Super Bowl LVIII in Las Vegas
Datum | Uhrzeit | AFC-Champion | NFC-Champion |
Mo., 12. Februar | 0.30 Uhr | Kansas City Chiefs | San Francisco 49ers |
Denver Broncos 2013: Es begann mit sieben Touchdowns
Dass die Offensive der Broncos in der Saison 2013 das Potenzial für historische Leistungen aufwies, zeigte sich schon zum Auftakt: In Week 1 empfing man den Titelverteidiger aus Baltimore um Super-Bowl-MVP Joe Flacco - und schickte diesen mit einer Klatsche zurück in den Flieger: 49:27 stand es am Ende, Quarterback Peyton Manning warf für 462 Yards und stellte mit sieben Touchdown-Pässen einen NFL-Rekord ein, der bis heute Bestand hat.
Die Marke von 49 Punkten sollten die Broncos im Laufe der Saison übrigens noch unglaubliche dreimal übertreffen ...
Angefangen hatte alles eigentlich schon in der Saison zuvor: Nach mehreren Nacken-Operationen und einer Saison Pause hatte der mittlerweile 36 Jahre alte Manning in Denver unterschrieben, gelockt von Franchise-Ikone John Elway und der Aussicht auf seinen zweiten Ring. Die Frage, ob er körperlich immer noch zu Football auf höchstem Niveau in der Lage war, beantwortete er schnell: Mit einer Bilanz von 13-3 sicherten sie sich den Top-Seed in der AFC, Manning verpasste seinen fünften MVP-Award nur knapp.
Die Broncos gehörten offensiv wie defensiv zur Crème de la Crème in der NFL und durften sich berechtigte Hoffnungen auf einen Titel-Run machen - im Rückblick vermag das 2012er Team gut und gern das beste aus den vier Manning-Jahren in Colorado (2012-15) gewesen sein. Definitiv das ausgeglichenste.
Tatsächlich hatte man in der Divisional Round die Ravens, also den späteren Champion, auch schon am Rande einer Niederlage - bis Flacco in der Schlussminute einen Verzweiflungswurf auf Jacoby Jones auspackte und zwei Spieler aus der Secondary übel patzten: 70-Yard-Touchdown zum Ausgleich, die Broncos verloren in Overtime.
Also packte das Front Office in der Offseason noch einen drauf und verpflichtete unter anderem Slot-Receiver Wes Welker aus New England: Tom Bradys jahrelanges Lieblingsspielzeug lief plötzlich Routen für den großen Rivalen.
Denver Broncos 2013: Peyton Manning auf Rekordjagd
Welker mag das fehlende Puzzleteil gewesen sein. Vielleicht war es auch die Tatsache, dass Manning körperlich noch einmal Fortschritte machte, das Playbook perfektionierte und ein blindes Verständnis mit den übrigen Receivern entwickelt hatte. Womöglich auch die verbesserte O-Line - und auch ein recht freundlicher Spielplan trug seinen Teil dazu bei. Am Ende stand eine Offense, die die NFL im Sturm eroberte und die Rekordbücher der Liga umschreiben sollte.
Alles begann mit Manning, dem Coach auf dem Feld, der auf jede Defense eine Antwort zu haben schien. "Peyton war brandheiß. Wir spürten es im Training, in den Meetings und vor allem im Spiel", erinnerte sich Pass Rusher Von Miller später. Zwar hatte der mittlerweile 37-Jährige physisch etwas abgebaut, machte das aber mit blitzschnellen Entscheidungen und genauen Pässen wett. Zudem ergänzten sich seine "Waffen" so perfekt, wie man es in NFL selten gesehen hatte: Demaryius Thomas als physisch imposanter Outside-Receiver, auf der anderen Seite Eric Decker als exzellente Nummer zwei, dazu Altmeister Welker aus dem Slot und Tight End Julius Thomas, der gerade in der Red Zone nicht zu covern war.
Alle vier Receiver fingen mindestens je zehn Touchdowns, bis heute Rekord. "Hätte ich gedachte, dass wir dieses Tempo über die Saison durchhalten könnten? Nun, die Antwort ist nein", blickte Manning Jahre später zurück. "Man weiß nie, wann so etwas passiert. Ich wollte einfach den Fuß nicht vom Gas nehmen, nichts unversucht lassen."
52:20 über die Eagles. 51:48 über die Cowboys. 51:28 über die Titans. Ganze dreimal waren es weniger als 30 Punkte. Die Broncos stellten Bestmarken auf, die bis heute ungebrochen sind, selbst mit den mittlerweile 17 Saisonspielen. Manning warf 55 Touchdown-Pässe und brach den Rekord für die meisten Passing Yards in einer Saison - und das, obwohl er in Week 17 schon zur Halbzeit Feierabend machte. "Wenn die Jungs in Bestform waren, hatten die Gegner keine Chance", betonte Offensive Coordinator Adam Gase, der auch aufgrund dieser Spielzeit später Jobs als Head Coach der Miami Dolphins und New York Jets bekam.
Denver Broncos 2013: Die beste Offense der NFL-Geschichte?
Waren die Broncos aus der Saison 2013 tatsächlich die beste Offense der NFL-Geschichte? Zumindest haben sie gute Argumente: Kein Team erzielte mehr Punkte in einer Saison, kein Team mehr Touchdowns. Da störte es nicht einmal, dass das Running Game um Knowshon Moreno (13 Touchdowns) nur guter Durchschnitt war.
Es gibt natürlich auch andere Anwärter, etwa die in der Regular Season unbesiegten New England Patriots von 2007. Die Los Angeles Rams erzielten in der Saison 1950 knapp einen Punkt mehr pro Spiel (38,8). Zumindest das Passing Game steht allein - und die Tatsache, dass Mannings Rekorde trotz des immer stärkeren Fokus auf die Offense und des 17. Saisonspiels weiterhin Bestand haben, spricht für sich.
"Mit 17 Spielen werden sie fallen", sagt Manning selbst, der nach der Regular Season 49 von 50 möglichen MVP-Stimmen bekam. "Ich habe nicht mehr viele übrig. Patrick Mahomes sieht aus, als könnte er es wahrscheinlich schaffen. Es würde mich wundern, wenn unsere Rekorde 20 Jahre bestehen, aber noch tun sie es."
Bleibt die Frage: Warum ging im Super Bowl gegen die Seattle Seahawks alles so urplötzlich den Bach runter?
Rekorde der Denver Broncos in der Saison 2013 (16 Spiele)
- Meiste Punkte: 606 (37,9/Spiel)
- Meiste Touchdowns: 76
- Meiste Touchdown-Pässe: 55
- Meiste Spiele mit mindestens vier Touchdown-Pässen: 9
- Fünf Spieler mit mindestens 10 Touchdowns: D. Thomas (14), Moreno (13), J. Thomas (12), Decker (11), Welker (10)
- Meiste Passing Yards: 5.477
- Meiste Spiele mit mindestens 50 Punkten
Denver Broncos 2013: Im Super Bowl warteten die Seattle Seahawks
In den Playoffs setzten sich die Broncos nach dem Freilos in der Wildcard-Runde daheim zuerst gegen die San Diego Chargers durch (24:17), anschließend gegen Mannings Dauerrivalen Brady und die Patriots (26:16). Zweimal insgesamt souverän, auch wenn es die Gegner mit Aufholjagden im Schlussviertel noch einmal spannend machten.
Im MetLife Stadium in New Jersey wartete mit den Seahawks aber der Top-Seed der NFC und ein formidabler Gegner: Wo die Broncos ihre Offense ins Feld führten, wartete Seattle um den jungen Quarterback Russell Wilson mit der besten Defense auf, unter anderem Nummer eins gegen den Pass und bei erzwungenen Ballverlusten.
Was im Trubel unterging: Die ohnehin nicht überragende Broncos-Defense war durch Verletzungen mittlerweile geschröpft: Unter anderem fehlten mit Von Miller und Chris Harris Jr. der beste Pass Rusher und der beste Cornerback nach Kreuzbandrissen, dazu kamen mit Safety Rahim Moore und den Defensive Tackles Derek Wolfe und Kevin Vickerson weitere Starter.
Seahawks vs. Broncos: Der Weg in den Super Bowl
Team | Regular Season | Wildcard-Runde | Divisional-Runde | Championship-Runde |
Seattle Seahawks | 13-3 (1-Seed) | Freilos | 23:15 vs. Saints | 23:17 vs. 49ers |
Denver Broncos | 13-3 (1-Seed) | Freilos | 24:17 vs. Chargers | 26:16 vs. Patriots |
Super Bowl: Historische Demütigung für die Denver Broncos
Dass es nicht der Tag der Broncos werden würde, zeigte sich schon beim ersten Snap des Spiels: Vom Lärm des zahlenmäßig überlegenen Seattle-Anhangs überrascht, segelte Center Manny Ramirez den Snap nach einem Missverständnis über Mannings Kopf hinweg. Das Resultat war ein Safety mit anschließendem Punt - praktisch startete Denver mit einem 0:5-Rückstand.
Es sollte nicht besser werden, denn die Seahawks waren in allen Belangen überlegen. Die "Legion of Boom", die legendäre Secondary um Cornerback Richard Sherman und Safety Kam Chancellor, kaufte den Broncos-Receivern den Schneid ab. Das Running Game der Broncos kam überhaupt nicht zum Zug (2,1 Yards/Carry) und musste früh eingemottet werden - und die lange so starke O-Line aus Denver konnte Manning nicht schützen (60 Prozent Pressure Rate in Halbzeit eins). Der Star-Quarterback tat sich mit seinen Entscheidungen keinen Gefallen und warf zwei Interceptions in der ersten Hälfte, darunter einen Pick-Six. Am Ende waren es bei den Broncos sogar vier Ballverluste.
22:0 stand es für die Seahawks, als Bruno Mars und die Red Hot Chili Peppers zur Halftime Show baten. Wer darauf hoffte, dass die Broncos mit neuem Schwung aus der Kabine kommen würden, sah sich getäuscht: Percy Harvin lief den Kick-Off direkt zum Touchdown und zum 29:0 zurück, spätestens jetzt war der Widerstand des Gegners gebrochen. Wilson verlebte einen vergleichsweise ruhigen Abend (206 Yards, 2 Touchdowns), zum MVP wurde am Ende Linebacker Malcolm Smith gewählt (Pick-Six, neun Tackles, ein eroberter Fumble).
43:8 stand es am Ende für die Seahawks, die den ersten Titel der Franchise-Geschichte feiern durften: Nur zwei Super Bowls waren zuvor noch deutlicher ausgegangen.
Eine bittere Demütigung für Manning und die Broncos. Hatte der fünffache MVP also mal wieder auf der größtmöglichen Bühne versagt? Und überhaupt: "Defense wins Championships." Ist es so einfach?
Denver Broncos 2013: Wer war Schuld an der Super-Bowl-Pleite?
Natürlich konzentrierte sich die Kritik in der Folge auf Manning. Der beendete das Spiel mit einem Touchdown und 280 Passing Yards, aber eben auch mit zwei Picks, einem verlorenen Fumble und einem kümmerlichen Passer Rating von 24,4. Ganz sicher bekleckerte sich der "Sheriff" nicht mit Ruhm, gerade die erste Interception geht auf seine Kappe. Aber in den reinen Zahlen geht andererseits unter, dass ihm beim Pick-Six in den Arm gegriffen wurde und der anvisierte Moreno bei der resultierten Kerze komplett abschaltete. Auch der späte Strip-Sack geht eher auf das Konto seiner konstant kollabierenden Pocket als auf eine falsche Entscheidung seinerseits.
Gleichzeitig bekam Manning keinerlei Hilfe: Vom Running Game bis hin zum eigenen Pass Rush (kein Sack gegen Russell Wilson hinter einer schwachen O-Line), miserablem Tackling der dezimierten Defense und sogar den Special Teams versagten alle Mannschaftsteile der Broncos quasi synchron. Selbst ein Manning in absoluter Bestform hätte dieses Spiel gegen diesen Gegner nicht gewinnen können - ein schlechter sorgte im Verbund mit den übrigen Faktoren für einen Blowout.
Zusätzlich ging der Gameplan des Außenseiters voll auf: Die Seahawks waren besser vorbereitet, konnten die wenigen Schwächen der Broncos (Running Game, tiefe Pässe) voll ausnutzen und hatten an diesem Tag auch das Glück auf ihrer Seite. "Wir wollten nicht in die Falle tappen und cleverer sein als Peyton", erklärte Seattles Head Coach Pete Carroll: "So hätten wir sie nicht schlagen können, alle die das versucht haben wurden in ihre Einzelteile zerlegt. Wir wollten einfach besser spielen als sie - und so oft wie möglich die Sch*** aus ihnen herausprügeln."
Denver Broncos 2013: Die Seattle Seahawks waren besser, aber ...
Fazit: Die Broncos-Offense der Saison 2013 war beileibe kein Papiertiger. Auch Manning war in bisherigen Playoffs gut unterwegs, zwei Wochen zuvor hatte er gegen die Patriots über 400 Passing Yards aufgelegt. In diesem 2. Februar 2014 erwischte eine historisch gute Offense gegen eine historisch gute Defense einen historisch schlechten Tag. So einfach kann Football manchmal sein.
Diese unbefriedigende Binsenweisheit soll nicht heißen, dass der Sieg der Seahawks glücklich oder gar unverdient zustande gekommen war. Die "Legion of Boom" ist nicht umsonst in die NFL-Geschichte eingegangen: Wenn eine Defense diese Offense um Manning und Co. stoppen konnte, dann sie. "Ich habe in meiner Karriere keine Defense so spielen sehen", musste etwa Eric Decker neidlos anerkennen.
Ließe man die beiden Teams in Normalform (und Bestbesetzung) zehnmal gegeneinander antreten, fiele das durchschnittliche Ergebnis allerdings mit ziemlicher Sicherheit deutlich enger aus.
Denver Broncos 2013: Der Beweis für "Defense wins Championships"?
Kann das 43:8 von Super Bowl XLVIII zumindest als perfekte Bestätigung für die These "Defense wins Championships" herhalten? Oder auch die Broncos von 2015: Die Offense von 2013 reichte nicht zum Titel, die bärenstarke Defense zwei Jahre später mit einem - milde ausgedrückt - abgehalfterten Peyton Manning aber schon. Ein besseres Beispiel kann es doch kaum geben.
Natürlich gibt es Defenses in der Super-Bowl-Geschichte, die ihr Team fast im Alleingang zum Titel geführt haben. Die Seahawks von 2013 mit ihren 13,3 zugelassenen Punkten pro Spiel gehören dazu, die "No Fly Zone" der Broncos von 2015 ebenfalls.
Statistisch lässt sich eine größere Bedeutung der Defense in den Playoffs oder gar im Super Bowl allerdings nicht belegen. Seit dem Zusammenschluss der AFL und NFL in der Saison 1970 hat die beste Offense elfmal den Titel gewonnen, die beste Defense 13-mal. Was ist mit einem Playoff-Duell der besten Offense gegen die beste Defense? Auch hier ist die Bilanz fast ausgeglichen.
Insgesamt entscheidet am Ende hauptsächlich das Gesamtpaket: Seattle gewann 2013 nicht nur aufgrund der Defense, sondern auch weil die Offense im Vergleich zur Broncos-Defense besser abschnitt (das war auch auf den Saisonverlauf gesehen so). Selbst eine historisch gute Defense kann am Ende nicht ausreichen, wenn die Offense nicht liefert (man frage nach bei Lamar Jackson und den Baltimore Ravens ...).
Was die Statistiken allerdings hergeben: Gerade in den letzten Jahren war eine Top-Offense ein deutlich besserer Indikator für Erfolg in den Playoffs als eine Top-Defense. Die bleibt nämlich im Schnitt stabiler.
Ohne eine Top-10-Offense - gerade im Passing Game - schafft es kaum noch ein Team in den Super Bowl, während eine durchschnittliche Defense auch mal wettgemacht werden kann. Heißt: Die Seahawks von 2013 sind eher Ausnahme denn Regel.
Was ihre Leistung jedoch in keinster Weise schmälert. Manchmal ist eben auch die beste Offense der NFL-Historie nicht gut genug.
NFL: Die letzten fünf Super-Bowl-Sieger
Saison | Sieger | Verlierer | Ergebnis |
2022 | Kansas City Chiefs | Philadelphia Eagles | 38:35 |
2021 | Los Angeles Rams | Cincinnati Bengals | 23:20 |
2020 | Tampa Bay Buccaneers | Kansas City Chiefs | 31:9 |
2019 | Kansas City Chiefs | San Francisco 49ers | 31:20 |
2018 | New England Patriots | Los Angeles Rams | 13:3 |