Die Rückkehr ins einstige Tennis-Paradies

Sabine Lisicki spielt in Wimbledon zumeist ihr bestes Tennis
© getty

Die Wimbledon-Finalistin von 2013 Sabine Lisicki kehrt an den Ort ihres größten Erfolges zurück. Begleitet wird die 27-Jährige von Vater Richard - dem neuen, alten Coach an ihrer Seite.

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Als Sabine Lisicki vor vier Jahren das Endspiel von Wimbledon verlor, war sie trotz ihrer Niederlage noch eine gefühlte zweite Siegerin. 14 Tage lang hatte Deutschland äußerst interessiert an den verrückten Court-Abenteuern der blonden Berlinerin teilgenommen, Lisicki hatte sogar einen Stammplatz auf den Titelseiten - mal als "Bum-Bum-Bine" oder auch, in namentlicher Abwandlung eines gut bekannten Landsmannes, als "Doris Becker".

Wimbledon 2013, es hätte der Anfang von etwas Großem sein können, vielleicht auch sein müssen. Doch Lisicki verpatzte ihre Möglichkeiten, es ging sportlich bergab. Es folgten dann auch noch eine hartnäckige Verletzungsmisere und private Krisen, etwa das bittere Ende der Liaison mit dem TV-Scherzkeks Oliver Pocher. Als sich Angelique Kerber im letzten Jahr zur Nummer 1 der Weltrangliste und zweifachen Grand-Slam-Siegerin aufschwang, betrachtete sich Lisicki dieses deutsche Tennis-Wunder nur aus der frustrierten Zuschauerinnen-Rolle.

Wenn nun am Montag wieder einmal die Wettspiele im All England Lawn Tennis Club beginnen, beim wichtigsten und berühmtesten aller Tennisturniere, wird Lisicki auch dort zunächst eine Randfigur sein. Das ist auch nicht weiter aufregend oder sensationell, es hat aktuell einen einleuchtenden Grund: Die 27-Jährige betreibt nach einer mehrmonatigen Verletzungspause gerade wieder erste Comeback-Bemühungen, bei den Mallorca Open trat sie jüngst überhaupt zum ersten Mal in dieser Saison bei einem offiziellen Wettbewerb an.

Endlich zurück im Spiel

"Es war ein gutes, ein wunderbares Gefühl, endlich wieder auf dem Platz stehen zu können", sagt Lisicki, "ich habe Tennis sehr vermisst." Zwei Spiele gewann sie auf der Ferieninsel, bevor sie im Viertelfinale gegen ihre frühere Fed-Cup-Kollegin Julia Görges ausschied. In Wimbledon hat sie nun gleich eine schwere Auftakthürde zu meistern, sie tritt in Runde eins gegen die talentierte kroatische Teenagerin Ana Konjuh an, die Nummer 28 der Weltrangliste.

Tennis war immer eine Wundertüte mit Lisicki. Auch in ihren besten Zeiten. Und das kann durchaus auch jetzt so sein, bei dieser Rückkehr ins große Tennis nach Schulterbeschwerden und einer entzündeten Bizepssehne, nach endlosen und "ziemlich quälenden" Wochen der Rehabilitation: "Es war wichtig, Geduld zu haben, bis das alles auskuriert war", sagt Lisicki, "wer mich kennt, weiß wohl, dass mir das alles nicht leicht gefallen ist."

Doch nun das Comeback, natürlich auf Rasen, auf welchem Belag auch sonst. Auf dem Belag, auf dem Lisicki in ihrer Karriere zuverlässig die besten, hochwertigsten Ergebnisse erzielt hat. "Da ist sofort ein vertrautes Gefühl da, wenn ich den Rasen betrete", sagt Lisicki, "ich habe das auch in Mallorca schon gemerkt."

"Back to the roots"

In Wimbledon geht sie dank einer Sonderregelung für länger verletzte Spielerinnen an den Start. Ihr Weltranglisten-Platz würde zur Zeit nicht reichen für die Grand-Slam-Teilnahme, sie steht auf Platz 127. Viel erwartet niemand von ihr, in diesem Jahr bei den "Championships" - und genau das ist es, was sie so gefährlich machen könnte.

Ohne Druck, ohne Erwartungslast ins Lieblingsturnier zu gehen, verschafft ihr symbolische Bewegungsfreiheit - einigen trauen ihr sogar einen Vorstoß in die zweite Turnierwoche zu. Was dann sogar ein besseres Resultat wäre als vor einem Jahr - da scheiterte sie in einer sportlichen Krisenlage als Nummer 81 der Tennischarts in Runde drei.

Nach vielen Irrungen und Wirrungen mit wechselnden sportlichen Partnern an ihrer Seite kehrt Lisicki gerade zu den Ursprüngen zurück - und das bedeutet nichts anderes als die Tatsache, dass sie auf den Grüns im Südwesten Londons von Vater Richard gecoacht wird. "Back to the roots" hat Lisicki das gerade im tennisMAGAZIN genannt, dieses Vertrauen auf die familiären Bande, das Vertrauen auch darauf, dass jemand an ihrer Seite ist, der sie nicht ausnutzen und wirklich nur das Beste für sie will.

Bescheiden und dankbar

Aber auch ein anderer ewiger Karrierebegleiter half ihr zuletzt beim Comeback: Nick Bollettieri, der Chef einer der renommiertesten Ausbildungsstätten der Welt. Mit ihm, dem mittlerweile 85-jährigen Drillmeister, stand Lisicki im Frühjahr in Florida viele gemeinsame Stunden auf dem Platz. "Ich wünsche mir so sehr, dass Sabine noch einmal nach oben kommt. Sie hat so unheimlich großes Potenzial", sagt Bollettieri, "sie ist und bleibt eine meiner Lieblingsschülerinnen."

Und was kommt nun in Wimbledon für die Lisickis - für Daddy und Trainer Richard und Tochter Sabine? "Ich weiß, dass ich bescheiden sein muss", sagt die 27-jährige, "im Moment bin ich einfach am meisten dankbar dafür, dass ich zurück bin im Tennis."

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