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NFL - Die größten Enttäuschungen nach Woche 3: Woran hat's gelegen?

Von Marko Markovic
Die Seattle Seahawks blicken schon jetzt auf eine enttäuschende erste Saison nach Russell Wilson.
© getty

Drei Wochen sind gespielt und damit lassen sich erste Tendenzen in der NFL ablesen. Schon jetzt finden sich eine Reihe von Teams, die sich ein so tiefes Loch gebuddelt haben, dass für sie das Thema Playoffs wohl schon beendet ist.

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Houston Texans

0-2-1, #16 Seed der AFC

Das Team befindet sich de facto seit der Ankunft von General Manager Nick Caserio im Januar 2021 im Umbruch. Nach nur einem Jahr war das Experiment mit David Culley als Head Coach bereits wieder beendet. Zudem hat man sich nun endlich auch von Deshaun Watson getrennt.

Was lief falsch?

Die große Frage bei den Texans ist: Läuft überhaupt so viel falsch? Für die Erwartungshaltung eines schlechten Teams (die Texans sind 8-27-1 seit Anfang 2020) ohne guten Quarterback spielen die Texans eigentlich über ihrem Niveau. Sie sind 2-0-1 gegen den Spread. Sie haben die Colts an den Rand einer Niederlage gebracht, die von vielen als Playoff-Team wahrgenommen werden, und belegen Rang 21 nach Punktedifferenz, ein Platz hinter den Rams. Die Defense ist Fünfzehnter in EPA/Play und Dreizehnter bei der Success Rate. Auf Early Downs haben sie die fünfzehnthöchste Pass-Rate in neutralen Situationen und den achtzehntbesten besten Wert bei EPA/Dropback, was in Anbetracht des QB-Talents nochmal beachtlicher ist.

Wenn was schief läuft, ist es die Run Defense. Über 200 Rushing Yards pro Spiel erlaubt Lovies Smiths Unit hier und die 5,6 erlaubten Yards pro Rush sind der zweitschlechteste Wert der Liga. Als konstanter Underdog natürlich eine ungünstige Schwachstelle.

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Was ist die größte Baustelle?

Ohne Frage die QB-Position. Baker Mayfield wollten sie nicht im Deshaun-Watson-Trade-Package. Jimmy Garoppolo kam trotz der Caserio-Connection und mehreren Gerüchten auch nicht nach Houston. Davis Mills ist die Zwischenlösung, aber sicher nicht mehr als das.

Ohne eine Antwort hier hat all das solide Fundament, das Smith gerade baut, wenig Zukunft in der auf lange Sicht von jungen, guten Quarterbacks dominierten AFC.

Was/Wer gibt Hoffnung für die Zukunft?

Wer auch immer der Quarterback sein wird, dürfte eine solide Pass Protection vorfinden. Left Tackle Laremy Tunsil spielt nach seinem Ausfall 2021 wieder auf gewohnt hohem Niveau und Right Tackle Tytus Howard hat seine beste Saison bisher. Rookie-Guard Kenyon Green wurde 2022 in der ersten Runde des Drafts geholt, um die Baseline der Offense weiter zu stabilisieren.

Droht ein radikaler Neustart?

Smiths Mandat ist tatsächlich nicht leicht einzuschätzen. Wenn die Texans nur drei bis vier Spiele gewinnen, könnte ihm - wie Culley - ein früher Rauswurf drohen, was einem neuen Head Coach mit den Picks aus dem Watson Trade den Weg zum QB frei machen könnte.

Wenn die Texans aber in ihren Spielen weiter kompetitiv sind - oder gar sechs, sieben Siege schaffen - wird Smith ein Argument haben, den bereits begonnenen Rebuild selbst fortführen zu können.

New York Jets

1-2, #10 Seed der AFC

Seit der Verletzung von Zach Wilson ist die Jets-Saison wie eingefroren. Das Team hält praktisch die Luft an, bis man mit ihm dann wieder sehen kann, wohin die Reise führt. Leider hält der Rest der Liga nicht die Luft an, und so sind die verbuchten Niederlagen zusammen mit dem Erstarken der Dolphins genug, um die Playoffs in weite Ferne zu rücken.

Was lief falsch?

So einfach es wäre, hier auf das Wilson-Unglück zu deuten, ehrlicher ist es, sich zu fragen, was eigentlich nicht falsch lief. Das Team ist in kaum einem Bereich auch nur im Mittelfeld der Liga - Special Teams? Okay. Michael Carters Laufspiel? Vielleicht.

Ansonsten ist es nun schon ein zweites Jahr in Folge, dass Robert Saleh der Truppe zu keinem nennenswerten Fortschritt verhilft, egal ob mit Wilson oder ohne. Seine Defense ist 29. in EPA/play und weit abgeschlagen Letzter, wenn man 2021 inkludiert, immerhin schon ein 20-Spiele-Sample.

Was ist die größte Baustelle?

Linebacker ist mit einem alternden und deutlich abbauenden CJ Mosley und einem konstant überforderten Quincy Williams sicher eine der größten Brandherde in der Defense.

In der Offense ist die Offensive Line, und da vor allem die linke Seite, voller Fragezeichen: Der bisherige Left Tackle Mekhi Becton hat nach zwei Knieverletzungen in Folge die letzten guten Snaps Ende 2020 gespielt, im Hinblick auf September 2023 also eine fast dreijährige Lücke an Spielpraxis. Im Vorfeld dieser Saison wurde er aber ohnehin schon auf Right Tackle versetzt. Sein vermeintlicher Nachfolger George Fant ist mit 30 Jahren auf einem deutlich absteigenden Ast und nun auch wieder verletzt. Und der im teuren Uptrade erstandene Guard Alijah Vera-Tucker findet nur sporadisch zum erhofften Niveau, er hat in drei Spielen schon 11 Pressures erlaubt - die fünftmeisten der Liga unter Guards, knapp hinter seinem RG-Kumpel Laken Tomlinson, der 13 erlaubt hat.

Was/Wer gibt Hoffnung für die Zukunft?

Garrett Wilson ist für einen Rookie-Wide-Receiver relativ schnell in der NFL angekommen. Er besticht derzeit - vor allem im Slot - auch gegen Man Coverage, was die wenigsten Rookies so schnell von sich behaupten können. Insofern wird Zach Wilson bei seiner Rückkehr - vielleicht schon in Woche 4 - zumindest eine fähige Anspielstation haben, die dem Team helfen sollte, herauszufinden, ob er die Zukunft der Franchise ist.

Droht ein radikaler Neustart?

Saleh dürfte mit einer zweiten verkorksten Saison Geschichte sein, dafür kann der Wunsch-QB und das bereits durch viele hohe Picks gestärkte Defensivtalent nicht als Ausrede herhalten.

Ob GM Joe Douglas einer ähnlichen Evaluation unterzogen werden wird, ist zu bezweifeln. Dabei waren es auch seine Entscheidungen, die nun schon zwei verschiedene Head Coaches mit zwei verschiedenen Quarterbacks zu einer derzeitigen Bilanz von 14-38 geführt haben.