Lange muss Leon Draisaitl bestimmt nicht auf seinem Stuhl hin- und herrutschen. Der Name des deutschen Supertalents wird beim Draft der NHL schnell fallen, da sind sich die Experten in Nordamerika einig.
Ein Platz unter den Top 5 ist sehr wahrscheinlich, Top 10 eigentlich sicher. Auf jeden Fall wird der 18-Jährige in Philadelphia/Pennsylvania bei der Talentziehung so früh dran sein wie kein Deutscher vor ihm.
Draisaitl hat viel getan, nicht zuletzt im Mai bei der Eishockey-WM in Minsk, um in diese komfortable Position zu kommen. Nach zwei Jahren im Trikot der Prince Albert Raiders aus der Juniorenliga WHL standen 128 Einsätze und 163 Scorerpunkte in der Statistik - und der Name des Stürmers dick angestrichen in den Notizblöcken der NHL-Scouts. Bleibt nur die Frage, wer in der Nacht zum Samstag zugreift.
"Ich werde abwarten und gucken, was passiert", sagte Draisaitl dem "SID". Der gebürtige Kölner ist dem Geschehen im Wells Fargo Center ausgeliefert, auf einen Wunsch verzichtet er deshalb ganz bewusst: "Ich haben keinen Einfluss darauf, welche Mannschaft mich ziehen wird. Also mache ich mir über so was weniger Gedanken."
Ehrhoff schwärmt von Draisaitl
Draisaitl hat sich mit seiner Familie Richtung Philadelphia aufgemacht. Mit dabei ist natürlich auch Vater Peter (48), langjähriger deutscher Nationalspieler und dreimaliger Olympiateilnehmer. "Er ist der Hauptgrund, warum ich Eishockey spiele", sagt der Junior. In Nordamerika stand der gebürtige Tscheche aber niemals unter Vertrag.Der "kleine" Draisaitl (1,88 m) wird es schaffen. Wohin die Reise geht, ist offen. Florida hat den ersten Pick, es folgt Buffalo, Team von Christian Ehrhoff (Draisaitl: "Einer der besten Verteidiger in der NHL") und außerdem schlechtester Klub der abgelaufenen Saison.
Danach kommen Edmonton, Calgary und die New York Islanders. Allesamt keine Spitzenteams, der Draft dient schließlich dazu, die Schwachen zu stärken und die Liga ausgeglichener zu gestalten.
"German Gretzky"
Es wird dem "German Gretzky", wie Draisaitl in Kanada genannt wird, einigermaßen egal sein, wo er landet. "Ich bin zwei Jahre in Kanada gewesen, das hat mir sehr gut gefallen", sagt der Center: "Wenn es wieder Kanada wäre, würde ich mich freuen. Wenn es die USA wären, würde ich mich genauso freuen."
In erster Linie geht es ohnehin darum, Fuß zu fassen in der besten, der härtesten Liga der Welt, zunächst muss es Draisaitl überhaupt erst in den Kader schaffen. Die Konkurrenz ist groß, der Einstieg wird auch einem Top-Talent nicht geschenkt.
"Das Tempo und die Härte sind was anderes. Das sind alles Männer", sagt Draisaitl - und träumt von ganz großen Taten: "Wer wäre nicht gerne das Gesicht seines Landes in einer Sportart?", fragt er und denkt dabei vor allem an NBA-Star Dirk Nowitzki: "Ich werde alles dafür geben, um irgendwann auch mal da zu stehen." Der NHL-Draft ist für Draisaitl nur der Anfang.