Von Jens Huiber aus Paris
Julia Görges würde sich selbst in Roland Garros im Zweifel wohl immer auf dem Court Philippe Chatrier oder auf dem Suzanne Lenglen ansetzen. Nicht, weil sich die deutsche Nummer eins für den Mittelpunkt der Tenniswelt hielte, eher aus ganz praktischen Überlegungen: Görges wird alle Jahre wieder vom Heuschnupfen geplagt, mit Ausnahme der beiden großen Stadien liegen im Stade Roland Garros im Einflussbereich malerischer Bäume, die eher unromantisch ihre Pollen versprühen.
So etwa auch der Court 13, auf dem sich Görges am Freitagvormittag mit Anett Kontaveit warm gespielt hat. Gleich nebenan hatte der Schlägerausrüster von Rafael Nadal zu einem Stelldichein mit dem Rekord-Champion geladen, Julia Görges hätte auch dort eine gute Figur abgegeben, schließlich nutzt sie das gleiche Fabrikat wie der Spanier.
Görges in Paris neben Nadal
Die Einladung von René Babolat hat Görges indes nicht erreicht, so übte die Wahl-Regensburgerin auch und vor allem an ihrem Service, mit kurzem Aviso: "Wide", "Body", Kontaveit war auf die Einschläge der Aufschläge bestens vorbereitet, was nicht heißt, dass sie die Bälle auch regelmäßig zurück ins Feld zu spielen vermochte.
Diesmal sei es mit dem Heuschnupfen nicht ganz so schlimm, gab Physiotherapeut Florian Zitzelsberger immerhin kurz Auskunft. Das Handtuch hatte er dennoch geschultert, Julia Görges meldete ab und zu Bedarf an. Coach Michael Geserer vermittelte einen zufriedenen Eindruck. Alles im Plan.
Cibulkova wieder mit mehr Selbstvertrauen
Die Auslosung für Görges ist mindestens zweischneidig: Dominika Cibulkova ist es geworden, die quirlige Slowakin, die Ende 2016 noch das WTA-Finale in Singapur gewonnen hat. Im Finale gegen Angelique Kerber. Der Umstand, dass die gesetzte Görges gegen Cibulkova ran muss, heißt aber auch, dass das vergangene Jahr bei der 29-Jährigen aus Bratislava nicht prickelnd gelaufen ist.
In Strassburg allerdings zeigt sich Cibulkova von ihrer besseren Seite, hat dort das Finale des WTA-Turniers erreicht. Das allerdings auf die knappest mögliche Art und Weise gegen Anastasia Pvlyuchenkova verloreb. Görges wird also auf eine vielleicht wieder selbstbewusstere, in jedem Fall aber müde Gegnerin treffen. Erfahrungswerte gibt es so gut wie keine: Die beiden Veteraninnen sind sich auf der Tour erst einmal begegnet: 2011 in Wimbledon. Damals siegte Cibulkova.
Julia Görges hat den Samstag jedenfalls zur weiteren Vorbereitung genutzt, diesmal für eine Session mit Samantha Stosur. Auf Court 9, auch der eine Heuschnupfen-Oase. Allerdings nur bei günstigem Wind.