College Football - Fünf Thesen vor den Championship Games: Alabama gegen Georgia ist das vorweggenommene Finale

Johannes Ninow
04. Dezember 202112:24
Die Georgia Bulldogs sind in dieser Saison noch ungeschlagen.getty
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Die College-Saison geht in die ganz heiße Phase, hinter uns liegen zudem wilde Tage. Wer zieht in die Playoffs ein? Was passiert auf dem Trainerkarussell? Und wer sind die besten Spieler im kommenden Draft? Fünf Thesen.

Alabama gegen Georgia ist das vorweggenommene Finale

Das größte Duell am kommenden Wochenende wird das SEC Championship Game sein. Das Mega-Duell zwischen Titelverteidiger Alabama und dem noch ungeschlagenen Georgia. Zwar sind die beiden Teams derzeit "nur" an 1 (Georgia) und 3 (Alabama) vom Playoffkomittee geranked, doch dass diese beiden Teams von oben bis unten die zwei besten und komplettesten Teams im College Football sind, bezweifelt kaum jemand.

Zum dritten Mal in vier Jahren stehen sich diese beiden Teams im SEC-Finale gegenüber, Alabama wurde bisher immer seiner Favoritenrolle gerecht. Das Duell in diesem Jahr hat jedoch veränderte Vorzeichen. Georgia ist der Favorit, Alabama steht mit dem Rücken zur Wand.

Als einziges Team kann sich Georgia seiner Playoff-Teilnahme bereits sicher sein. Die Bulldogs haben die Konkurrenz bisher in Grund und Boden gespielt und die schon fast traditionelle, unnötige Niederlage unter Head Coach Kirby Smart in diesem Jahr einfach weggelassen. Bei einer Niederlage würden man maximal bis auf Platz 4 abrutschen.

Die große Stärke des Teams ist ihre elitäre Defense. Jordan Davis und Co. sind auf bestem Weg, eine der besten College-Units aller Zeiten zu werden. Pro Spiel lassen sie gerade einmal sechs Punkte zu. Nur Tennessee und Kentucky konnten zwei Touchdowns gegen diese Defense in einem Spiel erzielen. In acht von zwölf Spielen erzielte der Gegner nicht mehr als sieben Punkte.

Auf allen Positionen ist Georgias Defense besetzt mit ehemaligen Top-Recruits, die schon bald die NFL unsicher machen werden. Wie sehr sie einem Spiel ihren Stempel aufdrücken können, zeigte vor allem das Spiel bei Rivale Florida: Beim Stand von 3:0 sorgte die Defense für drei Turnover, davon ein Pick Six. Nur 2 Minuten später stand es 24:0, das Spiel war damit gegessen.

Offensiv dreht sich alles um das Laufspiel. Smart und Offensive Coordinator Todd Monken haben sich wie in der Vorsaison wieder in den ehemaligen Walk-On Stetson Bennett verliebt und JT Daniels, den eigentlich wesentlich talentierten Quarterback, auf die Bank gesetzt. Daniels war zu Saisonbeginn immerhin der Starter, eine kleinere Verletzung gab jedoch Bennett die Chance, die er mit dieser fast schon legendären Defense im Rücken nicht verspielt hat.

Im Passspiel ist daher jedoch - wie schon im Vorjahr - nicht zu viel los, dafür wartet eine Armada an hochklassigen Running Backs auf ihre Touches. Zamir White, James Cook, Kenny McIntosh, Kendall Milton - die Liste ist lang. Insgesamt 28 Touchdowns hat Georgia in dieser Saison schon erlaufen, ohne das ein einziger Running Back über 700 Yards laufen musste.

Da die Offense von ihrer Defense jede Menge Ballbesitzmöglichkeiten bekommt, kommen am Ende auch immer mehr als genug Punkte raus. Kann die Defense jedoch mal nicht den Gegner ersticken, wird es spannend zu sehen sein, ob Bennett auch seinen Teil zum Erfolg beitragen kann.

Alabama vs. Georgia 2021 - besser geht's nicht!

Dazu wird Alabamas Offense etwas liefern müssen. Die ist nach einem heißen Saisonstart allerdings mächtig abgekühlt. Gegen Auburn im Iron Bowl blieb das Team von Nick Saban in der kompletten ersten Halbzeit ohne Punkte, seit 2000 ist das der Crimson Tide nicht mehr passiert.

Vor allem Bamas O-Line zeigt Schwächen, die man von einer Blocking-Unit in Tuscaloosa seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen hat. Das Laufspiel ist seit Wochen eingeschlafen und Quarterback Bryce Young hat kaum noch Zeit in der Pocket. Georgias Passr-Rusher um Nakobe Dean lecken sich schon die Finger.

Es kann aber durchaus erwartet werden, dass Nick Saban und Offensive Coordinator Bill O'Brien einen Weg finden werden, um Young etwas mehr Zeit zu verschaffen. Rollouts, Verschieben der Pocket und viele RPOs können am Samstag erwartet werden. Mit ansatzweise genug Zeit zum Werfen ist Young der vielleicht beste Quarternback im College Football. Und in John Metchie und vor allem Jamison Williams hat er zwei ganz gefährliche Waffen an seiner Seite. Findet diese Offense früh ihren Groove und macht dieses Spiel zu einem Shootout, würde ich mein Geld eher auf Young statt Bennett setzen.

Für Young dürfte dieses Spiel auch über seine Heisman-Ambitionen entscheiden. Kann er diese dominante Defense schlagen, ist ihm der wichtigste individuelle Award im College Football sicher. Schwächelt er, öffnet er die Tür für die Kandidaten hinter ihm wie Ohio States CJ Stroud, Kenny Pickett oder Kenneth Walker.

Und: Alabama muss gewinnen. Verliert das Team, wird es ganz, ganz schwer, noch als Vierter in die Playoffs zu rutschen. Gegen Auburn sprang Bama in der 4. Overtime dem Playoff-Aus gerade noch so von der Schippe. Man kann also mit Druck umgehen. Doch ob das gegen diese Über-Defense reicht?

Georgia gegen Alabama - es dürfte mal wieder episch werden. Alabama muss gewinnen, Georgia kann den vielleicht größten Titelkonkurrenten noch vor den Playoffs eliminieren. Georgias dominante Defense gegen Saban, Young und Co - besser geht's nicht!

Nur Oklahoma State und Notre Dame können noch hoffen

Neben Georgia und Alabama sind die beiden anderen Top-4-Teams Cincinnati und Michigan ebenfalls nur auf sich selbst angewiesen. Siegen sie in ihren jeweiligen Conference Championship Games, werden sie in den Playoffs dabei sein.

Cincinnati trifft auf Houston, die in dieser Saison auch erst ein Spiel verloren haben. Die Bearcats dürfen auf keinen Fall schon zu weit nach vorne schauen, sonst gibt es gegen die Cougars um Quarterback Clayton Tune und Running Back Alton McCaskill (schon 16 Rushing Touchdowns) ein böses Erwachen. Houstons Offense gegen Cincinnatis Defense könnte ein sehr spannendes Matchup werden.

Nochmal etwas schwerer wird es Michigan haben. Sie treffen im BIG10 Championship Game auf Iowa. Die Hawkeyes rutschten dank einer Niederlage von Wisconsin am letzten Spieltag gegen Minnesota im letzten Moment noch in dieses Finale. Ihre traditionell starke Defense wird eine Aufgabe für Michigan, die nach dem hochemotionalen Sieg gegen Erzrivale Ohio State ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen finden müssen. Zu oft ist es im College Football schon passiert, dass ein Team nach einem so bedeutenden Sieg am darauffolgenden Wochenende ein fettes Ei legt.

Auf maximal viele gelegte Eier hoffen Oklahoma State und Notre Dame, die beiden letzten Teams, noch Playoff-Chancen haben. Oklahoma State konnte Oklahoma im Bedlam letzte Woche schlagen und hätte mit einem Sieg gegen Baylor im BIG12 Championship Game den wohl größten Anspruch auf eine Playoff-Teilnahme. Sollte OK State sogar sehr deutlich gewinnen und Cincy Houston nur knapp schlagen, könnte selbst hier wieder eine Diskussion entstehen: Ist eine P5-Championship mehr wert als Cincys lange Siegesserie?

Zum Glück für Cincy ist Notre Dame ebenfalls noch im Rennen, das Team, das Cincy in South Bend schlagen konnte. Notre Dame spielt als Independent in dieser Woche kein Spiel, kann also nur zuschauen und hoffen, dass sie mehr als nur Cincinnatis Sprungbrett sind. Verlieren OK State und mindestens Alabama, könnte Notre Dame sogar noch in die Playoffs hineinrutschen.

Kenny Pickett: Erst die ACC-Krone, dann First-Round-Pick

Kommen wir zur ACC. Die war in dieser Saison eine große Enttäuschung. Im letzten Jahr noch doppelt in den Playoffvertreten (Notre Dame war der Conference Corona-bedingt einmalig beigetreten), war in diesem Jahr schon früh klar, dass kein ACC-Team die Conference in den Playoffs vertreten wird.

Ex-Dominator Clemson hat den Abgang von Trevor Lawrence und Allzweckwaffe Travis Etienne in Richtung NFL nicht auffangen können und zum ersten Mal seit 2014 drei Saisonpleiten in der regulären Saison hinnehmen müssen. Heisman-Preseason-Favorit DJ Uiagalelei hat stark enttäuscht, erst spät in der Saison konnte man sich immerhin auf das Laufspiel im Death Valley verlassen und die Serie von ungeschlagenen Heimspielen ist noch intakt (32 Siege).

Das war's dann aber auch mit positiven Nachrichten für Clemson. Zum ersten Mal seit 2015 konnte das Team seine Atlantic Division nicht gewinnen, Wake Forrest hat sich diesen Titel gesichert.

Auch die beiden Coastal Divison Favoriten UNC und Miami verabschiedeten sich früh in der Saison ins Mittelfeld des College Football. Die Quarterbacks Sam Howell (inkonstant) und D'Eriq King (verletzt), vor der Saison ebenfalls mit guten Heisman-Chancen, konnten ihre Teams nicht wie erhofft auf das nächste Level hieven.

Geht Kenny Pickett im Draft als erster Quarterback vom Board?

Dafür hat ein anderer Quarterback in der Coastal sein Team und vor allem sein Spiel auf ein ganz neues Level gehoben: Pittsburghs Kenny Pickett. Mit Pickett haben die Panthers neben ihrer traditionell starken Defense die explosivste Offense der Conference. Fast 43 Punkte pro Spiel haben Pickett und Co. zu verantworten.

Besonders mit Wide Receiver Jordan Addison hat Pickett eine ganz besondere Verbindung. 74 Bälle ür 1353 Yards und 17 Touchdowns kamen in dieser Saison bei Addison an. Insgesamt Pickett diese Saison 40 Touchdowns und brach damit den 40 Jahre alten Rekord von niemand geringerem als Pitt- und Dolphins-Legende Dan Marino. Den Rekord an geworfenen Yards als Pittsburghs Quarterback baut er seit Mitte der Saison fleißig aus. Im letzten regulären Saisonspiel durchbrach der die 4000-Yards-Marke.

Pickett ist der Posterboy für Spielerentwicklung. Zu Beginn seiner Karriere war er der große Schwachpunkt der Panthers, zu den ungünstigsten Zeitpunkten konnte man sich schon fast auf eine Interception verlassen. Doch von Woche zu Woche, Saison zu Saison wurde er konstanter und sicherer. Dank des Extrajahres, das jeder Spieler aufgrund der Corona-Pandemie bekommen hat, hatte Pickett nochmal einen Sommer zusätzlich Zeit, um sich weiterzuentwickeln.

Und die Zeit hat er genutzt. Als Super-Senior hat er den Sprung in die QB-Elite geschafft. Zwischenzeitlich war Pickett sogar ein Heismann-Kandidat, ganz sicher ist er weit vorne auf viele Draftboards. Gut möglich, dass Picketts Leistungen ihn zum Erstrundenpick machen werden.

Zwei Chancen, um die NFL-Scouts weiter zu beeindrucken, hat er noch: Erst im ACC Championship Game gegen Wake Forrest. Dominiert er auch diese Partie, wird Pitt mit Sicherheit eines der renommierten New Years Six Bowl Games spielen dürfen. Es wäre die letzte Gelegenheit für Pickett, seinen Platz in der ersten Draft-Runde zu festigen und vielleicht sogar einen Push an die Spitze der Drafboards zu starten, da es dieses Jahr immer noch keine klare Nummer 1 unter den draftbaren Quarterbacks gibt.

Lincoln Riley bei USC wird den College Football verändern

Nach dem letzten Spieltag der regulären Saison ging es Schlag auf Schlag auf dem Trainermarkt. Zunächst verpflichtete Florida Louisianas Billy Napier. Die Gators hatten sich nach der Overtime-Pleite gegen Missouri von Dan Mullen getrennt und setzen nun auf einen Neuanfang unter Napier.

Napier ist der komplette Gegenentwurf zu Mullen. Während Letzterer ein hervorragender Gameday-Coach ist und schon einige Quarterbacks in die NFL gebracht hat, aber so gar keine Lust auf Recruiting hat, hat Napier ein starkes Händchen für die nächste Generation, ist aber nicht gerade bekannt für Spielerentwicklung. Es wird spannend zu sehen sein, ob dieser Weg reicht, um in der SEC wieder oben dabei zu sein.

Der große Knall gelang jedoch USC. Die Trojans schnappten sich niemand Geringeren als Lincoln Riley. Das Offensiv-Genie hatte Oklahoma in seinen fünf Jahren als Head Coach (zuvor eine Saison lang Offensive Coordinator) zurück zu altem Glanz verholfen, zwei Heisman-Gewinner (Baker Mayfield und Kyler Murray) geformt und zwischenzeitlich drei Jahre in Serie die Playoffs erreicht. In dieser Saison kam zwar erstmals leise Kritik an Riley auf, dass er Norman jedoch tatsächlich verlassen würde, glaubte eigentlich niemand. Schon gar nicht für einen anderen Job im College Football, Rileys nächster Schritt wurde eigentlich in Richtung NFL erwartet.

Nach der Niederlage im Bedlam gegen Rivale Oklahoma State hatte Riley sich zunächst noch zu OU bekannt und die Gerüchte um den LSU-Job abgeschmettert. Keine 24 Stunden später kam jedoch der Sprung zu USC. Ein heftiger Paukenschlag, ein Homerun für USC, der das Gleichgewicht im College Football mächtig verändern kann.

College Football: Riley bringt genau das mit, was USC braucht

Warum USC, das trotz seiner schlechten Ergebnissen in den letzten Jahren einer der besten drei Jobs im Land ist, hatten wir schon in den Thesen nach dem Saisonstart detailliert beleuchtet.

Riley bringt nun genau das mit, was USC bitter nötig hat: Er ist ein absolutes Ass als Rekrutierer, der einen Big-Time-Flair mitbringt.

Welchen Einfluss Riley auf das Rekrutieren hat, zeigte sich wenige Stunden nach seinem verkündeten Wechsel. Oklahoma stand an der Spitze der Recruiting Classes für den Jahrgang 2023, fast alle Star-High-Schooler dieser Klasse haben jedoch mittlerweile "de-comitted", allen voran Quarterback Malachai Nelson, der Top-Quarterback seines Jahrgangs.

Nelson ist das Sinnbild für das bisherige Problem USCs und warum Riley die Trojans ganz schnell nach oben führen kann. Nelson stammt aus Los Alamitos, keine 25 Minuten von USCs Campus entfernt, er wäre nach Young, Stroud und Corall der nächste Star-Quarterback gewesen, der die Heimat verlässt. Nur drei Tage später machte er jedoch den Flip zu USC perfekt und folgte Riley.

Rileys Ruf als Offensiv-Guru wird vor allem die zahlreichen Offensiv-Talente in Kalifornien zu USC holen, da besteht keine Frage. Hollywood kann sich auf eine explosive Offense voller heimischer Talente freuen.

Einziges Fragezeichen wird sein, ob Riley die Defense auch in den Griff bekommt. Die war in Oklahoma Jahr für Jahr der große Schwachpunkt und letztendlich auch der Grund, warum Riley eine 0:3-Bilanz in den Playoffs hat. Die Pac12 wird Riley auch ohne Defense dominieren können, ob es dann aber auch zum ganz großen Wurf reicht, muss auch Riley erst noch beweisen. Bei USC hat er nun jedoch alle Möglichkeiten, um Jahr für Jahr ganz oben mitzuspielen.

Am Dienstag war dann LSU dran, den Trainermarkt aufzumischen. Sie sicherten sich völlig überraschend die Dienste von Notre Dames Head Coach Brian Kelly. Kelly war vorher nie als potentieller Wechselkandidat genannt worden, hatte jedoch hinter den Kulissen wohl USC kontaktiert. Als sich USC dann für Riley entschied, griff LSU eben zu. Kelly hatte Notre Dame fünf Jahre in Serie zu zehn oder mehr Siegen geführt, stand mit den Fighting Irish erst letztes Jahr noch in den Playoffs.

Kellys Wechsel kam selbst für ihn ein wenig überraschend. Angeblich verließ er gerade das Haus einen Recruits, den er von Notre Dame überzeugen wollte, als der Wechsel dingfest gemacht wurde und verabschiedete sich von seinen Spielern nur per Gruppen-Email. Nicht die feinste Art - aber so ist das Geschäft eben.

Cristobal ist ein interessanter Name auf dem Trainerkarussell

Damit sind drei Top-Jobs vergeben, in Oklahoma und Notre Dame sind zwei neue frei gewoden und in Miami könnte noch einer frei werden. Oklahoma wurde von Rileys Abgang kalt erwischt und schoss erst einmal ins blaue: Der erste Name, der online die Runde machte, war Kliff Kingsbury von den Arizona Cardinals. Dass Kingsbury überhaut darüber nachdenken würde, den Job in Norman anzunehmen, kann man eigentlich vergessen. Mit den Cardinals ist er voll auf Playoffk-Krs und hat in Kyler Murray einen der jüngeren, aufstrebenden Quarterbacks zur Hand, mit dem das Titelfenster noch eine ganze Weile lang offen sein wird.

Das Bowl Game der Sooners wird zunächst OU-Legende Bob Stoops (von 1999 bis 2016 Head Coach, Meister 2000) interimsmäßig übernehmen. Aussichtsreichster Kandidat für nächste Saison scheint mittlerweile ein ehemaliger Stoops-Schützling zu sein: Brent Venables, derzeit bei Clemson der vielleicht beste Defensive Coordinator im College Football, war von 1999 bis 2011 unter Stoops schon DC in Oklahoma und könnte nun den Weg zurück nach Norman finden.

Zu viele Top-Kandidaten gibt es auch nicht mehr. LSUs ursprünglicher Wunschkandidat Mel Tucker hat bei Michigan State eine massive Vertragsverlängerung bekommen. Gleiches gilt für James Franklin (Penn State), Hugh Freeze (Liberty) und Mark Stoops (Kentucky).

Ein interessanter Name im Trainerkarussell könnte Mario Cristobal sein. Oregons Head Coach fährt noch gar nicht so lange auf dem Karussell mit. Hätten die Ducks nämlich die Playoffs erreicht, wäre eine Wechsel Cristobals nahezu ausgeschlossen gewesen. Doch Oregon verlor am vorletzten Spieltag gegen Utah und ist damit raus aus dem Playoff-Rennen, was diese Tür wieder geöffnet hat.

Nun kommt hinzu, dass Rileys Wechsel zu USC Cristobals Leben an der Westküste deutlich schwieriger machen wird. Cristobal ist ebenfalls einer der besten Rekrutierer und hat in den letzten Jahren massiv von USCs Problemen profitiert. Ob er diesen Erfolg nun fortsetzen kann, darf mehr als bezweifelt werden. Dazu ist die Marke USC einfach zu stark. Für einen Verbleib Cristobals sprechen, wie so oft im Leben, die finanziellen Ressourcen. Nike-CEO Phil Knight pumpt massiv Geld in Oregons Footballprogramm, Cristobal hat angeblich auch noch einen höchst lukrativen Sidedeal mit Knight.

Cristobal ist der feuchte Traum aller Miami-Fans. Hier muss zwar erst ein neuer Athletic Director ernannt werden, der dann über das Schicksal von Noch-Coach Manny Diaz entscheiden wird. Wäre Cristobal jedoch nur im geringsten offen für einen Abschied aus Oregon, stünde Miami sofort vor der Tür.

Käme das College mit einem halbwegs vergleichbaren Angebot, würde Cristobal Miami allen anderen Jobs wahrscheinlich vorziehen, denn Cristobal ist in Miami aufgewachsen, hat für die Hurricanes gespielt und dort seine Coaching-Karriere begonnen. Bevor jedoch irgendwelche Gespräche losgehen, können sich Cristobal und Oregon nochmal an Utah für das Playoff-Aus im Pac12 Championship Game rächen.

Das Trainerkarussell ist in voller Fahrt und dürfte sich noch eine Weile lang drehen. Mit Matt Campbell (Iowa State) und Lane Kiffin (Ole Miss) wären auch noch zwei weitere interessante Namen potentiell zu haben.

NFL Draft: 2022 wird das Jahr der Pass-Rusher

"Get a Quarterback or get to the Quarterback", also "hol dir einen Quarterback oder hol den Quarterback" ist eine der simpelsten Grundregeln für Erfolg in der NFL. Entweder man findet einen Quarterback oder man findet jemanden, der sich den gegnerischen Quarterback holt. Und wer beides hat, hat Titelchancen in der NFL. Bester Beweis waren die Tom Brady und Co. in der letzten Saison.

Die schwache Quarterback-Truppe im Draftpool wurde nun schon mehrfach besprochen. Es ist das Jahr der Pass-Rusher. Über den vielleicht besten Pass-Rusher Will Anderson hatten wir in den letzten Thesen bereits gesprochen. NFL-Teams mit frühen Draftpicks sind nur traurig, dass Anderson sich erst nächstes Jahr zum Draft anmelden kann.

Doch auch in diesem Jahr werden schon einige Teams einen mehr als fähigen Pass-Rusher draften können. Selten waren in einem Draft so viele herausragende Quarterback-Jäger dabei. Angefangen bei Oregons Kayvon Thibodeaux, der schon seit zwei Jahren als Top-5-Pick gilt, und Michigans Aidan Hutchinson.

Thibodeaux ist der Prototyp des NFL-Pass-Rushers. Seit seiner Freshman-Saison dominiert er die Pac12, auch wenn die Zahlen in dieser Saison vielleicht nicht gerade ins Auge springen. Teams bauen ihren gesamten Gameplan von Thibodeaux weg, dazu nerven ihn aktuell auch einige kleinere Verletzungen.

So richtig stechen daher Hutchinsons Stats hervor. 13 Sacks insgesamt, im großen Duell gegen Ohio State dominierte er mit drei Sacks. Vor allem die Auftritte auf höchster Bühne lassen Spieler auf den Draftboards nach oben Klettern - es gibt kaum eine größerer Bühne als Michigan gegen Ohio State. Und Hutchinson wird höchstwahrscheinlich noch die Playoffs als die Bühne zum Performen bekommen. Es ist seine Chance, sich sogar für den Nummer-1-Pick zu bewerben.

NFL Draft: Auch in der zweiten Runde noch Gamechanger?

Auch nach den absoluten Top-Picks werden einige Teams auf Pass-Rush-Suche fündig werden. FSUs Jermain Johnson zerreißt die schwache ACC, George Karlaftis (Purdue) dominiert in der BIG10, DeMarvin Leal (Texas A&M) und Kingsley Enagbare (South Carolina) sind nach Anderson die nächstbesten Rusher in der SEC. Zach Harrison (Ohio State) und Drake Jackson (USC) waren zu Saisonbeginn weit oben auf den Draftboards, konnten diese Saison aber nicht so dominieren wie gedacht. Ihre Anlagen und Fähigkeiten könnten dennoch zu großen NFL-Karrieren führen.

Es ist also für viele Teams etwas dabei. Gut möglich, dass man sogar in der zweiten Runde noch einen echten Gamechanger finden wird. Myjai Sanders (Cincy), Hutchinsons Gegenüber David Ojabo oder Oklahomas Nick Bonitto sind weiter Namen, die spätestens an Tag zwei der Draft gezogen werden. Mit starken Bowl Games, Pro Days und Combines könnten aber auch sie noch in die erste Runde rutschen.

Diese Fülle an Pass-Rushern gab es schon lange nicht mehr. 2021 wurde erst an Position 18 (Jalen Philipps zu den Dolphins) der erste Edge Defender gedraftet, so lange wird es in diesem Jahr ganz sicher nicht dauern. Und vielleicht bietet sich ja einfach kein Quarterback an, dann könnte nach Myles Garrett (2017) mal wieder ein Pass-Rusher an Nummer 1 gedraftet werden.

College Football: Die letzten zehn Nummer-eins-Picks im NFL Draft

JahrNamePositionCollege
2021Trevor LawrenceQuarterbackClemson
2020Joe BurrowQuarterbackLSU
2019Kyler MurrayQuarterbackOklahoma
2018Baker MayfieldQuarterbackOklahoma
2017Myles GarrettEdge DefenderTexas A&M
2016Jared GoffQuarterbackCalifornia
2015Jameis WinstonQuarterbackFlorida State
2014Jadeveon ClowneyEdge DefenderSouth Carolina
2013Eric FisherOffensive TackleCentral Michigan
2012Andrew LuckQuarterbackStanford