Serena Williams weiß genau, was oder vielmehr wer sie in der dritten Runde der French Open da erwartet. Schon lange hat die US-Tennis-Queen ihre nächste Gegnerin Julia Görges nämlich intensiv studiert - wenn auch eher zufällig. "Während ich schwanger war, habe ich sehr viele Matches von ihr angeschaut", berichtete die 36-Jährige in Paris: "Einfach deshalb, weil sie so viel gewonnen hat und ihre Spiele deshalb so viel übertragen wurden."
Auch ein ausgerenkter Nackenwirbel konnte "Jule" nicht stoppen
Görges, über viele Jahre eher unter dem Radar und ihren eigenen Möglichkeiten, hat sich in der Tennis-Welt längst einen Namen gemacht. Die 29-Jährige, als Weltranglistenelfte derzeit die deutsche Nummer eins, gehört zu jenen Spielerinnen, die an einem guten Tag wohl jede Gegnerin schlagen kann. In Paris kämpft sie sich gerade eindrucksvoll aus ihrem kleinen Leistungsloch heraus, in das sie mit zwei unerwarteten Erstrundenpleiten bei den Heimspielen in Stuttgart und Nürnberg gefallen war.
Mit Nervenstärke, spielerischer Flexibilität und einer ordentlichen Portion Willenskraft hat sich Görges bislang in Roland Garros schadlos gehalten. Bei ihrem 7:5, 7:6 (7:5) gegen die Belgierin Alison van Uytvanck am Donnerstagabend beispielsweise ließ sie sich auch von einem ausgerenkten Nackenwirbel nicht aufhalten. Zuvor hatte sie bereits ihre knifflige Auftakthürde gegen die ehemalige Top-10-Spielerin Dominika Cibulkova (Slowakei) überzeugend gemeistert.
Serena Williams? Julia Görges bemüht sich um Normalität
Der Lohn ist nun ein Auftritt auf der ganz großen Bühne. Ein Spiel gegen die erfolgreichste Tennisspielerin der Geschichte, die bei ihrem Grand-Slam-Comeback nach 13-monatiger Babypause sogar noch ein wenig mehr als sonst im Fokus steht. Görges bemüht sich trotz der außergewöhnlichen Umstände um Normalität. "Ich glaube, der Name Williams hat bei Grand Slams einen sehr hohen Stellenwert", sagte sie: "Trotzdem sollte man sich von dem Namen ein wenig trennen. Ich möchte mein Spiel ganz normal durchziehen."
Zweimal haben sich Görges und Williams bislang gegenübergestanden: 2010 ebenfalls bei den French Open und 2011 in Toronto. Beide Male behielt die 23-malige Grand-Slam-Gewinnerin ohne Satzverlust die Oberhand. Diesmal jedoch sind die Vorzeichen andere. Schließlich ist Williams nach ihrer langen Pause noch längst nicht wieder in Bestform.
Auch Angelique Kerber und Andrea Petkovic am Samstag im Einsatz
Neben Görges haben am Samstag außerdem zwei weitere deutsche Tennis-Damen die Chance auf den Einzug ins Achtelfinale. Angelique Kerber (Kiel/Nr. 12) bekommt es mit der niederländischen Sandplatzspezialistin Kiki Bertens (Niederlande/Nr. 18) zu tun, Andrea Petkovic (Darmstadt) erwartet gegen die Weltranglistenerste Simona Halep (Rumänien) ebenfalls ein Highlight.