Von Christian Albrecht Barschel aus Wimbledon
Federers 10.000. Ass: Und da ist es passiert! Roger Federer hat bei seinem Auftaktsieg gegen Alexandr Dolgopolov sein 10.000. Ass auf ATP-Level geschlagen. Das erste Ass gab es übrigens 1998 in Gstaad. Vor ihm liegen nur Ivo Karlovic und Goran Ivanisevic. Zumindest Ivanisevic sollte er in absehbarer Zeit überholen. Der Kroate servierte 10.131 Asse, allerdings umfasst die Statistik nicht die Anfangsjahre in Ivanisevics Karriere. Für Federer war der Aufgabesieg gegen Dolgopolov ein weiterer Meilenstein. Der 85. Einzelerfolg in Wimbledon bedeutet, dass der Schweizer in der Bestenliste nun alleiniger Spitzenreiter ist. Jimmy Connors hatte 84 Matches an der Church Road gewonnen.
Djokovic überholt Connors: Und wenn wir schon bei Connors sind: Novak Djokovic gewann heute ebenfalls nach einem Aufgabesieg im zweiten Satz. Der "Djoker" ist mit seinem 234. Matchsieg bei einem Grand Slam an Connors vorbeigezogen und nun Zweiter in der ewigen Bestenliste. Die klare Nummer eins ist Federer, der heute auf 315 Siege stellte.
Tomics Berufseinstellung: Es war heute wieder einer dieser typischen Tage in der Karriere des Bernard Tomic. Der Australier präsentierte sich gegen Mischa Zverev lustlos. In der Pressekonferenz äußerte sich Tomic zu seiner Berufseinstellung. "Könnte mir nicht egaler sein, ob ich das Achtelfinale bei den US Open erreiche oder in der ersten Runde verliere. Das kommt für mich aufs Gleiche raus. Einen Pokal zu gewinnen oder gut abzuschneiden, befriedigt mich nicht mehr. Ich glaube, man muss den Sport respektieren. Aber ich glaube, ich respektiere ihn nicht genug." Wie Tomic auf die Frage reagierte, ob er sein Preisgeld zurückgeben würde? Hier im Video!
Socks großes Herz: Jack Sock wollte nach seinem Erstrundensieg sein Handtuch an einen Jungen verschenken. Doch ein älterer Mann, nennen wir einen herzlosen Idioten, entriss dem Jungen das Handtuch. Sock bekam erst viel später mit, dass der Junge das Handtuch gar nicht bekommen hatte. Der US-Amerikaner zeigte erneut sein großes Herz und meldete sich via Twitter zu Wort. Hoffentlich gab es noch ein Happy End.
Rodionova rettet die Aussies: Alle sechs australischen Herren scheiterten in Wimbledon in der ersten Runde. Und auch die beiden Damen, von denen man viel erwarten konnte, Ashleigh Barty und Daria Gavrilova, schieden sofort aus. Arina Rodionova rettete die australische Ehre und gewann ihr erstes Hauptfeldmatch bei einem Grand-Slam-Turnier. Und wie! Rodionova wehrte gegen Anastasia Pavlyuchenkova sieben Matchbälle ab und siegte mit 3:6, 7:6 (8:6), 9:7.
Ofner-Märchen: In einem Jahr kann viel passieren, manchmal auch innerhalb von nur wenigen Tagen. Vor einem Jahr war Sebastian Ofner die Nummer 571 der Welt. Letzte Woche spielte er seine erste Grand-Slam-Quali. Im Finale, das in Wimbledon über drei Gewinnsätze gespielt wird, drehte der Österreicher einen 0:2-Satzrückstand und erreichte zum ersten Mal das Hauptfeld bei einem Turnier auf ATP-Level. Ofner legte heute nach - auf beeindruckende Weise. 6:2, 6:3, 6:2 gegen Thomaz Bellucci bedeuten den zweiten Sieg in einem Match über Best-of-five und den Einzug in die Top 200. In der aktuellen Form könnte sogar noch mehr gehen. Nächster Gegner ist Jack Sock.
Anastasia Potapova: Der älteste Teilnehmer im Einzel in Wimbledon ist bereits raus. Tommy Haas, 39 Jahre und drei Monate alt, verlor bei seinem Abschied aus Wimbledon in der ersten Runde. Die jüngste Teilnehmerin im Hauptfeld ist Anastasia Potapova, die noch nicht mal geboren war, als Haas bereits festes Mitglied in der Weltspitze war. Potapova, 16 Jahre und drei Monate alt, spielte sich über die Qualifikation ins Hauptfeld und musste heute gegen Tatjana Maria nach einem Sturz aufgeben, als sie sich am Knie verletzte. Die Russin gewann im Vorjahr den Titel in Wimbledon. Und wer sich noch gut erinnern kann: Es war eines der verrücktesten Enden bei einem Tennismatch. Potapovas Nerven wurden mehrmals auf die Probe gestellt. Zweimal jubelte die Teenagerin bereits über den Titelgewinn, doch zweimal wurde sie vom Hawkeye zurückgepfiffen. Es brauchte schließlich sieben Matchbälle für den Sieg. Die dramatische Schlussphase gibt es hier im Video.
Juniorensiegerinnen: Apropos Juniorensiegerinnen: Lang ist es her, dass eine Spielerin nach dem Titel bei den Juniorinnen auch bei den Profis triumphieren konnte. Amélie Mauresmo siegte 1996 als Teenagerin, zehn Jahre später als Profi. Einige Wimbledonsiegerinnen bei den Juniorinnen haben den Einzug in die zweite Runde geschafft: Agnieszka Radwanska, Caroline Wozniacki, Kristyna Pliskova, Kirsten Flipkens und Jelena Ostapenko, die eine heiße Kandidatin für dieses Double ist.
Tennisgeschichte: Am 4. Juli ist so einiges Geschichtsträchtiges passiert in Wimbledon. Pete Sampras gewann 1993 seinen ersten von insgesamt sieben Titeln in Wimbledon mit einem Finalsieg gegen Jim Courier. Auch John McEnroe (1981 im Finale gegen Björn Borg) und Stefan Edberg (1988 im Finale gegen Boris Becker) triumphierten am 4. Juli das erste Mal in Wimbledon. Jana Novotna war 1998 endlich am Ziel ihrer Träume, als sie Nathalie Tauziat im Endspiel schlug und Wimbledonsiegerin wurde. Steffi Graf spielte am 4. Juli 1999 das letzte Wimbledonmatch ihrer Karriere bei der Finalniederlage gegen Lindsay Davenport.
Spielplan Mittwoch: Centre Court (Beginn: 13 Uhr Ortszeit): Johanna Konta - Donna Vekic, anschließend: Andy Murray - Dustin Brown, anschließend: Rafael Nadal - Donald Young, Court 1 (Beginn: 13 Uhr Ortszeit): Kei Nishikori - Sergiy Stakhovsky, anschließend: Venus Williams, Quiang Wang, anschließend: Simona Halep - Beatriz Haddad Maia.