ihnen vor der Pause nicht, ihr Run Game zu etablieren. Hauptgrund dafür war, dass die Ravens eigentlich durchweg eine Fünf-Mann-Front dagegen stellten und gerne auf Run-Blitzes setzten. Dahinter wurde Man Coverage gespielt, womit die Receiver der Browns nur selten klarkamen.
Gegen den Pass setzten die Ravens derweil auf Altbewehrtes - sie blitzten in fast der Hälfte aller Dropbacks und machten Mayfield damit immer wieder das Leben schwer.
Auch die Browns stellten meist auf fünf Spieler an der Front und konzentrierten sich darauf, die Gaps zu schließen. Das teilweise erfolgreiche Gegenmittel der Ravens waren Double-Teams an beiden Edges gegen den Run.
Was die generelle Philosophie der Browns-Defense anging, spielten sie häufig mit drei Safetys mit einem davon in einer Lurk-Rolle, was auch zu Interceptions führte. Geblitzt wurde hingegen nur selten.