Das Gespräch führte Ulrike Weinrich in Melbourne
Tennisnet: Torben Beltz, die Australian Open sind das erste Grand-Slam-Turnier mit Ihrem neuen Schützling Donna Vekic. In der zweiten Runde kommt es nun ausgerechnet zum Duell mit ihrer alten Spielerin Angelique Kerber. Es ist sicher kein normales Spiel für Sie...
Torben Beltz (41): Es ist schon etwas Besonderes, klar. Ich habe mit Angie viel erlebt, wir hatten eine tolle Zeit zusammen. So etwas vergisst man natürlich nicht. Gerade, weil wir ja jetzt wieder in Australien sind, wo sie vor zwei Jahren ihren ersten Grand-Slam-Titel holte. Die tollen Erinnerungen von damals werden für immer bleiben. Aber ich habe jetzt eine neue Aufgabe und freue mich auf meine neue Herausforderung mit einer jungen, tollen Spielerin.
Tennisnet: Konnten Sie verstehen, dass sich Kerber nach der enttäuschenden vergangenen Saison zur Trennung von Ihnen entschloss?
Beltz: Ja, das war für mich nachvollziehbar. Es haben ja auch alle gesehen, dass 2017 nicht die Erfolge da waren wie im Jahr davor. Trotzdem habe ich bis zum Schluss daran geglaubt, dass wir das noch gemeinsam schaffen und hinbekommen können. Sogar noch beim letzten Turnier in Zhuhai. Angie hat im Training auch gut gespielt, aber es hat nicht so funktioniert, wie wir es wollten.
Tennisnet: Müssen Sie sich im Rückblick etwas vorwerfen?
Beltz: Natürlich habe ich meine Schlüsse daraus gezogen, auch als Trainer lernt man definitiv aus so einer Saison. Für mich war klar, dass man als Coach zur Disposition steht, wenn es nicht läuft. Wir haben wirklich viel versucht, aber ich werde mir nicht vorwerfen, dass ich etwas verpasst habe. Jetzt gucke ich nach vorne auf meine neue Aufgabe. Die ist auch sehr reizvoll.
Tennisnet: Sie kennen Angie schon lange. Hat die Trennung Ihre gute Verbindung getrübt?
Beltz: Wir haben nach wie vor ein sehr gutes Verhältnis. Ich finde es auch super, dass sie richtig gut spielt und wieder in die Spur zurückgefunden hat. Ich freue mich mit ihr. Ich habe vor dem Fernseher verfolgt, wie sie im Hopman Cup in Perth gespielt hat.
Tennisnet: Was sind in punkto Umfeld die größten Unterschiede, wenn man statt einer Nummer eins die Nummer 52 coacht?
Beltz: Man bekommt zum Beispiel keine Trainingszeiten auf den großen Plätzen mehr. Das ist schon ein bisschen schwieriger geworden. Donna und ich mussten vor Turnierbeginn zum Beispiel außerhalb der Anlage trainieren. Oder ganz früh um acht Uhr morgens, wenn wir 'Onside' spielen wollten. Es ist schon ein wenig anders geworden, aber für mich ist das kein Problem, ich vermisse nichts. Ich muss nicht immer in der Rod-Laver-Arena trainieren. Ziel für Donna und mich ist es aber natürlich, öfter auf den großen Plätzen zu spielen - definitiv.
Tennisnet: Wie schwer ist es, sich nach einer so langen Zeit als Kerber-Coach auf eine neue Spielerin einzulassen?
Beltz: Man muss sich natürlich ein bisschen umstellen, Donna ist eine andere Spielerin als Angie. Aber ich bin ja auch ein anderer Coach als Donnas vorherige Trainer. Es hat jedoch direkt harmoniert. Das habe ich schon im ersten Gespräch mit ihr gemerkt. Sie wollte viel wissen, Input haben und gedrillt werden. Für mich als Trainer ist es immer gut, wenn jemand hart arbeiten will. Die Saison-Vorbereitung haben wir in Genf und Monte Carlo bestritten.
Tennisnet: Donna Vekic ist mit dem Schweizer Stan Wawrinka aus der Schweiz liiert. Welchen Eindruck haben Sie vom dreimaligen Grand-Slam-Sieger?
Beltz: Es ist toll für mich, mit so einem Champion und tollen Spieler öfter mal zusammenzusein und sich auszutauschen. Jeder der beiden hat natürlich sein eigenes Team, aber man macht schon viel zusammen - und es ist sehr harmonisch.