Buccaneers vs. Chiefs: Wenn die Chiefs den Ball haben
Die Chiefs-Offense musste zwar den Abgang von Wide Receiver Tyreek Hill verkraften, konnte aber dennoch zumindest über weite Strecken den Ball bisher bewegen. Sie sind erste der Liga in EPA/Play und EPA/Dropback und Top 5 auf Early Downs.
Das alles lebt primär von QB Patrick Mahomes. Er ist weiterhin dominant, hat aber um sich herum einfach weniger Anspielstationen, die seine Würfe auch zu Big Plays verwandeln können. Der Wide-Receiver-Kommitee-Zugang, den Andy Reid für 2022 gewählt hat, bringt wenig Dynamik ins Passspiel jenseits vom immer gefährlichen Tight Ende Travis Kelce.
Chiefs Wide Receivers: Wer hebt sich hervor?
JuJu Smith-Schuster hat zwar die meisten Yards und Targets, aber er hat auch die niedrigste Average Depth of Target und bereits zwei Fumbles auf seinem Konto. Marquez Valdes-Scantling ist der Outside-Guy, hat aber nahe dem Spielfeldrand bisher nur 4 von 8 Targets für 28 Yards gefangen. Mecole Hardman konnte sich nach Hills Abgang nicht als Deep Threat etablieren, und fungiert weiterhin primär als Returner.
An einem guten Tag, wie gegen Arizonas seltsamen Gameplan in Woche 1, reicht das natürlich mit Mahomes' Talent. Aber wie man in Woche 3 gegen die Colts sah, kann diese Offense auch zu stottern beginnen, wenn niemand jenseits von Travis Kelce offen ist.
Bucs Defense: Enge Coverage
Auf der Gegenseite gibt es mit Linebacker Lavonte David nämlich jemanden, der Kelce schon in Super Bowl LV den Zahn gezogen hat. Auch bei 3x1-Sets, bei denen Kelce ganz einsam weg von der Formation als De-facto-X-Receiver aufgestellt wurde, setzte damals Defensive Coordinator (jetzt Head Coach) Todd Bowles keinen Cornerback auf ihn an, sondern David allein in Man Coverage. Der Mut wurde belohnt, David gehört zu den wenigen Linebackern der NFL, die hier bestehen können, und er neutralisierte Kelce mit Bravour.
Jenseits von David hat die Bucs-Defense eine sehr gute Coverage Unit, die immer eng am Mann spielt. Die Chiefs-Wide-Receiver haben auf dem Papier hier klar den Talent-Nachteil. Außerdem ist die Defense der Bucs gut im simulieren von Pressure - aus ihrer 3-4-Formation können sie sehr gut gegnerische Offensive Lines verwirren.
An der Line können die Chiefs mithalten
Die Chiefs können an der Line of Scrimmage aber durchaus mithalten. Jenseits von Right Guard Trey Smith und gelegentlichen Aussetzern von Left Tackle Orlando Brown spielt die Unit auf Top-5-Niveau und dürfte gerade der innen manchmal wackelnden Bucs-Defensive-Line Probleme bereiten.
Wobei Probleme bei der Bucs-Defense immer Jammern auf hohem Niveau ist. Sie sind die Nummer 1 in erlaubten EPA/Dropback und Nummer 4 in erlaubter Dropback Success Rate - also dem Maß, wie konstant sie neue First Downs via Pass hindern. Beim Lauf sind diese Werte "nur" Rang 6 und 14. Eine "Schwachstelle", wenn man so will, ist also die Run-Defense.
Der Clyde-Edwards-Helaire-Gameplan?
Andy Reid kann also versuchen, das Spiel mit den Mecole Hardmans dieser Welt gegen die beste Secondary der Liga zu gewinnen - oder er findet andere Wege, den Ball zu bewegen. Running Back Clyde Edwards-Helaire hat mit der Veränderung des Wide-Receiver-Personals die meisten der neuen Targets abbekommen und sieht in der Rolle als Pass Catcher sehr gut aus.
Bucs-Linebacker Devin White ist zwar der NFC Defensive Player of the Month im September, aber jenseits der Splash-Plays ist er noch immer zu unkonstant - vor allem auch in Coverage. Die Chiefs können außerdem auch sehr gut Under Center laufen, vor allem über die Mitte: Edwards-Helaire macht dort 6,6 Yards/Run (außenrum nur 3,8) - eine Fortsetzung von letztem Jahr, wo er 5,4 Yards über die Mitte und 4,0 außen erzielte. Und White hat auch seine Probleme in Run Defense.
Buccaneers vs. Chiefs: Brady vs Mahomes?
Das Spiel wird also vermutlich unerwartet schwer für beide Offenses, und sie müssen aus ihrer Haut raus und linkshändig spielen, um den Ball zu bewegen. Die Bucs haben den Heimvorteil, der dank der emotionalen Woche rund um Hurrikan Ian und der Art, wie er Tampa Bay verschonte, vermutlich stärker als sonst ausfallen dürfte.
Defensive Spiele müssen außerdem nicht immer so einseitig sein wie Super Bowl LV - und die Chiefs Offensive Line ist deutlicher besser als damals. Zudem ist beiden QBs immer zuzutrauen, auch gegen gute Defenses gute Spiele zu haben.
Ein knappes Spiel auf Augenhöhe zweier Super-Bowl-Anwärter ist auf jeden Fall das, was wir erwarten können. Ob mit oder ohne Elite-QB-Play.