Quarterback ist die mit Abstand wichtigste Position im Football. Wer einen Top-Quarterback hat, darf sich glücklich schätzen und ist grundsätzlich in der Lage, erfolgreich zu sein - sprich: wenigstens um die Playoffs mitzuspielen. Wer keinen hat, muss dagegen zusehen, einen solchen so schnell wie möglich zu bekommen.
Der langfristig ideale Weg, um dies zu bewerkstelligen, ist der Draft. Und völlig losgelöst davon, dass die QB-Klasse von 2022 eher niemanden vom Hocker reißen wird, werden auch in diesem Jahr Quarterbacks relativ weit oben im Draft gezogen werden, verbunden mit der Hoffnung, das er der Heilsbringer für die kommenden zehn Jahre sein kann.
NFL Draft 2021: Quarterbacks in Runde 1
Draft-Position | Spieler | Team | QBR |
1. | Trevor Lawrence | Jaguars | 33,5 |
2. | Zach Wilson | Jets | 28,2 |
3. | Trey Lance | 49ers | 33,4 |
11. | Justin Fields | Bears | 26,4 |
15. | Mac Jones | Patriots | 50,9 |
Im Vorjahr wurden gleich fünf Quarterbacks in Runde 1 gezogen, drei weitere an Tag 2 und zwei am dritten Tag des Drafts. Und die kurzfristige Entwicklung derer lässt durchaus Rückschlüsse ziehen darauf, was zu beachten ist, wenn man einen Quarterback im Draft zieht.
Was sollten Teams bedenken? Was beeinflusst die Entwicklung des QBs - und bei welchen Teams wären die künftigen Rookies am besten aufgehoben?
Eine gute Gesamtsituation ist essentiell für die Entwicklung
Es gibt diese Phrase, "Bad Teams stay bad", die sich scheinbar immer wieder bewahrheitet. Und das fängt meist ganz oben an. Schlechte Teameigner sind keine gute Grundlage für Erfolg. Ebenso wenig hilft es, wenn solche Teameigner zielsicher alle paar Jahre Funktionäre engagieren, die nicht gut genug sind für ihren Job - um diese dann regelmäßig wieder auszutauschen.
Ohne hier jetzt jedes Negativbeispiel rauszuholen, aber jemand mit einer Bilanz wie Trent Baalke, der bereits den zwischenzeitlichen Niedergang der 49ers nach dem Höhenflug unter Jim Harbaugh vor rund zehn Jahren mitverantwortet hat, sollte nicht die Schlüssel zum Schloss bei einer anderen Organisation gereicht bekommen.
Denn was folgte daraus? Die Jaguars verpflichteten mit Urban Meyer einen Head Coach, der rückblickend betrachtet von Tag eins an ein Desaster war. Und das gilt vollends auch für seinen offensiven Coaching Staff, der gespickt war mit Leuten, die anderswo schon durch schlechte Arbeit aufgefallen waren - allen voran Brian Schottenheimer und Darrell Bevell, deren Ansichten von Offensivspiel antiquiert sind.
Das Sportportal The Ringer hat zu Beginn der Vorsaison Nachforschungen angestellt zur Frage, was für Teams in der Regel eine hohe Trefferquote aufweisen, wenn es darum geht, gute Quarterbacks zu draften. Unterschieden wurde in "gute" und "schlechte" Teams, also solche, die zuvor positive Bilanzen hatten und sogar die Playoffs erreichten, und solche, die mehr Spiele verloren als sie gewannen.
Wenig überraschend lag die Trefferquote bei den guten Teams bei rund zwei Drittel, die der schlechten nur bei einem Drittel, was das Picken von guten QBs angeht. Dabei wäre die Trefferquote der guten Teams sogar bei fast 83 Prozent - die Rede ist übrigens im Zeitraum von 2011 bis 2018 - gelegen, wenn John Elway nicht Brock Osweiler, Paxton Lynch und Trevor Siemian nach Denver geholt hätte. Das nur am Rande.
Cam Newton als positive Ausnahme
Hinzu kommt, dass in besagtem Zeitraum nur eines der "schlechten" Teams durch einen im Draft geholten Quarterback großen Erfolg gehabt hat - die Panthers, nachdem sie Cam Newton 2011 an erster Stelle gezogen hatten. Sie erreichten in der Saison 2015 den Super Bowl. Doch ansonsten hielt sich der Erfolg dieser Teams eher in Grenzen.
Jacksonville durfte man getrost vor dem vergangenen Draft als schlechtes Team einstufen, nach damals drei Saisons mit negativer Bilanz in Serie und einer 1-15-Saison 2020. Und die Jaguars bestätigten diesen Trend 2021 mit Lawrence.
Wie gut er wirklich sein kann, sahen wir eigentlich erst gegen Saisonende und auch dann nur in Ansätzen. Keiner weiß schon jetzt, ob das in Zukunft so bleiben wird. Es ist durchaus möglich, dass Lawrence mit einer klareren Strategie, besserem Coaching und besseren Mitspielern aufblühen wird und sein großes Potenzial aufs Feld bringt. Doch 2021 war er unter den gegebenen Umständen keine große Hilfe.
Gleiches gilt für Zach Wilson bei den New York Jets. Zwar dürfte hier die Qualität im Coaching größer gewesen sein, doch fehlte es eben mindestens mal an Erfahrung. Weder Head Coach Robert Saleh noch Offensive Coordinator Mike LaFleur hatten zuvor in ihrer jeweiligen Position gearbeitet. Zudem gab es gerade zu Saisonbeginn keine ernsthafte Alternative zu Wilson, der folglich sofort startete und große Probleme hatte.
Der Dritte im Bunde, der ein durchwachsenes erstes Jahr hinlegte, war Justin Fields in Chicago. Er startete nicht von Beginn an, doch auch recht zeitig. Was jedoch deutlich wurde, war, dass der Coaching Staff der Bears um Matt Nagy keinen wirklichen Plan hatte, wie man die einzigartigen Fähigkeiten Fields' gewinnbringend einsetzen könnte. Entsprechend passte wenig zusammen.
Mac Jones: Bester Rookie-Quarterback 2021
Dass es auch anders gehen kann, zeigte derweil Mac Jones in New England. Zwar war er auf vielen Draft Big Boards eher die Nummer 3 bis 5 der QB-Hackordnung, doch spielte er die mit Abstand beste Saison aller Rookie-Quarterbacks 2021. Dabei geholfen hat sicherlich ein etabliertes System der Patriots, gestützt durch Head Coach Bill Belichick und Offensive Coordinator Josh McDaniels.
Klar hatten auch die Patriots eine Losing Season 2020 (7-9), doch das dürfte zuvorderst dem schwachen Personal geschuldet gewesen sein nach dem Abgang von Tom Brady. 2021 hatte man wieder deutlich mehr Qualität auf dem Feld, wovon Jones von Tag eins an profitierte, auch wenn man für ihn die Offense eher zögerlich öffnete zu Beginn.
Neben dem Coaching hilft es auch, gute Mitspieler auf dem Feld zu haben. Eine stabile Offensive Line, gute Receiver und dergleichen. Der QB ist der zentrale Punkt, aber selbst kann sich auch der Beste nicht den Ball zuwerfen. Es spricht also zumindest einiges dafür, vielleicht erstmal ein Gerüst aufzubauen und dann den QB zu holen.
Beispiele, die dies unterstreichen, sind etwa die Philadelphia Eagles, die 2017 den Super Bowl gewannen. Ihr Kader war bereits vor Carson Wentz' Ankunft auf hohem Niveau unterwegs - das wird deutlich dadurch, dass selbst mit Backup Nick Foles der ganz große Wurf gelang. Ähnlich verhielt es sich mit den Chiefs, bei denen Patrick Mahomes nach einer sehr ordentlichen Saison mit Alex Smith übernahm und damit in ein schon sehr gut funktionierendes Gefüge hinein kam.
Generell lässt sich also sagen, dass Teams gut daran tun, schon vor dem QB ihre Hausaufgaben zu machen und für ein stabiles Fundament zu sorgen. Dazu gehört ein fähiges Front Office, ein innovativer und qualifizierter Coaching Staff und eben ein Kader, der dem neuen QB helfen kann und nicht zur Bürde wird.