Ein heiß diskutiertes Thema unter NFL-Fans ist jedes Jahr die Vergabe des MVP Awards für den wertvollsten Spieler der Regular Season. Auch in diesem Jahr sieht es so aus, als würde ein Quarterback den Titel einstreichen. SPOX beleuchtet nach neun von 18 Wochen in der Regular Season die aussichtsreichsten Kandidaten.
MVP-Rennen, Honorable Mentions
Bevor wir zu den vorderen Plätzen im MVP-Rennen kommen, sollen zunächst ein paar "Honorable Mentions" gewürdigt werden. In dieser Kategorie landen Spieler, die bisher eine starke Saison abliefern, aber realistisch betrachtet keine Chance auf die Auszeichnung haben.
Sam Darnold (QB, Minnesota Vikings): Sind wir mal ehrlich, niemand hatte den vormaligen Jets- und Panthers-Quarterback wirklich auf der Rechnung. Die Minnesota Vikings schienen nach der Verletzung von Rookie-QB J.J. McCarthy erledigt. Sie sind es aber nicht. Denn anders als in den vergangenen Jahren zeigt Darnold konstante Leistungen und ist nicht plötzlich anfällig gegen den Blitz und dergleichen. Der 27-Jährige ist das Paradebeispiel dafür, dass man einen talentierten Quarterback nach ein paar Jahren in den Diensten trübseliger Franchises nicht abschreiben sollte.
Joe Burrow (QB, Cincinnati Bengals): Ähnlich wie Josh Allen in Buffalo wirkt Burrow zuweilen fast wie eine One-Man-Show. Zugegeben, er hat mit Ja'Marr Chase und Tee Higgins starke Wide Receiver neben sich, aber die Cincinnati Bengals sind nur konkurrenzfähig, weil sie Burrow haben und dieser selbst unter schwierigen Bedingungen abliefern kann (schon 20 Passing Touchdowns). Für einen Super-Bowl-Lauf wird es in dieser Saison aber ganz eng. Es wäre schon ein Erfolg, sollten es die Bengals nach ihrem 1-4-Start in die Playoffs schaffen.
MVP-Rennen, Honorable Mentions (Non-Quarterbacks)
Seit Jahren ist es praktisch ausgeschlossen, dass ein Nicht-Quarterback die Auszeichnung erhält. In den vergangenen 20 Jahren geschah das nur dreimal, dabei handelte es sich jeweils um Running Backs. Ob diese Fokussierung auf QBs zielführend ist, steht auf einem anderen Blatt. In jedem Fall stachen abseits der Passgeber folgende Spieler bislang heraus.
Justin Jefferson (WR, Minnesota Vikings): Er ist das Yin zu Darnolds Yang. Der wohl beste Wide Receiver in der Liga (783 Receiving Yards, 5 TDs) hat eine Erwähnung mehr als verdient. Womöglich gibt es manch einen Passempfänger, der noch ein bisschen athletischer ist, aber Jefferson hat derart ruhige Hände und eine so starke Körperkontrolle, dass er an den Seitenlinien immer wieder die grandiosesten Catches zeigt. Seine Drop Rate liegt mit 4,3 Prozent in diesem Jahr sogar noch vergleichsweise hoch: Im Vorjahr leistete er sich nur einen Drop überhaupt.
Derrick Henry (RB, Baltimore Ravens) und Saquon Barkley (RB, Philadelphia Eagles): Generell befinden wir uns in einer Saison, in der viele Running Backs zur Geltung kommen. Einige Teams bauen ihre Offensive zu großen Teilen um das Laufspiel herum auf. Doch natürlich stechen manche Running Backs besonders heraus. Dazu gehören Henry und Barkley. Henrys Produktivität im Vergleich zu seinen besten Jahren in Nashville (2019-22) etwas weniger geworden, weil die Baltimore Ravens nun einmal Lamar Jackson haben. Jedoch hat Henry aktuell mehr Carries pro Spiel als in der Vorsaison für die Tennessee Titans. Und zugleich mit 6,3 Yards pro Lauf die höchste Effektivität seiner NFL-Karriere.
Barkley zeigte vor wenigen Wochen den New York Giants, die sich ob des Vertrages für Daniel Jones die Dienste ihres vormaligen Star-Running-Backs nicht mehr leisten konnten, eine lange Nase. Generell ist der 27-Jährige enorm wichtig für den Erfolg der Eagles, bei denen Jalen Hurts im Moment nur durchschnittlich performt. Barkleys Durchbruchsstärke durch die mittleren Lücken ist mit das Beste, was es in puncto Laufspiel in der NFL zu sehen gibt. Außerdem: Wer bitte läuft für 14 Yards auf spektakulärere Art und Weise als der Mann aus der Bronx?
"Gott und die eigenen Instinkte": So gelang Barkley das Play des Jahres
MVP-Rennen, Platz 5: Jayden Daniels (QB, Washington Commanders)
Statistiken: 71,5 Prozent Passquote, 13 Touchdowns, 2 Interceptions, Passer Rating: 106,7
Fast sicher hat der Nummer-zwei-Pick bereits den Titel als "Offensive Rookie of the Year". Selten schlug ein Quarterback derart schnell in der NFL ein, zumal für eine bis dato vor sich hin wabernde Franchise wie die Commanders - wobei natürlich C.J. Stroud im Vorjahr eine vergleichbare Leistung zeigte. Daniels hat Ruhe in der Pocket, wirft die perfekten Pässe zu Terry McLaurin und Zach Ertz und ist bereits jetzt eine Führungspersönlichkeit, um die sich das Team sammelt. Genau das wurde in der Hauptstadt gebraucht. Mit einem Schlag sind die Commanders gerade dank Daniels ein Anwärter auf die Divisional Round und Conference Finals - wenn nicht sogar noch auf mehr. Das sehen auch die Verantwortlichen so.
MVP-Rennen, Platz 4: Patrick Mahomes (QB, Kansas City Chiefs)
Statistiken: 69,9 Prozent Passquote, 12 Touchdowns, 9 Interceptions, Passer Rating: 90,1
Die Buchmacher in Las Vegas sehen den besten Quarterback der 2020er-Jahre aktuell auf Rang drei im MVP-Rennen. Sicherlich spielen hierbei auch das Standing von Mahomes und seine Verdienste in den vergangenen Jahren eine Rolle. Er hat in dieser Saison noch nicht die konstant exzellenten Leistungen der Vergangenheit gezeigt, sein Passer Rating ist das niedrigste seit seinem Rookie-Jahr 2017. Trotzdem ist Mahomes das zentrale Puzzlestück einer weiterhin siegreichen Offensive. Es fehlen vor allem die explosiven Plays der Vergangenheit. Mit der Verpflichtung von DeAndre Hopkins könnte sich auch das wieder ändern, Mahomes' Formkurve zeigte zuletzt auch nach oben.
MVP-Rennen, Platz 3: Josh Allen (QB, Buffalo Bills)
Statistiken: 64,1 Prozent Passquote, 20 Touchdowns, 2 Interceptions, 105,8 Passer Rating
Allen hat sich den Spitznamen "Superman" redlich verdient. Phasenweise musste er die komplette Bills-Offensive auf seinen Rücken schnallen und zu Siegen tragen - statt dem befürchteten Rebuild ist Buffalo so auch diese Saison wieder oben dabei. Mittlerweile hätte Allen mit Amari Cooper zumindest wieder einen WR1 an seiner Seite, aber dieser kam bislang noch nicht zum Zug. Die Bills haben zuletzt immer wieder versucht, den QB weniger ins Laufspiel einzubinden, um ihn zu schützen und seine Karriere nicht unnötig zu verkürzen. Aber sie kehren stets zur alten Erfolgsformel zurück. Man muss die physische Präsenz des 28-Jährigen schlichtweg nutzen, um Erfolg zu haben.
MVP-Rennen, Platz 2: Lamar Jackson (QB, Baltimore Ravens)
Statistiken: 68,2 Prozent Passquote, 22 Touchdowns, 2 Interceptions, Passer Rating: 120,7
Er fühlt sich bekanntermaßen in der Regular Season pudelwohl und hat deshalb auch bereits zweimal den MVP Award gewonnen. Die Fragezeichen drehen sich nur um die Postseason-Auftritte von Jackson. Auch in dieser Saison ist er wie eh und je ein Quarterback, der auf doppelte Weise gefährlich wird. Und trotz der Präsenz von Henry im Backfield unternimmt Jackson genauso viele Läufe pro Spiel wie in den Jahren 2022 und 2023. Er hatte bereits wieder einige MVP-würdige Auftritte hingelegt, unter anderem am vergangenen Wochenende gegen die eigentlich veritable Defensive der Denver Broncos. Jackson steht deshalb nicht auf einem festen zweiten Platz, sondern ist quasi "1b".
MVP-Rennen, Platz 1: Jared Goff (QB, Detroit Lions)
Statistiken: 74,9 Prozent Passquote, 14 Touchdowns, 4 Interceptions, Passer Rating: 115,0
Die Buchmacher sehen Jackson und Allen vor dem Quarterback der Lions. Allerdings ist Goff der Zeremonienmeister der aktuell stärksten Offensive der NFL. Natürlich spielt er nicht so spektakulär wie seine beiden ärgsten Konkurrenten um den MVP Award, weil er kein dominanter Läufer ist - im Schnitt unternimmt er in dieser Saison nur zwei Läufe pro Spiel. Aber als Spielgestalter und Passgeber brilliert Goff aktuell, und das so sehr, dass er gegen die Seattle Seahawks sogar eine perfekte Passquote bei 18 Passversuchen verbuchen konnte. Sein Passer Rating in den letzten sechs Spielen liegt bei durchschnittlich 140.1 - das hat es so noch nie gegeben. Sollten die Lions den Top-Seed in der NFC erreichen und vielleicht später sogar zum ersten Mal den Super Bowl gewinnen, dann wird das zu einem gehörigen Anteil an Goff liegen.
NFL: Die letzten zehn Gewinner des MVP Awards
Jahr | Sieger | Team |
2023 | Lamar Jackson | Baltimore Ravens |
2022 | Patrick Mahomes | Kansas City Chiefs |
2021 | Aaron Rodgers | Green Bay Packers |
2020 | Aaron Rodgers | Green Bay Packers |
2019 | Lamar Jackson | Baltimore Ravens |
2018 | Patrick Mahomes | Kansas City Chiefs |
2017 | Tom Brady | New England Patriots |
2016 | Matt Ryan | Atlanta Falcons |
2015 | Cam Newton | Carolina Panthers |
2014 | Aaron Rodgers | Green Bay Packers |