Außerdem: Was sind die Jacksonville Jaguars jetzt? Oder die Minnesota Vikings? Und sind die Cowboys besser als die Eagles?
SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen nach Week 5, zusätzliche Fragen gibt es wie gewohnt im Video-Mailbag.
Mailbag: Welches sind die größten Rookie-Überraschungen?
Tobi Sch: Wer sind die bisher größten Rookie-Überraschungen?
Als ich diese Frage gesehen habe, war ein Name sofort in meinem Kopf: Jack Jones von den Patriots.
Ein Viertrunden-Pick, der unter Belichick spätestens seit dem Packers-Spiel in Woche 4 zum festen Bestandteil dieser Defense gehört, ist für sich betrachtet schon bemerkenswert. Aber die Anzahl an Big Plays, die wir schon jetzt von ihm gesehen haben, in Kombination mit der Tatsache, dass er immer sicherer in Coverage auftritt, gibt New Englands Defense ganz andere Möglichkeiten und vielleicht in der weiteren Saison eine Flexibilität, die ich hier dieses Jahr nicht erwartet hatte.
Seahawks-Corner Tariq Woolen wäre der zweite Cornerback für diese Liste. Bei Woolen habe ich nie verstanden, warum er mit seinem Freak-Athletik-Profil erst in der fünften Runde gedraftet wurde. Klar, Woolen kam in erster Linie als Projekt in den Draft, aber Teams in den vergangenen Jahren haben Spieler mit seinen Maßen häufig einen kräftigen Push im Draft bekommen. Bei Woolen war das anders, und über die ersten Spiele ist es nicht nur so, dass er seine Athletik anbringen kann - er scheint als Corner auch weiter zu sein, als man ihm vor dem Draft zugestanden hat. Pick Nummer 153 im vergangenen Draft sieht bisher wie ein ziemlicher Homerun-Pick aus.
Ansonsten bin ich auf der defensiven Seite eher zurückhaltend. Sauce Gardner und Derek Stingley gefallen, aber das waren Top-5-Picks. Ich bin gespannt, ob wir von Nik Bonitto in Denver jetzt nach der Gregory-Verletzung einen besseren Eindruck bekommen, die erste Kostprobe war vielversprechend. Aber eine echte Überraschung würde ich neben Jones und Woolen vorerst noch nicht nennen.
Offensiv weiß ich nicht, ob Dameon Pierce noch als Überraschung zählt nach dem Hype, den er während der Preseason bekommen hat. Aber er ist bereits jetzt einer der besten Contact-Runner in der NFL, gegen die Jaguars hatte er laut PFF absurde 17 Forced Missed Tackles, ein Rekord in der PFF-Ära. Pierce sieht als Viertrunden-Pick wie ein echter Value-Pick für die Texans aus, die einen solchen Back dringend gebraucht haben.
Auch in der Offensive Line gibt es zumindest zwei Kandidaten, die ich hier positiv herausheben würde. Ich war schon im April sehr davon angetan, was die Seahawks im Draft gemacht haben. Nicht nur, dass sie gleich zwei Tackles gedraftet haben, die vielleicht auf Jahre das Tackle-Duo für dieses Team sein können - sondern dass sie auch zwei Tackles ausgewählt haben, die beide im College gezeigt haben, dass sie in Pass-Protection gut aussehen.
Charles Cross war mein Nummer-1-Tackle Pre-Draft, die positive Überraschung bislang aber ist Abraham Lucas. Lucas, den Seattle in der dritten Runde bekommen hat, ist vielleicht der beste Rookie-Tackle ligaweit über die ersten fünf Spiele, und trotz ausgiebiger College-Erfahrung hatte ich das nicht erwartet.
Noch weniger hatte ich nach dem Draft damit gerechnet, dass Braxton Jones in Chicago starten würde - und erst recht nicht, dass er dort halbwegs besteht. Als Fünftrunden-Pick aus Southern Utah hat er sich schon jetzt merklich stabilisiert, und wer weiß, wie er sich noch entwickelt. Aber nach fünf Spielen sehe ich ihn viel positiver, als ich das erwartet hatte, nachdem sich abgezeichnet hat, dass Jones direkt starten wird.
AlighatorMilch: Was machen eigentlich Teams wie die Seahawks, Giants, vielleicht auch die Lions, bezogen auf den Draft nächstes Jahr. Alles Teams die eigentlich auf der Suche nach ihrem neuen Franchise-QB sein sollten, aber bei den Leistungen eher Pick-6 bis Pick-16 picken könnten.
Zu den Seahawks wurde mehrfach die Geno-Frage gestellt, dazu komme ich gleich noch im Detail, deshalb würde ich sie hier ein wenig ausklammern.
Ein wichtiger Punkt grundsätzlich hier ist, dass ein Pick außerhalb der Top-5 Teams nicht daran hindern muss, einen Quarterback zu nehmen. Der kommende Draft bringt eine potenziell durchaus tiefe Quarterback-Klasse mit sehr verschiedenen Spielertypen mit, sodass hier auch interessante Prospects Mitte der ersten Runde vom Board gehen könnten. So wie vor zwei Jahren mit Justin Fields und Mac Jones.
Außerdem können Teams natürlich auch jederzeit nach oben traden. Selbst wenn am Ende ein Team wie Houston beispielsweise ganz oben pickt, das dann für keinen Preis runter geht, weil man selbst einen Quarterback will. Wie wahrscheinlich ist es, dass die ersten beiden Picks letztlich solchen Teams gehören? Wie wahrscheinlich, dass die ersten drei solchen Teams gehören?
Mit Houston und Carolina sehe ich aktuell zwei Teams, die hoch picken und einen Quarterback nehmen sollten. Die in der Frage genannte Liste würde ich zusätzlich erweitern: Die Colts, Falcons und Commanders passen ebenfalls in diese Fragestellung in meinen Augen.
Die erste Frage, die man sich hier stellen muss, lautet: Welches dieser Teams will überhaupt einen neuen Quarterback in der kommenden Offseason? Hier nämlich fallen die Seahawks für mich schon zunehmend raus. Die Giants und Lions sollten No-Brainer in dieser Hinsicht sein: Daniel Jones' Vertrag läuft aus und ich gehe fest davon aus, dass Dan Campbell genug von Jared Goff gesehen hat.
Die Falcons derweil könnten sich davon überzeugen, dass man mit Desmond Ridder überbrücken kann, wenn der Markt zu heiß wird. Ich denke, dass wir Ridder im Laufe dieser Saison noch sehen werden, vielleicht zeigt er ja auch genug, dass er eine weitere Chance verdient hat.
In Washington und Indianapolis sehe ich diesen Luxus nicht. Beide Regimes, die dort jeweils im Amt sind, haben jetzt schon mehrfach auf der Quarterback-Position daneben gehauen. Beide spielen bisher sehr enttäuschend. Beide Regimes sollten nach dieser Saison angezählt sein, wenn es so weiter läuft.
Das ist die perfekte Mischung für einen aggressiven Move nach oben - auch wenn das dann auch der erste wirklich aggressive Move von Colts-GM Chris Ballard wäre.
Ich denke, dass eine obere Draft-Hälfte, in der vier, fünf Teams auf Quarterback-Suche sein könnten, dazu führen wird, dass Teams wie die Giants oder Atlanta vielleicht etwas abwartender agieren. Doch nicht jedes Team hat diesen Luxus, und die GMs, die aggressiv werden müssen, werden die Teams, die sich in der Position sehen, eine funktionale Übergangslösung in ihren Reihen zu haben, bereitwillig überbieten.
Video-Mailbag: Wackelt Nathaniel Hackett in Denver bereits?
Muss man in Denver Nathaniel Hackett nach einem weiteren enttäuschenden Auftritt bereits anzählen? Was genau sind die Minnesota Vikings nach dem knappen Sieg gegen die Bears?
Was macht einen Top-Play-Caller aus? Und war es ein Fehler, dass die Broncos und die Panthers Justin Fields nicht gedraftet haben?
Die Antworten gibt's im Week-5-Video-Mailbag!