Den "Djoker" entzaubert

SID
Dominic Thiem brilliert auf Lenglen
© GEPA

Sensationeller Dominic Thiem: Österreichs Nummer eins besiegte im Viertelfinale der French Open 2017 erstmals Novak Djokovic mit 7:6 (5), 6:3 und 6:0 und spielt am Freitag gegen Rafael Nadal um den Einzug ins Finale von Roland Garros. Thiem bliebt in Paris damit weiterhin ohne Satzverlust.

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Von Jens Huiber aus Paris

Erster Sieg von Dominic Thiem gegen Novak Djokovic - und was für einer: Österreichs Nummer eins besiegte den Titelverteidiger nach einer fantastischen Leistung mit 7:6 (5), 6:3 und 6:0 und trifft nun auf Rafael Nadal.

Thiem vermied diesmal einen Fehlstart , holte sich im dritten Spiel das erste Break nach einer langen Rallye mit messerscharfen Slice-Bällen. Djokovic schlug umgehend zurück, glich aus, zog auf 4:2 davon. Diesmal war es der Österreicher, der sich nicht lange bitten ließ, das Re-Break im siebten Spiel schaffte. Djokovic reagierte mit einem Schlägerwurf, eine eher seltene Reaktion des Serben, zumal so früh in einem Match. Im zehnten Spiel wehrte Thiem zwei Satzbälle ab, den ersten mit einem gut vorbereiteten Vorhand-Volley.

Zwei stabile Aufschlag-Games später: Tiebreak. Sechs Mini-Breaks zum Auftakt, der Wind, die Linien spielten dabei eine wesentliche Rolle. Thiem legte als erster mit dem Aufschlag vor, Djokovic zog zum 4:4 nach. Jetzt erarbeitete sich der Österreicher zwei Satzbälle, Djokovic legte den zweiten mit einer Rückhand ins Netz. 73 Minuten hatte die Affäre bis zu diesem Zeitpunkt gedauert. Rafael Nadal dürfte das Match interessiert vor dem TV-Bildschirm verfolgt haben: er war da nach der Aufgabe von Pablo Carreno Busta bereits in der Dusche.

Anderes Muster

Dominic Thiem hatte es in der Früh eilig gehabt, sich warm zu machen, war einige Minuten vor der eingetragenen Trainingszeit auf dem Suzanne Lenglen erschienen. Der zweitgrößte Platz in Roland Garros ist so etwas wie die neue Pariser Heimstätte von Thiem geworden, mit Ausnahme der Partie gegen Steve Johnson hatte der Niederösterreicher seine Auftritte exklusiv in diesem Stadion. Novak Djokovic hat abgeklatscht, den Slot gleich nach Thiem wahrgenommen.

Djokovic legte sein Spiel anders an als vor fast genau einem Jahr an selber Stätte. Damals hatte der 12-fache Major-Champion vornehmlich auf Quote serviert, diesmal versuchte er, ab und zu den direkten Punkt zu machen. Und das in erster Linie über die Vorhand Thiems. Der aber nahm den Schwung aus dem ersten Satz mit legte schnell auf 3:0 vor, wehrte im siebten Spiel eine Breakchance von Djokovic ab. Nach 40 Minuten hatte die Nummer sieben der Welt indes auch diesen Durchgang für sich verbucht, Djokovic konnte einen Aufschlag Thiems nur noch ins Netz setzen. 6:3.

Der Wind hatte sich über Nacht also nicht verabschiedet, sogar die Absperrbänder auf dem Suzanne Lenglen vibrierten lautstark.Der Sand wurde von der Mitte des Courts verblasen, die Platzarbeiter traf keine Schuld. Von der Theorie her waren die Bedingungen kein Nachteil für Novak Djokovic, der Weltranglisten-Zweite spielt seine Bälle flacher als sein österreichischer Gegner.

Was Thiem an diesem Nachmittag in Paris egal war: Der Schützling von Günter Bresnik holte sich gleich die ersten beiden Service-Games von Djokovic, Vater Wolfgang offerierte seinem Sohn nach einem Stopp stehende Ovationen. 6:0 der dritte Satz, jetzt wartet Rafael Nadal. Mit dem verbindet Dominic Thiem eine bewegte Geschichte im laufenden Jahr: klare Pleite im Finale von Barcelona, hauchzarte Niederlage im Endspiel von Madrid, dann der furiose Erfolg in der Runde der letzten Acht von Rom. Und: ebenso wie Rafael Nadal hat auch Dominic Thiem auf dem Weg in die Vorschlussrunde noch keinen Sazu abgegeben.

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