SPOX stimmt euch ein auf die College-Saison, mit drei übergreifenden Fragen zur neuen Spielzeit.
1. Welche Teams sind die Topfavoriten?
Alabama Crimson Tide
Georgia ist der Titelverteidiger, doch wie so häufig beginnt diese Liste nicht nur für die Buchmacher einmal mehr mit Alabama. Und Bama ist dabei interessant, denn einerseits hat das Team von Nick Saban zwei mögliche Top-5-Picks im kommenden Draft in seinen Reihen - andererseits aber ist es davon abgesehen ein auffällig ausgeglichenes Team, ohne die offensichtlichen Star-Receiver-Talente oder den nächsten Tackle-Superstar in den Startlöchern.
Die beiden Guards Emil Ekiyor und Javion Cohen sind die Fixpunkte in einer Line, die ansonsten im Umbruch ist, und das Wide Receiver Corps hat mit Jameson Williams und John Metchie seine beiden Säulen verloren. Umso stärker wird Quarterback Bryce Young im Fokus stehen: Kann er eine Offense, die ein wenig auf Identitätssuche und auf der Suche nach den nächsten Leistungsträgern ist, anführen und in eine Top-Unit formen? Das würde seine Draft-Aktien noch weiter in die Höhe schießen lassen, falls das überhaupt möglich ist.
Young hat eine echte Chance, der erste gepickte Quarterback im kommenden Draft zu sein - doch es besteht wenig Zweifel daran, dass Will Anderson als der beste Spieler jener Klasse zumindest in die Saison startet, und schon einiges passieren müsste, sollte er im April nicht als der erste Nicht-Quarterback ausgewählt werden.
101 Tackles, insgesamt 31 Tackles for Loss bei 17,5 Sacks - das waren Andersons absurde Stats im Vorjahr. Er geht als der Elite-Pass-Rusher in die kommende Saison, und setzt sich seine Dominanz fort, hat er, je nach Draft-Reihenfolge, eine legitime Chance, als Nummer-1-Pick ausgewählt zu werden. Mit unter anderem Jordan Battle und Kool-Aid McKinstry hat auch die Secondary High-End-Talent - und jede Menge Erfahrung. Sabans Defense sollte - Schocker - stark sein.
Mögliches Schlüsselspiel in der Regular Season: vs. Texas A&M (8. Oktober).
Georgia Bulldogs
Abgesehen von Cincinnati hatte keine Schule einen auch nur vergleichbaren Aderlass durch den vergangenen Draft. Travon Walker, Jordan Davis, Quay Walker, Devonte Wyatt, Lewis Cine - und das waren nur die Verteidiger, die in Runde 1 ausgewählt wurden. Dahinter folgten unter anderem George Pickens, James Cook und Nakobe Dean, und insbesondere von der historischen Defense ist plötzlich nicht mehr viel übrig.
Es wäre weder fair, noch realistisch, zu erwarten, dass die 2022er Defense das Vorjahres-Level fortsetzen kann. Doch das heißt nicht, dass in dieser Unit kein Talent mehr zu finden ist: Defensive Tackle Jalen Carter ist für sich betrachtet ein klarer Kandidat für einen Top-5-Pick und könnte der nächste Non-Quarterback sein, der nach Will Anderson ausgewählt wird.
Die Inside-Linebacker-Gruppe wird komplett neu zusammengebastelt werden müssen, dafür aber geht Cornerback Kelee Ringo in seine zweite Saison als Starter und wird als einer der potenziellen Top-Cornerbacks im kommenden Draft gehandelt. Die Defense bringt immer noch jede Menge Qualität mit, auch Superstar-Kandidaten - trotzdem wird die Offense einen größeren Teil der Last schultern müssen, will Georgia seinen Titel verteidigen.
Hier herrscht zumindest auf der Quarterback-Position Kontinuität: Stetson Bennett kehrt für seine insgesamt sechste (!) College-Saison, fünf davon bei Georgia, zurück, auch wenn er erst im Laufe der vergangenen Spielzeit den Starter-Job erobern konnte. Georgia hat außerdem auch nach den Abgängen von James Cook und Zamir White einmal mehr ein tiefes Backfield sowie Top-Tight-End Brock Bowers. Kann Georgia auf dieser Seite des Balls einen Schritt nach vorne machen?
Mögliches Schlüsselspiel in der Regular Season: at Kentucky (19. November).
Ohio State Buckeyes
Während Alabama mit zwei Ausnahme-Talenten sowie ansonsten maximal ausgeglichen daherkommt, und Georgia zumindest eines der Elite-Prospects aus der 2021er Defense in Kombination mit einer tiefen Offense an den Start bringt, könnte Ohio State das Team sein, das den College Football in der kommenden Saison in puncto spektakuläre Passing-Game-Auftritte anführt.
Beziehungsweise, mehr noch: Ohio State sollte das Team sein, dem das gelingt. Denn das Talent der Buckeyes in der Passing-Offense ist herausragend, angefangen mit Quarterback C.J. Stroud, der neben Alabamas Bryce Young der Topfavorit ist, um als erster Quarterback im kommenden Draft sehr hoch ausgewählt zu werden.
Und im Gegensatz zu Young hat Stroud ein hochgradig besetztes Waffenarsenal zu seiner Verfügung: Receiver Jaxon Smith-Njigba fiel bereits regelmäßig auf, wenn man für den vergangenen Draft seine Teamkollegen Chris Olave und Garrett Wilson scoutete, während dahinter Marvin Harrison Jr. nicht nur ein physischer Freak ist, sondern generell als klarer Breakout-Spieler bereits mit den Hufen scharrt.
Harrison wird frühestens 2024 in den Draft gehen, doch Smith-Njigba könnte einer der Top-3-Receiver sein, der im nächsten April vom Board geht. Running Back TreyVeon Henderson kehrt als Homerun-Hitter nach 19 Total Touchdowns im Vorjahr ebenfalls zurück.
Ohio States Offense war bereits letztes Jahr spektakulär, und obwohl man zwei Erstrunden-Receiver an die NFL verloren hat, kann man erwarten, dass das hohe Level gehalten wird. Allein: Das wird vermutlich auch nötig sein, denn im Gegensatz zu Alabama und Georgia wird Ohio State keine Top-Defense an den Start bringen. Nicht einmal ansatzweise, vermutlich.
Mögliches Schlüsselspiel in der Regular Season: vs. Michigan (26. November).