Was für ein Auftritt im Generationen-Duell: Naomi Osaka, 20 Jahre alt, besiegte im Finale der US Open 2018 die 36-jährige Serena Williams glatt mit 6:2 und 6:4 und sicherte sich damit den ersten Major-Titel ihrer Karriere. Die US-Amerikanerin wartet weiter auf Grand-Slam-Erfolg Nummer 24, mit dem sie zu Rekordhalterin Margaret Court Smith aufschließen könnte.
Das Finale begann bei geschlossenem Dach mit Problemen für die Aufschlägerinnen: Sowohl Serena wie auch Osaka mussten in ihren ersten Service-Spielen einen 0:30-Rückstand aufholen, im dritten Spiel schlug die 20-Jährige aber zu, holte sich das erste Break. Und das nächste zum 4:1. Kurze Entspannung auf den Rängen gab es, als Williams mit eigenem Aufschlag auf 2:5 verkürzen konnte.
Nach 34 Minuten aber schloss Osaka einen konzentrierten, unheimlich offensiv gespielten ersten Satz mit 6:2 ab. Mit einem Aufschlag in den Körper von Serena, den diese nicht mehr retournieren konnte.
Serena wird verwarnt - drei Mal
Zu Beginn des zweiten Durchganges erhielt Serena von Carlos Ramos eine Verwarnung wegen angeblichen Coachings. Was bei der größten Tennisspielerin unserer Zeit nicht gut ankam. "Ich verliere lieber als dass ich schummle", ließ sie Ramos wissen. Und wehrte im dritten Spiel einen Breakball ab. Wichtig, um einen ähnlichen Verlauf wie im ersten Durchgang zu verhindern.
Osaka tat es ihrer Gegnerin zunächst gleich - und gewann bei 30:40 im vierten Spiel eine 19-Schläge-Rallye. Für die Abwehr des nächsten Breakballs hielt wenige Augenblicke später ein Ass her. Irgendwann aber endet im Tennis jede Serie. Die von Osaka nach 19 abgewehrten Chancen ihrer Gegnerinnen bei eigenem Aufschlag. Eine Rückhand der Japanerin flog ins Aus, Serena ging mit 3:1 in Führung.
Das unmittelbare Rebreak Osakas, das Serena hinnehmen musst, quittierte Williams mit einem Materialtest, den ihr Schläger nicht überstand. Die Folge war die zweite Verwarnung durch den Stuhlschiedsrichter, gepaart mit einem Punktabzug. Williams war nicht happy, das Publikum auch nicht, Osaka blieb cool.
Punktabzug und Eskalation
Beim nächsten Seitenwechsel eskalierte die Situation: Serena konnte sich nicht mehr beruhigen, beschimpfte den Umpire - und erhielt ihre dritte Verwarnung. Das bedeutete einen Spielabzug. Die Diskussionen mit dem Oberschiedsrichter fruchteten naturgemäß nicht, Serena war den Tränen nahe. Und das Publikum kaum mehr zu beruhigen.
Die einzige Person, die die Ruhe behielt, war Naomi Osaka. Williams kam zwar noch einmal zurück, gewann ihr Aufschlagspiel zum 4:5. Osaka allerdings kam sogar vor der Zeit auf den Court zurück, verwandelte nach 80 Minuten ihren zweiten Matchball zum ersten Grand-Slam-Triumph einer Japanerin.
Serena Williams gratulierte ihrer Bezwingerin fair - für Carlos Ramos hatte sie keinen Handschlag übrig. Osaka focht dies nicht an. Sie umarmte ihren Coach Sascha Bajin und ihre Mutter innig.
Die Siegerehrung erforderte viele Tränen - auch von der Siegerin. Denn das Publikum wollte sich nicht beruhigen, spendete erst den fälligen Applaus für Osaka, als Serena die Fans dazu aufforderte. Die Japanerin erwies sich als große Sportsfrau - und bedankte sich bei Serena Williams dafür, dass sie gegen ihr Idol im Finale der US Open spielen durfte.