Wie geht es mit den Indianapolis Colts nach den jüngsten Turbulenzen weiter? Und welche Coaches könnten noch bis Saisonende entlassen werden?
Außerdem: Wer sind die Top-Rookie-Running-Backs und wer sind rückblickend die Verlierer der Offseason?
SPOX-Redakteur Marcus Blumberg springt für Adrian Franke ein und beantwortet Eure Fragen nach Woche 9.
Mailbag: Wie geht es jetzt weiter bei den Colts?
Ollui381, TJ_Henrich: Sollten die Colts einen Rebuild inklusive Trainer- und GM-Wechsel einleiten? Und könnte nun doch Matt Ryan wieder spielen?
Zum Glück gibt es Colts-Fragen, denn nach der überraschenden Entlassung von Frank Reich ist das sicherlich das Thema der Woche in der NFL - abgesehen vom Spiel in München, versteht sich.
Vorweg: Die betreffenden Fragen, die wir bekommen haben, kamen bereits vor der Reich-Entlassung, aber das macht in diesem Fall nichts, denn sie sind auch jetzt noch allgegenwärtig.
Ich beginne mit der Frage nach dem Rebuild: Der Coach ist bereits weg und ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass General Manager Chris Ballard spätestens zur Offseason auch entlassen wird. Teambesitzer Jim Irsay hat zwar auf der Saturday-Pressekonferenz am Montag das Gegenteil behauptet, aber ohne es zu wissen, bin ich mir ziemlich sicher, dass es nicht Ballards Idee war, in Jeff Saturday einen ehemaligen Spieler als Interimscoach zu installieren, der aber mal überhaupt keine Coaching-Erfahrung mitbringt - womit Ballard zumindest mal für den Moment klar entmachtet worden wäre.
Wer kommt auf so etwas? Und wem hilft das? Ich sage Euch, wem das hilft: Den Houston Texans, denn die könnten dadurch ihre nicht minder absurden Gedankengänge legitimiert sehen, Ex-QB Josh McCown als ihren nächsten Head Coach zu installieren. Etwas, was sie dem Vernehmen nach schon in den vergangenen zwei Offseason machen wollen, nur um dann kalte Füße zu kriegen, weil niemand sonst Interesse an ihm zeigte.
Weiter sagte Irsay, dass besagter Saturday, der sich selbst als "Führungsfigur" bezeichnet, lediglich eine Lösung für acht Spiele sei - "und hoffentlich darüber hinaus". Er kündigte auch eine umfassende Coach-Suche nach der Saison an, doch der zitierte Zusatz untergräbt Letzteres eindeutig. Irsay ist ein offenes Buch, wenn er das so sagt, weiß man ungefähr, woran man ist. Insofern kommt wohl in erster Linie ein neuer GM.
Die Colts stehen bei 3-5-1 und auch wenn noch nichts verloren ist, sind die Spiele derzeit nur schwer anzuschauen. Was auch immer man da am Sonntag in Foxborough veranstaltet hat, war wohl einfach der letzte Krug, der zum Brunnen gegangen ist. Zuvor schon war man scheinbar verzweifelt auf der Suche nach Bauernopfern. Erst Ryan, dann Offensive Coordinator Marcus Brady und nun Reich.
Und wer auch immer dann die Kaderplanung innehat, wird dann wie auch schon in den vergangenen paar Jahren seit dem Sommer 2019 vor dem Quarterback-Problem stehen. Seit Andrew Lucks damaliger Rückkehr befindet sich diese Organisation im jährlichen Wechselspiel auf QB, was zumindest mal zu durchweg schlechten Saisonstarts geführt hat, weil die Eingewöhnungszeit von Brissett, Rivers, Wentz und nun Ryan immer etwas dauerte.
gettyIndianapolis Colts: Führungsfigur ohne jegliche Erfahrung
Mit Saturday und seinem neuen Play Caller namens Parks Frazier, der überraschend auch überhaupt keine Erfahrung in Sachen Play-Calling hat, stellt sich nun die Frage, wer denn den Rest des Weges Quarterback spielen kann in diesem Jahr. Laut der PK am Montag soll dies weiterhin Sam Ehlinger sein, der noch am Sonntag in Foxborough komplett überfordert wirkte und eigentlich nun zu Ende evaluiert sein sollte. Doch spielte er anscheinend noch nicht unter einer echten "Führungsfigur", weshalb er noch eine Chance bekommt.
Die Colts sind nun anscheinend auf einer Mission, Leuten Chancen zu geben, die diese sich überhaupt nicht verdient haben.
Insofern darf erstmal Ehlinger weiter ran, doch der Weg zurück zu Ryan oder auch Nick Foles dürfte nicht allzu weit entfernt sein, wenn Ehlinger nicht bald ansteigende Form zeigt. Oder wenn man es womöglich darauf anlegt, den Rest der Saison zu versenken, was Irsay aber wohl eher nicht im Sinn haben dürfte.
Eines ist mit diesem ganzen Theater aber auch klar: Irsay, der sich vor ein paar Wochen noch als Stimme der Vernunft aufgespielt hat in der Personalie Dan Snyder, ging nun dazu über, jegliche Konventionen mit Füßen zu treten. Und dabei schlug er gleich mehreren Gruppen ins Gesicht: Seinem eigenen Coaching Staff, der in der Interimsfrage komplett übergangen wurde. Jeglichen Coaches dieser Liga, die sich - sicherlich nicht zu Unrecht - erstmal beweisen und gewissermaßen hochdienen mussten.
Und natürlich auch all den Coaches, die ethnischer Minderheiten angehören, denen alljährlich im Head-Coach-Rennen gesagt wird, dass sie deshalb nicht den Job bekommen, weil ihnen die Erfahrung noch fehlt. Waren diese Bekundungen am Ende einfach Unsinn? Und da reden wir noch gar nicht über die Rooney Rule, die Irsay mit Saturday, wenn der tatsächlich bleibt, schon längst ausgehebelt hat.
Was einen totalen Rebuild angeht, glaube ich jedoch, dass dazu der Gesamtkader noch zu gut ist und mit ein paar Tweaks - bessere O-Line, vielleicht auch durch besseres Coaching, vor allem - wieder konkurrenzfähig werden könnte. Wenn man die Saison nun erwartungsgemäß bis zum Ende vor die Wand fährt, kommt dann im Draft vielleicht auch noch der lang ersehnte nächste Franchise-QB.
ploppi19: Hall, Walker, Pierce - die Rookie RBs machen sich gut. Euer Ranking? Werden Running Backs im nächsten Draft deshalb wieder früher adressiert?
Ich finde es ehrlich gesagt gerade schwierig, Running Backs losgelöst von ihren Umständen zu bewerten. Wir haben gerade das Thema Colts gehabt und Jonathan Taylor war letztes Jahr noch der Rushing-Champion hinter einer starken O-Line. In diesem Jahr ist er weit weg von dieser Form und abgesehen von seiner Verletzung glaube ich nicht, dass er klar schlechter geworden ist. Seine Vorderleute sind das Problem.
Doch denke ich, dass sich vor allem drei besonders in den Vordergrund gespielt haben in der Rookie-Klasse 2022:
- Kenneth Walker III (Seahawks)
- Breece Hall (Jets)
- Dameon Pierce (Texans)
Die Midseason-Awards des Kollegen Franke findet Ihr hier!
Dahinter gefallen mir zumindest in Ansätzen die zwei Falcons Tyler Allgeier und Caleb Huntley oder auch Isiah Pacheco von den Chiefs.
Dameon Pierce macht im Grunde genau das, was von ihm zu erwarten war. Er ist die Bell Cow der Texans-Offense und ein starker Downhill-Runner, der vor allem durch seine Power überzeugt. Er hat auch ein paar Moves, aber vor allem ist er in der Lage, durch Leute durch zu laufen, Tackles zu brechen und eben generell das Herz einer - limitierten - Offense zu sein. Dass er mit aktuell 678 Rushing Yards Rang 6 belegt, unterstreicht das ganz gut.
Breece Hall wiederum war bekanntlich der erste Running Back, der in diesem Draft gezogen wurde. Und er ist ebenfalls genau das, was die Jets wollten. Er ist ein echter 3-Down-Back, der einen schnellen Antritt hat und vor allem "elusive" ist. Man muss ihn erstmal zu packen kriegen, wie seine 4,2 Yards before Contact unterstreichen. Zudem ist er ein fähiger Receiver aus dem Backfield und kaum zu halten, wenn er mal in Space den Ball bekommt. Ohne seinen Kreuzbandriss hätten die Jets noch viel Freude an ihm gehabt in diesem Jahr und er wäre ein klarer Anwärter auf den Rookie-des-Jahres-Award gewesen.
Den Top-Spot gebe ich aber aktuell noch Kenneth Walker III. Er begann als Backup hinter Rashaad Penny, übernahm dann aber nahtlos, als dieser sich schwer verletzte. Auch er ist eher der klassische Downhill-Runner, exzellent durch Kontakt, half aber auch schon gut in Pass Protection und ist zumindest mal nicht verloren, wenn er gelegentlich einen Ball fängt. Warum ich ihn aber aktuell vor den anderen beiden sehe, ist, dass er einfach dann übernimmt, wenn es wirklich zählt.
Natürlich spielt da rein, dass er hinter einer starken O-Line spielt und die Seahawks derzeit den Eindruck erwecken, dass sie wissen, was sie offensiv tun. Aber er unterstreicht eben auch Woche für Woche, dass er der Aufgabe gewachsen ist. Zuletzt gelangen ihm erst wieder zwei späte Touchdowns. Er ist ein starker Closer und könnte in dieser Rolle noch lange ein wichtiger Bestandteil dieses Teams sein.
Der zweite Teil der Frage war, ob Running Backs durch die gezeigten Leistungen der diesjährigen Rookies wieder höher gezogen werden könnten. 2022 gab es keinen Running Back in Runde 1. Und ohne nun auf die Klasse von 2023 zu schauen, denke ich, dass man diese Frage mit nein beantworten kann. Und auch sollte. 2022 scheinen Teams erstmals tatsächlich den wahren Wert von Running Backs verstanden zu haben. Man mag es kaum glauben, aber GMs haben offenbar dazu gelernt oder eben aus den Fehlern der jüngeren Vergangenheit ihre Schlüsse gezogen.
Wir müssen gar nicht weit zurückgehen, um das zu belegen. 2021 gingen mit Najee Harris und Travis Etienne gleich zwei Running Backs in Runde 1 vom Board. Was ist aus ihnen geworden?
Etienne verletzte sich im Training Camp und verpasste die gesamte Saison. In diesem Jahr spielt er spätestens seit Woche 7 groß auf, insofern kann man zumindest konstatieren, dass er helfen kann. Doch war er wirklich den 25. Pick des letztjährigen Drafts wert? Er hat bereits eine komplette Saison verpasst auf einer Position, die sehr viel Verschleiß hat. Und angesichts der zahllosen Lücken der Jaguars denke ich einfach, dass dieser hohe Pick anderweitig besser angelegt gewesen wäre.
Und dann wäre da noch Harris. Er spielte eine sehr ordentliche Rookie-Saison für ein Team mit einer schwachen Offensive Line und einem Quarterback, dessen Pässe kaum noch über die Line of Scrimmage gingen. Mittlerweile kommt von ihm kaum noch was, was einmal mehr mit der schwachen O-Line zu tun haben könnte. Doch selbst wenn man diese ignoriert, baut er gewaltig ab. Offenbar befindet er sich gerade auf einem Abwärtstrend, der an den früheren Colts-Fehlgriff Trent Richardson erinnert, was sich gut an seinen Rushing Yards over Expected ablesen lässt, die seit letztem Jahr stetig bergab gehen.
Zudem sehen wir in diesem Jahr auch einmal mehr, wie wichtig ein Running Back wirklich ist. Bei den Seahawks war es offenbar kein Weltuntergang, dass Penny sich verletzte. Walker übernahm nahtlos, weil die Umstände passen. Bei den Patriots macht es derzeit keinen großen Unterschied, ob Damien Harris oder doch Rhamondre Stevenson den Ball bekommen. Beide sind produktiv. Das krasse Gegenbeispiel sind die Buccaneers. Hier geht derzeit herzlich wenig insgesamt. Hier spielt mit Rachaad White ebenfalls ein vielversprechender Rookie, der seine PS aber hinter der gebeutelten O-Line und auch dank des fragwürdigen Play-Callings ebenso wenig auf die Straße bringt wie der etablierte Veteran Leonard Fournette.
Lange Rede, kurzer Sinn: Running Back ist keine Premium-Position, Running Backs sind austauschbar, ohne dass das viel an der Gesamtleistung ändern wird. Diese wird bestimmt durch die Umstände, in denen sie spielen. Also nein: Running Backs sollten auch weiterhin nicht höher und damit in Runde 1 gezogen werden.
Mailbag: Welche Coaches sind noch auf dem Hot Seat?
MurphsLawyer: Welche Head Coaches und Coordinators haben die höchste Chance, während der Regular Season entlassen zu werden?
Hätte man mich vor der Saison gefragt, wäre meine Antwort zweifelsohne Matt Rhule gewesen. Der ist aber schon entlassen. Frank Reich hätte ich nicht unbedingt auf dem Zettel gehabt, das änderte sich aber nach dem Ehlinger-Stunt.
Doch wer könnte nun noch in Gefahr sein? Hier mal meine Liste an Head Coaches und Coordinators, deren Jobsicherheit ich infrage stellen würde:
- Kliff Kingsbury, Head Coach, Cardinals
- Josh McDaniels, Head Coach, Raiders
- Nathaniel Hackett, Head Coach, Broncos
- Byron Leftwich, Offensive Coordinator, Buccaneers
Wichtig ist hier zu beachten, dass es hier darum geht, dass jemand noch vor Saisonende gehen könnte. Wenn wir von Black Monday 2023 und darüber hinaus schauen, hätte ich da noch ein paar andere Namen in der Verlosung, allen voran Lovie Smith bei den Texans. Nicht, weil er einen schlechten Job machen würde, sondern vielmehr, weil ich weiter davon überzeugt bin, dass er nur eine weitere Übergangslösung ist, bis man zu seiner Wunschlösung kommt - womöglich sogar McCown.
Und bei Dan Campbell könnte ich mir auch vorstellen, dass er hinterfragt werden könnte. Sein Ra-Ra-Stil ist für die NFL vielleicht zu wenig, auch wenn es denkbar ist, dass er - gerade nach der Vorstellung gegen Green Bay - noch einen neuen Quarterback bekommt, um sich vollends beweisen zu können.
Kliff Kingsbury
Kingsbury wurde seinerzeit nach Arizona geholt, um eine moderne Offense aufzubauen, die mit einem dynamischen Quarterback an der Spitze für Furore sorgen sollte. Aktuell ist diese Unit aber vor allem extrem ineffizient. In neutralen Situationen produziert diese Offense -0,102 EPA/Play, was Rang 29 in der NFL bedeutet. Und das ist einfach zu wenig.
Sicherlich wurde es seit der Rückkehr von DeAndre Hopkins besser, aber nicht gut genug. Die Cardinals (3-6) sind drauf und dran, zum dritten Mal in vier Jahren die Playoffs zu verpassen. Und da könnte dann womöglich auch der neue Vertrag bis 2027 nicht mehr helfen, wenn das Team schon in wenigen Wochen raus sein sollte aus dem Playoff-Rennen.
Josh McDaniels
Ja, das scheint ein Long Shot, doch machen wir uns nichts vor: McDaniels war die Wunschlösung von Teambesitzer Mark Davis, er bekam nahezu jeden Wunsch in der Offseason erfüllt, allen voran Superstar-Receiver Davante Adams. Und auch wenn absehbar war, dass diese Saison schwierig werden könnte - der Kader ist sehr top-heavy und wird Ausfälle der Starter nur schwer verkraften -, sind die gezeigten Leistungen zu wenig.
Allein die Tatsache, dass die Raiders schon drei 17-Punkte-Führungen verspielt haben, lässt Alarmsirenen schrillen. Und die Tatsache, dass man in der AFC West bereits jetzt vier Spiele Rückstand zur Spitze hat, macht die Sache nicht besser.
Vermutlich wird man McDaniels selbst mit einer verkorksten Saison noch eine weitere geben. Aber wer weiß, wie sich die Situation darstellt, wenn der Abwärtstrend so weitergeht.
Nathaniel Hackett
Ich habe das schon des Öfteren erwähnt: Auch wenn Hackett neu ist in Denver, ist ihm ein gewisser Welpenschutz nicht garantiert. Es gibt schlicht keine emotionale Bindung zu den ganz hohen Tieren der Franchise. Das Team wurde an neue Besitzer verkauft und auch der Teampräsident wurde gewechselt. GM George Paton ist noch da, doch muss das nicht allzu viel heißen.
Auf dem Papier steht auch hier eine Offense, die von einem Offensiv-Guru gecoacht wird, aber kaum funktional erscheint. Der Sieg in London über die Jaguars vor knapp zwei Wochen war ein wichtiges Lebenszeichen in einer schwierigen Phase, doch war das auch eher die immer noch vorhandene individuelle Klasse von Russell Wilson sowie ein paar busted Coverages zu verdanken, dass dieser Sieg eingefahren wurde.
Die Broncos haben viel Geld in die Hand genommen, allen voran für Wilson. Wenn man dann schon zur Saisonmitte in arger Not ist, wirft das zumindest kein gutes Licht auf den Head Coach, der sich zudem zahlreiche Aussetzer in In-Game-Management ankreiden lassen muss.
Byron Leftwich
Leftwich war vor der Saison im Gespräch, einen Head-Coach-Posten zu übernehmen, womöglich sogar bei seinem früheren Team in Jacksonville. Nach dieser Saison - sollte sich der Trend nicht klar verändern - dürfte das Interesse an ihm aber erstmal zum Erliegen kommen.
Leftwichs Offense belegt Rang 26 nach EPA/Play. Und klar kann man anbringen, dass zahlreiche Verletzungen eine gehörige Rolle spielten, dass es Probleme gab und immer noch gibt. Doch es ist mehr als das. Sein Play-Calling hält das Team zurück. Sein stures Festhalten an Runs bei Early Downs und gerne bei First Down, seine Weigerung auf Play Action zu setzen, weil das ja ohne gutes Run Game nicht funktioniere - warum läuft er dann so oft, wenn da irgendein Zusammenhang bestehen würde?
All diese Dinge sind ein Problem. Diese Offense ist weiterhin hochklassig besetzt und - weil diese Frage auch gestellt wurde in dieser Woche - Tom Brady legt immer noch ein sehr hohes Niveau an den Tag, wird aber auch derzeit von den Umständen behindert. Und dennoch bekommt das Team wenig auf die Kette. Und speziell bei 3rd Down ist man dieser Tage richtig schlecht. Grund dafür ist vor allem, dass man sich mit besagten Calls in Early Downs regelmäßig komplizierte 3rd&Longs einhandelt, aus denen man dann selten herausfindet.
Ist es nun aber wahrscheinlich, dass Leftwich vor Saisonende entlassen wird? Nach dem wundersamen Comeback-Sieg am Wochenende über die Rams wahrscheinlich nicht mehr, zumindest für den Moment. Auch wenn das eher Brady als Leftwich geschuldet war.
appletechnikbl: Wer kristallisiert sich als vergangener Offseason-Verlierer (Team und Spieler) heraus? Gibt ja einige Optionen: Davante Adams, Aaron Rodgers, Brady, Russell Wilson ...
Also von den Genannten würde ich jetzt per se keinen als Verlierer bezeichnen. Drei von diesen Spielern haben monströse Verträge unterschrieben und ihre Zukunft mehr als zementiert. Und Brady hat seine Zukunft nach dieser Saison komplett in der eigenen Hand.
Schaut man sportlich drauf, dann springen mir wieder die Packers ins Auge. Sie haben sich mit diesem Rodgers-Deal, der die Definition eines Knebelvertrags ist - und zwar fürs Team - komplett von ihm abhängig gemacht. Sie werden realistisch betrachtet nur noch solange konkurrenzfähig sein - wenn man das dieses Jahr überhaupt noch sagen kann -, bis Rodgers irgendwann beschließt, dass er genug hat und von dannen zieht.
Denn dann wird das Team von einer exorbitanten Summe an Dead Money erdrückt. 2023 wären das zum Beispiel schlanke rund 100 Millionen Dollar, 2024 noch 68 Millionen, und so weiter. Selbst wenn die Salary Cap nun jährlich stark ansteigt mit den neuen TV-Verträgen, ist das eine unglaubliche Hypothek.
Doch das ist nicht mehr das größte Problem. Den Packers nämlich fallen nun die Versäumnisse der vergangenen paar Jahre inklusive diesem vor die Füße. Sie haben einfach keine guten Receiver geholt, um die Offense zu verstärken. Sie haben komplett darauf vertraut, dass Rodgers dieses Team schon tragen wird, egal, mit welchen Mitspielern.
Doch Davante Adams wurde nicht im Ansatz ersetzt und das scheint das größte Problem zu sein. Er machte so vieles so viel einfacher. Weil er herausragende Fähigkeiten besitzt, aber auch, weil er sich blind mit Rodgers verstand. Und eine solche Connection ist Goldwert für jede QB-WR-Kombo.
Die Packers waren offensichtlich der Meinung, dass Rodgers allein das Titelfenster offen halten würde, zusammen mit einer gut besetzten Defense versteht sich. Doch das ist auch 2022 keine stabile Grundlage. Die Top-Teams der vergangenen Jahre hatten alle Top-Offenses und mindestens solide Defenses. Doch der Offense-Part macht am Ende den Unterschied und hier sind die Packers gerade nicht gut genug. Sie stolpern über ihre Entscheidungen der Offseason, die zusätzlich weitreichende Konsequenzen für diese Franchise haben werden, weshalb man sich durchaus als Offseason-Verlierer bezeichnen muss.
Ein Satz noch zu den Raiders: Auch hier kann man sagen, dass ihre Rechnung mit den zahlreichen Top-Transfers nicht aufgegangen ist. Aber sie hatten eben auch schwere Altlasten abgetragen, die das Gruden-Regime hinterlassen hatte. Deshalb ist es auch so schwierig, McDaniels und Co. fair zu bewerten. Aber die Raiders zeigen zumindest, dass ein paar Topstars zu kaufen noch lange nicht reicht, um in der NFL konkurrenzfähig zu sein.