Welche Teams feiern ihr Playoff-Comeback? Welche Spieler könnten noch getradet werden? Für wen startet Jimmy Garoppolo, und welche Longshot-MVP-Kandidaten könnten voll einschlagen?
Außerdem: Welche Überraschungen gibt es in Woche 1, und welche offensiven Entwicklungen könnte die kommende Saison mit sich bringen?
SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen zum Start der neuen Saison.
NFL Mailbag zum Start der Saison
Tobi V2: In welchen Divisions siehst du nur den Sieger der Division in den Playoffs?
Die Antwort auf diese Frage ist natürlich zumindest auch indirekt eine Frage danach, welche Divisions nicht sonderlich gut sein werden. Die AFC South wäre hier meine erste Antwort: Ich denke, dass die Colts im Vergleich zum Vorjahr signifikant verbessert sein werden, während ich von den Titans zumindest vorübergehend einen merklichen Rückschritt erwarte. Die Texans und die Jaguars sind noch im Rebuild, hier erwarte ich nur Indianapolis in der Postseason.
Generell ist die AFC so stark, dass ich in der AFC North und der AFC West mehrere Playoff-Tickets erwarte - was dann am Ende auch die AFC East mit nur dem Division-Sieger in der Postseason vertreten sehen würde.
Buffalo ist hier natürlich der klare Favorit, die Jets sehe ich noch ein gutes Stück von Playoff-Ambitionen entfernt. Die Patriots scheinen sich auf beiden Seiten des Balls schematisch umzustellen und dem offensiven Umbruch vertraue ich bis auf weiteres nicht. Miami sollte hier noch die besten Chancen haben, aber unter dem Strich sehe ich Miami knapp außerhalb des Playoff-Feldes, trotz unter dem Strich positiver Fortschritte.
In der NFC bin ich mir nur bei der NFC West sicher - sofern man hier von "sicher" sprechen kann -, dass die Division mehrere Playoff-Teams haben wird. Tatsächlich habe ich Minnesota relativ positiv auf dem Zettel, die NFC North würde ich also für diese Frage auch eher ausklammern. Es würde mich nicht wundern, wenn die NFC East am Ende nur ein Playoff-Team dabei hätte. Aber in der NFC sehe ich die "Mid-Level-Teams" deutlich besser verteilt, und viele davon spielen auch in direkten Spielen gegeneinander dieses Jahr, sodass die Auswahl hier wesentlich schwieriger wird.
FRunner08: Welche richtig guten Spieler haben für dich das "Tradekandidat"-Schild ab dem ersten Spieltag an der Stirn angeheftet?
Der offensichtlichste Name ist hier Jimmy Garoppolo. Der neue Vertrag macht einerseits einen Verbleib in San Francisco möglich, er macht Garoppolo aber auch viel interessanter als Trade-Option. Natürlich muss Garoppolo durch seine No-Trade-Klausel einem Wechsel mittlerweile zustimmen, doch wenn sich, und da reden wir dann leider vermutlich von einer Verletzung, woanders ein lukrativer Starter-Job anbietet, denke ich, dass Garoppolo dem auch zustimmt. Sein Vertrag würde ihn ja entsprechend belohnen, wenn er häufiger startet.
Ich habe, auch wenn das erstmal von Team-Seite dementiert wurde, Mike Gesicki weiterhin auf dem Zettel - einfach weil ich weiterhin seinen Fit innerhalb der Offense von Mike McDaniel nicht sehe. Die Dolphins arbeiten wohl daran, ihn zum Blocker zu machen, ich denke nicht, dass das erfolgsversprechend ist. Und für andere Offenses könnte Gesicki durchaus interessant sein. Das ist so ein Spieler, der in Miami womöglich zunehmend an Value verliert, und vor der Trade-Deadline für ein aufstrebendes Team sehr interessant werden könnte.
Roquan Smith und die Chicago Bears haben ihre Differenzen nach dem Hold-In des Linebackers vorerst beiseite gelegt, wirklich geklärt ist diese Situation aber natürlich noch nicht. Sollte sich in Chicago abzeichnen, dass die Saison so richtig schlecht laufen wird, sollte Smith absolut auf dem Trade-Block sein. Auch Browns-Running-Back Kareem Hunt wollte weg, er könnte ebenfalls nach einigen Wochen bei anderen Teams angeboten werden.
Und dann gibt es noch Kandidaten mehr aus der dritten und vierten Reihe. Darius Slayton von den New York Giants wirkt bereits jetzt wie ein Trade-Kandidat, Jets-Receiver Denzel Mims hat seinen Trade-Wunsch schon öffentlich gemacht. Hier könnten mehrere Niederlagen früh in der Saison Bewegung in die Sache bringen.
Luis: Welchen Teams, die letztes Jahr nicht die Playoffs erreicht haben, traust du es dieses Jahr am ehesten zu?
Indianapolis ist die einfachste Wahl hier für mich. Die Colts haben letztes Jahr die Playoffs denkbar knapp verpasst, haben sich in mehreren Bereichen deutlich verbessert, und gleichzeitig hat Tennessee in der eigenen Division einen klaren Rückschritt gemacht. Indianapolis ist mein Favorit in der AFC South.
Die nächste Antwort hier für mich sind die Baltimore Ravens, die nach enormem Verletzungspech im Vorjahr wieder ein starkes Team haben sollten. Ich denke, dass die Ravens und die Bengals die AFC North unter sich ausmachen, und dass beide in die Playoffs kommen. Um die AFC abzurunden: Sollten es die Chargers nicht schaffen, würden wir nach der Saison schon von einer massiven Enttäuschung sprechen.
In der NFC habe ich vor allem zwei Teams auf dem Zettel: Die Minnesota Vikings und die New Orleans Saints. Gut möglich, dass nur einer der beiden es schafft, aber ich tippe, dass mindestens eines dieser beiden Teams in den nächsten Playoffs mit dabei ist.
DomeBu14: Welche Teams werden den eigenen Ansprüchen nicht gerecht und enttäuschen am Ende?
Mindestens ein Team aus der AFC West gehört hier mit dazu. Die Broncos haben mit dem neuen Vertrag für Russell Wilson deutlich gemacht, dass das ein langfristiges Projekt ist - ein holpriger Start würde mich hier nicht überraschen.
Die Raiders waren allerdings das Team, das mir zuerst in den Sinn kam. Hier bin ich mir, und die vertragliche Situation legt das deutlich eher nahe als in Denver, nicht so sicher, wie die Reaktion auf eine enttäuschende Saison aussehen würde. Und die Fragezeichen, angefangen mit der Offensive Line, sind in Las Vegas größer. Ich denke, dass maximal eines der beiden Teams in die Playoffs kommt, und es hier mindestens eine klare Enttäuschung gibt.
In der NFC - vielleicht New Orleans? Die Ansprüche in New Orleans sind ganz klar hoch, das hat das Vorgehen in der Offseason einmal mehr untermauert. Und vielleicht werden sie ein maximal unangenehmes Playoff-Team.
Aber ich könnte mir auch vorstellen, dass der Versuch mit Jameis Winston hinter dieser Offensive Line und ohne Sean Payton schiefgeht, und die Saints am Ende sieben Spiele gewinnen und dann ohne Erstrunden-Pick sowie mit einer ungeklärten Quarterback-Frage dastehen. Winston, und das sage ich als jemand, der jahrelang sein Spiel verteidigt hat, bekommt in meinen Augen aktuell einen Hype, der nicht gerechtfertigt ist und der sich zu sehr an der kleinen Sample Size des Vorjahres mit Sean Payton orientiert. Das sollte nicht die automatisch erwartete Baseline für die kommende Saison sein.
Mailbag: Wo startet Jimmy Garoppolo sein nächstes Spiel?
NFLliebhaber: Welches Team wird dieses Jahr die Bengals-Version aus dem Vorjahr sein?
Ich denke nicht, dass es einen derart drastischen Turnaround dieses Jahr geben wird.
Die AFC ist so stark in der Spitze, dass ich nicht weiß, ob hier ein Team aus dem Vorjahres-Keller und mit geringen Erwartungen vor dem Start der neuen Saison ganz oben in die Phalanx durchbrechen kann - und in der NFC sehe ich kein Team, dem ich einen solch drastischen Sprung zutraue. Sicher, die bereits angesprochenen Vikings oder Saints könnten in die Playoffs einziehen und da womöglich einem höheren Seed ein Bein stellen. Aber beide Teams sind stark genug, dass ein Playoff-Ticket auch der Anspruch sein sollte.
Bears, Seahawks, Falcons und Giants sind zu weit weg, Panthers, Commanders und Lions sollten zwar besser sein, aber haben nicht den Quarterback, der plötzlich auf einen Joe-Burrow-ähnlichen Run geht.
Das eine Team, das zumindest halbwegs vergleichbare Zutaten hat - einen jungen, sehr talentierten Quarterback und ein verbessertes Gerüst um diesen Quarterback herum - sind die Jacksonville Jaguars. Ich denke auch, dass Jacksonville klar verbessert sein wird, aber dass das konkret für die Jaguars in der kommenden Saison eher den Sprung ins Liga-Mittelfeld bedeutet, und nicht gleich den überraschenden Playoff-Run.
davey: Wo startet Jimmy Garoppolo?
Ich will hier keine Verletzung prognostizieren - und, sind wir ehrlich, das wäre auch Quatsch und ein komplettes Ratespiel -, aber natürlich ist das das wahrscheinlichste Szenario. Irgendwo verletzt sich ein Starter in den ersten Wochen der Saison, und das idealerweise nicht in der NFC West, und Garoppolo mit seinem neuen Vertrag ist plötzlich ein sehr interessanter Trade-Chip.
Nach wie vor denke ich, dass die Browns ein heißer Kandidat gewesen wären, hätte Deshaun Watson die gesamte Saison gesperrt verpasst. Atlanta hätte Garoppolo vielleicht im März geholt, hätte er damals schon den aktuellen Vertrag gehabt, statt auf Mariota als Übergangslösung zu setzen. Es kam alles anders, auch wegen Garoppolos OP, die den gesamten Zeitplan komplett über den Haufen geworfen hat.
Und natürlich, eine Verletzung wird der mutmaßliche Trigger sein. Aber selbst dann muss man sich ja fragen: Wer wäre so darauf aus, seine Saison kurzfristig womöglich zu retten, dass er direkt Garoppolo via Trade holt, wenn sich sein Starter verletzt? Würden die Colts das machen, falls Matt Ryan ausfällt? Die Saints, falls Jameis Winston abermals länger fehlt? Die Vikings, sollte Kirk Cousins sich verletzen? Die Dolphins für den Fall einer Tua-Verletzung?
Ich bin nicht einmal sicher, ob in dem Fall die jeweiligen Teams direkt diese Notfall-Reißleine ziehen würden. Garoppolo ist mit dem neuen Vertrag deutlich interessanter für einen Trade geworden, trotzdem muss sich erst einmal ein Team finden, das gewillt ist, Draft-Kapital für eine Quarterback-Not-Ersatzlösung zu investieren.
Für den Moment denke ich, dass das wahrscheinlichste Szenario ist, dass Garoppolos nächster Start nochmals in San Francisco ist. In dem Fall wäre es vermutlich das wahrscheinlichste Szenario, dass Garoppolo die Niners doch nach der Saison verlässt und potenziell einen Compensatory Pick einbringt.
Gabriel Mairhofer: Welches sind die besten MVP-Longshot-Wetten?
Ich habe für diese Frage mal die - Stand 5. September - Top-10-Kandidaten gemäß der Quoten ausgeklammert. Das wären, in dieser Reihenfolge:
- Josh Allen, QB, Bills (+650)
- Tom Brady, QB, Buccaneers (+850)
- Patrick Mahomes, QB, Chiefs (+900)
- Justin Herbert, QB, Chargers (+900)
- Aaron Rodgers, QB, Packers (+1000)
- Joe Burrow, QB, Bengals (+1200)
- Russell Wilson, QB, Broncos (+1400)
- Matt Stafford, QB, Rams (+1600)
- Dak Prescott, QB, Cowboys (+1600)
- Jalen Hurts, QB, Eagles (+2000)
- Lamar Jackson, QB, Ravens (+2000)
- Kyler Murray, QB, Cardinals (+2000)
Ich denke, hier gibt es soweit keine größere Überraschung. Insbesondere bei den ersten 8 sollte es niemanden wirklich überraschen, wenn einer aus dieser Gruppe den Titel gewinnt. Insbesondere Jackson - der diesen Titel immerhin auch schon gewonnen hat -, Hurts und Murray sind in dieser Hinsicht mehr Boom-or-Bust-Kandidaten, aber auch hier gehört nicht viel Vorstellungskraft dazu, sich auszumalen, dass einer dieser Quarterbacks für großes Spektakel sorgt und sich ins Rampenlicht spielt.
Wenn ich mich für einen Kandidaten außerhalb dieser Gruppe entscheiden müsste, dann wäre es 49ers-Quarterback Trey Lance. "Boom-or-Bust" ist gewissermaßen die ideale Beschreibung für mögliche Erwartungen an Lances erste Saison als Starter. Aber im Gegensatz zu Quarterbacks wie Kirk Cousins, Matt Ryan oder Derek Carr hat Lance die Upside, eine absolut spektakuläre Saison zu spielen, die ihn wöchentlich in die Highlights befördert und falls er das abruft, hat San Francisco eine reelle Chance, die Division und vielleicht sogar den Nummer-1-Seed in der NFC zu gewinnen.
Wenn man nochmal eine ganze Ecke tiefer gräbt, wäre Jameis Winston ein möglicher Upside-Pick. Auch hier gilt: Kann voll einschlagen, kann aber auch ziemlich schiefgehen. Winston aber hat in der Prognose sicher weniger Elite-Potenzial als Lance in San Francisco.
Mailbag: Welche offensiven Trends bringt die neue Saison?
Sideshow: 2020 hieß es, die Fullbacks sterben aus. Ist 2022 das Jahr, in dem die Fullbacks zurückkommen?
Ich habe die Frage für das übergreifende Thema mit rein genommen - und ja, ich könnte mir durchaus vorstellen, dass wir mehr Fullbacks in der kommenden Saison sehen.
Zunächst mal die Ausgangslage: Letztes Jahr hatten sechs Fullbacks mindestens 150 Snaps in der Regular Season: Reggie Gilliam (Bills/156 Snaps), Keith Smith (Falcons/256), Jakob Johnson (308), C.J. Ham (Vikings/376), Patrick Ricard (Ravens/554) und Kyle Juszczyk (49ers/610). Alec Ingold von den Raiders hatte 135 Snaps, ehe er sich in Woche 10 verletzte, er stünde sonst fraglos ebenfalls in dieser Liste.
Zunächst mal ist es interessant, die gemeinsamen Verknüpfungen herauszulesen: Mit den Falcons, Vikings und 49ers waren drei dieser sechs Teams ganz klar Shanahan-/Kubiak-Offense-Teams, die auf ähnliche Grundstrukturen setzen, mit einem Fokus auf das Run Game und Play Action in Kombination damit. Die Ravens sind nach wie vor eine Ausnahmeerscheinung in der NFL, mit dem QB-Option-Run-Game als tragender Säule. Teams mit klarer Shanahan-/Kubiak-Identität - Minnesota fällt da jetzt eher raus, dafür kommt Miami neu dazu - werden den Fullback weiter einsetzen. Baltimore ebenfalls, und die Raiders unter Josh McDaniels, der Jakob Johnson aus New England mitbringt, auch.
Damit bleiben aus der Liste die Bills, und hier wird es interessant. Denn Buffalo ist exakt das Team, auf das wir schauen sollten, wenn es darum geht, ob mehr Heavy Personnel Einzug erhalten könnte: Eine Offense, die über die letzten Jahre ganz klar in der Spread-Pass-Heavy-Welt leben wollte, und die letztes Jahr an einige Grenzen gestoßen ist. Nicht so sehr selbstverschuldet, sondern eben weil Defenses sie zunehmend darin limitiert haben, inwieweit die Bills mit dem Passspiel das Geschehen diktieren können. Und die Folge war, dass Gilliam eine größere Rolle erhielt - und das wird sich, davon gehe ich aus, fortsetzen.
Meine Vermutung ist, dass Buffalo generell in puncto Personnel Groupings sehr flexibel spielen will. Letztes Jahr haben die Bills schon mindestens sieben Prozent ihrer Snaps in 11-Personnel (71 Prozent), 12-Personnel (8 Prozent), 21-Personnel (10 Prozent) und 10-Personnel (7 Prozent) gespielt, ich könnte mir vorstellen, dass sich das noch mehr verteilt. Dass die Bills leichte Boxes mit Physis bestrafen werden, gleichzeitig aber aus ihren 21-Personnel-Setups auch in Passing-Formationen gehen können. Da würde es auch reinpassen, dass sie unbedingt einen Receiving-Back haben wollten, und nachdem J.D. McKissic nicht geklappt hat, sie schließlich James Cook im Draft ausgewählt haben.
Und auch die Kansas City Chiefs, die andere Elite-Spread-Offense der letzten Jahre, hatte letztes Jahr Fullback Michael Burton in der Regular Season für 95 Snaps auf dem Platz, 65 dieser Snaps kamen ab Woche 9. Bei den Chiefs kommt der Tyreek-Hill-Abgang noch als gewichtiger Faktor mit dazu, ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir KC mehr in 12- und auch 21-Personnel bekommen in der kommenden Saison.
Bei einem Team wie Arizona, das unter Kingsbury einst auch extrem Spread-lastig war, haben wir bereits letztes Jahr ein Umdenken gesehen. Arizonas Formationen wurden enger, die Cardinals spielten 22 Prozent ihrer Offense-Snaps mit zwei Tight Ends auf dem Feld und auch wenn die Cardinals die Liga immer noch in 10-Personnel-Nutzung anführten, ist davon auszugehen, dass gerade früh in der Saison ohne DeAndre Hopkins häufig zwei Tight Ends gleichzeitig auf dem Platz sein werden.
Während ich bei den Chiefs und Bills zumindest vermute, zu wissen, wo die Reise hingehen könnte, sind die Cincinnati Bengals in dieser Frage für mich die größte Unbekannte. Cincinnati war letztes Jahr offensiv sehr simpel gestrickt, das war eine 11-Personnel-Spread-Offense, die in erster Linie von der individuellen Qualität ihrer Playmaker lebte. Und die Bengals werden von den allermeisten Defenses in der kommenden Saison auch die "Bills-Chiefs-Behandlung" bekommen, also deutlich mehr 2-High-Shells, deutlich mehr Defenses, die zuerst auf Absicherung bedacht sind - welche Antworten hat Zac Taylor parat?
Cincinnati hat keinen Fullback im Kader, 2-Tight-End-Sets mit Hayden Hurst und Drew Sample könnten eine Herangehensweise sein. Aber ich vermute, dass die Bengals vielleicht am ehesten das Team sein werden, das sich (noch?) am wenigsten anpasst. Und dann muss man abwarten, inwieweit das erfolgreich ist.
Henning Dierks: Weil MVP ja den Quarterbacks vorbehalten scheint: Welche Non-Quarterbacks siehst du diese Saison für den Offensive Player of the Year ganz vorne dabei? Gerne auch Favoriten, Sleeper, Breakout-Kandidaten für den OPOY.
Favorit: Colts-Back Jonathan Taylor ist hier der offensichtliche Kandidat, allein weil ich denke, dass die Colts-Line besser spielen wird als im Vorjahr und durch ein signifikant verbessertes Passspiel sollten sich auch mehr Räume ergeben. Taylor wäre meine erste Antwort, Vikings-Receiver Justin Jefferson wäre meine Alternative. Jefferson könnte der dominante Receiver der kommenden Saison werden und in der neuen Vikings-Offense noch variabler eingesetzt werden und noch mehr Bälle fangen.
Sleeper: CeeDee Lamb. Ist nicht einmal in der Top-20 bei den Buchmachern für den OPOY-Award, aber Dallas wird massiv auf ihn angewiesen sein. Ohne Amari Cooper, mit einer geschwächten Offensive Line, vorerst ohne Michael Gallup - es ist nicht auszuschließen, dass Lamb eine gigantische Anzahl an Targets bekommt und das neue Gesicht der Cowboys-Offense kommt. Und dann sprechen wir immer noch über die Cowboys, und wenn Prescott und Lamb die Offense in die Playoffs tragen, kann ich mir Lamb bei diesem Award gut vorstellen.
Breakout-Kandidat: Wenn wir noch eine Stufe tiefer gehen, wie wäre es mit Michael Pittman? Pittman hat sich schon als ein sehr guter Receiver etabliert, womöglich verhilft Matt Ryan ihm zu einem weiteren Breakout und die Colts gewinnen nicht nur die Division, sondern spielen um einen der Top-Seeds in der AFC. Dann könnte Pittman ein Breakout-Kandidat für den Award sein. Chargers-Receiver Mike Williams würde ich hier zusätzlich noch ins Rennen werfen.
Chris Hook: Wird Philadelphia weiterhin so lauflastig bleiben wie letztes Jahr, oder denkst du, der Deal für A.J. Brown deutet darauf hin, dass sie mehr passen?
Ich denke tatsächlich, dass die Eagles schon letztes Jahr den Ball werfen wollten. So sah es in der Frühphase der Saison aus, bis sie merkten, dass das noch nicht funktionierte, und sie sich stärker auf das Quarterback Option Run Game verlagerten. Das hat ihren Floor letztes Jahr signifikant erhöht, aber jetzt geht es eben darum, die Offense auf die nächste Stufe zu heben. Deswegen tradet man für A.J. Brown, und das ist genau das, was man von Jalen Hurts jetzt sehen will.
Insofern vermute ich, dass Brown derjenige ist, der das Passspiel öffnen soll, wie sie es sich in Philadelphia in der Theorie bereits letztes Jahr schon vorgestellt hatten. Von Woche 1 bis 6 waren die Eagles auf Platz 5 in puncto Pass-Rate in neutralen Spielsituationen. Von Woche 7 bis 18? Platz 30. Hier war ein klarer Bruch, ein klarer Shift erkennbar.
Also ja, ich denke, dass dieser Trade darauf hindeutet, dass sie den Ball mehr werfen werden. In gewisser Weise als logische Fortsetzung dessen, was wir, im Gesamtbild betrachtet, letztes Jahr schon gesehen haben; das, was sie machen wollen, und es ist ein klares Lob an den Trainerstab, dass man sich während der Saison derart umstellen konnte.
Kann Hurts das umsetzen? Dann könnte er eine längere Quarterback-Antwort sein. Kann er das nicht, sollten die Eagles das zumindest klar wissen nach dieser Saison.
Bayerniner295: Am ersten Spieltag gibt es immer dicke Überraschungen. Welche Duelle könnten deiner Meinung nach die größten Upsets werden?
Ich bin mal nach den Quoten gegangen und habe aufbauend darauf ein paar Upsets ausgesucht, die ich mir vorstellen könnte:
- Die Detroit Lions sind zuhause 4-Punkte-Underdog gegen die Philadelphia Eagles. Der Eagles-Hype-Train ist mit Volldampf unterwegs - aber vielleicht braucht das neue Passspiel noch etwas Zeit? Vielleicht braucht die neue Defense etwas, ehe alle Mechanismen sitzen? Und vielleicht sind die Lions ein überdurchschnittlich unangenehmer Gegner?
- Eine der größten Week-1-Überraschungen wäre es, würden die Seattle Seahawks zum Abschluss des Spieltags die Denver Broncos schlagen. Denver ist auswärts Favorit mit 6,5 Punkten, und alle Augen werden natürlich auf die Rückkehr von Russell Wilson gerichtet sein. Hier wird jede Menge Emotionalität im Spiel sein, und natürlich hat Denver viel mehr individuelle Qualität, deshalb sind die Broncos auch der klare Favorit. Doch ist das erste Spiel von Wilson in Denver unter einem Rookie-Head-Coach auch eine potenzielle Wundertüte, und vielleicht hat Pete Carroll gerade für dieses Spiel ein paar Ideen im Hinterkopf.
Es wird Überraschungen am ersten Spieltag geben, da sind wir uns einig. Wichtig ist dann natürlich, diese dann richtig einzuordnen.
Die Week-1-Klatsche im Vorjahr der Packers in New Orleans spielte am Ende genauso wenig eine Rolle im Big Picture der Saison wie die überraschende Niederlage der Bills gegen Pittsburgh. Der überraschend starke Auftritt der Eagles gegen Atlanta dagegen war ein Vorzeichen auf die weitere Saison.
Es wird Zeit, dass es losgeht!