Immer mal wieder kommt es vor, dass ein eigentlich hoch veranlagter Spieler plötzlich nicht mehr seine Topleistungen bringt und in ein Loch fällt, ohne, dass es dafür konkrete Gründe gibt. Andere sind zwar immer noch gut, treten aber ein wenig auf der Stelle.
In vielen Fällen ist es dann so, dass ein Wechsel Wunder wirken kann und ein Spieler danach wieder aufblüht. Im Folgenden nennen wir zehn Spieler, auf die dies aktuell zutrifft.
NFL: Diese 10 Spieler brauchen einen Neuanfang
Jalen Reagor - Wide Receiver, Philadelphia Eagles
Jalen Reagor war der 21. Pick im Draft 2020 und damit sogar ein Pick höher als der hervorragende Wide Receiver Justin Jefferson von den Minnesota Vikings - eine Tatsache, die Eagles-Fans noch eine Weile lang wurmen dürfte. Denn die in ihn gesetzten Erwartungen hat Reagor seither nicht mal ansatzweise erfüllt.
Reagor gehörte zwar in der überwiegenden Mehrheit seiner bisherigen 28 Spiele für die Eagles - er verpasste fünf Spiele als Rookie - zu den Startern und stand auch in zwei Drittel der Snaps auf dem Feld. Doch lässt seine Produktion stark zu wünschen übrig.
Reagor unterbot im zweiten Jahr sogar seine 396 Receiving Yards aus der Rookie-Saison mit 299 - trotz sechs Spielen mehr!
Er fing bislang nur etwas mehr als die Hälfte der Pässe in seine Richtung (57,7 Prozent) und hatte im zweiten Yards eine Drop-Quote von sieben Prozent. Sicherlich waren auch nicht alle Pässe von Quarterback Jalen Hurts super präzise, doch größtenteils ist die schwache Leistung durchaus ihm selbst anzukreiden.
Nach zwei Jahren darf man Reagor daher durchaus als Draftbust bezeichnen. Doch was nun? Gehen die Eagles auch in ein drittes Jahr mit ihm und hoffen weiter auf Besserung? Oder braucht es tatsächlich einen Tapetenwechsel?
Die Eagles brauchen mehr Produktion aus ihrem Passspiel und Reagor scheint da nicht weiterzuhelfen. Zudem scheint er langsam unter dem Druck zu leiden, der von der Tribüne kommt - Fans in Philly sind bekanntlich nicht zimperlich im Äußern von Kritik und Unmut. Reagor bringt Speed und Explosivität mit, wäre aber wohl besser in eine reinen Role-Player-Situation aufgehoben.
Brandon Scherff - Guard, Washington Commanders
Scherff gehört seit Jahren zu den besten Guards der NFL. Doch anstatt daraus auch langfristig Kapital zu schlagen, hängt er, wenn man so will, in Washington fest.
Scherff wäre eigentlich schon zur Saison 2020 Free Agent geworden. Und da man sich nicht auf einen langfristigen neuen Vertrag einigte, wurde der Spieler per Franchise Tag gehalten. 2021 dann das gleiche Spiel - erneut Franchise Tag!
Das ist zwar für ein Jahr äußerst attraktiv - Scherff kassierte dadurch in den vergangenen zwei Jahren rund 32 Millionen Dollar, was gerade für einen Guard sehr gutes Geld ist. Ein weiterer Franchise Tag würde Scherff knapp 26 Millionen Dollar garantieren und dürfte kaum eine ernsthafte Option sein.
Doch machten die gescheiterten Verhandlungen mit dem Team eben auch deutlich, dass er eigentlich lieber woanders spielen würde.
Dafür spricht, dass Washington Scherff im Vorjahr sogar ein Angebot unterbreitet haben soll, das ihn zum bestbezahlten Guard der NFL gemacht hätte. Er lehnte ab. Und da Scherff in den vergangenen vier Jahren insgesamt 22 Spiele verpasst hat, sollte es klar sein, wohin die Reise geht - raus aus D.C.!
Allen Robinson - Wide Receiver, Chicago Bears
Allen Robinson gehört ohne Frage zu den talentierteren Wide Receivern in der NFL. Und mit seinen 28 Jahren wird er jetzt zum zweiten Mal Free Agent, nachdem ihn die Bears 2021 noch mit dem Franchise Tag gehalten haben.
Was man jedoch über Robinson nicht sagen kann, ist, dass er sonderlich gutes Timing hätte. Und auch das Glück ging ihm bislang ab. Er spielte in der abgelaufenen Saison seine wohl schwächste ganze Spielzeit in der NFL seit dem Rookie-Jahr 2014 in Jacksonville.
Er verpasste zwar auch sechs Spiele, doch seine Durchschnitts-Zahlen waren durch die Bank schwach, was natürlich auch damit zusammenhing, dass es den Bears als Ganzes nicht gelang, Rookie-Quarterback Justin Fields in eine Position zu bringen, in der er seine besten Leistungen bringen könnte. Doch Robinson selbst war eben auch nicht so explosiv und effizient wie sonst, Darnell Mooney lief ihm intern den Rang ab.
Sein zweites großes Manko waren bislang die Quarterbacks, mit denen er spielen musste. Wir reden hier von Koryphäen wie Blake Bortles, Mitchell Trubisky oder auch Nick Foles - nicht Playoff-Nick-Foles, sondern Otto-Normal-Nick-Foles! Dass er dennoch eine durchaus produktive Karriere hingelegt hat, spricht daher umso mehr für Robinson.
Die Bears werden ihn nach der Vorsaison kaum nochmal per Franchise Tag halten, sodass Robinson dieses Mal frei wählen kann, wie es weitergeht. Allerdings könnte sein langfristiges Zuhause noch auf sich warten lassen, denn ihm droht ein kurzfristiger Prove-it-Vertrag, wenn es schlecht läuft auf dem Markt.
Und dann steht eine Frage über allem: War 2021 das Resultat einer frustrierenden Saison sowie einer in sich nicht stimmigen Offense? Oder beginnt für Robinson jetzt die Phase seiner Karriere, in der er nicht mehr der dominante Top-Receiver sein kann?
Trey Flowers - Edge-Rusher, Detroit Lions
Erinnert sich noch jemand an Trey Flowers? An den disruptiven Verteidiger Trey Flowers, der in Super Bowl LI 2,5 Sacks hatte und in Super Bowl LIII ebenfalls mithalf, die Vitrine der New England Patriots weiter aufzufüllen? Der Trey Flowers, der 2019 für die damalige Wahnsinnssumme von 90 Millionen Dollar (50 Mio. garantiert) zu den Lions gewechselt war?
Jener Spieler ist in den vergangenen zwei Jahren in der Versenkung verschwunden. Sicherlich kam auch Verletzungspech dazu - von 33 möglichen Spielen verpasste er 19. Doch insgesamt ging seine Produktion auch merklich zurück. Das mag auch am Scheme und am Talent um ihn herum gelegen haben, doch insgesamt darf man diese Verpflichtung in Detroit schon jetzt als herbe Enttäuschung verbuchen.
Bei den Lions geht es unter Head Coach Dan Campbell zwar scheinbar wieder bergauf, doch ob Flowers ein Teil des Aufschwungs sein wird, ist zumindest fraglich. Eine Entlassung wäre zwar teuer, würde jedoch rund zehn Millionen Dollar an Cap Space freimachen, ein Trade sogar zwölf.
Letztlich braucht Flowers vor allem eine gesunde Saison, um wieder an seine früheren Leistungen heranzukommen. Und vielleicht auch ein neues Team, eine neue Umgebung. Denn Flowers wirkt festgefahren.
O.J. Howard - Tight End, Tampa Bay Buccaneers
Einst als verheißungsvolles Talent und Erstrundenpick in die Liga gekommen, ist es in den vergangenen Jahren still geworden um O.J. Howard. Vor allem warfen ihn Verletzungen immer mal wieder zurück.
Seine schlimmste Verletzung war der Achillessehnenriss 2020. Doch selbst, wenn er fit war, gelang es ihm bislang kaum, sein volles Potenzial auszuschöpfen. Entsprechend kam er bislang auch nicht an seine starke Produktion der ersten zwei Spielzeiten mit insgesamt elf Touchdowns heran.
2021 war sogar seine erste Saison, in der er alle Saisonspiele absolvierte. Und dennoch bekam er keinen Fuß auf die Erde. Für ihn standen lediglich 14 Receptions (21 Targets) für 135 Yards (TD) zu Buche.
Sehr wenig für einen Spieler seines Kalibers. Jedoch wurde er in den vergangenen Jahren nicht nur durch die Ankunft von Rob Gronkowski zurückgeworfen. Auch Cameron Brate überholte ihn schon vor längerer Zeit in der Depth Chart.
Eine Zukunft in Tampa dürfte auch mit Gronkowskis wahrscheinlichem Abgang ausgeschlossen sein. Er ist daher eine interessante Buy-Low-Option, der für einen Einjahres-Prove-it-Deal zu haben ist. Das macht ihn zu einem überschaubaren Risiko mit der Chance, einen Steal zu landen. Vielleicht hilft ein neues sportliches Umfeld dabei, die Karriere doch noch zurück in die Spur zu bringen.