Von Ulrike Weinrich aus Melbourne
In der Rod Laver Arena setzt Sebastian Korda nach seinem Coup Down Under wie einst sein Vater zum Korda-Scherensprung an. Den Pokal hielt der Teenie, der seinem Dad wie aus dem Gesicht geschnitten ist, dabei fest in seinen Händen. "Es ist natürlich ein ganz spezielles Gefühl hier in Australien zu gewinnen", sagte Korda Junior, der für die USA startet. Petr Korda (50) hatte 1998 als Tscheche seinen einzigen Grand-Slam-Titel gefeiert. Die Familie Korda lebt mittlerweile in Bradenton/Florida und hat nicht nur im Tennis großen Erfolg. Die Töchter Jessica (24) und Nelly (19) spielen auf der LPGA-Tour professionell Golf.
Jessica holte bereits vier Titel, darunter 2012 den bei den Australian Open im königlichen Golfklub von Melbourne. Sie ist derzeit die Nummer 26 der Weltrangliste, Schwester Nelly folgt auf Platz 70. Mutter Regina, gebürtige Rajchrtova, war wie ihr Mann Petr im Tennis erfolgreich. 1991 stand sie auf Platz 26 des WTA-Rankings.
Papa Petr guckte Zuhause am TV in Florida
Petr Korda war nicht mit seinem Sohn nach Australien gekommen und schaute sich das Finale Zuhause in Bradenton vor dem TV an. Nach dem Triumph des Juniors, versuchte er ihn zu erreichen, aber Sebastian Korda musste erst zur Pressekonferenz. Als Motivation hatte er sich den Finalerfolg des Papas gegen den Chilenen Marcelo Rios von 1998 zuletzt immer wieder angeschaut. "Auf Youtube. Zwar nicht das ganze Match, aber fast", berichtete Sebastian Korda, der aus seiner Bewunderung für seinen Daddy keinen Hehl machte: "Er war ein unglaublicher Spieler, so talentiert. Und er ist immer noch unglaublich." Petr Korda war vier Tage zuvor 50 Jahre alt geworden. "Das war mein Hauptziel hier. Ihm dieses Geburtstagsgeschenk zu bereiten", verriet das Nachwuchs-Megatalent.
Ex-Profi Petr, einst die Nummer zwei im ATP-Ranking, trainiert den Sohnemann in Florida. "Natürlich ist das manchmal nicht einfach. Aber er weiß alles über Tennis. Da hat man keine Argumente", gab Sebastian Korda zu. Er selbst hat ein Golf-Handicap von 2: "Ich spiele drei- bis viermal die Woche. Nach dem Tennis-Training gehe ich Nachmittags gegen 16:30 Uhr immer noch ein paar Löcher spielen." Die Idee, Profigolfer zu werden, hatte der Blondschopf trotz seines großen Talents in nahezu allen Ballsportarten aber nicht. "Golf war mir ein bisschen zu langweilig, als ich klein war. Aber ich habe auch Eishockey gespielt, bis ich zehn Jahre alt war."
Petr Korda war nach seinem Viertelfinal-K.o. 1998 in Wimbledon positiv auf das verbotene Mittel Nandrolon getestet und für ein Jahr gesperrt worden. Insgesamt gewann er in seiner Karriere zehn Einzel- sowie zehn Doppel-Titel.