Beide Offensiv-Reihen kamen nur schwer in Tritt im wohl letzten Heimspiel von Quarterback Ben Roethlisberger im Heinz Field. Nach einigen Punts gab Cleveland den Ball durch einen Turnover on Downs in der gegnerischen Hälfte ab. Im Gegenzug taten es die Hausherren ihnen gleich und scheiterten ebenfalls bei 4th Down in der gegnerischen Hälfte.
Danach allerdings schafften es die Steelers dann doch aufs Scoreboard - unter tatkräftiger Mithilfe der Browns. Nach einem Tackle bei 3rd Down von Jadeveon Clowney gegen Chase Claypool hatte der Verteidiger plötzlich den Schuh vom Receiver in der Hand und feuerte ihn übers Feld. Dafür gab es eine Strafe für Unsportsmanlike Conduct, die nicht nur den Steelers-Drive verlängerte, sondern jene auch noch in die Red Zone beförderte. Wenig später fand Roethlisberger dann Wide Receiver Diontae Johnson per Quick Slant in der Endzone. Touchdown Pittsburgh.
Die Steelers erhöhten noch auf 10:0 vor der Pause infolge einer Interception von Baker Mayfield zu Cornerback Ahkello Witherspoon, vergaben jedoch die Chance auf weitere Punkte, da sich auch Roethlisberger noch einen Pick in den Schlusssekunden der ersten Hälfte leistete.
Das dritte Viertel begann mit einem weiteren kurzen Drive der Browns und einem Punt. Die Steelers machten es besser und erreichten einmal mehr die Red Zone, in der sie sich jedoch einmal mehr mit einem Field Goal, dieses Mal aus 30 Yards, begnügten. Anschließend hieß es erneut Punt für die Browns, jener aber hatte Folgen, denn Steelers-Returner Ray-Ray McLeod ließ den Ball fallen und eroberte ihn nur mit Mühe vor der eigenen Endzone. Danach kamen die Steelers nicht weit und mussten ebenso unter heftigem Druck aus der eigenen Endzone punten, sodass die Browns nahe der Mittellinie begannen.
Browns: Kurzes Aufbäumen kommt zu spät
Und dann gelang ihnen tatsächlich mal ein vorzeigbarer Drive. Mayfield eröffnete mit einem 39-Yard-Pass auf Donovan Peoples-Jones und fand kurz darauf David Njoku für einen 3-Yard-Touchdown-Pass, der die Browns am Ende des dritten Viertels zurück ins Spiel brachte. In der Folge fingen sich die Hausherren und erhöhten die Führung nach einem Defensiv-Stopp erneut auf zwei Scores durch ein 50-Yard-Field-Goal von Boswell rund neun Minuten vor Schluss. Rund drei Minuten später durfte Boswell abermals ran und traf dieses Mal aus 48 Yards.
Die Browns zeigten in den Schlussminuten zwar noch ein letztes Aufbäumen und verkürzten 1:10 Minuten vor Schluss durch einen TD von Harrison Bryant, konnten die Niederlage jedoch nicht mehr abwenden. Najee Harris stellte schließlich den Endstand mit einem 37-Yard-Touchdown-Run her.
Durch diesen Erfolg halten die Steelers indes ihre theoretischen Playoff-Hoffnungen am Leben, brauchen jedoch Schützenhilfe in Woche 18.
Pittsburgh Steelers (8-7-1) - Cleveland Browns (7-9)
Ergebnis: 26:14 (0:0, 10:0, 3:7, 13:7) BOXSCORE
Steelers vs. Browns - die wichtigsten Statistiken
Johnsons Touchdown war der erste Touchdown der Steelers in einer ersten Halbzeit seit fünf Spielen.
Mayfield hat nun 55 Batted Balls an der Line und 55 Interceptions seit seiner Rookie-Saison 2019 in der NFL geworfen. Beides sind die meisten in der Liga in diesem Zeitraum. In diesem Spiel allein schlugen die Steelers fünf Bälle an der Line zu Boden.
Zwischen dem ersten und zweiten Viertel warf Mayfield zehn Incompletions in Serie. Das war die längste derartige Serie überhaupt in dieser NFL-Saison.
- Dies ist die 25. Niederlage in Serie für die Browns nach einem Rückstand von mindestens 8 Punkten zu irgendeinem Zeitpunkt im Spiel. Das ist die längste aktuelle Serie in der NFL.
- Mit seinen 4 Sacks im Spiel stellte T.J. Watt (Career-High) sein Konto auf 21,5 in dieser Saison - damit führt er nicht nur die NFL an, er ist auch nur noch einen von Michael Strahans Rekord aus der Saison 2001 entfernt. Insgesamt brachten es die Steelers als Team auf 9 Sacks und 14 QB Pressures.
- Roethlisberger (24/46, 123 YDS, TD, INT) warf für 2,7 Yards per Attempt und brauchte dafür 46 Passversuche. In der Geschichte der NFL gab es laut Pro-Football-Reference nur drei Spieler überhaupt, die ebenfalls auf weniger als 3 YPA mit mindestens 40 Passversuchen gekommen sind: Derek Carr 2016 (41 ATT für 2,85 YPA), Bruce Gradkowski 2006 (48 ATT für 2,90 YPA) und Jesse Palmer 2003 (43 ATT für 2,56 YPA).
Der Star des Spiels: T.J. Watt (Edge Rusher, Steelers)
Es war zwar Roethlisbergers Abend in seinem wahrscheinlich letzten Heimspiel, doch rein sportlich gesehen überragte zweifelsohne Edge Rusher T.J. Watt, der es auf 4 Sacks, 6 Pressures und 2 Batted Balls an der Line brachte. Er unterstrich damit nochmal nachhaltig seine Kandidatur als Defensive Player of the Year mit nun 21,5 Sacks.
Der Flop des Spiels: Baker Mayfield (Quarterback, Browns)
Es ging für die Browns um nichts mehr, aber das entschuldigt auch nicht die schwache Vorstellung von Mayfield (16/38, 185 YDS, 2 TD, 2 INT), der schlicht zu häufig falsche Entscheidungen traf, offene Receiver übersah und generell zu viele schlechte Würfe servierte. Kritisiert werden muss jedoch auch die Entscheidung von Head Coach Kevin Stefanski, der Running Back Nick Chubb nur sporadisch einsetzte, obwohl dieser in den Power-Konzepten äußerst effektiv war und die Steelers kaum Antworten darauf fanden. Jedoch nutzten die Browns diesen Vorteil kaum aus.
Analyse: Steelers vs. Browns - die Taktiktafel
Beide Teams spielten über weite Strecken sehr konservativ und setzten lieber aufs Run Game als aufs Passspiel. Und wenn sie passten, dann eher kurz. Die Steelers setzten dabei auf ihre mittlerweile üblichen RPOs, die Roethlisberger auch meist korrekt las. Konkret: Gegen 2-High-Looks wurde meist gelaufen, gegen Single-High-Looks dagegen aufs Passspiel gesetzt, um den Heavy-Boxes zu entgehen.
Interessant und entscheidend war daher eher, wie gerade die Browns teils selbstverschuldet Mismatches aus ihrer Sicht kreierten. Offensiv setzten sie auf Rookie James Hudson als Right Tackle und ließen ihn zumeist eins gegen eins gegen Watt antreten, womit der Rookie große Probleme hatte. Hier wäre ein zusätzlicher Blocker in welcher Form auch immer sicherlich sinnvoll gewesen.
Defensiv wiederum spielten die Browns meist in ihrer Base Defense, was vom Grundgedanken her natürlich Sinn ergab gegen das Run Game der Steelers. Doch das hatte eben auch des Öfteren zur Folge, dass dann eben ein Linebacker gegen einen Slot-Receiver antreten musste - ein klares Mismatch, das Roethlisberger auszunutzen wusste.