Die Dolphins zeigten sich von Anfang an unangenehm in der Defense und hielten die Ravens nur wenige Tage nach ihrem kräftezehrenden Overtime-Sieg über Minnesota in deren erster Angriffsserie bei einem 46-Yard-Field-Goal durch Justin Tucker. Der zweite Drive endete dann mit einem Fehlschuss von Tucker nach 14 erfolgreichen Field-Goal-Versuchen in Serie. Er vergab aus 48 Yards.
Offensiv kamen die Dolphins, bei denen Jacoby Brissett abermals als Quarterback startete - Tua Tagovailoa fungierte angeschlagen als Backup -, erst nach drei Punts allmählich in Schwung und erreichten erstmals die Red Zone. An der 12-Yard-Linie war nach einer Holding-Strafe Schluss, sodass Kicker Jason Sanders den Ausgleich aus 31 Yards besorgte.
Sekunden vor der Pause legten die Hausherren dann ihren bis dahin besten Drive der Partie hin und marschierten insgesamt 84 Yards bis an die 4, wo ihnen jedoch die Zeit ausging. Sanders sorgte schließlich aus 22 Yards für die 6:3-Pausenführung Miamis.
Nach der Pause verletzte sich Brissett bei einem Sack am rechten Knie und wurde zur zweiten Angriffsserie Miamis in der zweiten Hälfte durch Tagovailoa ersetzt. Bemerkenswert war, dass Brissett offenbar bereit war, zurückzukehren, doch Head Coach Brian Flores traf die Entscheidung, Tua aufs Feld zu schicken. Nach anfänglichen Problemen kam die Offense dann nach und nach auf Touren. Tagovailoa (8/13, 158 YDS) führte sein Team Ende des dritten Virtels bis an die 1-Yard-Linie nach einer Pass Interference in der Endzone durch Marlon Humphrey, doch letztlich langte es erneut nur zu einem Field Goal von Sanders zum 9:3 Anfang des Schlussviertels.
Dolphins: Defense entscheidet das Spiel gegen Ravens
Was der Dolphins-Offense nicht gelang, holte wenig später die eigene Defense nach - einen Touchdown! Jackson fand unter permanent heftigem Druck Sammy Watkins, der dann nach Tackle von Cornerback Xavien Howard einen Fumble unmittelbar nach dem Catch verlor. Howard selbst schnappte sich den Ball und trug ihn über 49 Yards in die Endzone. Die folgende Two-Point Conversion schlug fehl, sodass es elf Minuten vor Schluss 15:3 für Miami stand.
Die Ravens wurden danach einmal mehr gestoppt und gaben den Ball schnell zurück an die Dolphins, die die gegnerische Hälfte erreichten, dann aber bei 4th and Short punteten. Diese eher suboptimale Entscheidung wurde immerhin dadurch gelindert, dass der Punt an die 1-Yard-Linie ging. Bestraft würde die Ballrückgabe letztlich aber doch. Begünstigt durch zwei Roughing-the-Passer-Strafen - eine berechtigt - marschierte Baltimore dieses Mal unaufhaltsam über 99 Yards bis zum Touchdown - am Ende fand Jackson einen offenen Tight End Mark Andrews auf einer Drag Route über 5 Yards. 15:10 mit etwas über 4 Minuten zu spielen.
Danach verschwendeten die Hausherren wenig Zeit und marschierten direkt wieder in die Red Zone - Tagovailoa fand einen völlig offenen Albert Wilson nach einer Jet-Motion auf einer Go-Route und dieser lief dann bis an die 9-Yard-Linie. Nach Strafen auf beiden Seiten war es schließlich Tagovailoa selbst, der den Ball per QB-Sneak 2:19 Minuten vor Ende in die Endzone beförderte. 22:10 Miami nachdem Baltimore all seine Timeouts aufgebraucht hatte. Den Schlusspunkt setzte schließlich Dolphins-Cornerback Justin Coleman mit einer Interception in der Endzone.
Miami Dolphins (3-7) - Baltimore Ravens (6-3)
Ergebnis: 22:10 (0:3, 6:0, 0:0, 16:7) BOXSCORE
Dolphins vs. Ravens - die wichtigsten Statistiken
- Die Dolphins haben nun ihre letzten 21 Heimspiele seit 2015 in Serie gewonnen, in denen sie zur Halbzeit vorne lagen. Sie sind in dieser Zeitspanne das einzige ungeschlagene Team in diesem Szenario.
- Dieses Spiel ist das erste in dieser Saison mit mehr Punts (14) als Punkten (9) nach drei Vierteln.
- Lamar Jackson wurde von den Dolphins in 51,1 Prozent seiner Dropbacks geblitzt. Damit erzeugten die Hausherren insgesamt 13 Pressures und 4 Sacks.
- Der offensive Stil der Dolphins änderte sich beim Wechsel von Brissett zu Tagovailoa deutlich. Hatte Brissett noch überwiegende "normale" Dropbacks (28 Prozent Play Action), setzte man mit Tua zu 50 Prozent auf Play Action, was für einige explosive Plays sorgte.
Der Star des Spiels: Jevon Holland (Safety, Dolphins)
Die Defense der Dolphins überragte in diesem Spiel und ein Hauptgrund dafür war Rookie-Safety Jevon Holland, der in allen Belangen auftrumpfte. Er war einer der effektivsten Blitzer (4 Pressures), brach in Pass Coverage zwei Pässe ab und schaffte zudem einen Sack. Er half darüber hinaus gegen den Run gut mit. Ein herausragender Auftritt des Youngsters.
Der Flop des Spiels: Lamar Jackson (Quarterback, Ravens)
Jackson (26/43, 238 YDS, TD, INT) stand unter Dauerbeschuss und hatte keinerlei Antworten auf die zahlreichen Blitzer. Er musste permanent früher werfen als gewünscht und war entsprechend unpräzise. Darüber hinaus gelang es ihm dieses Mal kaum, die korrekten Zone Reads im Run Game zu machen, was sonst eine seiner Stärken ist. Seine Deep Balls waren ebenso unpräzise und seine wenigen Läufe selten Explosion. Hinzu kam darüber hinaus, dass seine Receiver einige Pässe ohne Not fallen ließen. Erwähnt werden muss auch, dass es der gesamten Offense nie gelang, die heftigen Blitzes über die Mitte zu schlagen.
Analyse: Dolphins vs. Ravens - die Taktiktafel
Die Dolphins spielten konsequent Man Coverage und schickten regelmäßig Extra-Pass-Rusher, speziell bei 3rd Down. Flores setzte sogar sehr oft auf Cover-0, um Jackson keine Zeit zum Passen zu geben. Und das setzte den Ravens und Jackson merklich zu. Hinzu kam, dass die Dolphins die zahlreichen Screens der Ravens sehr engagiert und aufmerksam verteidigten.
Bemerkenswert war, dass die Ravens entgegen ihrer üblichen Tendenzen kaum auf ihre Crossing Routes setzten und sehr viel "Outside the Numbers" versuchten im Passspiel. Auf dem Boden waren es wie üblich RPOs und Read-Options, die aber ebenfalls meist korrekt gelesen wurden von der Front der Dolphins.
- Dabei wäre der Bereich in der Mitte des Feldes sogar offen gewesen, da die Dolphins meist - wenn überhaupt - mit Single-High-Safety-Looks agierten - Jevon Holland wiederum hielt sich häufig in der Box auf und deutete häufig Blitz an, half zudem im Run Game. Nach der Pause sahen wir dann mehr Crosser, Slants und Dig Routes für Baltimore. Eine Umstellung, die aber wohl zu spät kam.