Außerdem: Ist der Hype rund um die Patriots schon wieder vorbei? Und wer ist der beste junge Receiver aktuell in der NFL?
SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen nach Woche 16.
Mailbag: Welche Teams holen 2022 einen neuen Quarterback?
Flo: Bei welchen Teams sehen wir in der kommenden Saison neue Starting-Quarterbacks?
Wie eigentlich jedes Jahr wird das Quarterback-Karussell auch in der kommenden Offseason eine der prägenden Storylines sein. Und ich sehe durchaus ein Szenario, in dem einige Hochkaräter wechseln - während mehrere Teams, allen voran Carolina und Denver, aggressiv auf Quarterback-Suche sein werden.
Und dann gibt es die Teams mit klaren Fragen: Halten die Saints Jameis Winston und starten einen weiteren Versuch in dieser Richtung? Sind Jared Goff und Davis Mills den Lions, respektive den Texans, als Übergangslösung für diese Phase des Umbruchs gut genug? Könnten Teams wie die Raiders oder Vikings einen radikalen Umbruch einleiten und ihre Quarterbacks abgeben?
Und dann sind da natürlich die Packers. Ich hatte es zur Saisonmitte bereits gesagt, mein Eindruck ist, dass Aaron Rodgers nach all dem Drama der Offseason mittlerweile doch wieder ziemlich zufrieden ist in Green Bay. Ich denke nicht, dass Rodgers die Packers im Frühjahr verlässt.
Meine etwas konservativere Prognose sieht so aus:
- Denver Broncos: Wenn man eine positive Sache aus dieser Broncos-Saison mitnehmen will, dann wohl am ehesten, dass man Klarheit in zweierlei Hinsicht hat: Drew Lock ist nicht die Antwort - und das Team ist gut genug, dass man mit einem Game Manager wie Teddy Bridgewater kompetitiv sein kann. Allerdings ist eine Saison irgendwo im Liga-Mittelfeld natürlich nicht das Ziel, und so sollte Denver mit Nachdruck auf der Suche sein. Hier würde mich ein Veteran-Trade (Matt Ryan? Jimmy Garoppolo?) genauso wenig überraschen wie ein All-In-Move für Deshaun Watson oder Russell Wilson.
- Carolina Panthers: Wenn ich bei dieser Frage nur ein Team nennen müsste, bei dem ich mir absolut sicher bin, dann wären neben Pittsburgh nur die Panthers im Rennen. Die aktuellen Quarterback-Wechselspielchen sind für mich in erster Linie Ausdruck der Verzweiflung und der eigenen Fehler, welche Carolina im Umgang mit der wichtigsten Position über das letzte Jahr gemacht hat - egal, wie Matt Rhule das verkauft. 2022 wird ein Make-or-Break-Jahr für Rhule in Carolina sein, und angesichts des bisherigen Auftretens der Panthers gerade was die Quarterback-Position angeht, erwarte ich, dass kein Team aggressiver auf dem Quarterback-Markt sein wird. Deshaun Watson, Russell Wilson, Aaron Rodgers - wer auch immer am Ende der größte Name auf dem Markt ist, die Panthers werden ihn mit allem was sie haben umwerben.
- Pittsburgh Steelers: Selbst die größten Steelers-Fans dürften an diesem Punkt zugeben, dass es ein Fehler war, mit Roethlisberger nochmal einen Anlauf zu versuchen. Diese Offense ist in einem Ausmaß limitiert, das angesichts der sonstigen Umstände eigentlich nicht zu rechtfertigen ist. Ich gehe davon aus, dass Big Ben nach der Saison seine Karriere beendet; doch was die Steelers dann machen, da habe ich keine Idee. Könnte hier ein Spot für Garoppolo sein? Vielleicht für Bridgewater, Winston oder Mariota? Kommt ein Rookie Mitte der ersten Runde? Es ist ein reines Bauchgefühl, aber ich erwarte nicht, dass Pittsburgh im obersten Regal des Quarterback-Markts der kommenden Offseason mitmischt.
- Washington Football Team: In Washington hatte man gehofft, dass die Defense auf Top-10-Level spielt und dann ein Upgrade von Alex Smith zu Ryan Fitzpatrick reicht, um den nächsten Schritt und vielleicht sogar in den Playoffs Alarm zu machen. Beides ist nicht eingetreten, und während Taylor Heinicke ein unterhaltsamer Quarterback ist, der dir definitiv auch Spiele gewinnen kann, bleibt er für mich keine langfristige Antwort. Washington hat immer noch Talent auf beiden Seiten des Balls, aber das Team braucht ein klares Quarterback-Upgrade, um in der NFC einen Sprung machen zu können.
- Seattle Seahawks: Ich habe das in verschiedenen Varianten über die letzten Wochen bereits mehrfach gesagt: Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir in Seattle gerade das Ende einer Ära sehen und, dass die Seahawks nach dieser Saison Russell Wilson tatsächlich traden. Vielleicht nach Denver, vielleicht auch doch zu den Giants - der Punkt aus Seahawks-Sicht ist, dass dieses Team einen Umbruch braucht, aber dafür nicht die notwendigen Ressourcen hat. Ich halte es für eine faire Frage, ob Seattles Kader wieder schlagkräftig genug werden kann, bevor für Wilsons Karriere die Sanduhr abläuft. Und da sprechen wir ja noch nicht einmal von den schematischen und individuellen Problemen der Offense dieses Jahr. Vielleicht finden die Seahawks eine Übergangslösung wie Marcus Mariota - und ein Wilson-Trade markiert den Neustart.
Bei den Raiders und Vikings müsste es schon unerwartet wild zugehen, dass man einen derart radikalen Neustart einschlägt. Ich sage nicht, dass das die schlechteste Idee wäre - aber Teams in der NFL sind selten so drastisch. Die 49ers sind hier gewissermaßen eine eigene Kategorie, weil der Starter 2022 bereits jetzt im Team sein könnte. Und das in doppelter Hinsicht, zumindest ich bin längst über den Punkt hinaus, an dem ich irgendetwas darauf setzen würde, dass Shanahan Jimmy Garoppolo wirklich austauscht.
Die New York Giants wären ein klarer Kandidat für diese Liste, doch gerade am Sonntag berichtete Adam Schefter, dass Joe Judge und Daniel Jones 2022 noch bekommen sollen. Die Giants scheinen alles auf die Karte "Kontinuität" zu setzen.
Die NFC South derweil könnte eine große Wundertüte in dieser Thematik werden. Was, falls Brady doch Schluss macht? Ich erwarte das dieses Jahr noch nicht, aber wer weiß? Was machen die Saints, falls Winston woandershin geht? Gehen die Falcons schließlich doch auf ernsthafte QB-Suche? Selbst dann würde ich davon ausgehen, dass Matt Ryan als Starter in die Saison geht - es sei denn, ein Team zeigt ernsthaftes Trade-Interesse und die Falcons gehen doch mit einem Jahr Verspätung in den großen Rebuild.
Die NFC South ist die Division, bei der ich mir am ehesten vorstellen könnte, dass alle vier Teams den Quarterback austauschen.
Sireugalot: LaFleur ist der erste Coach, der in seine ersten 3 Saisons als Head Coach mit mindestens 12 Siegen beendet. Wie gut ist er für dich wirklich als Coach und wie viel der Siege liegen auch an Rodgers?
Wie eigentlich fast immer kann man das eine kaum vom anderen trennen. Wir alle haben Aaron Rodgers ja in den letzten Jahren unter McCarthy gesehen, und da war er mit einer Inkonstanz unterwegs, dass es schwer fiel, ihn noch zu den Elite-Quarterbacks zu zählen. Das änderte sich unter LaFleur, 2019 bereits in Ansätzen, vor allem dann aber 2020, als Rodgers der hochverdiente MVP wurde - ein Award, den er dieses Jahr vermutlich verteidigen wird, auch wenn er nicht auf dem gleichen Level spielt wie letztes Jahr.
Insofern ist LaFleurs Impact ganz klar ein tragendes Element in dieser Gleichung. Er hat der Offense den schematischen Floor gegeben, der unter McCarthy so eklatant gefehlt hat. Es hat etwas gedauert, bis das zwischen LaFleur und Rodgers so richtig Klick gemacht hat, aber dann sah man die eindrucksvollen Ergebnisse. Rodgers spielt deutlich besser als in den letzten Jahren unter McCarthy, und das liegt maßgeblich an LaFleur
Auf der anderen Seite muss man auch klar sagen, dass LaFleurs exzellentes Scheme nur deshalb auf einem so immens hohen Level funktioniert, weil Rodgers der beste Quick Passer in der NFL ist, und zusätzlich dazu die Big Plays auflegen kann. Es geht Hand in Hand; LaFleurs Offense wäre längst nicht so effektiv mit einem durchschnittlichen Quarterback, Rodgers profitiert von LaFleur aber ebenfalls ungemein - weshalb ich auch nicht denke, dass er die Packers nach dieser Saison verlässt.
Was den ersten Teil der Frage angeht: LaFleur ist für mich ganz klar ein Top-5-Head-Coach in der NFL, und weiterhin mein Pick für den "Coach of the Year"-Award.
Tino8Reukauf: Es wird ja viel von guten Offense-Teams gesprochen. Wie sieht es in der Defense aus, eine richtig klare Nummer 1 sehe ich da nicht. Welches Team war da über die Saison am stabilsten? Welche Defense könnte in den Playoffs zum Trumpf werden?
In Teilen steckt die Antwort schon in der Frage - es gibt keine klare Nummer 1, einfach weil Defenses instabiler und noch Matchup-abhängiger sind als Offenses, selbst in dieser Saison, in der Offenses ligaweit Probleme haben und Defenses einen besseren Zugriff finden.
Die Defense, die aktuell am stabilsten und gleichzeitig auch am spektakulärsten spielt, ist sicher die der Dallas Cowboys. Und es ist nicht schwer, hier das Rezept zu erkennen: Eine ultra-dominante Front, kombiniert mit einer aggressiven Secondary. Die Cowboys spielen viel Single High, viel Man Coverage und zwingen Quarterbacks, Bälle schnell loszuwerden und dann enge Fenster zu treffen. Ansonsten sagen Lawrence, Parsons und Gregory Hallo.
Auf die ganze Saison betrachtet war Dallas sicher nicht die stabilste Defense, aber das wäre mein Pick für die Defense, die in den Playoffs am ehesten einen Unterschied machen kann. Die Patriots können Matchup-bedingt ein ernsthaftes Problem darstellen, aber Matchup-bedingt auch vor größere Probleme gestellt werden. Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass die Bengals mit ihrer Receiver-Power und der Art, wie diese Offense funktioniert, New England Grenzen aufzeigen würde; während die Chargers mit ihrer offensiven Herangehensweise in diesem Matchup mehr Probleme bekommen könnten.
Es gibt keine Defense, die hier unabhängig vom Matchup über allem thront. Auch die Cowboys sind nach wie vor durch die Luft schlagbar, solange man um den Pass-Rush herumnavigieren kann. Aber Dallas wäre, gefolgt von den Rams, die um Donald und Ramsey herum einfach unheimlich unangenehm zu spielen sind, am ehesten meine Antwort darauf, welche Defense ein echter Trumpf in den Playoffs werden kann.