College Football Saison Preview: Diese Draft-Talente müsst ihr jetzt schon kennen

Von Adrian Franke
29. August 202209:59
SPOX stimmt euch ein auf die kommende College-Saison.getty
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College Football ist zurück! Woche 1 beginnt am Donnerstagabend, am Samstag dann steigen die Schwergewichte mit ein. Doch welche Teams bilden in diesem Jahr den engsten Contender-Kreis? Und welche Stars sollte man für den kommenden Draft schon kennen?

SPOX stimmt euch ein auf die College-Saison, mit drei übergreifenden Fragen zur neuen Spielzeit.

1. Welche Teams sind die Topfavoriten?

Alabama Crimson Tide

Georgia ist der Titelverteidiger, doch wie so häufig beginnt diese Liste nicht nur für die Buchmacher einmal mehr mit Alabama. Und Bama ist dabei interessant, denn einerseits hat das Team von Nick Saban zwei mögliche Top-5-Picks im kommenden Draft in seinen Reihen - andererseits aber ist es davon abgesehen ein auffällig ausgeglichenes Team, ohne die offensichtlichen Star-Receiver-Talente oder den nächsten Tackle-Superstar in den Startlöchern.

Die beiden Guards Emil Ekiyor und Javion Cohen sind die Fixpunkte in einer Line, die ansonsten im Umbruch ist, und das Wide Receiver Corps hat mit Jameson Williams und John Metchie seine beiden Säulen verloren. Umso stärker wird Quarterback Bryce Young im Fokus stehen: Kann er eine Offense, die ein wenig auf Identitätssuche und auf der Suche nach den nächsten Leistungsträgern ist, anführen und in eine Top-Unit formen? Das würde seine Draft-Aktien noch weiter in die Höhe schießen lassen, falls das überhaupt möglich ist.

Young hat eine echte Chance, der erste gepickte Quarterback im kommenden Draft zu sein - doch es besteht wenig Zweifel daran, dass Will Anderson als der beste Spieler jener Klasse zumindest in die Saison startet, und schon einiges passieren müsste, sollte er im April nicht als der erste Nicht-Quarterback ausgewählt werden.

101 Tackles, insgesamt 31 Tackles for Loss bei 17,5 Sacks - das waren Andersons absurde Stats im Vorjahr. Er geht als der Elite-Pass-Rusher in die kommende Saison, und setzt sich seine Dominanz fort, hat er, je nach Draft-Reihenfolge, eine legitime Chance, als Nummer-1-Pick ausgewählt zu werden. Mit unter anderem Jordan Battle und Kool-Aid McKinstry hat auch die Secondary High-End-Talent - und jede Menge Erfahrung. Sabans Defense sollte - Schocker - stark sein.

Mögliches Schlüsselspiel in der Regular Season: vs. Texas A&M (8. Oktober).

Georgia Bulldogs

Abgesehen von Cincinnati hatte keine Schule einen auch nur vergleichbaren Aderlass durch den vergangenen Draft. Travon Walker, Jordan Davis, Quay Walker, Devonte Wyatt, Lewis Cine - und das waren nur die Verteidiger, die in Runde 1 ausgewählt wurden. Dahinter folgten unter anderem George Pickens, James Cook und Nakobe Dean, und insbesondere von der historischen Defense ist plötzlich nicht mehr viel übrig.

Es wäre weder fair, noch realistisch, zu erwarten, dass die 2022er Defense das Vorjahres-Level fortsetzen kann. Doch das heißt nicht, dass in dieser Unit kein Talent mehr zu finden ist: Defensive Tackle Jalen Carter ist für sich betrachtet ein klarer Kandidat für einen Top-5-Pick und könnte der nächste Non-Quarterback sein, der nach Will Anderson ausgewählt wird.

Die Inside-Linebacker-Gruppe wird komplett neu zusammengebastelt werden müssen, dafür aber geht Cornerback Kelee Ringo in seine zweite Saison als Starter und wird als einer der potenziellen Top-Cornerbacks im kommenden Draft gehandelt. Die Defense bringt immer noch jede Menge Qualität mit, auch Superstar-Kandidaten - trotzdem wird die Offense einen größeren Teil der Last schultern müssen, will Georgia seinen Titel verteidigen.

Hier herrscht zumindest auf der Quarterback-Position Kontinuität: Stetson Bennett kehrt für seine insgesamt sechste (!) College-Saison, fünf davon bei Georgia, zurück, auch wenn er erst im Laufe der vergangenen Spielzeit den Starter-Job erobern konnte. Georgia hat außerdem auch nach den Abgängen von James Cook und Zamir White einmal mehr ein tiefes Backfield sowie Top-Tight-End Brock Bowers. Kann Georgia auf dieser Seite des Balls einen Schritt nach vorne machen?

Mögliches Schlüsselspiel in der Regular Season: at Kentucky (19. November).

Ohio State Buckeyes

Während Alabama mit zwei Ausnahme-Talenten sowie ansonsten maximal ausgeglichen daherkommt, und Georgia zumindest eines der Elite-Prospects aus der 2021er Defense in Kombination mit einer tiefen Offense an den Start bringt, könnte Ohio State das Team sein, das den College Football in der kommenden Saison in puncto spektakuläre Passing-Game-Auftritte anführt.

Beziehungsweise, mehr noch: Ohio State sollte das Team sein, dem das gelingt. Denn das Talent der Buckeyes in der Passing-Offense ist herausragend, angefangen mit Quarterback C.J. Stroud, der neben Alabamas Bryce Young der Topfavorit ist, um als erster Quarterback im kommenden Draft sehr hoch ausgewählt zu werden.

Und im Gegensatz zu Young hat Stroud ein hochgradig besetztes Waffenarsenal zu seiner Verfügung: Receiver Jaxon Smith-Njigba fiel bereits regelmäßig auf, wenn man für den vergangenen Draft seine Teamkollegen Chris Olave und Garrett Wilson scoutete, während dahinter Marvin Harrison Jr. nicht nur ein physischer Freak ist, sondern generell als klarer Breakout-Spieler bereits mit den Hufen scharrt.

Harrison wird frühestens 2024 in den Draft gehen, doch Smith-Njigba könnte einer der Top-3-Receiver sein, der im nächsten April vom Board geht. Running Back TreyVeon Henderson kehrt als Homerun-Hitter nach 19 Total Touchdowns im Vorjahr ebenfalls zurück.

Ohio States Offense war bereits letztes Jahr spektakulär, und obwohl man zwei Erstrunden-Receiver an die NFL verloren hat, kann man erwarten, dass das hohe Level gehalten wird. Allein: Das wird vermutlich auch nötig sein, denn im Gegensatz zu Alabama und Georgia wird Ohio State keine Top-Defense an den Start bringen. Nicht einmal ansatzweise, vermutlich.

Mögliches Schlüsselspiel in der Regular Season: vs. Michigan (26. November).

2. Die zweite Reihe: Wer könnte oben angreifen?

Vier Teams braucht es für die College Football Playoffs - selbst falls also die erwarteten Favoriten Alabama, Georgia und Ohio State vorne weg marschieren, wird ein viertes Team rein klettern. Eine Überraschung wie Cincinnati im Vorjahr dürfte es dieses Mal kaum geben; kein Team außerhalb des erweiterten Spitzenkreises scheint dafür stark genug, während Cincinnati selbst einen gigantischen Aderlass im Draft hinnehmen musste.

Aber es gehört noch ein zweiter Teil zu dieser Rechnung: Denn selbst mit Cincinnatis perfekter Saison gehört nicht viel Fantasie dazu, um sich vorzustellen, dass das Playoff Committee die Bearcats sofort rausgelassen hätte - hätte es eine vernünftige Alternative gegeben. Letztes Jahr gab es diese nicht, das sollte in der kommenden Saison anders sein.

Da wäre etwa Clemson. Die Tigers waren mit viel Optimismus in die erste Saison der Post-Trevor-Lawrence-Ära gegangen - doch Quarterback DJ Uiagalelei konnte die hohen Erwartungen so gar nicht erfüllen. Sein Job wackelt, bei allem unbestreitbaren physischen Talent, das er mitbringt, und falls die Offense erneut enttäuscht, wird es auch schwer mit den Playoffs. Five-Star-Quarterback Cade Klubnik stünde als Quarterback-Alternative bereit.

Doch Clemson hat eine hochtalentierte Defense, angeführt von einer spektakulären Front: Edge-Rusher Myles Murphy, Linebacker Trenton Simpson, Defensive Tackle Bryen Bresee - die Tigers sollten defensiv Gegner dominieren können. Doch kann die Offense mithalten?

Texas A&M und das Großbauprojekt USC

Texas A&M ist eine der großen "Ideen" im College Football, im Sinne von: Die "Idee" der rekrutierten Spieler ist spektakulär - doch muss das dann auch entsprechend auf den Platz übertragen werden. Nach mehreren herausragenden Recruiting-Klassen ist es an der Zeit, oben anzugreifen. Die Defensive Line sollte eine der besten im College Football sein, Big-Play-Runner Devone Achane sollte ein guter Ersatz für Isaiah Spiller sein. Offen bleibt jedoch die Quarterback-Frage.

Diese Frage stellt sich bei USC nicht, nachdem die Schule auf turbulente zehn Monate zurückblickt. Die Verpflichtung von Lincoln Riley als neuer Head Coach, mehrere Coups über das Transfer Portal - und schließlich die Ankündigung, ab 2024 in die Big Ten zu wechseln. USC hat weitreichende Weichenstellungen vorgenommen, doch wie viel davon wird man 2022 schon auf dem Feld sehen?

Klar ist, dass die Trojans eine signifikant verbesserte Offense haben sollten. Dafür kauft man sich Riley ein, der Quarterback Caleb Williams aus Oklahoma mitbrachte, Williams hatte im Laufe der Saison den Startplatz von Spencer Rattler übernommen und exzellente Zahlen aufgelegt. Biletnikoff-Award-Gewinner Jordan Addison wurde von Pitt geholt, er dürfte das neue Nummer-1-Target für Williams werden. Mit Receiver Mario Williams kam ein weiterer Ex-Sooner mit Riley nach Kalifornien.

Der Hype wächst, doch USC bräuchte schon ein wahres Passing-Game-Spektakel, um die nach wie vor vorhandenen Defizite im Kader zu kaschieren. Andernfalls könnte Utah erneut den Pac-12-Titel sichern und hätte die vermutlich besten Chance, um die Conference womöglich in den Playoffs zu vertreten. Utah hat eine starke Defense, die weitestgehend zusammenbleibt - Devin Lloyd ist hier der prominente Abgang -, eine gute Offensive Line, einen physischen Back in Tavion Thomas und eine talentierte Secondary.

Utah ist das deutlich komplettere Team und wesentlich weiter in seiner Entwicklung, auch wenn die Utes nicht die Offense-Upside mitbringen, die USC mittlerweile aufs Feld führen kann.

Michigan und Notre Dame: Mehr Neuausrichtung als Playoffs?

Michigan schaffte letztes Jahr den Sprung in die Playoffs, Notre Dame hatte letztlich einen Ausrutscher zu viel - für beide könnte es schwer werden, in der kommenden Saison das Ticket zu lösen. Denn beide müssen gravierende Fragen hinsichtlich Neuerungen und unfreiwilliger Umbrüche beantworten.

Bei Notre Dame beginnt das mit dem Head-Coaching-Posten: Brian Kelly hat die Fighting Irish verlassen und bei LSU seine Zelte aufgeschlagen, Marcus Freeman wurde intern befördert. Niederlagen gegen BYU, Clemson und USC sind tabu, davon ausgehend, dass das Auftaktspiel gegen Ohio State nicht gewonnen wird. Das könnte im ersten Jahr unter Freeman, mit einer fragwürdigen Receiver-Gruppe und einem neuen Starting-Quarterback in Tyler Buchner, zu viel verlangt sein. Notre Dame hat Talent, gerade in beiden Lines - doch reicht das?

Für Michigan betrifft der Umbruch zwar nicht den Head Coach, ist dafür aber umso gravierender: Mit Aidan Hutchinson und David Ojabo ist das Top-Pass-Rusher-Duo weg, genau wie Defensive Coordinator Mike Macdonald, Safety Daxton Hill und Running Back Hassan Haskins. Das offensive Waffenarsenal ist weiter gut bestückt, doch der Spielraum für Fehler für die Art Football, die Michigan spielen will, ist sehr klein.

3. Welche Top-Draft-Prospects sollte man kennen?

Auch neben den bereits genannten Superstars der Topteams - sowie einiger der Teams aus der zweiten Reihe - gibt es schon jetzt hochspannende Prospects, die man sich für den kommenden Draft notieren kann.

Da wäre Kentucky-Quarterback Will Levis etwa, der physisch alle Qualitäten und Maße mitbringt, die noch immer viele NFL-Scouts von einem Quarterback sehen wollen. Das Armtalent bringt ihn in die Top-10-Pick-Debatte, ansonsten ist er noch roh. Sollte Levis enttäuschen, wäre Floridas Anthony Richardson eine alternative Option, um den Platz des "Tools-Quarterbacks" einzunehmen.

Der wahrscheinlich spannendste Receiver unter den noch nicht genannten Namen ist Kayshon Boutte von LSU, der eine reelle Chance hat, als erster Receiver vom Board zu gehen. Boutte bringt eine außergewöhnliche Explosivität mit, gerade auch nach dem Catch. Bleibt er fit - eine Knöchelverletzung gefolgt von zwei OPs beendete die Vorsaison für ihn nach 38 Catches für 509 Yards und neun Touchdowns in nur sechs Spielen - gibt es mit Blick auf den kommenden Draft vermutlich keinen talentierten Receiver.

Draft 2023: Das größte Tight-End- und Running-Back-Talent

Michael Mayer geht als Favorit in die Saison, der erste Tight End vom Board zu sein. Mayer ist in puncto Athletik kein Kyle Pitts, aber er ist ein weit mehr als nur verlässlicher Receiver über die Mitte des Feldes mit einer gewissen Dynamik nach dem Catch, und er kann gleichzeitig blocken.

Mayer hat eine reelle Chance, Mitte der ersten Runde ausgewählt zu werden. Das gilt auch für Texas-Running-Back Bijan Robinson, auch wenn die NFL zuletzt merklich zögerlicher war, was frühe Running-Back-Picks angeht. Robinson ist ein Back, der Yards kreieren kann, der Verteidiger regelmäßig alt aussehen lässt, der gleichzeitig aber auch einen Cut setzt und Big Plays auflegt. Und er hat gezeigt, dass er zumindest ein solider Receiver ist.

Auf der defensiven Seite wäre aus der Riege der Top-Teams noch Georgias Edge-Rusher Nolan Smith zu nennen, Baylors Siaki Ika ist die Art Nose Tackle, die in den modernen NFL-Defenses zunehmend gefragt ist und Army könnte mit Edge-Rusher Andre Carter zum ersten Mal seit 1947 mal wieder einen Erstrunden-Pick in die NFL schicken.

In der Secondary stechen, neben Kelee Ringo, Oregon-Corner Christian Gonzalez und Utahs Clark Phillips heraus. Gonzalez hat mehr herausragende Tools, beide aber würden sich mit einer starken Saison auf einer Premium-Position klar auf das Erstrunden-Radar spielen.