Ilie Nastase ist derzeit in aller Munde. Der Rumäne sorgte vergangenes Wochenende beim Fed Cup gleich für mehrere Eklats, als er gegnerische Spielerinnen, Schiedsrichter und Journalisten beleidigte und rassistische Bemerkungen über die Schwangerschaft von Serena Williams machte. Nastase zeigte sich trotz der Sanktionen der ITF nicht einseitig. "Sie können mich ins Gefängnis stecken, wenn sie wollen - ist mir vollkommen egal. Ich brauche diesen Scheiß nicht, ich bin 70 Jahre alt."
Womit man den Namen Ilie Nastase sonst noch verbindet? Mit zwei Grand-Slam-Titeln im Einzel (French Open und US Open), zwei Finalteilnahmen in Wimbledon, vier WM-Titeln. Zudem wurde der Rumäne am 23. August 1973 die erste Nummer eins im ATP-Ranking und blieb für insgesamt 40 Wochen Weltranglisten-Erster. Was gibt es sonst noch über Nastase zu sagen? John McEnroe und Jimmy Connors waren im Vergleich zum Rumänen Waisenknaben.
"Sex war damals wie eine Dusche"
Nastase, auch "Mr. Nasty" genannt, war wegen seines exzentrischen Verhaltens auf dem Platz wohl einer der Hauptgründe, warum in den Siebzigern der Verhaltenskodex (Code of Conduct) im Tennis eingeführt wurde. Abseits des Platzes galt Nastase als ultimativer Playboy. In seinem Buch "Mr. Nasty" beschrieb der Rumäne, der zum vierten Mal verheiratet ist, dass er mit 2500 Frauen geschlafen habe und meinte: "Sex war damals wie eine Dusche. Man nahm eine, es fühlte sich gut an, und danach vergaß man es." Allerdings wurde die Anzahl der Frauen vom Autoren stark nach oben korrigiert, um das Buch noch interessanter zu machen.
Was fällt beim Namen Nastase noch ein: das wohl verrückteste und kurioseste Match, das bei den US Open jemals gespielt wurde. Mit McEnroe und Nastase trafen in der zweiten Runde bei den US Open 1979 zwei der größten Heißsporne im Tennis aufeinander. In der Night Session trafen der 20-jährige McEnroe und der 33-jährige Nastase, US-Open-Sieger von 1972, in einem Generationenduell aufeinander. Nastase versuchte alles, um den jungen McEnroe einzuschüchtern. Der Rumäne fluchte, zweifelte Entscheidungen an, verlangsamte das Spiel und beleidigte seinen Gegner. McEnroe reagierte auf seine unnachahmliche Weise. Das Match vor 10.000 Zuschauern wurde mit zunehmender Spielzeit immer mehr zur Farce.
Turnierdirektor ersetzt Schiedsrichter
Irgendwann wurde es dem erfahrenen Schiedsrichter Frank Hammond zu bunt. Er sprach bei 2:1 im vierten Satz eine dritte Verwarnung gegen Nastase, nachdem dieser bereits zwei Verwarnungen kassiert hatte, wegen der Hinhaltetaktik aus, was damals gleichzeitig zum Spielverlust zum 3:1 führte. Die Zuschauer quittierten die Entscheidung damit, indem sie Bierdosen auf den Platz warfen. Nastase weigerte sich weiterzuspielen und aufzuschlagen. Mit Mike Blanchard kam ein weiterer Schiedsrichter auf den Platz. Er sprach auf die Spieler ein und bat ums Weiterspielen. Als Nastase sich immer noch weigerte, signalisierte Blanchard Stuhlschiedsrichter Hammond, Nastase 30 Sekunden Zeit zum Weiterspielen zu geben.
Nachdem nach einer Minute immer noch nichts geschah, erklärte Hammond McEnroe zum Sieger. Die Zuschauer rasteten daraufhin völlig aus, warfen Müll auf den Platz und quittieren die Entscheidung mit Buhrufen. Die Spieler mussten sogar von der Polizei geschützt werden, da einige Zuschauer auf den Platz liefen. Turnierdirektor Bill Talbert, der eine Ausschreitung fürchtete, kam auf den Platz. Talbert hob nach 18 chaotischen Minuten die Entscheidung auf, brachte Nastase ins Match zurück und ersetzte Hammond im Schiedsrichterstuhl durch Blanchard. Nach vier weiteren Spielen war das Match schließlich zugunsten von McEnroe beendet, der eine Woche später das Turnier gewann und seinen ersten Grand-Slam-Titel feierte.
Hier gibt es die Szenen zum Vorfall. Was man dabei nicht vergessen sollte, ist, dass das Matchniveau zwischen McEnroe und Nastase außerordentlich hoch war (ein paar Kostproben im Video).