Wie könnte die Top-10 im kommenden Draft aussehen? Welches Team hat bisher die beste Rookie-Klasse zu bieten? Und könnte Gardner Minshew ein Starter sein?
Außerdem: Wer soll sich den finalen Playoff-Platz in der NFC holen? Und was fehlt den Bengals zum Topteam?
SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen nach Woche 13, wie gewohnt auch mit einigen zusätzlichen Fragen im Video-Mailbag.
Mailbag: Welches Team hat die beste Rookie-Klasse?
Michael Mertens: Welches Team hat für dich bisher die Rookie-Klasse, die am besten gespielt hat in dieser Saison?
Ich habe es mal auf drei Teams begrenzt, die Grenzen sind hier selbstredend sehr fließend. Aber ein paar Favoriten fallen dann doch auf.
Denver Broncos (wichtigste Picks: CB Patrick Surtain, RB Javonte Williams, OL Quinn Meinerz): Natürlich wird die Quarterback-Thematik immer über dieser Draft-Klasse schweben - zumindest falls Mac Jones' Entwicklung in New England so weitergeht, und erst recht falls Justin Fields Jones sogar noch überholt.
Aber darum soll es hier nicht gehen, und die Spieler, die Denver gedraftet hat, haben bisher kräftig eingeschlagen. Surtain spielt wie ein Nummer-1-Corner und hat bisher bei 65 (!) Targets nur 34 Catches zugelassen, bei vier Picks und sechs Pass-Breakups laut PFF. Williams ist genau der Kontakt-Bulldozer, der er im College war und Quinn Meinerz startet seit drei Wochen in der Line, wobei seine Physis vor allem im Run Game zu sehen war.
In der zweiten und dritten Reihe haben Defense-Rookies wie Baron Browning und vor allem Caden Sterns in limitierter Einsatzzeit einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Denver wird sich vermutlich noch eine Weile mit der Quarterback-Frage aus diesem Draft quälen lassen müssen, aber die Klasse für sich betrachtet sieht sehr gut aus.
Miami Dolphins (Jaylen Waddle, Jaelan Phillips, Jevon Holland): Die Dolphins - die natürlich auch sehr viel Kapital hatten - sind ein heißer Anwärter auf die bislang auffälligste Draft-Klasse. Waddle ist ein echter Difference-Maker, insbesondere mit Blick darauf, wie limitiert die Offenses dieses Jahr ist, ist der Speedster das einzige Element, welches diese Offense halbwegs konkurrenzfähig macht. Waddle hat den Deep-Speed, aber die Dolphins setzen ihn auch sehr gut in der Kurzpass-RPO-Offense ein, wo er Yards nach dem Catch machen kann.
Safety Jevon Holland spielt eine exzellente Saison, er ist einer der besten Defense-Rookies ligaweit in dieser Saison und mit seiner Flexibilität passt er auch ideal in Flores' Defense. Phillips hat eine gewisse Anlaufphase gebraucht, mittlerweile ist er fester Bestandteil des Pass-Rushs und steht bei 36 Quarterback-Pressures, davon 19 in den letzten fünf Spielen. Zweitrunden-O-Liner Liam Eichenberg wackelt so wie die gesamte Line, hatte aber definitiv auch schon einige Ausreißer-Spiele nach oben.
Philadelphia Eagles (DeVonta Smith, Landon Dickerson, Kenneth Gainwell): Smith ist alles, was sich die Eagles - die mit dem Downtrade eine gute Strategie gefahren sind und letztlich für ihre Geduld belohnt wurden - von diesem Pick erhoffen konnten. Ein spektakulärer Route-Runner, führt die Eagles mit weitem Abstand in Targets (80) sowie auch in Catches (50) und Receicing-Yards (701) an.
Dickerson derweil ist fester Bestandteil in der Starting-O-Line und seine Physis macht sich insbesondere im Run Game mehr und mehr bemerkbar. Gainwell gibt den Eagles ein explosives Receiving-Element aus dem Backfield und zuletzt gegen die Jets durfte er diese Explosivität auch im Run Game zeigen.
Dahinter hat Milton Williams als situativer Pass-Rusher seinen Rookie-Platz gefunden, genau wie Tarron Jackson. Die Eagles haben vielleicht am Ende abgesehen von Smith keine echten Difference-Maker in dieser Klasse, aber eine spannende Tiefe und potenziell mehrere Starter auf beiden Seiten des Balls gefunden.
Natürlich gäbe es hier noch weitere Optionen. Die Patriots haben mit Mac Jones den bisherigen Quarterback-Glücksgriff gelandet, Christian Barmore ist fester Bestandteil der D-Line- und Rhamondre Stevenson der Backfield-Rotation. Wäre Positional Value hier berücksichtigt, wäre New England allein durch Jones definitiv mit in der Liste. New England wäre, hätte ich das hier geranked, eine Art "3b".
Kansas City ist auch ein klarer Kandidat, angeführt von den herausragend spielenden Starting-O-Linern Creed Humphrey und Trey Smith wird mit dem bisherigen Impact seiner Rookie-Klasse sehr zufrieden sein. Die Chargers wären vermutlich in dieser Liste, wenn sich Asante Samuel nicht verletzt hätte. Tackle Rashawn Slater ist ein echtes Pfund, Samuel hatte bis zur Verletzung einen sehr guten Start, und mit Sechstrunden-Back Larry Rountree und Receiver Josh Palmer haben die Chargers sofortige Rotationsspieler gefunden.
Die Raiders suchen noch nach der richtigen Rolle für Alex Leatherwood, aber Trevon Moehrig und Nate Hobbs sind klare Stützen einer deutlich verbesserten Defense. Die Giants haben mit Kadarius Toney und Azeez Ojulari zwei perspektivisch klare Starter gelandet, Drittrunden-Corner Aaron Robinson könnte auch bald mehr Spielzeit erhalten.
Video-Mailbag: Hat Gardner Minshew Starter-Qualitäten?
Gardner Minshew lieferte in Vertretung für Jalen Hurts eine gute Partie gegen die Jets ab - könnte er eine Starter-Option sein? Womöglich auch für ein anderes Team?
Haben wir die Miami Dolphins unterschätzt? Müssen wir uns um Lamar Jackson Sorgen machen? Und was verrät uns Shanahans Vorgehensweise über die Quarterback-Situation in San Francisco?
Die Antworten gibt's im Video-Mailbag zu Woche 13.
Matthias: Wie sehr muss man sich - gerade Richtung Playoffs - Sorgen um die Cardinals-Run-Defense machen?
Arizona hat dieses Jahr ganz klar gezeigt, wie gut diese Defense aufeinander abgestimmt ist, wie gut die Kommunikation funktioniert, wie sicher die Defense auftritt - gegen den Pass. Das ist eindrucksvoll, vor allem weil Arizona weder einen Elite-Pass-Rush, noch eine spektakuläre Cornerback-Gruppe hat.
Gegen den Run ziehen sich Probleme durch die gesamte Saison. Das fiel in den meisten Spielen - Minnesota vielleicht am ehesten ausgenommen - nur phasenweise auf, weil Arizonas Offense genug punktete und die Defense den Pass gut stoppte, sodass Gegner nicht konstant beim Run Game bleiben konnten.
Aber wir kommen letztlich auf den Matchup-Faktor zurück, der die Playoffs irgendwo immer prägt. Sagen wir, Arizona bekommt den Nummer-2-Seed und muss in der Wildcard-Runde gegen die Vikings ran. Würde es mich wundern, wenn dieses Matchup den Cardinals größere Probleme bereiten würde als zum Beispiel die Cowboys in der Divisional-Runde? Nein. Auch wenn Dallas auf dem Papier natürlich das stärkere Team hat.
Unter dem Strich würde ich es so sagen: Wenn die Run-Defense Arizonas größtes Problem in den Playoffs sein sollte, sehe ich das Team immer noch in einer guten Ausgangslage, einfach weil die Cardinals dann immer noch Spiele und den Stil eines Spiels mit ihrer eigenen Offense bestimmen können.
NFL Mailbag: Way-too-Early Mock Draft 2022
Nico: Way-too-early Top-10 Mock Draft?
Vielleicht kurz zur Einleitung hier, um maximale Transparenz zu gewährleisten: Natürlich bin ich noch längst nicht so tief in dieser Draft-Klasse wie Anfang April, das ist also mehr als grobe Standortbestimmung: Wo sind die Elite-Talente? Wie passt das zu den Needs der Teams, die hoch picken könnten? Und wie könnte das den Draft-Prozess im Frühjahr beeinflussen?
Konkret auffällig ist, dass die Quarterback-Klasse wenig Qualität mitbringt, zumindest in der Spitze. Falls die Teams das ähnlich einschätzen, würde es für die Spitze dieses Drafts zwei Dinge bedeuten: Die Lions und Texans, die beide ganz am Anfang eines tiefgreifenden Umbruchs stehen, haben keinen Grund, einen Quarterback-Pick zu forcieren; diese Kader werden Zeit brauchen.
Und: Vermutlich wird dann auch kein Team sonderlich gewillt sein, teuer nach oben zu traden. Das passiert, in aller Regel zumindest, nur für einen Quarterback. Und auch wenn es gute Verteidiger an der Spitze gibt, so reden wir nicht von der Kategorie "Can't-Miss-Prospect" wie es ein Myles Garrett oder ein Chase Young auf der gleichen Position war.
Natürlich wird bis zum Draft noch viel passieren, und in vier Monaten werden manche Dinge sehr anders aussehen als heute. Aber die logische Schlussfolgerung aus alledem ist, dass vermutlich einige Verstärkungen für die Trenches vom Board gehen.
1. Detroit Lions (1-10-1): Aidan Hutchinson, Edge, Michigan. Hutchinson hat sich mit dem Spiel gegen Ohio State eine Menge Geld verdient - nicht dass er ohne diese Partie kein Top-10-Pick gewesen wäre. Hutchinson bringt athletisch alles mit, er hat auch statistisch eine exzellente Saison gespielt, er ist die Art High-Motor-Spieler und wirkt wie die Art Typ, der glänzend in das passt, was Dan Campbell in Detroit aufbauen will. Dass er aus Michigan kommt, ist dann noch die Kirsche auf der Torte.
2. Jacksonville Jaguars (2-10): Evan Neal, OT, Alabama. Die Jaguars haben in den vergangenen drei Jahren zwei Erstrunden-Picks in Edge-Rusher gesteckt, und auch wenn das per se kein Hinderungsgrund sein sollte, so denke ich zusätzlich, dass Jacksonville in erster Linie darauf aus sein wird, um Trevor Lawrence herum aufzubauen. Das bedeutet, eines der Top-Tackle-Prospects im Draft hier, und weitere Waffen mit den nächsten Picks.
3. Houston Texans (2-10): Kayvon Thibodeaux, Edge, Oregon. Galt lange als der sichere Nummer-1-Pick, und ich würde auch weiterhin nicht ausschließen, dass es am Ende so kommt. Tolle Explosivität, toller Bend, und auch Physis gegen den Run. Houston hat in dieser Saison am ehesten in der Defensive Line Fortschritte gezeigt, mit Thibodeaux könnte das 2022 eine sehr respektable Gruppe sein.
4. New York Jets (3-9): Derek Stingley, CB, LSU. Die Jets spielen dieses Jahr überraschend viel Man Coverage. Vielleicht liegt es daran, dass Robert Saleh seiner jungen Secondary möglichst wenig Kommunikation zumuten will? Oder will er eventuell seine Defense anders aufbauen? So oder so, die Jets werden mehr Qualität in der Secondary brauchen, und Stingley gibt ihnen einen potenziellen Lockdown-Corner.
5. New York Jets (via Seattle Seahawks): Kyle Hamilton, S, Notre Dame. Ich weiß, das ist bold, und ich weiß, dass es vermutlich anders kommen wird, und wenn nur aufgrund der Tatsache, dass Safeties kaum noch so hoch gedraftet werden und zwei Defensive Backs in der Top-5 zum gleichen Team umso überraschender wären. Aber davon ausgehend, dass Marcus Maye nicht gehalten wird, könnte der flexible Hamilton, der Safety-Reichweite mit Linebacker-Physis kombiniert, Saleh genau den Safety geben, den er für seine Defense braucht.
6. New York Giants (via Chicago Bears): Ikem Ekwonu, OT, NC State. Könnte in New York auch Guard spielen, falls die Giants auf Thomas und Peart außen setzen wollen. Mit seiner Power und Explosivität ein weiterer Baustein auf dem Weg, endlich wieder eine gute Line in blau zu präsentieren - unabhängig davon, welcher Quarterback (und welcher Running Back) dahinter spielt.
7. New York Giants (4-8): David Ojabo, Edge, Michigan. Die Giants haben mit Azeez Ojulari letztes Jahr bereits einen guten Pick getätigt, ein zweiter gefährlicher Edge-Rusher könnte die Front komplettieren. Vielleicht wird es nicht mehr Dave Gettleman sein, der hier im April die Entscheidungen trifft, aber sollte er es sein, wären zwei Top-10-Picks für die Lines of Scrimmage definitiv on brand.
8. Atlanta Falcons (5-7): George Karlaftis, Edge, Purdue. Die Falcons brauchen viele Dinge. Quarterback, Secondary, O-Line - aber wenn sie letztes Jahr keinen Quarterback als gut genug erachtet haben, dann vielleicht dieses Jahr ebenfalls nicht. Ein physischer Edge-Rusher, der auch nach innen rotieren kann, könnte an diesem Punkt aus Falcons-Sicht die Antwort sein - und ein guter Fit für Dean Pees' Defense.
9. Carolina Panthers (5-7): Matt Corral, QB, Ole Miss. Ich bin wirklich gespannt, wie die Liga am Ende mit dieser Quarterback-Klasse umgeht. Wir alle kennen das Spiel ja, letztlich werden hier fast immer am Ende doch noch Quarterbacks hoch gepusht werden und früher gehen als gedacht. Vielleicht ist hier aber wirklich der erste Sweetspot, und an diesem Punkt dürfte es kaum jemanden überraschen, wenn die Panthers das Team wären, dass den (zu frühen?) Quarterback-Run eröffnen würde.
10. Minnesota Vikings (5-7): Tyler Linderbaum, C, Iowa. Ja, Center gehen selten so hoch im Draft. Linderbaum aber könnte eine reelle Chance haben, und kaum ein Team sucht seit Jahren derart verzweifelt nach einem guten Starting-Center wie die Vikings.
Daniel: Wer soll den siebten Playoff-Seed in der NFC holen?
Davon ausgehend, dass die ersten sechs Seeds in dieser Frage - in irgendeiner Reihenfolge - an Tampa Bay, Arizona, Green Bay, Dallas, die Rams und San Francisco gehen: Ich würde die Eagles gerne im siebten Spot sehen.
Nach Minnesotas Niederlage gegen Detroit ist die Tür für dieses letzte Playoff-Ticket komplett offen, Washington hat sich mit seinem jüngsten Lauf an die Spitze dieser Gruppe gesetzt, aber auch aus der NFC South könnte noch ein Team einen Push machen, auch wenn ich das sportlich aktuell nicht sehe.
Minnesota hat immer noch mehr Upside, weil die Vikings im Passspiel in ganz andere Sphären vordringen können als Philadelphia in seiner aktuellen Version. Warum also die Eagles? Aktuell denke ich, dass Philly mit Jalen Hurts, der Offensive Line und dem in der heutigen NFL-Landschaft außergewöhnlichen offensiven Ansatz nicht nur ein frischer, unterhaltsamer Wind in den NFC-Playoffs wäre, sondern auch, dass sie tatsächlich für eine Überraschung sorgen könnten.
Bei den Vikings wissen wir gefühlt eher, wie dieser Film laufen würde. Washington wäre vermutlich die größte Wundertüte aus der Gruppe, aber mit weniger strukturell spannendem Aspekt. Eines dieser drei Teams wird vermutlich die letzte Wildcard in der NFC holen, wenn ich heute überlege, auf wen ich am Wildcard-Wochenende mit der größten Spannung warten würde, dann wäre es Philadelphia.
Burton77767: Was fehlt den Bengals zum Topteam?
Die simple Antwort wäre hier die Offensive Line. Hier muss Cincinnati sein Gesamtlevel anheben, was die Starter angeht, aber auch in der Tiefe. Das wäre der nächste Schritt, um die Offense in der Liga-Spitze zu etablieren; den Quarterback und die Waffen haben die Bengals.
Und das ist ja auch nachvollziehbar, wenn man sieht, wo die Bengals in ihrem Umbruch stehen. Wenn man es im Liga-Vergleich sieht, dann sind die Bengals ein Jahr hinter den Cardinals beispielsweise - nächstes Jahr sollte im idealen Verlauf die Saison sein, in welcher die Bengals ganz oben angreifen können.
Und so gesehen fehlt dann auch noch die Konstanz. Bei Burrow, bei Chase, in mehreren Teilen der Defense. Auch für den Coaching Staff könnte diese Saison sehr wichtig für die Entwicklung sein. Vielleicht überlegt man sich ja sogar, den gerade in Carolina entlassenen Joe Brady nach Cincinnati zu holen und ihn mit Burrow wiederzuvereinen?
Cincinnati hat viele kritische Puzzleteile bereits richtig hingelegt. Jetzt geht es darum, den nächsten Schritt zu machen. In der Kaderentwicklung, aber auch innerhalb des Teams. Und dann wird sich auch herausstellen, ob man den richtigen Trainerstab zusammengestellt hat.