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Chelios: "Sein eigenes Monster geschaffen"

Von Interview: Florian Regelmann
Legende Chris Chelios (l.) hat in seiner Karriere 1651 NHL-Spiele bestritten
© Getty
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SPOX: Die andere Frage, die sich einem aufdrängt, wenn man Sie mit 47 noch hat spielen sehen: Wie? Wie haben Sie sich so verdammt fit gehalten?

Chelios: Grundsätzlich war Training nie etwas, das mir schwer gefallen ist. Ich habe immer gerne trainiert. Ich habe in Kalifornien eine Gruppe von Leuten gefunden, mit der ich in der Offseason ein Haufen Zeug gemacht habe. Wir sind nicht nur einfach ins Fitnessstudio gegangen, wir haben immer geschaut, dass wir eine gute Mischung finden, damit es nicht langweilig wird. Wir waren beim Mountainbiking, wir haben das Paddelsurfen für uns entdeckt, das ist echt großartig auf den Wellen - wir haben alles Mögliche gemacht. Auch nach meiner Karriere machen mir die Workouts noch Spaß, nicht in dem Maße wie früher, aber ich habe zwei Söhne im Alter um die 20, mit den beiden trainiere ich viel.

SPOX: Wie sah denn dann ein normaler Tag im Sommer so aus?

Chelios: Nach dem Aufstehen sind wir nach Venice ins Gym gefahren, das ist ungefähr 20 Minuten entfernt. Als wir wieder zurück waren, sind wir zum Mountainbiking gegangen, und nach dem Mittagessen ging es dann raus aufs Wasser. Ich habe mich damals vor 22 Jahren dazu entschieden, mir ein Haus in Malibu zu kaufen, weil ich einfach einen Zufluchtsort gesucht habe. Ich wollte im Sommer weg, auch um mich richtig aufs Training fokussieren zu können. Wenn man das ganze Jahr in Chicago oder Detroit lebt, schätzt man so zwei Monate am Strand auch viel mehr. Die ganze Familie hatte eine super Zeit dort. Und keine Sorge, wir hatten auch noch genug Zeit, um uns mal an den Strand zu legen.

SPOX: Sie haben in Kalifornien auch viele neue Promi-Freunde getroffen. Mit wem haben Sie viel Zeit verbracht?

Chelios: Kid Rock lebt jetzt wieder in Detroit, aber er hatte sich vor Jahren auch ein Haus in Malibu gekauft. Das war, als er dieses kurze Liebesabenteuer mit Pam Anderson hatte. (lacht) John McEnroe ist auch jemand, den ich in den letzten 15 Jahren gut kennengelernt habe und mit dem ich viel rumhänge. Wir haben Kinder im gleichen Alter, wir haben wirklich viel zusammen unternommen.

SPOX: Zurück zu Ihrer NHL-Karriere. Sie haben dreimal den Stanley Cup gewonnen. Welcher hat Ihnen am meisten bedeutet?

Chelios: Das war mein erster Stanley-Cup-Triumph, in meinem zweiten Jahr in Montreal. Zu dem Zeitpunkt schien so ein Stanley-Cup-Sieg gar nicht so hart zu erreichen zu sein, aber 27 Jahre später habe ich insgesamt eben nur drei gewonnen. Ich sollte aber nicht sagen "nur", ich muss mich glücklich schätzen, wenn man sieht, dass ein Ray Bourque zum Beispiel bis zum letzten Jahr seiner Karriere warten musste. Es ist so verdammt hart, den Stanley Cup zu gewinnen. Aber das merkt man erst mit der Zeit.

SPOX: Was war das beste Spiel, an dem Sie beteiligt waren? Was war die schlimmste Niederlage?

Chelios: Mein absolutes Highlight war der World Cup 1996, als wir Kanada in Kanada geschlagen haben. Und mein Tiefpunkt waren die Olympischen Spiele 2002 in Salt Lake City, als wir gegen Kanada verloren haben.

SPOX: Wer war der beste Stürmer, gegen den Sie je gespielt haben?

Chelios: Mark Messier. Messier, Wayne Gretzky und Mario Lemieux würde ich als meine Top 3 nennen. Kurioserweise habe ich in den Playoffs nie gegen Messier oder Gretzky gespielt, verrückt, wenn man bedenkt, wie viele Playoff-Spiele ich gemacht habe. Mario hat uns einmal in den Finals geschlagen. Sie waren alle drei überragend, aber Messier war für mich am toughsten. Er hatte das ganze Paket.

SPOX: Sie haben auch noch gegen die neue Generation an Superstars gespielt...

Chelios: Ja, aber das war nicht mehr das Gleiche. Ich hatte nicht mehr das direkte Matchup gegen Crosby, Ovechkin und Co. - höchstens noch im Penalty Killing. Joe Sakic und Peter Forsberg fallen mir noch ein, gegen diese Jungs war es immer hart. Vor allem Forsberg, puh, das war ein unglaublich talentierter und physisch starker Junge. Aber klar, Crosby ist in seiner Generation jetzt der Star, Sid ist vor allem ein großartiger Skater, wie stark er auf den Schlittschuhen steht, das ist der Wahnsinn.

SPOX: Crosby ist 24 Jahre alt. Als Sie 1984 in Sarajevo Ihre ersten Olympischen Spiele mitgemacht haben, war er also noch gar nicht geboren. Wie war es, mit Jungs zusammenzuspielen, die fast alle Ihre Kinder hätten sein können?

Chelios: Wenn die Jungen in der Kabine das Kommando über die Musikauswahl bekommen, dann wird es brenzlig. (lacht) Ich hatte Glück in Detroit. Wir waren ja ein Team mit vielen Veteranen. Brett Hull, Steve Yzerman, Brendan Shanahan - da hat man sich nicht fehl am Platz gefühlt. Als die dann einer nach dem anderen aufhörten, war es nicht mehr so komfortabel, aber ich hatte immer noch Nick Lidström, Kris Draper, Kirk Maltby oder Chris Osgood um mich herum. Ich denke, ich habe am Ende den richtigen Zeitpunkt erwischt, um von Bord zu gehen.

SPOX: 1984 waren in Sarajevo dabei, 22 Jahre später waren Sie wieder bei Olympia: 2006 in Turin. Und fast wären Sie nicht beim Eishockey-Turnier dabei gewesen, sondern hätten sich im Eiskanal versucht...

Chelios: Ich hatte die griechische Bob-Mannschaft 2002 bei den Olympischen Spielen getroffen und sie haben mich dann irgendwann gefragt, ob ich nicht ins Team kommen wolle. Ihnen würde ein Mann fehlen. Ich hatte so viel Spaß an der Sache, dass ich ein paar Monate mit ihnen trainiert habe, aber dann kam einer der Bobfahrer wieder zurück und ich wollte ihm den Platz nicht wegnehmen. Aber es war eine großartige Erfahrung für mich. Es gibt einem einen ganz schönen Kick, wenn man den Eiskanal runter brettert. Ein paar Mal sind wir auch gestürzt und lagen plötzlich anders herum da, das war nicht so angenehm. (lacht) Ich habe insgesamt gemerkt, dass es viel mehr Training benötigt, als ich dachte.

SPOX: Abschließend: Ihr Stanley-Cup-Pick?

Chelios: Detroit Red Wings. Was soll ich schon anderes sagen?!

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