Die Vikings erwischten den besseren Start und gingen nach Punts auf beiden Seiten durch einen 12-Yard-Touchdown-Pass von Kirk Cousins auf Justin Jefferson nach etwa 10 Minuten im Spiel in Führung. Jefferson war aus dem Slot eine Corner Route gelaufen und hatte dann nur noch einen Safety als direkten Gegenspieler. Anschließend erzwang Cornerback Cameron Dantzler einen Fumble gegen Quarterback Justin Fields, den die Vikings eroberten. Darauf folgte ein 37-Yard-Field-Goal von Greg Joseph zum Start des zweiten Viertels - ein Sack von Robert Quinn gegen Cousins bei 3rd Down verhinderte Schlimmeres.
Einen weiteren verlorenen Fumble der Bears bestraften die Gäste nicht. Vielmehr blieb den Bears gegen Ende der ersten Hälfte noch genug Zeit für ein Field Goal ihrerseits aus 34 Yards durch Cairo Santos. Und auch danach blieb Chicago das Glück hold, denn die Schiedsrichter übersahen ein klares Holding von Marqui Christian an Jefferson bei einem Deep Ball von Cousins. Jefferson ging zu Boden, sodass Bears-Safety Deon Bush leichtes Spiel für eine Interception hatte. Punkte gelangen Chicago dann aber doch keine mehr, denn ein 49-Yard-Field-Goal-Versuch ging daneben - auch weil Defensive Tackle Dalvin Tomlinson noch die Hand am Ball hatte. Pausenstand: 10:3 Vikings.
Nach einer brotlosen Auftaktserie der Bears zum Start der zweiten Hälfte legten die Vikings einen fast sechsminütigen Drive hin, der sie dank einer Personal-Foul-Strafe gegen Edge Rusher Trevis Gipson nach einem Stopp bei 3rd Down in die Red Zone beförderte. Dort fand Cousins dann Wide Receiver Ihmir Smith-Marsette für einen 7-Yard-Touchdown-Pass dank eines raffinierten Play-Designs: Smith-Marsette lief eine simple Corner-Route aus einer Tight-Formation, doch keiner hatte ihn auf dem Zettel, denn die Defense konzentrierte sich komplett auf Jefferson, der im Backfield aufgestellt war und eine Angle-Route Richtung Post lief und letztlich als perfekter Decoy fungierte.
Im Anschluss daran folgte eine bizarre Sequenz am Ende des dritten Viertels. Nach einem langen Punt von Bears-Punter Pat O'Donnell versprang Returner K.J. Osborn der Ball, den er dann an der eigenen 2 aufnehmen musste und letztlich an der 4 gestoppt wurde. Den Bears gelang dann ein Stopp und die Vikings punteten an der eigenen 13 bei 4th and 1. Den Bears gelang es dann sogar, besagten Punt abzufälschen, sodass man das Leder an der Vikings-30 zurückbekam.
Bears lassen zahlreiche Chancen liegen
Aus diesem Vorteil machten die Hausherren jedoch rein gar nichts. Vielmehr unterstrichen sie die eigene Planlosigkeit mit einem missglückten 4th and 1 an der 21. Fields wurde nach Play Action - ohne Back im Backfield - letztlich von Edge Rusher DJ Wonnum im Backfield per Sack gestoppt. Damit aber nicht genug, denn nach einer weiteren kurzen Serie der Vikings leistete sich Ersatz-Punt-Returner Damiere Byrd - Spezialist Jakeem Grant verließ das Spiel zuvor mit einer Gehirnerschütterung - einen Muffed Punt, den die Vikings eroberten. Es war bereits der dritte Turnover Chicagos im Spiel.
Danach punteten die Vikings abermals und standen sich dann mit zwei Personal Fouls an Fields - für einen harten Hit gegen den QB nach einem Slide flog Linebacker Eric Kendricks sogar vom Platz - selbst im Weg. Zudem erwachten die Bears ein wenig und Fields brachte ein paar längere Pässe an, sodass sich die Hausherren plötzlich sogar an der 7-Yard-Linie wiederfanden. In die Endzone schafften sie es aber dennoch nicht, zumal Cornerback Patrick Peterson zwei Pässe Richtung Cole Kmet und Jimmy Graham abbrach. Am Ende landete dann Darnell Mooney bei 4th Down haarscharf im Aus und somit fand auch diese Serie der Bears ein jähes Ende.
In der Folge drehten die Vikings an der Uhr und stoppten sogar noch einen Red-Zonen-Trip der Bears. Mit dem finalen Play des Spiels gelang den Bears dann aber doch noch ein Touchdown - ein 19-Yard-Pass von Fields auf Jasper Horsted, der keinen Einfluss mehr aufs Spiel hatte.
Chicago Bears (4-10) - Minnesota Vikings (7-7)
Ergebnis: 9:17 (0:7, 3:3, 0:7, 6:0) BOXSCORE
Bears vs. Vikings - die wichtigsten Statistiken
- Cousins' Touchdown-Pass auf Jefferson im ersten Viertel hatte 12 Air Yards. Damit hat Cousins nun 6 TD-Pässe auf Jefferson geworfen, die mindestens 10 Air Yards flogen. Das sind zusammen mit dem Duo Burrow-Chase (Bengals) die meisten in der NFL in dieser Saison.
Bei Cousins' zweitem TD-Pass auf Smith-Marsette waren beim Snap Cornerback Kindle Vildor und Safety Marqui Christian die nächsten Verteidiger. Doch beide konzentrierten sich nur auf Jefferson im Backfield, sodass Smith-Marsette letztlich beim Catch in der Endzone laut Next Gen Stats 6,3 Yards Abstand zum nächsten Verteidiger hatte.
- Die Bears erreichten fünfmal die Red Zone und machten daraus nur 9 Punkte.
- Cousins kam auf 87 Yards (12/24) - die wenigsten, die er jemals in einem NFL-Start aufgelegt hat.
Der Star des Spiels: DJ Wonnum (Edge Rusher, Vikings)
Die Offense der Vikings riss nicht unbedingt Bäume aus in diesem Spiel, doch die Defense präsentierte sich in starker Verfassung und Wonnum ragte dabei heraus. Er führte sein Team mit 3 Sacks, 5 Pressures und 8 Tackles an und machte damit locker sein bestes Spiel überhaupt seit er 2020 in die Liga kam.
Der Flop des Spiels: Matt Nagy (Head Coach, Bears)
Nagy ist für die Gesamtvorstellung verantwortlich. Und wie sich sein Team präsentierte, war vor allem offensiv einfach indiskutabel schlecht. Das Team wirkte weitestgehend planlos und das geht auch auf ihn als Play-Caller zurück. Alles war konservativ und berechenbar, Fields wurde wie früher im Jahr kaum mal gemäß seiner Stärken eingesetzt und war entsprechend wirkungslos. Zudem waren da diese zahllosen Fehler - die Rede ist von 3 Turnovers und natürlich 4 persönliche Strafen - eine davon sogar gegen Nagy selbst. So dürfte Nagys Zeit in der Windy City bald vorbei sein.
Analyse: Bears vs. Vikings - die Taktiktafel
Die Bears bekamen erstmals seit dem 8. November Defensive Tackle Akiem Hicks zurück. Und das hatte direkten Einfluss auf die Play-Calls der Vikings, speziell im Run Game. Wenn Hicks auf dem Platz stand, setzten die Vikings eher auf Outside-Zone-Runs. War Hicks dagegen an der Seitenlinie, wurden auch Läufe durch die Mitte gewählt.
Stichwort Play-Calling: Das Play-Calling der Bears fiel wieder in die Obhut von Head Coach Matt Nagy, da Offensive Coordinator Bill Lazor mit Corona nicht zur Verfügung stand. Und Nagy zeigte sich gerade zu Beginn erzkonservativ und setzte häufig auf Early-Down-Runs, die erwartungsgemäß nur selten effektiv waren. Zudem warf Fields in aller Regel sehr kurze Pässe - Screens und Underneath Routes -, die eigentlich immer weit vom Marker entfernt waren. Erst im vierten Viertel wurde es besser, als man das Tempo erhöhte. Doch da war die Begegnung im Grunde schon entschieden.
Ebenso - und das ist keine sonderlich neue Erkenntnis - ließen die Bears Play-Designs vermissen, die die Stärken von QB Justin Fields ausnutzen würden. Er wurde wie zu Beginn der Saison eher als klassischer Pocket Passer eingesetzt, es fehlten die designten Run-Spielzüge oder zumindest mal mehr Bootlegs. Wenn Fields selbst lief, dann waren dies eher spontane Scrambles.