Die Reaktion von CoCo Vandeweghe passte zu den emotionalen amerikanischen Festspielen von New York. Die Lokalmatadorin ließ sich nach ihrem Halbfinaleinzug bei den US Open auf den Centre Court fallen und genoss die Ovationen ihrer Landsleute. "Ich habe hier als 16-Jährige den Juniorinnen-Titel geholt. Damals habe ich mir gesagt, ich will irgendwann bei diesem Turnier auch mal auf der richtig großen Bühne stehen. Es hat geklappt, und ich könnte mich nicht besser fühlen", meinte die Weltranglisten-22. Vandeweghe nach dem 7:6 (7:4), 6:3 gegen die topgesetzte Karolina Pliskova.
Die Tschechin, Flushing-Meadows-Finalistin von 2016, wird nach dem Viertelfinal-Aus die Weltranglistenführung am kommenden Montag an Garbine Muguruza (Nr. 3) verlieren. Die spanische Wimbledonsiegerin war im Achtelfinale von Flushing Meadows an Petra Kvitova (Tschechien/Nr. 13) gescheitert. Die zweimalige Major-Gewinnerin Muguruza hatte den Platz an der Sonne zuvor noch nie inne.
Vandeweghe, die vom Australier Pat Cash betreut wird, trifft am Donnerstag auf die Siegerin der Partie zwischen ihrer Fed-Cup-Kollegin Madison Keys (USA/Nr. 15) und Qualifikantin Kaia Kanepi. Würde Keys das Duell mit der Estin gewinnen, stünden vier US-Girls im Halbfinale ihres Heimspiels - das hatte es bei den US-Open zuletzt 1981 gegeben. Venus Williams (Nr. 9) spielt in der Vorschlussrunde gegen die ungesetzte Sloane Stephens.
Die aus einer bekannten amerikanischen Sportlerfamilie stammende Vandeweghe stellte im Arthur-Ashe-Stadium erneut ihre glänzende Form unter Beweis. Obwohl die gebürtige New Yorkerin nach einem Fehler im ersten Durchgang ihr Racket zertrümmerte, holte sie sich wenig später den umkämpften Auftaktsatz nach 54 Minuten, als sie von einem Returnfehler Pliskovas profitierte.
Die 1,86 Meter große Tschechin, eigentlich bekannt als Aufschlagspezialistin, schwächelte vor allen Dingen beim eigenen Service. Vandeweghe ließ sich auch von kurzen Schwächephasen nicht beirren. Nach einem Rebreak nahm sie Pliskova postwendend wieder den Aufschlag ab und stellte mit der 4:2-Führung die Weichen auf Sieg.
In der Box jubelte Vandeweghes Onkel Kiki, der als Manager beim NBA-Klub Denver Nuggets arbeitet. Ihre Mutter Tauna nahm als Schwimmerin an den Olympischen Spielen 1976 in Montreal teil. Opa Ernie war Profibasketballer und spielte einst in der NBA - passenderweise für die New York Knicks. "Am stolzesten bin ich aber auf meine Oma", betont Vandeweghe immer wieder. Die Großmutter war 1952 "Miss America". Sie suchte auch den Vornamen CoCo für ihre Enkelin aus.
Williams lebt immer noch ihren Traum
Auch die 37-jährige Venus Williams begeistert ihre Landsleute. Die bislang älteste US-Open-Halbfinalistin der Open Era war nach ihrem 6:3, 3:6, 7:6 (7:2) in einer mitreißenden Partie gegen Kvitova einfach nur glücklich.
"Ich lebe immer noch meinen Traum. Es ist großartig. Ich habe jeden der über 23.000 Zuschauer einzeln gespürt", sagte Williams nach ihrem ersten Einzug in die Vorschlussrunde ihres Lieblingsturniers seit sieben Jahren. Im Big Apple hatte sie 2000 und 2001 triumphiert.
Und die Grande Dame mit den großen goldenen Creolen an den Ohren wurde nach ihrem Erfolg sogar ein bisschen philosophisch: "Sport ist ein kleiner Mikrokosmos des Lebens. Es geht um den Kampfgeist - und darum, sich da draußen auf dem Court gegen alle Widerstände durchzusetzen", sagte die frühere Nummer eins, die seit Jahren an der Autoimmunerkrankung Sjögren-Syndrom leidet. 2017 hatte Venus Williams bereits im Finale der Australian Open und von Wimbledon gestanden.