Quarterback Ranking nach Week 10: Ist Tua jetzt ein Elite-Quarterback?

Von Adrian Franke
16. November 202208:21
SPOX-Redakteur Adrian Franke sortiert die 32 Starting-Quarterbacks in der NFL.getty
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Die NFL ist offiziell in der zweiten Saisonhälfte angekommen, und damit ist es an der Zeit für das zweite In-Season-Quarterback-Ranking! Die Elite-Gruppe wird dabei noch einsamer, das letzte Tier wächst dagegen. Justin Fields und Trevor Lawrence klettern - und wo genau ist Tua Tagovailoa einzuordnen? SPOX-Redakteur Adrian Franke sortiert die 32 Starter nach Woche 10.

Um die Quarterback-Landschaft in der NFL noch besser darstellen zu können, unterteile ich die Quarterback-Rankings seit dieser Saison qualitativ in Gruppen, sogenannte Tiers.

Innerhalb dieser Tiers gibt es die gewohnten Rankings, aber die Idee dahinter ist, Quarterbacks besser zu kategorisieren. Rankings innerhalb der Tiers sind dementsprechend auch als weniger gravierend zu betrachten als Tier-Unterschiede.

Das soll dabei helfen, einzelne Platzierungen weniger "wertvoll" zu machen, und umgekehrt klarere Abgrenzungen kreieren.

NFL: Quarterback Ranking nach Week 10

Tier 6: Diese Quarterbacks sollten nicht mehr starten

Das letzte Tier erfordert nicht allzu viele zusätzliche Erklärungen. Es handelt sich Quarterbacks, von denen wir an diesem Punkt genug gesehen haben - und die ihren Teams einfach kein Plus mehr geben. Mehr noch, es sind Quarterbacks, die bestenfalls Beifahrer sind und zu häufig einbrechen, wenn das Spiel in ihre Hände gelegt wird.

Zwei der drei Quarterbacks, die vor fünf Wochen noch in dieser Kategorie auftauchten, wurden seither gebenched: Matt Ryan und Baker Mayfield sind nur noch Backups in Indianapolis, respektive Carolina. Die Quarterbacks, die die beiden jeweiligen Startplatz übernommen haben, konnten bislang aber nur sehr bedingt überzeugen - vielleicht ist Ryan auch schon wieder als Starter zurück.

32. Davis Mills, Houston Texans

Ranking nach Week 5: Platz 24.

Ich sehe die Prognose für die Texans relativ klar: Houston wird einen sehr hohen Pick im kommenden Draft erhalten, vielleicht den First-Overall-Pick - und dieser Pick wird genutzt, um seinen neuen Franchise-Quarterback auszuwählen. Mills war eine gute Übergangslösung, weil er günstig war und weil er als Rookie genug gezeigt hat, um mit ihm auf seriöse Art und Weise in diese Saison zu gehen. Die erhofften Fortschritte in diesem Jahr aber blieben dann aus, sowohl was seine Aggressivität als Passer angeht, als auch bei seinem Pocket-Verhalten. Ich denke immer noch, dass Mills auf lange Zeit ein High-End-Backup sein wird, mit dem man das gelegentliche Spiel gewinnen kann, wenn er rein muss. Aber ich denke nicht, dass er für die Texans über diese Saison hinaus die Antwort sein wird.

31. P.J. Walker, Carolina Panthers

Ranking nach Week 5: Nicht geranked.

Ein bisschen vergleichbar mit Mills in Houston, ist auch Walker eine nette Übergangslösung für die Panthers, ehe dann in der kommenden Offseason ohne Frage ein neuer Head Coach und ein neuer Quarterback nach Charlotte kommen werden. Walker ist zumindest unterhaltsam: Er hat einen beachtlichen Arm und ist gewillt, mit dem auch das ganze Feld und jedes Fenster zu attackieren, was schon jetzt zu einigen wilden Pässen - positiv wie negativ - geführt hat. Gut möglich, dass wir Sam Darnold in der zweiten Saisonhälfte auch noch sehen, aber keiner der drei Quarterbacks wird nächstes Jahr in Carolina noch eine Rolle spielen. Walker hat zumindest das Potenzial gezeigt, mit einzelnen Pässen ein Feuerwerk abzubrennen - und das ist mehr, als die meisten anderen Quarterbacks in diesem Tier von sich behaupten können.

30. Taylor Heinicke, Washington Commanders

Ranking nach Week 5: Nicht geranked.

Eine Handvoll (nicht selten glücklicher) Big Plays, oder auch, wie gegen die Eagles, einige sehr gut getimte Pässe in enge Fenster, sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass Heinicke Down für Down einer der schlechteren Starting-Quarterbacks in der NFL ist. Mit viel zu vielen Turnover-Risiken, einigen der übelsten Momente unter Druck und mitunter davon lebend, Bälle mit viel Hoffnung in enge Fenster zu feuern, bestätigt Heinicke meinen Eindruck von ihm: Der 29-Jährige ist ein High-End-Backup, der als Starter im richtigen Moment unterhaltsam aufspielen und auch etwas gewinnen kann. Aber mehr als eine Notfalllösung sollte er für ein Team nicht sein.

29. Matt Ryan, Indianapolis Colts

Ranking nach Week 5: Platz 31.

Was für ein Chaos bei den Colts, die nach dem Bekenntnis zu Sam Ehlinger am Montag plötzlich aus dem Nichts doch wieder Matt Ryan am Sonntag aufboten. Und es war nicht wirklich überraschend, dass Ryan seine Sache besser machte als der sichtlich überforderte Ehlinger - was die Entscheidung Ryan zu benchen, umso fragwürdiger erscheinen lässt. Das ändert nichts daran, dass Ryan offensichtlich keine langfristige Lösung für die Colts ist und zeitnah ersetzt werden muss - aber eben nicht durch Sam Ehlinger. Ryan hatte eines dieser effizienten Spiele gegen die Raiders, mit wenigen negativen Plays und fast allen Completions innerhalb von zehn Yards der Line of Scrimmage. Auf diese Art und Weise können die Colts mit ihm gewinnen, solange die Defense nicht viel zulässt und das Run Game funktioniert.

28. Jared Goff, Detroit Lions

Ranking nach Week 5: Platz 26.

Ähnlich wie mit Ryan bei den Colts ist auch die Lions-Offense mit Goff sichtlich limitiert. Bei Goff liegt es dabei weniger daran, dass sein Arm nachlässt, und eher daran, dass er riesige Probleme mit Pressure hat, kaum etwas kreieren wird und letztlich ebenfalls in einer Quick-Game-Welt leben muss, was nur funktioniert, wenn das Run Game einen ordentlichen Teil der Last trägt. Goff ist als Übergangslösung in Ordnung, aber er zeigt weiterhin, ähnlich wie Mariota in Atlanta, dass sich sein Team mit Nachdruck nach einer Alternative umschauen muss.

27. Marcus Mariota, Atlanta Falcons

Ranking nach Week 5: Platz 30.

Das Thursday Night Game gegen die Panthers war symptomatisch für die Mariota-Problematik: Atlanta hat lediglich einen Plan A - das Run Game. Und sicher, hier hat Mariota ebenfalls eine Rolle, aber wie wertvoll ist diese im Gesamtbild? Vor allem mit Blick auf die Tatsache, dass die Falcons allein angesichts der eigenen Defense auch mit dem Passspiel antworten können müssen. Als das gegen die Panthers gefordert war, agierte Mariota weitestgehend zwischen wild und überfordert. Der Hawaiianer ist eine solide Übergangslösung, weil er mit seiner Mobilität in Arthur Smiths Offense ein Faktor im Gesamtkonstrukt sein kann. Aber die Limitierungen sind überdeutlich und Stand jetzt kann ich mir nicht vorstellen, dass Rookie Desmond Ridder die gesamte Saison auf der Bank verbringt.

Quarterback-Ranking, Tier 5: In erster Linie das Prinzip Hoffnung

Dieses Tier ist für die jungen Quarterbacks vorgesehen, bei denen wir noch auf die merklichen Fortschritte warten, die Sample Size aber noch zu klein ist, um auch nur ansatzweise irgendwelchen finalen Schlussfolgerungen zu ziehen.

Mit fortschreitender Saison wird das Bild bei diesen Kandidaten klarer. Wenn es Richtung Offseason geht, sind wir - vor allem die jeweiligen Teams - im Idealfall in der Lage, klarer zu sagen, in welches Tier der entsprechende Quarterback fällt und welche Entscheidungen getroffen werden müssen.

26. Zach Wilson, New York Jets

Ranking nach Week 5: Platz 27.

Sollte Wilson bis Saisonende auf einem ähnlichen Level spielen wie bislang in diesem Jahr, stehen uns sehr kritische Diskussionen rund um die Quarterback-Situation der Jets bevor. Denn dass er Armtalent hat, steht außer Frage - aber selbst dieses Armtalent ist nicht im obersten NFL-Regal. Es sind eben wirklich nur Flashes, nur einzelne Momente, in denen man dieses Talent sieht. Prägender sind einerseits die gravierenden Fehler, von denen Wilson zu viele hat, inklusive absurde Schnitzer, andererseits aber auch die generelle Inkonstanz. Und auch die Ausreden werden dünner: Die Jets haben eine herausragende Defense, trotz diverser Ausfälle spielt die Line gut, Garrett Wilson ist eingeschlagen, das Run Game funktioniert. Wilson muss in der zweiten Saisonhälfte klare Fortschritte zeigen und nicht nur damit auffallen, dass die Jets Spiele gewinnen, wenn er möglichst unauffällig spielt.

25. Kenny Pickett, Pittsburgh Steelers

Ranking nach Week 5: Platz 28.

Er kassiert nach wie vor zu viele Sacks, er ist als Passer aggressiv, aber auch ineffizient, und was die Armstärke angeht, werden gewisse Limitierungen Pickett immer begleiten. Er macht seine Sache als Rookie-Quarterback in einer nicht gerade übermäßig QB-freundlichen Offense ordentlich, und wenn er anfängt, das Spiel schneller zu lesen, hat er auch noch eine gewisse Upside. Dass er als Runner Schaden anrichten kann, hat er gerade gegen die Saints gezeigt, und in dem Spiel war auch zu sehen, dass die Offense funktional ist, wenn Pickett die Turnover runter schraubt. Aber für den Moment ist es ein Auf und Ab, auch wenn ein unverhältnismäßiges Turnover-Pech in seinen ersten Einsätzen die Total Stats negativer aussehen lässt, als es seine Leistungen tatsächlich waren.

24. Mac Jones, New England Patriots

Ranking nach Week 5: Platz 19.

Eigentlich fallen Quarterbacks nicht mehr in das "Prinzip Hoffnung"-Tier zurück - danach sind sie entweder im dritten oder vierten Tier - oder, im schlimmsten Fall, irgendwann in der letzten Gruppe. Jones ist insofern eine Ausnahme. Hier ist meine Begründung: Er ist noch jung genug, dass man noch nicht wirklich sicher sagen kann, wo die Reise für ihn in der NFL hingeht; wo er in drei, in fünf Jahren stehen wird. Und nach einer vielversprechenden Rookie-Saison hat er bislang dieses Jahr unter dem Strich einen relativ unbestreitbaren Schritt zurück gemacht. Gleichzeitig haben wir das Potenzial gesehen, das er als Game Manager hat - ein Quarterback, mit dem man gewinnen kann, solange die Umstände passen. Aktuell muss er sich allerdings erst wieder steigern, um wieder in dieses Tier aufzusteigen.

Quarterback-Tier 4: Nicht (mehr) gut genug für eine langfristige Lösung

Übergangslösungen, aus der Not heraus geborene Starter: Hier ordnen sich Quarterbacks ein, bei denen man sich an diesem Punkt relativ sicher sein kann, dass sie kein Franchise-Quarterback sind oder noch werden - und bei denen man sich nicht davon blenden lassen sollte, wenn sie einzelne gute Spiele abliefern.

Mit manchen dieser Quarterbacks kann man in gewissem Maße erfolgreich sein. Doch es ist klar, dass mit einem dieser Starter ein signifikantes Handicap im Ligavergleich besteht - und dass, wenn einer dieser Quarterbacks für das eigene Team startet, man de facto auf Quarterback-Suche ist.

23. Jacoby Brissett, Cleveland Browns

Ranking nach Week 5: Platz 14.

Die Rückkehr von Deshaun Watson, der aktuell noch seine Sperre absitzt, rückt näher, und die Browns haben bereits klargemacht, dass Watson dann auch direkt starten wird. Keine Akklimatisierung. Für Brissett heißt es dann: Zurück auf die Bank. Insofern ist das hier wohl auch das vorläufig finale Fazit zu Brissetts Zeit als Übergangslösung, und ich denke, dass er gemessen an realistischen Erwartungen das absolute Maximum herausgeholt hat. Brissett nutzt die Räume und Matchups, die sich ergeben, weil er hinter einer exzellenten Line und neben dem vielleicht besten Run Game in der NFL agiert. Insgesamt betrachtet hatte er im zweiten Saisonviertel sicher den einen oder anderen Fehler zu viel in seinem Spiel, um als Game Manager dann auch seine Rolle vollends auszufüllen. Trotzdem bin ich gespannt, ob die Offense auch strukturell mit Watson direkt an das anknüpfen kann, was sie mit Brissett bislang zeigt.

22. Andy Dalton, New Orleans Saints

Ranking nach Week 5: Nicht geranked.

Es wird vermutlich nur bedingt in Erinnerung bleiben, im Rahmen einer generell enttäuschenden Saints-Saison - aber Andy Dalton spielt mehr als ordentlich. Gegen Baltimore hatte er sein erstes wirklich schwächeres Spiel, als er allerdings auch mit sehr viel Druck zurechtkommen musste. Dalton spielt insgesamt aber aggressiv, konstant innerhalb der Struktur der Offense, und das obwohl die Offensive Line anfällig ist und Michael Thomas sowie Jarvis Landry selten mit von der Partie waren. Dalton ist an diesem Punkt sicher keine langfristige Lösung mehr, aber in diesem Jahr hat er gezeigt, dass er noch immer eine Offense auf einem unerwartet hohen Level umsetzen kann und dass er auch für die Saints die bessere Option ist als Jameis Winston.

QB-Tier 3: Quarterbacks, mit denen gute Teams gewinnen können

Der Großteil dieser Kategorie lässt sich am ehesten so zusammenfassen: In guten Situationen kann man mit diesen Quarterbacks gewinnen. Das Problem ist aber, dass es zunehmend schwierig wird, diese Umstände zu kreieren oder aufrecht zu erhalten, wenn der Quarterback erst teuer bezahlt wird. Kirk Cousins und Ryan Tannehill wären Musterbeispiele dafür.

Auffällig ist auch, dass noch eine andere Eigenschaft diese Gruppe charakterisiert: Die Quarterbacks profitieren häufig überdurchschnittlich stark von Play Action. Tannehill, Cousins und Garoppolo, aber auch Tua Tagovailoa, sind perfekte Beispiele dafür: Diese Quarterbacks sind auf Play Action angewiesen, um die Chance zu haben, eine Top-10-Quarterback-Saison spielen zu können. Das trifft auf die meisten Kandidaten in dieser Gruppe zu.

Neu mit dabei sind die beiden Second-Year-QBs Justin Fields und Trevor Lawrence, die sich immer deutlicher vom Rest der 2021er Quarterback-Draft-Klasse absetzen.

21. Russell Wilson, Denver Broncos

Ranking nach Week 5: Platz 21.

Ich denke, den ganz großen Hammer muss man bei Wilson nicht mehr rausholen. Seine Probleme in der ersten Saisonhälfte sind mehr als ausreichend dokumentiert und diskutiert; jeder weiß, dass er enorme Probleme hat. Er schafft es nicht, in einer NFL zu leben, in der Offenses weniger von Big Plays und mehr vom Quick Game und der Down-für-Down-Distanz leben müssen. Wilson ist weiterhin einer der effizientesten Quarterbacks in der Mid-Range, dort, wo Offenses viel mehr noch punkten müssen, weil Shot Plays eben schwieriger sind. Und das Quick Game wird nie seine große Stärke werden. Wilson hat noch das gelegentliche Big Play in seinem Spiel, der Arm ist noch in Ordnung und zumindest das gelegentliche Play am Boden macht er ebenfalls noch. Aber beides ist längst nicht mehr so dominant wie zu seinen Hochzeiten, und in diesem Jahr wird das eben umso gravierender sichtbar.

20. Matthew Stafford, Los Angeles Rams

Ranking nach Week 5: Platz 18.

Noch würde ich Stafford und Wilson nicht in das vierte Tier schieben, aber bei beiden bin ich auf "kommt das Ende der Reise in Sichtweite?"-Watch. Stafford hat dabei ohne Frage nochmal schwierigere Umstände als Wilson in Denver, aber auch eine schwache Offensive Line darf nicht als Ausrede dafür herhalten, dass die Rams nach EPA pro Play die schlechteste Offense in der NFL aufs Feld führen. Stafford holt noch halbwegs etwas raus, aber in einer Offense, in der er fast ausschließlich als Kurzpass-Ballverteiler operieren muss, stößt er gleichzeitig merklich an Grenzen - und wer weiß, wie gravierend seine Ellbogenprobleme wirklich sind. Stafford spielt nicht gut unter Druck, und er bekommt jede Menge davon. Er zerlegt auch den Blitz nicht mehr wie im Vorjahr, das vertikale Passspiel ist ebenfalls nur eine Randnotiz: Stafford hat bislang acht Completions über mindestens 20 Yards. Die gesamte Offense ist maximal limitiert und Stafford ist nicht in der Lage, aus schwierigen Umständen zumindest eine mittelmäßige Offense zu formen.

19. Daniel Jones, New York Giants

Ranking nach Week 5: Platz 20.

Es steht außer Frage, dass Brian Daboll gerade das Maximum aus Daniel Jones rausholt - auch angesichts der Umstände was insbesondere die Receiver-Situation angeht. Aber was ist dieses Maximum? Diese Frage könnte auch die kommende Offseason im Big Apple prägen, wenn es darum geht, ob man Jones noch ein Jahr geben will; sein Vertrag läuft aus. Und natürlich ist Jones limitiert, aber er ist eine Waffe als Runner und er verteilt den Ball gut im Kurzpassspiel. Das vertikale Element fehlt aktuell komplett, was nicht nur, aber auch am Quarterback liegt. Und er hat noch immer zu viele Aussetzer in seinem Spiel. Aber im Moment ist er genau das, was diese Kategorie beschreibt: Ein Quarterback, dessen Qualitäten dabei helfen, Spiele zu gewinnen. Auch wenn das in seinem Fall mit einem minimalen Spielraum für Fehler einhergeht.

18. Derek Carr, Las Vegas Raiders

Ranking nach Week 5: Platz 13.

"Frustrierend inkonstant" würde ich die Saison von Derek Carr zum Start der zweiten Saisonhälfte beschreiben. Das Jaguars-Spiel in der Vorwoche war ein perfektes Beispiel darfür, als Carr früh im Spiel Big Play auf Big Play auflegte, um dann in der zweiten Hälfte mehrfach Receiver zu verpassen, und auch die Connection mit Davante Adams war plötzlich off. Gegen die Colts war es erneut die Adams-Show, mit Fragezeichen darüber hinaus. Die Raiders haben Probleme damit, ein konstantes Kurzpassspiel aufzuziehen. Das sollte mit Carr und diesen Waffen in McDaniels' Scheme eigentlich eine Stärke sein. Die Line ist ein Problem, das neue Scheme ist auch noch holprig in der Umsetzung. Carr in seiner besten Version ist ein High-Level-Game-Manager, der die Offense phasenweise auch tragen kann. Doch die Wahrheit ist, dass diese Version von Carr in der vergangenen Saison häufiger zu sehen war als bislang in diesem Jahr.

17. Jimmy Garoppolo, San Francisco 49ers

Ranking nach Week 5: Platz 15.

Auch auf die sehr akute Gefahr, mich hier zu wiederholen: Garoppolo ist, was er ist! Und ja, er hatte gerade in seinen ersten Einsätzen dieser Saison etwas mehr Aggressivität in seinem Spiel - aber unter dem Strich ist er ein guter Game Manager, der Shanahans Offense gut umsetzt, der aber auch in fast jedem Spiel zumindest einen Aussetzer drin hat und der den exzellenten Niners-Waffen Chancen gibt, Plays zu machen. Das reicht, um viele Spiele zu gewinnen, auch wenn der Quarterback das Team dabei selten trägt. In den meisten Spielen muss Garoppolo das auch gar nicht. Bekommt er Druck, oder wird er in klare Dropback-Passing-Situationen gezwungen, kann es mitunter schnell hässlich werden - auch dieser Part seiner Analyse ist unverändert.

16. Justin Fields, Chicago Bears

Ranking nach Week 5: Platz 29.

Man kann Justin Fields aktuell förmlich dabei zuschauen, wie er wächst und sich verbessert. Die offensive Umstellung nach dem Thursday Night Game gegen Washington hat dabei zweifellos ihren Anteil; Fields wird endlich fest ins designte Run Game eingebunden und die Ergebnisse sind deutlich sichtbar. Fields ist einer der dynamischsten Runner auf der Quarterback-Position in der NFL aktuell, seine Beschleunigung ist außergewöhnlich. Das öffnet auf einen Schlag so viele Möglichkeiten für die Offense und macht Fields so viel gefährlicher - und das wirkt sich auch auf das Passspiel aus. Ich habe den Eindruck, dass er schneller spielt, dass er sicherer spielt: Gegen Miami wurde er zum ersten Mal in dieser Saison den Ball im Schnitt in unter drei Sekunden nach dem Snap los. Gerade als Passer hat Fields noch einen weiten Weg vor sich, aber die Athletik und das Potenzial übertragen sich zunehmend auf den Platz.

15. Ryan Tannehill, Tennessee Titans

Ranking nach Week 5: Platz 17.

Tannehill ist die aktuell vielleicht beste Definition eines "funktionalen Starting Quarterbacks" in der NFL. Mit ihm hat eine Offense, die wahrlich kein Überangebot an Playmakern hat, einen Floor, er hat relativ wenige gravierende Fehler in seinem Spiel und er kann als Runner das eine oder andere First Down rausholen. Was er spielt, ist selten spektakulär, aber er ist tough in der Pocket und letztlich ergänzt er als Game Manager eine starke Defense. In dieser Rolle ist er noch immer ein guter Quarterback für ein Titans-Team, das mit besagter Defense, mit Derrick Henry in vielen Spielen mindestens ein unangenehmer Gegner sein wird. Solange Tannehill auf seinem aktuellen Level spielt.

14. Trevor Lawrence, Jacksonville Jaguars

Ranking nach Week 5: Platz 16.

Eine Herausforderung bei Lawrence liegt darin, den enormen Pre-Draft-Hype zumindest ein wenig ausklammern und sich auf das zu fokussieren, was er tatsächlich auf dem Platz zeigt. Lawrence spielt bisher nicht wie das Generational Talent, das manche in ihm vor zwei Jahren gesehen haben - aber deswegen spielt er nicht schlecht. Lawrence zeigt als Passer klare Fortschritte, auch wenn es nach wie vor Höhen und Tiefen gibt; vor allem Jacksonvilles - und Lawrence' - schwache Auftritte in der Red Zone lassen das Bild teilweise düsterer erscheinen, als es eigentlich ist. Mir gefällt, wie schnell er den Ball wirft, wie ruhig er aus der Pocket bereits spielt und wie sicher er meist schon in seinem Ball-Placement ist. Der Trend bei ihm ist mittlerweile wieder merklich positiver. Vielleicht wird Lawrence nie der Elite-Ausnahme-Quarterback, den sich manche erhofft hatten - aber er ist nach einer verlorenen Rookie-Saison auf Kurs, ein sehr guter Quarterback zu werden.

13. Dak Prescott, Dallas Cowboys

Ranking nach Week 5: Nicht geranked.

Bei Prescott beschleicht mich immer wieder dieses Gefühl, dass hier zu viel liegengelassen wird. Nicht nur am Sonntag im Spiel gegen die Packers, sondern es beschreibt so ein wenig meinen Gesamteindruck von Dak Prescott und der Cowboys-Offense unter Kellen Moore. Das war auch letztes Jahr ein Thema: Wenn Prescott und die Offense mal auf einem wirklich hohen Level spielen, dann ist das Ceiling ganz weit oben - aber man hat dabei immer den Eindruck, dass es ein fragiles Gebilde ist, ohne Substanz. Und zumeist wird dann auch bestätigt, dass die Offense eben nach einem Hoch wieder abfällt. Das fällt für mich auch auf den Quarterback zurück. Prescott kann ein fantastischer Pocket-Passer sein, einer der besten Quarterbacks in der NFL in dieser Hinsicht! Weil er an der Line of Scrimmage die Defense sezieren kann und weil er einfach gut darin ist, Plays auszulesen und zum korrekten Read zu kommen. Aber mir fehlt nicht nur das Elite-High-Ceiling-Play von Prescott, um auf diese Art und Weise Woche für Woche zu gewinnen, fehlt mir auch die Konstanz.

12. Kyler Murray, Arizona Cardinals

Ranking nach Week 5: Platz 8.

Murray fällt zumindest für den Moment ein Tier nach unten, denn während ich in ihm zwar nach wie vor einen Quarterback sehe, der sein Team zu Siegen tragen kann, hat er das zuletzt zu selten abgerufen. Das Vikings-Spiel bot mehr als eine Gelegenheit, um die Partie in der zweiten Hälfte für sich zu entscheiden, auch die Seahawks wären mit einem besseren Auftritt der Offense schlagbar gewesen. Die Umstände helfen dabei wenig: Insbesondere die Offensive Line, die zuletzt aus mehr Backups als Startern bestand, ist ein Problem. Gleichzeitig hat Colt McCoy gegen die Rams am Sonntag gezeigt, wie eine diszipliniert vorgetragene Quick-Game-Offense eben trotzdem erfolgreich sein kann. Arizona muss wieder Wege finden, das vertikale Passspiel zu beleben. Murray mehr ins designte Run Game einzubinden, könnte ein Schlüssel dafür sein.

11. Kirk Cousins, Minnesota Vikings

Ranking nach Week 5: Platz 11.

Es war eine auffallend unauffällige Saison, die Kirk Cousins dieses Jahr gespielt hat. Konstant im Kurzpassspiel und im Intermediate Passing Game, hier ist die Offense generell stark. Play Action ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil der Offense, und Cousins machte einfach wenige gravierende Fehler, während er der Offense gleichzeitig einen Floor gibt. Was der Offense fehlte, waren die Shot Plays - und die waren über die letzten beiden Wochen plötzlich zurück. Mehr Aggressivität im Passspiel, mehr Mut darin, enge Fenster zu attackieren und insbesondere Justin Jefferson Chancen zu geben. Das könnte ein wichtiger Trend für die Vikings insgesamt sein, auch wenn Cousins zuletzt auch mehrere gravierende Fehler in seinem Spiel hatte. Er hat große Probleme mit Druck und nach wie vor in der ersten Saison unter Kevin O'Connell auch mit dem Blitz. Cousins spielt gut, aber inwieweit kann man ihm vertrauen, dass er auf absolutem Top-Level spielen kann - etwa im Rahmen eines Playoff-Runs?

10. Tua Tagovailoa, Miami Dolphins

Ranking nach Week 5: Platz 12.

Es ist nicht einfach, dieser Tage eine nuancierte Diskussion über Tua Tagovailoa zu führen. Die Schwierigkeit liegt dabei darin, die Top-5-Quarterback-Stats vom Tape, dem Scheme und den Waffen zu trennen. Hill und Waddle öffnen und ermöglichen bestimmte Dinge: Die Dolphins werden kaum geblitzt, sie sehen kaum Man Coverage, was Tua liegt, weil er gegen Zone mit Antizipation punkten kann. Und auch die Mitte des Feldes ist offener, wegen Miamis Receivern. Tuas Arm-Limitierungen werden deutlich, wenn man sich die Shot Plays anschaut, die wirklich vertikalen Plays, die mit diesen Receivern mit einem anderen Quarterback nochmals merklich wertvoller sein könnten. Und er hat - auch deshalb - zu viel Turnover-Risiko in seinem Spiel. Aber er ist exzellent, vielleicht der beste Quarterback in der NFL aktuell, in der Mid Range. Und vor allem ist er sehr gut darin, schnell zu entscheiden, wo er mit dem Ball hingeht und diesen auch schnell loszuwerden und ihn im Raum zu platzieren, Verteidiger zu manipulieren und insgesamt einfach sehr schnell zu spielen. Das ist Tuas größte Qualität, und diese Qualität passt zu Hill und Waddle und McDaniels' Offense, auch ohne den Elite-Arm oder die Elite-Athletik. Tua profitiert hier fraglos sehr von den Umständen, aber er sorgt auch dafür, dass die Offense zumindest 80 Prozent ihrer PS - manchmal mehr - aufs Feld bringt. Dass Tagovailoa den Ball regelmäßig schnell tief wirft, ist auch eine Qualität seiner Reads und des generellen Tempos in seinem Spiel. Die Dolphins-Offense aktuell ist das Resultat davon, wenn man ein Elite-Scheme mit Elite-Waffen mit einem guten Quarterback kombiniert, der diese Offense gut umsetzt. Es ist in vielen Bereichen eine ähnliche Diskussion wie bei Jimmy Garoppolo über die letzten Jahre, auch wenn ich klar sagen würde, dass Tua der Dolphins-Offense mehr gibt als Garoppolo der Offense in San Francisco.

QB-Tier 2: Quarterbacks, wegen denen Teams gewinnen können

Die Quarterbacks innerhalb dieses Tiers variieren mitunter von Woche zu Woche in ihrer Platzierung sehr stark. Gelegentlich gibt es auch Quarterbacks, die zwischen dem zweiten und dritten Tier hin- und herwechseln.

Dennoch eint die Quarterbacks innerhalb dieses Tiers die Tatsache, dass sie ein Team tragen können. Das sie Big Plays kreieren können, dass sie ein Spiel an sich reißen können, dass sie improvisieren können, während sie gleichzeitig aber auch gut innerhalb der Struktur der Offense spielen.

Während innerhalb dieser Gruppe im Laufe einer Saison einiges an Fluktuation herrschen kann, ist es in der Regel schwer, für Quarterbacks aus dem dritten Tier in dieses hier zu klettern.

9. Joe Burrow, Cincinnati Bengals

Ranking nach Week 5: Platz 10.

Alles in allem spielt Burrow eine gute Saison, und das in einer Offense, die noch immer in einer Art Findungsphase ist. Als Cincinnati für einige Spiele nur noch aus der Shotgun gespielt hat, sah man die Ballverteiler-Qualitäten, wie Burrow sie auch schon bei LSU gezeigt hatte. Er kann nach wie vor Big Plays auflegen, wenn sich die entsprechenden Matchups ergeben, aber gleichzeitig hat er die Tendenz, den Ball zu lange zu halten, hinter einer Line, die diesen Luxus nicht erlaubt. Cincinnati versucht zumindest, Alternativen zu finden, und Burrow bietet Optionen, um diese Lösungen zu finden.

8. Justin Herbert, Los Angeles Chargers

Ranking nach Week 5: Platz 6.

Ich versuche es an dieser Stelle mal mit einem Quervergleich: Herbert spielt die Quarterback-Position aktuell wie Dak Prescott, obwohl er sie eher wie Josh Allen (die gute Version) spielen sollte. Und in diesem Satz steckt viel drin, dann zunächst einmal ist nichts falsch daran, die Position so wie Prescott zu spielen; doch Prescotts Stil steht in meinen Augen dafür, dass man sehr geduldig sein Spiel aufzieht, den Ball diszipliniert verteilt und in gewisser Weise als klassischer Pocket-Passer agiert. Die Herausforderung für diesen Spielstil ist es, auf schwächelnde Umstände zu reagieren. Was, wenn die Defense das Top-Target eliminieren kann? Wenn die Line nicht hält? Welche Antworten gibt es dann? Herbert sollte, noch deutlich mehr als Prescott, in erster Linie mit seinem Arm diese Lösungen bereitstellen können. Das aber bleibt bisher in diesem Jahr aus. Und man kann hier unmöglich die Quarterback-Leistungen von der Offense trennen, denn die schlecht designte Offense, in der Routes zu selten gut zusammenarbeiten, und die grundsätzlich extrem kurz aufgebaut ist, und so die Räume für sich selbst zusätzlich komprimiert, bietet auch nicht allzu viele Optionen, um vertikal zu gehen. Dazu kommen Ausfälle in der Line und auf Receiver. Das erfordert ein hohes Maß an Konstanz in Herberts Play, und die ist zumeist immer noch gegeben, weshalb er für mich auch weiterhin in die Spitzengruppe und zu den Quarterbacks, wegen denen die Offense gewinnen kann, gehört. Anders formuliert: Diese Offense, mit diesen Receivern und einem Quarterback aus dem Tier dahinter, wäre vermutlich eine der vier, fünf schlechtesten Offenses in der NFL. Herbert spielt, wenn man alle Umstände berücksichtigt, gut - aber "gut" führt mit besagten Umständen zu einer mittelmäßigen NFL-Offense, und das zu beobachten ist äußerst frustrierend.

7. Aaron Rodgers, Green Bay Packers

Ranking nach Week 5: Platz 7.

Die Packers-Offense ist weit weg von beispielsweise der Dolphins-Offense, was den Gesamt-Output angeht. Und während Rodgers selbst nicht schuldlos an einigen der Problemen ist, ist er ein gutes Beispiel dafür, wie ich in diesen Rankings versuche, die äußeren Umstände von den Leistungen des Quarterbacks zu trennen. Mit überschaubarer Receiver-Qualität, einer inkonstanten Offensive Line in puncto Pass-Blocking und einem Scheme, das ein wenig im Nirgendwo verloren scheint, ist Rodgers nach wie vor in der Lage, eindrucksvolle Big Plays aufzulegen. Schwierige Pässe, in enge Coverage, bei denen sein Receiver keine Separation kreiert und Rodgers dennoch der Offense neues Leben gibt. Wie genau hinter den Kulissen die "Schuldzuweisung" aussieht, also inwieweit Rodgers dafür verantwortlich ist, dass die Packers bestimmte Dinge im Passspiel (nicht) machen, und inwieweit Rodgers umgekehrt LaFleurs nicht gerade überzeugende Play-Designs rettet, da gibt es Spielraum für Interpretation. Klar ist, dass Rodgers' Arbeit innerhalb dieser Offense aktuell sehr schwierig ist.

6. Geno Smith, Seattle Seahawks

Ranking nach Week 5: Platz 9.

Er ist und bleibt die individuell unwahrscheinlichste Geschichte dieser Saison, aber nach zehn Spieltagen bleibt eines klar festzuhalten: Smiths Leistungen haben zu viel Substanz, um hier plötzlich einen rapiden Absturz zu erwarten oder von einer Eintagsfliege zu sprechen. Er ist schlicht und ergreifend einer der besseren Pocket-Passer dieser Saison und sehr gut darin, innerhalb der Play-Struktur zu agieren und gleichzeitig mit konstanten Reads und einem guten Arm das ganze Feld zu öffnen. Woche für Woche sehen wir dabei auch durchaus schwierige Pässe, die Smith allerdings anbringt, weil er ein gutes Maß an Aggressivität als Passer mitbringt und auch unter Druck die Augen Downfield behält. Und gleichzeitig gibt er der Offense einen hohen Floor, weil er durch seine Progressions geht und offene Receiver findet. Aber auch weil er mit sehr gutem Timing und gutem Ball-Placement die Mitte des Feldes bedient - und notfalls ein First Down zu Fuß rausholen kann.

5. Tom Brady, Tampa Bay Buccaneers

Ranking nach Week 5: Platz 5.

Es ist noch immer eindrucksvoll, zu sehen, was für Pässe Brady nach wie vor im Arm hat - und wie er die Offense tragen kann, wenn er nicht andauernd aus Zweiter-und-Zehn operieren muss. Brady hat gute Waffen, aber eine wacklige Offensive Line und spielt in mit dem fragwürdigsten offensiven Play-Calling ligaweit. Vor diesem Hintergrund muss man seine Saison bewerten, und in diesem Kontext steht außer Frage, dass Brady nicht nur weiterhin einer der besten Quarterbacks in der NFL ist, sondern auch, dass er der ganz klar primäre Grund dafür ist, dass die Buccaneers eine Chance haben, das Ruder - pun intended! - in der zweiten Saisonhälfte herumzureißen.

4. Jalen Hurts, Philadelphia Eagles

Ranking nach Week 5: Platz 4.

So wirklich hat sich meine Meinung zu Hurts über die letzten drei, vier Wochen nicht verändert: Es gibt viele positive Punkte, positive Entwicklungen und genug Ansatzpunkte, um zu argumentieren, dass dieses Team mit Hurts einen Playoff-Run hinlegen kann. Und gleichzeitig gibt es auch noch einige Fragezeichen, eben weil Hurts sehr von den Umständen profitiert. Von der besten Offensive Line in der NFL, von den Eins-gegen-Eins-Shot-Gelegenheiten. Was ihn für mich etwa von Tua Tagovailoa, den man bis an diesen Punkt ähnlich beschreiben könnte, unterscheidet, ist die Tatsache, dass Hurts essenziell für die Struktur der Offense ist: Seine Qualitäten als Runner sind fest verankert und öffnen viele Räume für die Eagles. Mit Hurts als Runner und einer herausragenden Offensive Line müssen Teams den Run respektieren - die Eagles haben gezeigt, dass sie auch mit langen, geduldigen Drives über viele Short-Yardage-Runs zum Touchdown kommen können. Und wie Hurts die Matchups bestraft, die daraus resultieren - ich würde argumentieren, dass er der gefährlichste Go-Ball-Passer in der Liga ist - ist beachtlich. Ich will nach wie vor sehen, wie diese Offense aussieht, wenn Hurts mehr aus der Pocket gewinnen muss, wenn eine Defense die Eagles eindimensionaler macht, denn er hat im Pocket-Verhalten und auch mit seiner Accuracy gerade über die Mitte des Feldes noch immer einige Wackler. Da habe ich noch Zweifel. Aber in den Umständen aktuell spielt er sehr gut, und er trägt auch selbst maßgeblich zu diesen Umständen bei.

3. Lamar Jackson, Baltimore Ravens

Ranking nach Week 5: Platz 3.

Selbst wenn man zunächst einmal nur auf das Passspiel schaut: Ich würde argumentieren, dass wenige Quarterbacks aktuell noch so viel aus vergleichsweise so wenigen Möglichkeiten machen. Kein Rashod Bateman, keine vernünftige alternative Receiver-Option, zuletzt auch Mark Andrews verletzt raus und eine Offense, die nicht dafür bekannt ist, einfache und offene Completions zu kreieren. Dennoch hat Jackson prozentual die viertmeisten "Big Time Throws" laut PFF, und nutzt das Passspiel als Komplementärelement. Ist er hier perfekt? Nein, sicher nicht, ich würde immer noch gerne mehr Konstanz in seinem Ball Placement sehen. Aber im Kontext der Waffen, des Schemes und der Offense betrachtet, ist er als Passer ausreichend effizient. Und: Er ist nach wie vor der gefährlichste Runner in der NFL, und das ist ein elementarer Bestandteil der Offense - auch weil es Räume öffnet. Der Touchdown zu Likely gegen die Saints war ein Paradebeispiel dafür. Hier trägt Jackson die Offense, hier öffnet er Räume für die Running Backs, hier kann er Spiele an sich reißen und zusätzlich mit dem Play-Action-Passspiel punkten. Jackson ist einmal mehr einer der gefährlichsten Quarterbacks und ich vermute, dass sich das über die zweite Saisonhälfte eher noch intensivieren wird.

2. Josh Allen, Buffalo Bills

Ranking nach Week 5: Platz 1.

In erster Linie gilt bei Allen jetzt, dass der Ellbogen wieder auf 100 Prozent kommen muss - es wäre schade für dieses Bills-Team, wenn man mit einem merklich angeschlagenen Josh Allen in die Playoffs einziehen würde. Rein sportlich betrachtet ist mein größter Kritikpunkt aktuell, dass Allen zu wild spielt. Zu viele Plays, bei denen er Dinge erzwingen will oder Würfe mit sehr hohem Schwierigkeitsgrad versucht. Zwei Red-Zone-Turnover diese Woche, zwei die Woche davor - das testet selbst den Spielraum für Fehler dieses Bills-Teams. Und zumindest in Teilen lebt man bei Allen damit, eben weil so auch nicht wenige Big Plays entstehen. Doch zuletzt nahmen die Fehler Überhand, das muss sich wieder einpendeln. Davon abgesehen ist Allen nach wie vor eine absurde Big-Play-Maschine, ob durch die Luft oder auch am Boden, wo er ebenfalls einer der gefährlichsten Quarterbacks dieser Saison ist.

QB-Tier 1: Die Quarterback-Elite

Es ist noch einsamer geworden in dieser Gruppe.

Vor der Saison hatte ich hier zumindest noch vier Spieler in diesem Tier, mit Rodgers und Brady neben Mahomes und Allen. Erstere haben aber individuell abgebaut, während sie gleichzeitig mit schwierigeren Umständen zurechtkommen müssen, als noch im Vorjahr.

Es gäbe Argumente dafür, Lamar Jackson etwa in diese Gruppe zu heben, oder vielleicht auch Jalen Hurts. Bei Jackson will ich wieder noch mehr Konstanz im Passspiel sehen - bei Hurts will ich noch sehen, wie er funktioniert, wenn die Umstände um ihn herum einbrechen, wenn der "einfache" Plan nicht funktioniert.

Josh Allen war im ersten Ranking dieser Saison noch gemeinsam mit Mahomes in diesem Tier, aber bei Allen haben sich die Fehler zuletzt doch zu sehr gehäuft. Bei all seinen Qualitäten und trotz des absurden Ceilings, das er nach wie vor hat und auch an den Tag legt, gehört er im Moment nicht ins Elite-Tier.

Dieses Tier ist im Moment nur von einem Quarterback besetzt, und ich sehe hier eine klare Lücke zum Rest der Liga.

1. Patrick Mahomes, Kansas City Chiefs

Ranking nach Week 5: Platz 2.

Das Spiel gegen die Titans war der jüngste Nachweis dafür, dass Mahomes nach wie vor in einen Superhelden-Modus schalten kann, in welchem er Spiele an sich reißen und für die Chiefs gewinnen kann, selbst wenn um ihn herum vieles nicht funktioniert - notfalls auch als Scrambler, aber auch mit mehreren absurden Pässen. Mahomes' Spiel strotzt nur so vor Kreativität, und im Elite-Tier-Vergleich mit Josh Allen ist Mahomes dabei deutlich besser darin, seine Aggressivität richtig zu dosieren, um Defenses dann im richtigen Moment mit einem Big Play zu attackieren. Es gibt keine Standardantwort gegen Mahomes, nicht einmal ansatzweise, weil er selbst vermeintliche Defizite kompensieren kann. Allens Ceiling im direkten Vergleich dieser beiden kann noch höher sein, weil er als Runner nochmal eine Stufe gefährlicher ist. Aber aktuell toppt niemand Mahomes' Gesamtpaket.