Nein, in den Schoß gefallen ist Markus Eisenschmid nun wirklich nichts. "Er ist den harten Weg gegangen", sagt DEB-Präsident Franz Reindl über den gebürtigen Allgäuer. Kanadische Juniorenliga, unerbittliche Trainingscamps - da war selbst die Knochenmühle im Farmteam der Montreal Canadiens für Eisenschmid eher ein Erfolg als Strafe.
Jetzt hat er den ersten echten Lohn für seine Anstrengungen erhalten - einen Two-Way-Vertrag beim ruhmreichen NHL-Rekordmeister. Le Club de Hockey Canadien, wie er offiziell heißt, der vielleicht berühmteste Eishockey-Klub weltweit. "Für einen jungen Spieler ist das eine wahnsinnige Ehre, aber der Weg ist weiterhin steinig und hart", sagt Reindl im Gespräch mit dem SID.
Eisenschmid schreibt damit immerhin ein kleines bisschen deutsche Eishockey-Geschichte, denn er ist der erste deutsche Profi überhaupt mit einem Vertrag beim 24-maligen Stanley-Cup-Champion (zuletzt 1993). Vor 36 Jahren hatten die Canadiens den einstigen deutschen Nationalspieler Dieter "Didi" Hegen im Draft gezogen, es kam aber trotz eines Angebotes nie zu einem Wechsel des Torjägers.
Reindl glaubt daran, dass Eisenschmid nun auch den nächsten, gewiss noch wesentlich größeren Schritt machen kann. "Auch die Kanadier trauen es ihm zu, sonst hätten sie ihm diese Chance nicht gegeben", sagt er. Vorerst jedoch wird Eisenschmid weiter für die St. John's IceCaps in der American Hockey League auflaufen, für die er in dieser Saison bisher sechs Tore in 33 Spielen erzielt hat.
Bevorstehende Beförderung?
In Teilen lokaler Medien wird allerdings die Vertragsunterschrift durchaus als Zeichen für eine bevorstehende Beförderung interpretiert, weil Montreal gerade größere Verletzungsprobleme plagen. Als Eisenschmids Stärke wird neben den läuferischen Qualitäten seine defensive Verlässlichkeit hervorgehoben.
Hierzulande ist der Center aus Marktoberdorf im Ostallgäu ein unbeschriebenes Blatt, weil er schon mit 18 den Sprung nach Übersee wagte zu den Medicine Hat Tigers in eine Juniorenliga. Kürzlich zeigten sich die Eisbären Berlin interessiert an Eisenschmid, der im Nachwuchs in den Auswahlteams des DEB an der Seite von Jungstar Leon Draisaitl spielte. Ausgebildet wurde Eisenschmid beim ESV Kaufbeuren. Reindl sagt über ihn: "Er ist wahnsinnig ehrgeizig und hat großes Potenzial. Er ist ein Gewinnertyp."
Eishockey ist Teil der DNA bei den Eisenschmids, die Schwestern Tanja und Nicola gehören zum Kader der Frauen-Nationalmannschaft. Und Markus dürfte in absehbarer Zeit ebenfalls ein Kandidat für die DEB-Auswahl sein. Bundestrainer Marco Sturm verfolgt seinen Weg jedenfalls genau. "Marco hat ihn auf dem Radar", sagt Reindl.
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