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Taktik-Analyse zum Super Bowl: Die Offense der Cincinnati Bengals - die jungen Wilden müssen es richten

SPOX-Redakteur Adrian Franke analysiert vor dem Super Bowl die Offense der Cincinnati Bengals.
© getty

Auf die junge Bengals-Offense wartet im Super Bowl die schwerste Prüfung: Können Joe Burrow, Ja'Marr Chase und Co. auch die Rams-Defense bezwingen? Dafür müssen sie das größte Mismatch im Super Bowl überwinden - und ihre jungen Wilden müssen über sich hinauswachsen.

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Unabhängig davon, was am Sonntag in Los Angeles passiert: Die Cincinnati Bengals sind die positive Überraschung dieser NFL-Saison.

Dass Cincinnati vorzeitig die Division gewinnen würde, dürften nur wenige auf dem Zettel gehabt haben. Dass sie im AFC Championship Game spielen würden, noch weniger. Und wer im August vermutet hat, dass die Bengals im Championship Game die Chiefs in Kansas City schlagen, hat darauf hoffentlich auch etwas gesetzt.

Die Bengals fühlen sich auch wenige Tage vor dem Super Bowl noch immer wie ein Team an, das seinem Zeitplan voraus ist. Das durch den Leistungssprung von Joe Burrow, durch eines der besten Receiver-Trios in der NFL und durch eine überraschend flexible Defense mehr Spiele gewonnen hat als gedacht.

Und natürlich gehört ein wenig Glück mit dazu. Wer weiß, wie die Division ausgeht, wenn die Ravens - und dann im Laufe des Jahres auch die Browns - nicht derart von Verletzungen geplagt sind? Wenn die Chargers statt den Raiders in die Playoffs einziehen, ist der gesamte Playoff-Weg für Cincinnati deutlich härter. Und wenn Tannehill nicht einen kompletten Meltdown in der Divisional Round hat, ist vermutlich in Tennessee Endstation.

Aber am Ende des Tages ist der Sport kein Konjunktiv, erst recht nicht, wenn in den Playoffs nur ein Do-or-Die-Spiel auf dem Programm steht. Die Bengals stehen im Super Bowl, das ist Fakt; jetzt lautet die entscheidende Frage: Kann Cincinnatis junge Offense gegen die Rams-Defense bestehen?

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Super Bowl: Die Bengals-Offense - die Basics

  • Cincinnati hatte nach den Rams die höchste Quote an 11-Personnel-Nutzung, also ein Running Back, ein Tight End und drei Wide Receiver. 77 Prozent ihrer Snaps verbrachten die Bengals in 11-Personnel (Liga-Schnitt: 61 Prozent) und waren daraus auch vergleichsweise explosiv. Laut Sharp Football Stats verzeichnete Cincinnati 8,9 Yards pro Pass aus 11-Personnel und lag damit fast zwei Yards über dem Liga-Schnitt. Die Bengals sind eine Spread-Offense, die ihre Receiver insgesamt merklich "breiter" aufstellt als die Rams das, wenn auch aus den gleichen Personnel-Groupings, machen.
  • Wenn die Bengals in 12-Personnel gehen, also mit zwei Tight Ends auflaufen, sind sie extrem Run-lastig. In 71 Prozent der Snaps aus 12-Personnel läuft Cincinnati den Ball hieraus und liegt damit signifikant über dem Liga-Schnitt.
  • Die Bengals generell sind im Liga-Mittelfeld was die Run-Frequenz bei Early Down angeht. Der Trend ging hier gegen Ende der Regular Season mehr Richtung Passspiel, ab Woche 15 etwa schien Zac Taylor den Ball - und damit das Spiel - häufiger bewusst in Burrows Hände zu legen. In den Playoffs und insbesondere gegen die Chiefs sah das dann wieder ganz anders aus.
  • Nirgends ist der Impact von Ja'Marr Chase deutlicher als im vertikalen Passspiel. Letztes Jahr brachte Burrow 18,8 Prozent seiner tiefen Pässe (mindestens 20 Yards Target-Tiefe) an, die schlechteste Quote in der NFL. 11,9 Prozent seiner Pässe flogen tief und er legte 6,1 Yards pro Pass (!) im vertikalen Passspiel auf.
  • Diese Saison? 40,3 Prozent Completions für 15,3 Yards pro Pass bei einer Deep-Passing-Quote von 12,2 Prozent. Ein gigantischer Sprung, und auch wenn Burrows Entwicklung im zweiten Jahr hier sicher auch eine Rolle spielt, so war es doch in erster Linie die Wiedervereinigung mit seinem College-Top-Target, dem Burrow blindlings vertraut und dem er Eins-gegen-Eins Downfield immer wieder Chancen gibt.
  • Es ist auffällig, wie statisch die Bengals-Offense agiert. Cincinnati hat eine der niedrigsten Quoten an designten Rollouts (5 Prozent), Burrows Play-Action-Quote lag laut PFF bei 19,8 Prozent - damit bewegte er sich auf Augenhöhe mit den Routiniers Ben Roethlisberger (18,5 Prozent) und Tom Brady (17,9 Prozent) im Liga-Keller. Auch was Pre-Snap-Motion und Run Pass Options angeht bewegte sich Cincinnati im unteren Liga-Drittel.
  • Das wiederum lädt viel auf den Schultern von Burrow und den Playmakern ab. Ebenfalls nur Big Ben und Brady hatten eine höhere Quote an Dropbacks wo sie den Ball weniger als 2,5 Sekunden lang halten als Burrow (54,3 Prozent), der in diesem Quick Game einer der besten Quarterbacks dieser Saison war.
  • Cincinnatis Offense ist keine, die mit einem außergewöhnlichen Scheme punktet, oder durch einen Top-Play-Caller in Kombination mit dem richtigen Waffenarsenal, wie es bei den Rams der Fall ist. Diese Offense lebt von Burrow, Chase, Higgins und Co., und das ist auch ein Grund dafür, dass sie ein wenig heiß- und kaltlaufen kann.
  • Die Bengals sind auch das einzige Team, das drei Wide Receiver ligaweit in der Top-40 in puncto Targets hatte.

Die Rams haben sich seit dem letzten Saison-Drittel abermals zu einer der besten Defenses in der NFL gemausert, nachdem sie diesen Status in der Vorsaison bereits innehatten. Die Säule der Defense ist eine dominante Front, welche durch den Trade für Von Miller komplettiert wurde, in Kombination mit Jalen Ramsey, einem der besten Cornerbacks in der NFL.

Los Angeles wird also verschiedene Ansätze haben, um zu versuchen, die Bengals-Offense vor Probleme zu stellen. Dabei wird ein Knackpunkt die Frage danach sein, wie aggressiv die Rams sein wollen - und umgekehrt die Frage, welche schematischen und auch individuellen Antworten Cincinnati mitbringt.