Der Schnee kam nicht während des Spiels, dafür aber Temperaturen um den Gefrierpunkt und Windgeschwindigkeiten von mehr als 42 Kilometern pro Stunde von einer Endzone zur anderen. Und das sollte sich schon früh bemerkbar machen.
Die ersten drei Angriffsserien des Spiels endeten allesamt in Punts - einer von Patriots-Punter Jake Bailey flog sogar nur 15 Yards. Allerdings machten die Hausherren, die das Spiel mit Rückenwind begonnen hatten, aus dieser Vorlage nichts. Vielmehr verloren sie bei einem Hand-Off zwischen Quarterback Josh Allen und Running Back Matt Breida einen Fumble, den die Patriots schnell eroberten. Kurz darauf gelang das erste Big Play beider Offenses: Pats-Running-Back Damien Harris fand nach Blocks von Isaiah Wynn, N'Keal Hary und Jakob Johnson eine Lücke und lief zu einem 64-Yard-Touchdown. Anschließend lief Brandon Bolden nach ähnlichem Play noch eine Two-Point Conversion in die Endzone.
Den Patriots gelang daraufhin direkt ein weiterer Stopp, doch kurz darauf passierte Harry ein fataler Fehler. Beim Punt gelang es ihm nicht, dem Ball in der eigenen Red Zone auszuweichen - das Leder traf seine Gesichtsmaske - und die Bills übernahmen an der gegnerischen 14-Yard-Linie. Ein Spielzug später feuerte Allen den Ball zu Gabriel Davis in die Endzone. Der Extrapunkt saß und so stand es plötzlich 8:7 für New England.
Die Patriots antworteten im zweiten Viertel - dieses Mal mit Rückenwind - mit einem zweiten guten Drive, beließen es letztlich aber bei einem 41-Yard-Field-Goal von Nick Folk. Anschließend dominierten erneut die Defensivreihen und es kam nicht zu weiteren Punkten bis zur Pause.
Bills vs. Patriots: Gäste verzichten fast komplett aufs Passspiel
Nach weiteren Punts konnte New England von Glück reden, dass Wide Receiver Stefon Diggs eine Bombe von Allen in der Endzone fallen ließ - der Ball flatterte allerdings auch gewaltig. Dann allerdings hatten auch die Bills Glück, dass ein äußerst fragwürdiger Personal-Foul-Call gegen Defensive Back Myles Bryant, der Allen auf dem Weg zum Marker ins Aus schubste, die Bills in die Red Zone brachte. Wenig später verkürzte Kicker Tyler Bass den Rückstand mit einem 35-Yard-Field-Goal auf einen Punkt Mitte des dritten Viertels.
Im Anschluss gelang es den Patriots, die Uhr bis zum Ende des dritten Viertels mit Gegenwind herunter zu spielen, verloren währenddessen jedoch den zuvor schon angeschlagenen Harris mit einer Oberschenkelverletzung. Zum Start des vierten Viertels ging es dann nach zwei Stuffs von Linebacker Matt Milano nur noch rückwärts für die Gäste, die sich dann trotz Red-Zonen-Trip mit einem weiteren Folk-Field-Goal, dieses Mal aus 34 Yards, begnügten.
Die Bills antworteten mit ihrer wohl besten Angriffsserie des Spiels, befeuert von einem starken Pass zu Stefon Diggs über 11 Yards und einen Scramble von Allen über 21 Yards. Doch in der Red Zone stolperte Allen nach Play Action über seinen eigenen Mitspieler und wurde kurz darauf von Matthew Judon endgültig zu Boden gebracht. Wenig später versuchte Bass ein Field Goal aus 33 Yards in den Wind, schoss jedoch rechts vorbei. Da waren noch 7:24 Minuten zu spielen.
Die Patriots hatten den Ball dann nur kurz und mussten erneut punten. Die Bills gelangten dann noch einmal in die Red Zone, wurden dort jedoch letztlich gestoppt - Bryant schlug den Ball vor der Goal Line zu Boden -, sodass die Patriots in Ermangelung an Timeouts der Bills die Uhr herunterspielten und damit ihren siebten Sieg in Serie einfuhren. Gleichzeitig behaupteten sie dadurch Rang 1 der AFC, die Bills wiederum fielen auf Rang 7 zurück.
Eine potenzielle Hiobsbotschaft für New England könnte derweil eine Knieverletzung von Safety Adrian Phillips sein, der vor dem finalen Bills-Play zu Boden ging und vom Platz begleitet werden musste.
Buffalo Bills (7-5) - New England Patriots (9-4)
Ergebnis: 10:14 (7:8, 0:3, 3:0, 0:3) BOXSCORE
Bills vs. Patriots - die wichtigsten Statistiken
- Eine klare Folge des Windes: Die Patriots versuchten in der ersten Halbzeit nur einen einzigen Pass - Mac Jones komplettierte selbigen über 12 Yards zu Jonnu Smith. Die Patriots sind damit das einzige NFL-Team, das seit 1978 nur einen Pass in der ersten Hälfte eines Spiels geworfen hat.
- Insgesamt versuchte Jones nur 3 Pässe im gesamten Spiel (2/3, 19 YDS). Das waren die wenigsten Passversuche eines Teams in der NFL seit die Bills 1974 nur zweimal gegen die Jets gepasst hatten.
- Die Patriots eröffneten das Spiel mit 10 designten Laufspielzügen in Serie. Das ist ihre längste Serie überhaupt unter Bill Belichick (seit 2000). Zudem ist es die längste derartige Serie in der NFL seit den Ravens 2018 in Lamar Jacksons erstem Start in der Liga.
- Harris' 64-Yard-Touchdown-Run ist der längste der Patriots in der Regular Season seit Curtis Martins 70-Yard-TD-Run in der Saison 1997. Allerdings gelang LeGarrette Blount 2013 in den Divisional Playoffs ein 73-Yard-Touchdown-Lauf gegen die Colts.
- Der Fehlschuss von Bass aus 33 Yards war dessen kürzester Fehlschuss in seiner NFL-Karriere. Zugleich war es sein erster Fehlschuss innerhalb von 40 Yards in dieser Saison.
Der Star des Spiels: Die Front der Patriots
Die Patriots trotzten den Bedingungen in Orchard Park letztlich besser. Sie verlegten sich von Beginn an aufs Ground Game und dominierten zumeist die Line of Scrimmage - auf beiden Seiten des Spiels! Offensiv ermöglichten sie es dadurch dem Run Game phasenweise zu dominieren, defensiv nahmen sie den Bills den Wind aus den Segeln. Das Grundprinzip New Englands, die Mitte des Feldes zu dominieren, setzte sich damit einmal mehr durch.
Der Flop des Spiels: Offense der Bills
Die Bills taten sich schwer und erzielten ihren einzigen Touchdown letztlich nach einem Special-Teams-Turnover der Patriots. Ansonsten funktionierte nicht viel. Das Run Game kam nicht in Tritt, das Passspiel nur gegen Ende des Spiels. Was aber besonders auffiel, war die Tatsache, dass Buffalo trotz der widrigen Verhältnisse nicht häufiger auf designte Runs von Josh Allen setzte, was auch gegen die starke Front New Englands hätte Lücken reißen können.
Analyse: Bills vs. Patriots - die Taktiktafel
Die Patriots setzten aufgrund des Windes in der ersten Hälfte primär auf Heavy-Sets und das Run Game in 22- und 13-Personnel mit O-Liner Michael Onwenu als sechstem O-Liner/Tight End. Allerdings liefen sie anders als zuletzt selten ihre Power-Konzepte nach rechts hinter Onwenu und Right Tackle Trent Brown. Meist ging es nach außen oder durch die Mitte über links. Ebenfalls half Wide Receiver N'Keal Harry häufig beim Blocking nahe der Line. Mac Jones warf entsprechend nur einen Pass in der gesamten ersten Hälfte - am Ende des ersten Viertels gegen den Wind.
Die Bills erkannten recht früh, was die Patriots vorhatten und stellten daher früh bis zu zehn Mann an die Line und spielten nur mit einem tiefen Safety. So auch auch beim Touchdown von Harris, wo Micah Hyde sein Ziel überschoss und so auch die letzte Chance auf den Tackle verpasste.
Die Bills setzten zu Beginn auch hauptsächlich aufs Run Game, ließen Allen aber auch den Ball werfen. Die Pässe gingen dann meist nach außen, um leichte Turnover über die Mitte durch Windeinfluss zu verhindern. Später gegen den Wind stellten sie auf viele Snaps in 13-Personnel um, um daraus zu laufen. Zudem wurde mit fortlaufender Spieldauer auf Run Pass Options und Read Options gesetzt, um Allen auch ins Run Game einzubeziehen.
Die Patriots wiederum spielten in der Front sehr diszipliniert und konzentrierten sich gerade bei den Edge-Verteidigern darauf, die Edges zu etablieren und Allen damit in der Pocket zu halten, was es den Defensive Tackles in der Mitte erlaubte, Druck zu erzeugen.
Die Patriots versuchten in der ersten Hälfte eine Punt-Return-Formation mit N'Keal Harry, der nie zuvor einen Punt in der NFL returniert hatte, als tiefem Returner mit dem etatmäßigen Return Man Gunner Olzsweski davor. Das Ergebnis war dann allerdings der Muffed Punt, der zum Touchdown von Gabriel Davis geführt hat. Danach sah man Harry nicht mehr bei Punt-Returns.
- Als die Bills später wieder hauptsächlich aufs Passspiel und 11-Personnel setzten, stellten die Patriots zeitweise auf 2-High-Looks um, setzten Adrian Phillips aber variabel ein und schoben ihn gegen den Run immer wieder vor zur Line. Zudem wurde gerade gegen Ende häufig zwischen Zone und Man Coverage gewechselt, was gerade bei Man zu mehr Freiraum für Scrambles von Allen führte sowie Eins-gegen-eins-Duelle außen.